Uwe Tellkamp - Der Turm

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Hausmusik, Lektüre, intellektueller Austausch: Das Dresdner Villenviertel, vom real existierenden Sozialismus längst mit Verfallsgrau überzogen, schottet sich ab. Resigniert, aber humorvoll kommentiert man den Niedergang eines Gesellschaftssystems, in dem Bildungsbürger eigentlich nicht vorgesehen sind. Anne und Richard Hoffmann, sie Krankenschwester, er Chirurg, stehen im Konflikt zwischen Anpassung und Aufbegehren: Kann man den Zumutungen des Systems in der Nische, der "süßen Krankheit Gestern" der Dresdner Nostalgie entfliehen wie Richards Cousin Niklas Tietze — oder ist der Zeitpunkt gekommen, die Ausreise zu wählen? Christian, ihr ältester Sohn, der Medizin studieren will, bekommt die Härte des Systems in der NVA zu spüren. Sein Weg scheint als Strafgefangener am Ofen eines Chemiewerks zu enden. Sein Onkel Meno Rohde steht zwischen den Welten: Als Kind der "roten Aristokratie" im Moskauer Exil hat er Zugang zum seltsamen Bezirk "Ostrom", wo die Nomenklatura residiert, die Lebensläufe der Menschen verwaltet werden und deutsches demokratisches Recht gesprochen wird.

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Und wenn er nicht las, fing er manchmal an zu lachen.

Früher hatte er Jules Verne gemocht, Jack London und Gerstäcker, hatte Mark Twains» Huckleberry Finn «und» Tom Sawyer «wieder und wieder gelesen. Er hatte Abenteuergeschichten geliebt, Stevensons» Schatzinsel«, Defoes» Robinson Crusoe«, Geschichten von Spionen, Musketieren und Agenten. Zu Beginn der EOS aber hatte ihm Meno ein Buch gegeben, das Christian auf eine Weise beeindruckte, die er sich nicht erklären konnte; es war» Die Welt von gestern «von Stefan Zweig, ein Buch, das von einer lange versunkenen Zeit, der Belle Époque im Wien der Jahrhundertwende, erzählte. Es wimmelte darin von Namen, Anspielungen, Zitaten, die Christian von Meno selbst und von Niklas gehört hatte, ein Wiedererkennungseffekt, der ihn begeisterte. Nicht nur das, eine Nebenbemerkung Stefan Zweigs ging ihm nicht aus dem Sinn: daß man in Europa vor dem Ersten Weltkrieg keinen Paß brauchte, um zu reisen, wohin es einem gefiel; daß man in Paris oder Florenz studieren konnte, wenn man wollte (und, verstand sich, sofern man das Geld dazu hatte). In diesem Buch fand er eine Weite des Horizonts, die er selbst von den Türmern bisher nicht gekannt hatte. Im» Lager für Arbeit und Erholung «hatte er die» Wahlverwandtschaften «gelesen, mehr aus Renommiersucht Verena gegenüber als aus Interesse; jetzt gab ihm dieses Buch von Zweig eine Ahnung vom Begriff Weltliteratur. Weltliteratur — in der Schule hatten sie auch davon gesprochen (Goethe, Faust I: aber Christian spielte damals noch lieber Schiffe versenken oder Handball); er hatte wolkige Vorstellungen davon gehabt: Das waren die grauleinenen, würdevollen Buchreihen hinter dem Glas des Bücherschranks im Wohnzimmer der Karavelle, die auf Christian zu starren schienen mit dem Ausdruck: Du bist zu jung, zu dumm für uns. Aus Geringschätzung, die schon mit Neugier gemischt war, hatte er manchmal ein Buch aus der Reihe gezogen, hier geblättert, da einen Absatz gelesen (Liebesdialoge, auch das noch), hatte es vorsichtig in der Hand gewogen und zurückgestellt. Er mußte lesen, er mußte lernen. Er sagte sich, daß seine Vorbilder mit vierzehn, fünfzehn Jahren schon weiter gewesen waren als er mit seinen siebzehn; er sagte sich, daß er, um wirklich einmal zu den großen Forscherpersönlichkeiten zu gehören, sein bisheriges Pensum zum mindesten zu verdoppeln habe. Jeden

