Uwe Tellkamp - Der Turm
Здесь есть возможность читать онлайн «Uwe Tellkamp - Der Turm» весь текст электронной книги совершенно бесплатно (целиком полную версию без сокращений). В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Год выпуска: 2008, Издательство: Suhrkamp, Жанр: Современная проза, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.
- Название:Der Turm
- Автор:
- Издательство:Suhrkamp
- Жанр:
- Год:2008
- ISBN:нет данных
- Рейтинг книги:3 / 5. Голосов: 1
-
Избранное:Добавить в избранное
- Отзывы:
-
Ваша оценка:
- 60
- 1
- 2
- 3
- 4
- 5
Der Turm: краткое содержание, описание и аннотация
Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Der Turm»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.
Der Turm — читать онлайн бесплатно полную книгу (весь текст) целиком
Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Der Turm», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.
Интервал:
Закладка:
Punkt acht Uhr drückte er am Gartentor des Hauses Oktoberweg 8 auf die rissige, mit Heftpflaster gesicherte Klingel.
8. Ansichtskarten
Die Nächte, fand Christian, waren viel zu kurz. Eben hatte er auf den Stopper seines Weckers geschlagen, was das Scheppern, diese Maschinengewehrgarbe in die Welt eines schönen Traums, abgebrochen hatte; aber da gab es die Kälte des in der Morgendämmerung noch grauen Zimmers, Falk Truschlers unbeeindruckte Schnarchgeräusche vom Bett schräg unter ihm — wann würde der lernen, pünktlich zu sein: Nie, hätte Frau Stesny geantwortet, die Internatsleiterin —; Bett, Tisch, einige Stühle kamen zum Vorschein, Arturo Benedetti Michelangelis entrücktes Gesicht auf dem Schwarzweißkalender, um den ihn die Mädchen und die Internatsschüler der 12. Klasse im Zimmer nebenan beneideten. Von drüben! Jens Ansorge hatte ein schiefes Grinsen aufgesetzt und mit dem erhobenen Zeigefinger gewackelt. Das wird der Schnürchel aber gar nicht gerne sehen! Tatsächlich hatte Herr Schnürchel, der Russischlehrer, beim Stubenkontrollgang die Entfernung des Kalenders gefordert. Christian ließ ihn hängen und nahm ihn nur an den Sonnabenden ab, bevor Schnürchel herbeigeschlichen kam, um sein wundrasiertes Gesicht in Angelegenheiten zu stecken, die ihn leider etwas angehen durften. Vor allem interessierte sich Verena für den Kalender und mehr noch für die darauf abgebildeten Musiker. Verena, die Unnahbare, die Spöttische, die Schöne. Christian hatte von ihr geträumt. Vielleicht war es ihr Haar gewesen mit seinem Musikinstrumentenbraun, das ihm an ihr zuerst aufgefallen war, in der Sommer-Arbeitswoche, die die künftigen Schüler der EOS» Maxim Gorki «hatten ableisten müssen; vielleicht ihre Augen, glänzend dunkel wie die Kirschen von dem knorrigen Baum im Garten des Uhren-Großvaters in Glashütte, wenn sie schon überreif geworden waren und ihre prall gespannte Haut im nächsten Regen aufplatzen würde. Wahrscheinlich aber eine Bewegung, sie hatte sich die Haare gefönt in der Schulbibliothek, in der die Hälfte der Jungen während des Arbeitslagers untergebracht gewesen war; er allein hatte auf der Liege gelegen an jenem Nachmittag; sie war hereingekommen und hatte ihn gefragt, ob sie die Steckdose benutzen dürfe, ihre drüben in der Mädchenunterkunft funktioniere nicht; und dann, ins Fauchen des Föns hinein, hatte sie wissen wollen, warum er hier im dämmrigen Zimmer liege und sich von allem, was die anderen taten, ausschließe. Er ließ das Buch sinken, in dem er zu lesen vorgab, es waren Goethes» Wahlverwandtschaften«, die ihn tödlich langweilten, aber felshoch über dem Kram zu stehen schienen, den die anderen lasen — wenn sie lasen —, und keinen Zweifel über sein Niveau aufkommen ließen. Sie starrte ihn an; er starrte zurück, verwirrt von den feingezeichneten dunkelroten, sich unter seinem Blick zu einer herausfordernden Schnute aufwölbenden Lippen, dem Zeigefinger, mit dem sie sich am Hals kratzte, dem von einem danebengegangenen Hammerschlag schwarz verfärbten Fingernagel. Die Mädchen hatten die Bänke auf dem Schulhof repariert, aus dem Radio, das Herr Stabenow, der jungenhafte Physiklehrer, neben den Fahnenmasten aufgestellt hatte, röhrte die Stimme der» Silly«-Sängerin Tamara Danz; plötzlich der Aufschrei, und alle Jungen waren zur schluchzenden Verena gestürzt, nur er und Siegbert Füger nicht.»Selbst zum Nägeleinkloppen zu doof, diese Weiber«, hatte Siegbert naserümpfend kommentiert.»Und wie sie alle rennen. Mit der wird sowieso keiner froh, das sag’ ich dir. Viel zu hübsch. Und bestimmt eingebildet wie sonstwas. Meine Mutter sagt immer: Junge — mit Edelsteinen bauste keene Häuser. Und meine Mutter hat Ahnung, du.«
Christian linste zu Falk hinunter. Der schnarchte immer noch, allerdings hatte er sich jetzt das Kissen über die Ohren gezogen.
