Uwe Tellkamp - Der Turm

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Hausmusik, Lektüre, intellektueller Austausch: Das Dresdner Villenviertel, vom real existierenden Sozialismus längst mit Verfallsgrau überzogen, schottet sich ab. Resigniert, aber humorvoll kommentiert man den Niedergang eines Gesellschaftssystems, in dem Bildungsbürger eigentlich nicht vorgesehen sind. Anne und Richard Hoffmann, sie Krankenschwester, er Chirurg, stehen im Konflikt zwischen Anpassung und Aufbegehren: Kann man den Zumutungen des Systems in der Nische, der "süßen Krankheit Gestern" der Dresdner Nostalgie entfliehen wie Richards Cousin Niklas Tietze — oder ist der Zeitpunkt gekommen, die Ausreise zu wählen? Christian, ihr ältester Sohn, der Medizin studieren will, bekommt die Härte des Systems in der NVA zu spüren. Sein Weg scheint als Strafgefangener am Ofen eines Chemiewerks zu enden. Sein Onkel Meno Rohde steht zwischen den Welten: Als Kind der "roten Aristokratie" im Moskauer Exil hat er Zugang zum seltsamen Bezirk "Ostrom", wo die Nomenklatura residiert, die Lebensläufe der Menschen verwaltet werden und deutsches demokratisches Recht gesprochen wird.

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12. Rost

Lernen, unerbittlich, unermüdlich, unersättlich, mußte man, wenn man eines Tages zu den Großen gehören wollte — auch das hatte Christian gelernt. Niklas, Ulrich und Richard ließen wenig gelten außer dem Besten und Bedeutendsten; Ezzo, wenn er ein Stück vorspielte, bekam zu hören, daß es dieser oder jener Geiger besser gemacht habe, daß ihm noch dies oder jenes fehle,»um wirklich zu ergreifen, um die Noten nicht nur zu spielen, sondern mit Leben zu erfüllen; es hat noch keine Tiefe«. Christian hatte es gelernt, wenn Richard seine Schulzeugnisse hervorholte und stumm auf eine Eins tippte, wo Christian noch eine Zwei hatte; eine Drei glich bereits einer mittleren Katastrophe, und was bei einer Vier oder gar einer Fünf, dem größten anzunehmenden Desaster, passieren würde, wagte er sich nicht auszumalen. Er wagte sich auch nicht auszumalen, was er tun sollte ohne den Studienplatz Medizin.

«Arzt«, sagte Richard,»ist der beste und schönste Beruf, den es gibt. Es ist eine klar umrissene, hilfreiche Tätigkeit, deren Ergebnisse unmittelbar sichtbar sind. Ein Patient kommt mit Beschwerden. Der Arzt untersucht ihn, stellt eine Diagnose, beginnt die Therapie. Der Patient geht geheilt nach Hause, befreit von Schmerzen, fähig, wieder seiner Arbeit nachzugehen.«

«Wenn er nicht gestorben ist«, entgegnete Ulrich.»Ist euch aufgefallen, daß Krankenhäuser oft neben Friedhöfen stehen? Und zwar neben solchen mit fortwährend buddelnden Totengräbern. — Die Wirtschaft, Junge, bietet die besten Berufe. Schau, du schaffst reale Werte. Du produzierst, sagen wir, Toilettendeckel. Ihr braucht nicht zu grinsen, es wird Zeit, daß jemand eine Verteidigung des Toilettendeckels unternimmt. Dieses mißachtete Oval braucht jeder, auch wenn niemand darüber redet. Übrigens, wußtet ihr, daß es auf französisch le couvercle heißt? Du wirst nicht groß im Rampenlicht stehen, wenn du Kuverkel herstellst, das nicht; aber wehe, sie sind nicht lieferbar. Die Wirtschaft ist das wahre Leben! Und du wirst ’ne Menge damit verdienen.«

«Du und deine blöden Witze, verwirre doch den Jungen nicht, Schnorchel«, tadelte Barbara.»Die Wirtschaft! Von welcher sprichst du? Von der sozialistischen? Daß ich nicht lache!«

«Du kannst ruhig lachen, mein liebes Flöckchen, aber ich sage dir, daß die Gesetze der Wirtschaft auch im Sozialismus …«

«Richard hat gar nicht so unrecht. Der Junge soll was Handfestes lernen. Ich war ja immer dafür, daß er Herrenschneider wird. Ich glaube, er hat eine natürliche Begabung zum Herrenschneider. Das Gefühl für Stoffe scheint ja in der Rohde-Familie zu liegen … Meno hat auch einen Sinn dafür. — Werd’ aber bloß nichts mit Büchern, Christian. Ist alles Käse. Stimmt’s, Meno?«

«Nicht ganz. Bißchen Quark ist auch dabei. «Meno beteiligte sich kaum an solchen Diskussionen und hielt sich, während die anderen stritten, an das Abendbrot.

«Ach was, ich kenne Schriftsteller! Sie kommen zu mir und klagen mir ihr Leid. Sie wollen schreiben, daß der Himmel blau ist, aber sie müssen schreiben, der Himmel ist rot! Ein Anzug hat immer zwei Ärmel, hier wie im Westen. Und Knöpfe hat er auch. Einer dieser … Kritzler! hat mich gefragt, ob ich nicht denjenigen kenne, der die Knöpfe herstellt, er möchte auch Knöpfe herstellen, nichts als Knöpfe.«

«Als Arzt bist du Generalist. Du mußt alles können. Du mußt sogar was von Wirtschaft verstehen. Und viele Ärzte, die ich kenne, sind musisch veranlagt. Kunst, Handwerk, Bildung: alles trifft sich im Arzt. Du kannst in die Forschung gehen, wie es Hans getan hat. Toxikologen werden auch immer gebraucht. Du kannst sogar, wenn du neben Medizin noch Geschichte studierst, Medizinhistoriker werden, wir haben einen Lehrstuhl an der Akademie. Ein gutbezahlter Professor, bestens aufgehoben in der medizinischen Fakultät, weg von den Ideologen. Der sitzt den ganzen Tag da und schreibt Bücher.«

«Also, ich glaube, das schönste ist doch die Musik«, sagte Niklas.