Als die Internatsleiterin in ihrer Not die Klassenzimmer zusperren ließ, in denen Christian abends lernte (er beeinträchtigte die Internatsnachtruhe, und nicht nur dann, wenn sein überspanntes Gehirn früh um zwei Uhr auf die Idee kam, sich auf dem Violoncello oder auf dem schuleigenen Klavier zu entladen) — nun, wenn Frau Stesny die Zimmer zusperrte, arbeitete Christian eben auf der Toilette weiter. Er schlief wenig, vier bis fünf Stunden nur, und ging mit glasigen, rotgeränderten Augen in den Unterricht, wo er vor Müdigkeit dahinduselte und erst am schadenfrohen Kichern der Klasse merkte, daß er gerade aufgerufen worden war. Die Bücher begannen ihm anzuhaften, wie er es nannte, für die anderen wurden sie so etwas wie sein Wahrzeichen. Selten ging er irgendwohin, ohne ein Buch dabeizuhaben. Er las in den Schulpausen, wenn die anderen ihre Brote aßen oder, in der großen Pause, hinaus auf den Hof gingen, wo die Mädchen Kasetten tauschten und die Jungs einen Skat klopften, Reden über Rockbands schwangen, die letzten Fußballergebnisse kommentierten. Er richtete sich sogar verschiedene Buchkategorien ein: Lektüre für den Bus, mit dem er nach Dresden fuhr, Lektüre für denjenigen Unterricht, der ihn langweilte (Englisch bei Frau Kosinke, Geographie bei Herrn Plink, der immerzu grinste und mit einem Zeigestab auf den Hängekarten herumfuhr), Lektüre für die Freizeit (das tägliche Kapitel) und Lektüre für die Schulpausen. Bald genügte es ihm nicht mehr, täglich nur ein Kapitel Weltliteratur zu lesen, und er setzte 100 Seiten fest. Sein Tag ging bis weit in die Morgenstunden des nächsten hinein. In den Herbstferien, in denen er selbstverständlich weiterlernte, erhöhte er das Pensum auf täglich 400 Seiten, so daß er manchmal vierzehn, fünfzehn Stunden hintereinander las und sich danach mit rollenden Augen von der Couch erhob, bleich und blaß wie ein Kartoffelsproß. Manchmal las er zwei oder drei Bücher am Tag und wußte am Ende von Tagore, beispielsweise, nur noch, daß in der verflossenen Woche schon fünf Bücher dieses Autors hinter ihm lagen. Er durchpflügte die Waldbrunner Bibliothek, brachte die Gesamtausgaben Max Plancks, Rutherfords, Albert Schweitzers nach drei Wochen zurück, um für die nächste Woche die nächsten verlockenden Stapel mitzunehmen, und je dicker ein Buch war, desto besser! Christian liebte dicke Bücher. Mit 500 Seiten begannen die wirklichen Romane. Mit 500 Seiten begann der Ozean, drunter war Bachpaddeln. Vergeblich schüttelte Meno den Kopf und wies darauf hin, daß in einer kurzen Geschichte Tschechows mehr Welt, mehr an Leben und Kunst stecken konnte als in manchem bloß dickleibigen Wälzer. Aber Christian griff nach den Blauwalen, wie er die großen epischen Romane Tolstois, Dostojewskis, Thomas Manns, Musils und Doderers nannte, er liebte Thomas Wolfe, aus dessen Büchern Schiffssirenen, Musik von den Südstaatendampfern, die Pfiffe der amerikanischen Kontinentalzüge klangen. Er las, daß Eugene Gant (also Wolfe selber, dachte er) in zehn Jahren zwanzigtausend Bücher gelesen hatte (was Christian schier unvorstellbar schien), ein wahrer Buchstabensaufaus also.

«Jetzt knallen bei Christian alle Sicherungen durch«, sagte Verena.

