Uwe Tellkamp - Der Turm

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Hausmusik, Lektüre, intellektueller Austausch: Das Dresdner Villenviertel, vom real existierenden Sozialismus längst mit Verfallsgrau überzogen, schottet sich ab. Resigniert, aber humorvoll kommentiert man den Niedergang eines Gesellschaftssystems, in dem Bildungsbürger eigentlich nicht vorgesehen sind. Anne und Richard Hoffmann, sie Krankenschwester, er Chirurg, stehen im Konflikt zwischen Anpassung und Aufbegehren: Kann man den Zumutungen des Systems in der Nische, der "süßen Krankheit Gestern" der Dresdner Nostalgie entfliehen wie Richards Cousin Niklas Tietze — oder ist der Zeitpunkt gekommen, die Ausreise zu wählen? Christian, ihr ältester Sohn, der Medizin studieren will, bekommt die Härte des Systems in der NVA zu spüren. Sein Weg scheint als Strafgefangener am Ofen eines Chemiewerks zu enden. Sein Onkel Meno Rohde steht zwischen den Welten: Als Kind der "roten Aristokratie" im Moskauer Exil hat er Zugang zum seltsamen Bezirk "Ostrom", wo die Nomenklatura residiert, die Lebensläufe der Menschen verwaltet werden und deutsches demokratisches Recht gesprochen wird.

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Meno ließ den Brief sinken. Er überlegte. Der Alte vom Berge hatte keinen Wutausbruch gehabt, die Erregung, von der er schrieb, hatte Meno nicht bemerkt, oder sie war erst nach der Verabschiedung aufgekommen. Im Gegenteil: Der Alte hatte genickt und ein versonnenes Lächeln aufgesetzt, was seinem Gesicht mit den slawisch hohen Wangenknochen einen Zug ins Schelmische gegeben hatte; die pergamentblasse, in viele Runzeln geknitterte Haut begann sogar zu leuchten, als hätte der Alte Menos Zurückhaltung nicht nur erwartet, sondern erhofft. Ja, dachte Meno, als hätte er Schiffners Kopfschütteln erhofft — wie einen Ritterschlag, eine Auszeichnung.»Sie … bedauern gar nicht, daß Ihnen die Arbeit eines Jahres zunichte gemacht wird?«

«Sehen Sie, Herr Rohde … nein. Natürlich habe ich es geahnt, Sie wissen das, Ihre so vorsichtig und behutsam gewählten, um Schonung bemühten Worte verraten es mir … Und jetzt sind Sie erstaunt, warum ich lache? Weil ich wieder einmal gemerkt habe, wieviel Eitelkeit doch noch in mir steckt! Wie mich die Ablehnung wurmt, um die so dezent zu tänzeln Sie die Feinfühligkeit besitzen, wie es an mir nagt und ätzt! Ätzend, ja, das ist der richtige Ausdruck. Übrigens waren es drei Jahre Arbeit, harte Arbeit; ich bin ziemlich erschöpft. Und dann muß ich lachen. Einfach so. Über mich selbst, über mein Gesicht, das Ihnen entgegenstarrt, meinen Kopf, der aussieht wie aus Pappmaché, ein rechter Puppentheater-Lumpengespenstkopf, an dem statt der Haare Wollfusseln kleben — finden Sie nicht?«

«Herr Altberg, bitte, ich …«

«Jaja, ich weiß, es tut Ihnen leid. Nebenbei gesagt, mir auch. Ich kann mir denken, wie schwer Ihnen dieser Gang zu mir gefallen sein muß … Wer ist schon gern ein Hiobsbote, nicht wahr? Aber ich bin ein schlechter Gastgeber. Möchten Sie Kaffee oder Tee?«

«Jetzt kann ich weiterschreiben. Diesen Brief mag ich so nun doch nicht abschicken. Ich habe Fieber gehabt, mußte den akuten Schub im Bett auskurieren. Doktor Fernau, mein Arzt, macht Visite, aber danach kommt er unter 40° nicht. Bagatellen, sagt er, der Körper hilft sich bis zu dieser Grenze allein. Ich war erschöpft und müde, mußte viel nachdenken. Nun habe ich mich wieder einigermaßen gefangen, und so schnell will ich nicht aufgeben. Ihre Fragen haben so vieles in mir wachgerufen…

