Clemens Setz - Die Frequenzen

Здесь есть возможность читать онлайн «Clemens Setz - Die Frequenzen» весь текст электронной книги совершенно бесплатно (целиком полную версию без сокращений). В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Год выпуска: 2009, Издательство: Residenz Verlag, Жанр: Современная проза, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Die Frequenzen: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Die Frequenzen»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Walter und Alexander waren Freunde, als sie noch Kinder waren — nun kreuzen sich ihre Wege wieder
Dies ist die Geschichte von Walter, dem Sohn eines Architekten mit Einfluss. Er will Schauspieler werden — oder will es nur sein Vater? Walter bekommt seine Chance, als ihn Valerie, eine Psychotherapeutin, die bessere Tage gesehen hat, engagiert, um in Gruppensitzungen fiktive Patientenrollen zu spielen. Doch er geht zu sehr in seiner Rolle auf.
Dies ist die Gechichte von Alexander. Er ist Altenpfleger, ein junger Mann mit ausufernder Phantasie, die sich im Schatten einer einsamen Kindheit entwickelt hat. Alexander kündigt seinen Job, und er will seine Freundin loswerden, um mit Valerie zusammenzuleben. Doch die wird eines Tages brutal zusammengeschlagen…
Nach "Söhne und Planeten", seinem Debüt, das ihm einhelliges Lob der Kritik einbrachte, legt Clemens J. Setz ein Werk vor, das alle Erwartungen sprengt: atemberaubend kraftvoll, bunt, sprachgewaltig und zart.

Die Frequenzen — читать онлайн бесплатно полную книгу (весь текст) целиком

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Die Frequenzen», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Colin hielt Anton Webern für den größten Komponisten aller Zeiten, ein Bild von dessen ernstem Konterfei, das an einer unheilbaren Brillenkrankheit litt, hing über seinem Schreibtisch. Der andere Heilige war Erik Satie. Von dessen Musik sagte er immer, sie sei so entwaffnend einfach, dass man sie sogar auf dem Rücken liegend mit den großen Zehen dirigieren könnte, und trotzdem bleibe es große Musik. Die Opernliteratur lehnte er zur Gänze ab. In seinen Augen hatte eine Kunstform keinen Sinn, deren einziges Geheimnis darin bestand, dass das Orchester immer schlauer und weitsichtiger war als alle handelnden Figuren.

Walter fragte Colin eines Tages, ob das Saxophon tatsächlich das richtige Instrument für ihn sei. Er meine ja nur, dieser spezielle Klang, diese raunzig-verrauchte, quasi am Boden schleifende Leidenschaft. Colin reagierte auf diese Bemerkung überraschend zornig und nannte Walter einen bigotten Provinzclown. Wenig später begann er mit intensivem Klavierunterricht. Das Instrument sei in seinem Studium ohnehin ein Pflichtgegenstand, erklärte er, also könne er es ebenso gut gleich ordentlich lernen. Außerdem erteilte ihm eine japanische Gaststudentin Nachhilfe in Rhythmik, was Colins größter Schwachpunkt war; sobald irgendetwas synkopiert war, widerstand es ihm sofort. Ein paar eingekiffte Jazzkollegen waren zwar der Meinung, dass gerade das der Punkt sei, Mann … aber Colin bezahlte doch lieber zwanzig Euro pro Stunde, um dieses lästige Defizit auszugleichen. Er verbrachte ganze Nachmittage über den recht anspruchsvollen Trommelund Transkriptionsübungen seiner Lehrerin Mitsuko Wakabayashi.

Walter, der ein Faible für fremde Namen hatte, die niemand aussprechen konnte, fragte ihn im Scherz, ob diese Frau wirklich existierte. Colin zeigte ihm daraufhin ein Notenblatt mit einer Komposition: For Mitsuko, Ballad in (almost) C . Er hatte dieses kleine Stück für sie geschrieben. Natürlich bewies das gar nichts, dachte Walter zerknirscht. Er existierte immerhin auch, und Colin hatte ihm noch nie ein Musikstück gewidmet.

Art, das Saxophon, lehnte während dieser Zeit in einer Ecke und wurde nur mehr in den schon erwähnten festgefahrenen Situationen hervorgeholt. Solche Tage begannen meist damit, dass Colin nicht aufstehen wollte und zu weinen begann, wenn man ihn ansprach oder berührte. Das Weinen verzerrte seine Züge derart, dass man kaum noch ein Gesicht erkennen konnte; wie die farbigen Puzzlespiele, aus denen Neonreklameschilder wurden, wenn man sie durch verregnete Windschutzscheiben betrachtete.

Leider häuften sich diese Tage, je näher Colin dem Abschluss seines Studiums kam, und ballten sich schließlich zu tragischen Wochen zusammen. Walters Geburtstag fiel mitten in eine solche Woche. Er lud seine Freunde ein und sie bildeten einen heiteren Sitzkreis um den Küchentisch, tranken und rauchten Marihuana. Dann kam Colin zur Tür hereingewackelt, setzte sich benommen auf einen leeren Sessel und sagte kein Wort. Seine Finger, die noch von synkopierten картинка 4-Takten träumten, trommelten nervös auf der Tischplatte. Man begrüßte ihn. Er nickte schwach.