500 Seiten mußten es an freien Tagen sein, dafür ließ er Chemie und Physik beiseite. Nun geschah folgendes: Robert hatte sich in irgendeinem Balzac festgefressen und schwartete einfach so, an einem einzigen Tag und aus heiterem Himmel, 555 Seiten weg. 55 Seiten mehr als Christian. Das durfte es nicht geben; Christian war in puncto Lesen und Lernen der Chef im Haus, Roberts Rekord mußte gebrochen werden. Eines Tages stand Christian früh um vier Uhr auf, wusch sich, frühstückte nicht zu reichlich und begann zu lesen. An diesem Tag wollte er nichts lernen, er sollte ganz und gar dem neuen Rekord gewidmet sein. Er las von 4.30 Uhr bis 24.00 Uhr ununterbrochen, allerdings mit zwei überaus lästigen Pausen durch Mittagessen und Abendbrot, die die besorgte Anne ihm aufdrängte. Schlag Mitternacht hatte er 716 Seiten gelesen — und vergessen, aber was machte das, der Rekord war gebrochen.

Er mußte berühmt werden, dann würden sie ihn zu Hause anerkennen.

Eines Abends in Waldbrunn tauchte in einem finsteren Winkel seines von Vokabeln und Formeln überreizten Hirns der Etappenplan auf. Christian schaltete das Licht aus und ging ans Fenster. Das Klassenzimmer lag nun im Dunkeln, nur das Metall der Stühle in der Fensterreihe, die auf die Tische gestellt worden waren, schlürfte ermattet vom Licht der Hoflaterne. Er wußte nicht, wie spät es war. Die Straßenlampen brannten längst, die Konturen des Waldbrunner Neubaugebiets verschmolzen mit den Hügelwellen über dem Kaltwasser. Hinter den beiden Turnhallen, flachen Typenbauten aus Glas und Beton, lag die Anhöhe, auf deren Kamm die F 170 lief. Das Scheinwerfergelb der Fernlaster stöberte über das Roggenfeld auf der Anhöhe, den Weg von der Schule in die Stadt.

Der Große Mensch. Etappe 1: das Lernen, das Studium, die Bildung des Geistes — die betrieb Christian jetzt. Eine hohe Bildung war die erste Voraussetzung, um ein Großer Mensch zu werden. Außerdem hatte der Große Mensch Kultur — und so ging Christian, wenn der Unterricht vorbei war (in der Regel gegen 13 Uhr) statt zum Mittagessen in den Internatsklubraum und okkupierte für eine Stunde den Gemeinschafts-Plattenspieler. Dabei kümmerte es ihn nicht im geringsten, ob andere diesen Plattenspieler benutzen wollten. Außer ihm hörte meist nur Swetlana — und die schwärmte vom Sozialismus, wollte nach Moskau an die Lomonossow-Universität und hörte rote Liedermacher, für Christian» das Letzte«. Jede Minute, die der Plattenspieler ohne diese» Brechmittel «lief (so Christian, Jens, ein paar Jungs aus der 12.), war ein Gewinn für die Kultur. Er sah sich als ernsthaften und reifen Menschen, und als solcher hörte er klassische Musik; allerdings stand er mit dieser Ansicht im Internat ziemlich allein. Darüber regte Christian sich nicht auf: die anderen waren Banausen, und wie konnte ihnen, die vom Dorf kamen, die Tiefe und der Ernst eines Bach, die Heiterkeit und kosmische Abgeklärtheit eines Mozart, die Empfindungsgewalt eines Beethoven zugänglich sein. Da Swetlana beschränkt war (diese Meinung teilte er mit mehreren Jungs aus seiner Klasse), brauchte sie auch keinen Plattenspieler. Beim Hören saß Christian zurückgelehnt im Sessel, die Beine hochgelegt, das Gesicht tiefernst , zum Beispiel wenn er Beethoven hörte. Christian verstand die Ausbrüche an Leiden bei Beethoven … Gewiß war der Titan wie Christian in verständnislose, banausische Umgebung geraten und hatte gegen sie kämpfen müssen, sein Leben lang! Beethoven war ein Großer Mensch, und Christian verstand ihn, denn er war seines Schlages, jawohl. Nebenbei ging ihm diese Musik tatsächlich nahe. Das zeigte er nicht; es verwirrte ihn, und wenn er das Gefühl hatte, daß Swetlana oder Siegbert ihn beobachteten, sprang er auf und stellte wütend ab (nicht ohne die Platte liegenzulassen, er rechnete mit ihrer Neugier).

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