Bin ich draußen, unbehütet? In einer Landschaft aus schwerem Schnee, denn ich greife ins Weiß und sehe mich in die Knie gehen bei dem Versuch, es Vater gleichzutun, der die Kugel emporhebt und vorsichtig auf die andere senkt, so daß die Schneefrau einen Rumpf bekommt; meine Schwester hat mit einem großen selbstgebastelten Holzkamm die Falten des Rocks schon eingekerbt, wartet jetzt auf die dritte, meine, Kugel, um Strohhaar daran zu befestigen, mit Kohlebröckchen Augen zu markieren, eine Mohrrübennase aufzustecken und über das Ganze einen zerbeulten Topf zu stülpen, der sonst im Schuppen steht und sommers mit Blumenzwiebeln gefüllt ist. Das Email ist an mehreren Stellen abgeplatzt, die Flecken gleichen schwarzen Inseln, weshalb ich sage: der Landkartentopf, Gundel, wir fahren in die Südsee damit. Unbehütet. Ohne Hut, ohne Hüter. Aber Vater steht neben mir, mein Gesicht brennt von seiner Ohrfeige, denn es geht nicht an, daß ich, der Sohn des Kreisapothekers Hubert Altberg, nicht genug Kraft besitze, eine lächerliche Schneekugel auf zwei andere zu heben. Die große rote Hand. Auf dem Handrücken Schlacken von Sommersprossen, rotblonde Haarbüschel auf den Fingern, dicht; Vaters Faust (riech mal hier dran, Friedhof, was?) wirkt bepelzt. Katzenerziehung: Er wirft die Jungen in die Regentonne hinter dem Haus — entweder es gelingt ihnen, sich herauszustrampeln aus der Nässe, die den Blumen der Vorgartenrabatten so guttut, oder sie werden in die Tiefe gesogen, die noch minutenlang weiche Schatten spielen läßt. Das Katzenjunge, das es geschafft hat, wird am Genick gepackt und noch einmal über das Wasser gehalten; Vater blickt ernst auf die kämpfenden Pfoten, scheint zu überlegen, ob meine Schwester und ich, die wir an der Tonne warten müssen, verstehen, was er meint; schwenkt den Arm schließlich beiseite (aber nicht immer: Manchmal wirft er das Junge ein zweites Mal hinein und drückt mit dem Daumen das Köpfchen unter Wasser bis zum Schluß), öffnet die Faust über dem Erdboden, dann erst dürfen wir die Katze aufnehmen und trockenreiben.«

Altbergs mimische Verwandlungsfähigkeit beeindruckte Meno. All diese tausend Runzeln und Falten schienen nur dafür dazusein, jeden möglichen Gesichtsausdruck mit holzschnitthafter Präzision wiederzugeben; das Licht im weitläufigen Arbeitszimmer, das herrische Schatten warf, hatte diesen Eindruck noch verstärkt. Schauspielerische Leistung? So war es Meno nicht vorgekommen; jede Empfindung, die sich auf dem Gesicht des Alten malte, schien in diesem Moment wirklich vorhanden zu sein, und jede unmißverständlich. Empfindungsessenzen: Bei diesem Wort sah er die Apothekenschränke aus Nußbaum wieder vor sich, vor denen der Alte auf- und abgegangen war, die braunen und weißen Fläschchen mit ihren vielfarbigen Inhalten, Etiketten mit Halbmondecken und schnörkeliger Gallustintenbeschriftung, die Feinwaage auf einem Regal über dem Schreibtisch. Der Alte warf das Manuskript in eine Schublade und murmelte etwas in einem eher verächtlichen als resignierten Ton, der Meno erschreckte. Die Haushälterin kam, brachte Kaffee, heiße Milch und einen Korb mit Zwieback, hielt Altberg vorwurfsvoll einen Schal hin, den er mit angeekeltem Gesichtsausdruck um den Hals wand, nahm von einem Bord einen Porzellanmörser und ein Pistill, zerrieb Tabletten.»Deine Medizin, du hast sie wieder nicht genommen«, sagte die Haushälterin mit einer Stimme, die des Erinnerns müde war, der Fruchtlosigkeit, mit der sie gegen den Starrsinn des Alten ankämpfte. Der zog eine Grimasse, winkte ab, ging ans Fenster, schlürfte die Milch, nachdem er den Mörserinhalt in die Tasse geschüttet hatte.