Walter war froh, dass Colin sich doch noch dazu aufgerafft hatte, an der kleinen Geburtstagsfeier teilzunehmen; auch wenn er nur zwei Zimmer weiter saß, war sich Walter der ungeheuren Entfernung, die die paar Schritte für Colin bedeuten mussten, wohl bewusst.

Die letzten Wochen ihrer Beziehung bestanden ausschließlich aus verwirrenden Szenen, die nichts und niemand aufschlüsseln konnte.

Colin, zitternd im Türrahmen, mit zerschnittenem Oberarm. Walters entsetzte Frage: Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht ? Colins Antwort: Nicht anfassen, bitte . Walter, der ungläubig auf die größte Wunde starrte, die wie ein blutiger Fingerabdruck aussah, ein herausgeschnittenes Stück Packeis. Mein Gott, er wird sich noch völlig zerstören, dachte Walter. Aber das Blut war bereits geronnen, und die Hautzellen hatten an den Rändern ihre winzigen Baustellen errichtet.

Colin, der in einer Buchhandlung vor Walter davonrannte, weil dieser den Arbeitstitel seines letzten Klavierstücks unnütz im Munde geführt hatte. Walter, der ihm sofort nacheilte und zu seiner großen Beschämung ein paar Leute um die Richtung fragen musste, in die der junge Mann, etwa so groß und hier an den Seiten ausrasierte Haare — Danke! Manche Leute wiesen dem unfreiwilligen Verfolger ohne Aufforderung die Richtung. Sie taten es nicht aus Bösartigkeit oder deshalb, weil sie den Flüchtenden für einen Verbrecher hielten; sie waren Gardinen, die der Windstoß einer interessanten Menschenbewegung mit sich zog.

Und schließlich, ganz zuletzt: Colin, der sich kaum mehr bewegen konnte, weil seine Abschlussprüfung in drei Tagen stattfinden sollte, und er war nichtswürdig und klein und unwissend, im Begriff, vom brutalen Universitätsbetrieb zerrieben zu werden wie ein Käfer. Seine Bewegungen, die ruckartig und ökonomisch geworden waren, und dann und wann froren sie einfach ein, wie eines der Ausdauerhäschen von Duracell am Ende seines langen, langen Lebens. Am Tag der Prüfung chauffierte Walter ihn zur Universität, wo er ihn ohne ein Wort ablud. Dann setzte er sich in ein Café und wartete auf ein Zeichen Gottes. Nach vier Stunden kam eine SMS von Colin, in der er mit vielen Ausrufezeichen erklärte, dass er die Prüfung bestanden habe. Walter nickte dem kleinen Handy zu, das ihm diese Nachricht immer und immer wieder vorlas, während er auf die Straße hinaustrat, die in der Nachmittagssonne ganz still geworden war. Das einzige Geräusch war eine körperlose Stimme, die in einer unverständlichen Sprache aus einer Gegensprechanlage quakte. Es klang fast so, als rezitiere sie irgendeine historische Wahlkampfrede.

Walter ging lange spazieren.

Als sein Handy läutete, ging er nicht ran. Er bog um eine Ecke und tauschte die ruhige, kontemplative Straße gegen eine lautere ein. Mit einer Hand löschte er Colins Namen aus dem Nummernspeicher.

Namen, dachte Walter. All die Namen.

Eintrag wirklich löschen? OK/NO , fragte das besorgte Telefon, das ahnte, wie groß die bevorstehende Veränderung war.

Walter ließ seinen Finger auf der Taste behutsam schwerer und immer schwerer werden, so lange, bis sie sich wie von selbst drückte und dieses Kapitel beschloss.

Preis der Jury

Dann — ein Wort wie ein Trommelschlag, einer der unendlich vielen Ruhepunkte von Zenons berühmtem Pfeil: Dann geschah etwas sehr Merkwürdiges. Eine Jury hatte aus vielen hundert Beiträgen für Maturazeitungen ausgerechnet die Einleitungsworte meines Vaters An das Komitee für Zukunft / Geheimabteilung B als beste Abschlussrede des Jahres gekürt — und Professor Kerfuchs, der seit beinahe zehn Jahren Französisch und Physik an einem Gymnasium unterrichtete, war darüber empört, ja sogar zutiefst gekränkt. Niemand konnte sich sein Verhalten erklären. Seit einer Woche war er nun schon im Krankenstand. Seine Vertretung übernahm eine junge Kollegin. Er schloss sich unterdessen in seinem Zimmer ein und ordnete stundenlang irgendwelche Zettel.

Irgendwann kam er heraus, als wäre nichts gewesen, setzte sich zu uns an den Tisch, las uns die holprige, freundliche Preisbegründung vor und verbrannte sie hinterher. Das Papier wurde zuerst an den Rändern braun, faltete sich und fiel zusammen, bildete eine kleine Faust aus Asche.

— Ich werde nicht mehr zurückgehen, sagte er. Ich kann nicht mehr im Klassenzimmer stehen.

— Warum nicht? fragte meine Mutter.

— Es geht einfach nicht, sagte mein Vater und legte sich eine Hand auf den Rücken, als er von seinem Sessel aufstand.

Den Rest des Tages verbrachte er in dem Blättergeraschel, das aus seinem Arbeitszimmer drang.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Die Frequenzen»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Die Frequenzen» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Die Frequenzen»

Обсуждение, отзывы о книге «Die Frequenzen» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x