Abends ging Christian, wenn er bei seinen Eltern war, gern allein spazieren. Er sah wenige Menschen, meist lag das Viertel in tiefem Schweigen. Deutlicher als je spürte er das Melancholisch-Einsame der alten Villen mit ihren spitzen Giebeln und steilen Dächern, beleuchtet von den Adventssternen in den Loggien und auf den Altanen, vom geringen Licht der noch funktionierenden Straßenlaternen. Schnee fiel, Schnee schmolz, manchmal regnete es auch. Dann hörte er seine Schritte auf dem nassen Pflaster der Bürgersteige hallen und fühlte, daß die Häuser etwas verbargen, eine schleichende, heimtückische Krankheit, und daß diese Krankheit mit ihren Bewohnern zusammenhing.

Er ging oft zu Niklas, den er sehr liebte, und freute sich dann schon lange im voraus, schon während der letzten Unterrichtsstunde, während der eintönig schaukelnden Fahrt von Waldbrunn nach Dresden, auf den Besuch bei seinem Onkel. Hatten sie zwanzig Uhr vereinbart, lief er schon eine Stunde vorher unruhig durch die Straßen, sah zu den Lichtern und fragte sich, was die Bewohner hinter den Fenstern wohl trieben, ob sie bei den Glockenschlägen aus der Stadt, beim Klang der Uhren, der durch die geschlossenen Fenster hörbar war, auch an diese Krankheit dachten, die er noch nicht benennen konnte, sosehr er es auch versuchte. Er hatte einmal mit seinem Onkel Hans darüber gesprochen, Hans hatte ihn überrascht angesehen, die Achseln gezuckt und mit ironischem Lächeln» wir werden vergiftet, nichts weiter«, geantwortet, hatte hinzugesetzt» Die Zeit, die ist ein sonderbares Ding«, und den Zeigefinger an die Lippen gehoben. Christian hatte das nicht vergessen. Es war ein Zitat aus dem» Rosenkavalier«, die Marschallin sang es; und Christian glaubte, daß diese Marschallin noch lebte, hier irgendwo in einem der Häuser, und von der Zeit flüsterte, sie sogar besaß wie eine Essenz und in die Uhren speiste in der langsamen, geduldigen Weise einer Spinnerin am Spinnrad, von dem ein Faden ging, die rieselnde, in den Tapeten rinnende, in den Spiegeln huschende, gesichterwebende Zeit. An einem dieser Abende bei Niklas, im Musikzimmer von Haus Abendstern, sprang die Abtastnadel des Plattenspielers immer wieder aus der Rille und in die abgelaufene Stelle zurück, Tannhäuser hob, stellte sich Christian vor, immer wieder den Arm und besang Frau Venus im Berg, an diesem Punkt kam die Nadel nicht weiter, schien an eine Barriere zu stoßen, die sie zurückwarf und stereotyp dieselbe Melodie wiederholen ließ, unterrauscht von Geigentremoli, Harfenschwimmen und dem Funkenknacken der Schallplatte, die im Dritten Reich aufgenommen worden war, Sonde in eine lang versunkene Bühne, schartig und, wie Christian manchmal dachte, wenn er neben Niklas saß und zuhörte, durchknistert von Rundfunkmeldungen über Angriffe und den Bordradaren der Bomber im Anflug auf Dresden. Aber so, wie die Nadel zurücksprang und des Sängers Ernst vervielfachte, wodurch er in eine Art Klamotte schlitterte, bevor Niklas aufstand und den Echos ein Ende setzte, Kopien über Kopien ausgeworfen in marionettenhaft zappelnder Endlosschleife: so kamen Christian auch die Tage in der Stadt vor, zum Lachen reizende Wiederholungen, ein Tag ein Spiegelbild des anderen, einer des anderen lähmende Kopie. Dann dachte er an Tonio Kröger, den Bürger aus der Stadt mit den zugigen und giebeligen Gassen, den Speichern und Kirchen, den hanseatischen Kaufleuten mit Kornblumen im Knopfloch, an deren Kontoren vorbei die Segelschiffe auf der Trave fuhren. Er wußte selbst nicht, wie er ihm in den Sinn gekommen war, beim Anblick des Hauses Delphinenort vielleicht oder in der Vorfreude auf einen Musikabend bei Niklas. Christian hatte die Novelle lange nicht mehr gelesen. Meno schätzte sie, manchmal, bei den Soiréen, wurde über Thomas Mann gesprochen. Wenn Christian durch die spärlich beleuchteten, nach Schnee und Braunkohlenasche riechenden Straßen ging, war ihm, als wäre er selbst Tonio Kröger, nicht ganz stilrein freilich, denn er war nicht der Sohn von steifleinenen Lübecker Patriziern. Er hätte wohl auch in den gotischen Gewölben der Kreuzschule ein- und ausgehen müssen. Dennoch hatte er dieses Gefühl, und je länger er ging, desto mehr schien Tonio Kröger von ihm Besitz zu ergreifen, als wäre er die geeignete Maske für hier oben, ein Schutz für etwas, das Christian nicht erkennen konnte, das die krankhafte Atmosphäre der Häuser ringsum, ihr schweigender Verfall, ihr Schlaf, zu verursachen schien.

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