«Ich darf noch nicht aufstehen, deshalb ist sie so kurz zu Ihnen. Mein Doktor hat es mir verboten. Sie ist seine Verbündete und gönnt mir die Freude nicht, Besuch zu bekommen!«krächzte der Alte mit verschwörerischem Gesichtsausdruck.»Aber man darf nur die Hälfte von dem glauben, was die Ärzte sagen, und wenn sie etwas schreiben, sollte man besonders mißtrauisch sein!«Er lachte leise in sich hinein.»Das hat mein Vater gesagt, der Besitzer der Sertürner-Apotheke im Städtchen Buchholz war, im Riesengebirge. Unleserliche Rezepte, hanebüchene Tränklein! Studierte Quacksalber allesamt! seine stehende Rede. Na ja, es war da auch Eifersucht im Spiel. Fernau hat mich abgehört und mir auf Brust und Rücken herumgeklopft: Sie haben eine Pneumonie, Altberg, Sie gehören ins Bett, klar? Sie rasseln wie ein alter Wecker! Und ich: Jawoll, Herr Oberstabsarzt!«

«Ein feinfühliger Mann«, bemerkte Meno.

«Er weiß mich zu nehmen, das ist alles. Seine Ruppigkeit heitert mich auf. Außerdem bilde ich mir ein, daß ein ruppiger Arzt mit Krankheiten besser fertigwird, wahrscheinlich ist das ein Köhlerglaube, aber ich denke: Er nimmt die Krankheit nicht ernst, also ist sie auch nicht ernst. Oh, schau’n Sie mal!«Der Alte wies aus dem Fenster auf ein Vogelhäuschen, das frei im steil abfallenden Garten stand, dessen Schnee hier und dort, vielleicht vom Kraftwerk oder vom Rauch der Schwarzen Mathilde, Rußspuren trug.

«Spatzen, unvermeidlich«, sagte Meno.»Kernbeißer. Ein Stieglitzpärchen.«

«Und dort: ein Fichtenkreuzschnabel, wenn ich nicht irre!«Altberg freute sich.»Die sind selten geworden. Neben dem Buchfinken, sehen Sie? Aber setzen wir uns!«

«Myrtilla Myrtille leuchtest mir in der Stille … Und Großmutters Gesten, ihre Holzschliffstimme: Sollst Soldaten haben, mein Junge, Husaren mit Attila und Perlknopfwams und Schützenschnüren und blankgezogenem Säbel und Pferden aus der Pußta, und der Wind wird dir in der Nacht von den Flüssen erzählen, der Neiße im Glatzer Land wie sie fließt so gewunden gebunden durch unser Schlesien, und von einem Mädchen wird er dir erzählen, mein Junge, die auf dich wartet und deren Bild du bei dir trägst im Husarenrock, und wenn der Rauch kommt von der großen Schlesischen Eisenbahn, werden ihre Augen nicht traurig sein. Die Eisenbahn, das Feuerroß mit schmauchenden Nüstern und rotem Loderhaar hinterm Tender, trägt mich davon, das Licht ist seifig an solchen Wintermorgen, der Schnee rasselt unter den Schritten, eine klapprige zinkweiße Rüstung, und der Ritter darin atmet schwer, als kämmte er Rupfen beim Luftholen. Myrtilla Myrtille … Und Salbei und Arnika, zu der die alten Frauen im Städtchen Berg-Wohlverleih sagen, Wiesenschaumkraut und Froschlöffelextrakt, der Silberputzer-Schachtelhalm und die Äsculapnatter in Formalin im Glaszylinder, Rübezahl lächelt von einem emaillierten Reklameschild und verspricht Heilkraft aus dem Riesengebirge, und wenn die Türglocke hinter der Fleischersgattin zu klingeln aufgehört hat, kein Kunde in der Apotheke ist und Vater mit den Würsten schnaufend nach oben stapft, die er im Tausch für Glaubersalz, Judenkirschenaufguß, Blutdrucksenkendes und die Altbergsche Echte Verdauungs-Kräutermischung, Patent in Breslau anhängend, erhalten hat, stockt das Licht im Raum, muß sich erst wieder an die Stille gewöhnen, aus seinen Verstecken in den Arzneivitrinen, Phiolen, Chemikalienampullen lugen, muß wieder wachsen, sich an den ins Mattglas des Schaufensters geschliffenen Schriftzügen auffalten, bevor es mit dem Wandspiegel zu kokettieren beginnt, mit dem Messinggeländer, das hinauf in die Wohnräume führt; bevor es schläfrig wieder wird und sich langmacht auf dem polierten Mahagoni des Kontortischs, an dem Vater Rezepte prüft und zusammenstellt; dann beginnt es aus den Wolken an der Decke zu rieseln, wo ein Schlesisches Himmelreich, wie Tante Irmelin spöttisch sagt, gemalt ist. Der Lokführer greift an die Schnur der Dampfpfeife.«

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