Schon beim ersten Treffen der zukünftigen Oberschüler war sie ihm aufgefallen. Die Schüler waren mit den Eltern gekommen. Der Dacia mit dem Waldbrunner Kennzeichen hatte neben dem Lada aus Dresden geparkt; Richard hatte den Sanitätskoffer auf der Hutablage und die Arzt-Sonderparkkarte auf dem Armaturenbrett des Dacias entdeckt und sofort eine kleine Plauderei mit dem Kollegen angeknüpft. Hoffmann. Winkler. Sehr erfreut. Ganz meinerseits. Blabla. Blablabla. Verena hatte gewartet, kritisch das Dresdner Nummernschild gemustert, das gemauerte Eck mit Fahnenmasten und Maxim-Gorki-Büste, hatte dann Christian einen raschen Blick zugeworfen, so daß Robert ihm grinsend: Guck dir die Kirsche an, Mann, ins Ohr blies. Für das Treffen war der Mehrzweckraum im Schulkeller hergerichtet worden. Es gab ein Klavier, ein Marx-Engels-Lenin-Plakat vor einem mit rotem Fahnentuch bedeckten Rednerpult, einen Tisch dahinter, an dem sich einige Lehrer miteinander unterhielten, unbeeindruckt vom Stimmenschnattern. Die meisten Schüler kannten sich untereinander schon. Christian kam es vor, als ob alle ihn musterten, denn er schien der einzige Schüler zu sein, den niemand kannte. Es war, als er eintrat, nur noch ein Platz am Eingang frei; man saß dort wie auf einem Präsentierteller, was Robert, der frech einen Kaugummi kaute und seine Blicke zu den Mädchen schweifen ließ, nicht im geringsten zu stören schien. Christian dagegen schämte sich; justament an diesem Tag blühte seine Akne wie ein Weidenbaum im Frühling. Verenas Familie hatte sich in die hinterste Reihe unter die hochliegenden Kippfenster gesetzt, so daß Christian Verena beobachten konnte. Sie grüßte einige Mitschüler, freundlich, aber distanziert, wie ihm schien. Das Stimmengewirr schwoll allmählich ab. Verstohlene Blicke. Christian senkte den Kopf und wagte es nicht, etwas anderes anzusehen als seine Fingernägel, die neue Uhr oder den weißhaarigen Mathematiklehrer Baumann, der vorn, weit entfernt, vom Pult aus eine Einweisung in sozialistische Jugenderziehung gab, dabei wirkte sein Apfelbäckchengesicht eigenartig lausbübisch — als glaubte er selbst nicht alles von dem, was er erzählte. Aber Christian spürte, daß man weniger dieser Freundlichkeit als dem Blitzen der blank-scharfen, randlosen Brille trauen sollte … Bei diesem Brilleblitzer mit dem Oberstudienratskopf, das ahnte Christian, würde er nicht gut angeschrieben stehen. Zu grauenhaft waren seine mathematischen Fähigkeiten. Die Dunkle hinten bei den Fenstern, dachte er, war bestimmt gut in Mathe, und bestimmt war sie überhaupt gut in der Schule. Eine Streberin, klarer Fall.
Also, warum schließt du dich von allem aus? hatte die Streberin an jenem Nachmittag im Sommer-Arbeitslager gefragt, in der Schulbibliothek, den Fön in der Hand; nur sie und er im Raum. Dem Dresdner Großstadtkind ist es wohl langweilig oder zu niedrig, was wir unterbelichteten Dorfkinder machen? Er wollte etwas Schlagfertiges erwidern, aber es fiel ihm nichts ein, und das erhöhte seine Wut um so mehr, als Verena gleich darauf, ohne eine Antwort abzuwarten, achselzuckend hinausging.
Dresdner Großstadtkind: Wie hatten sie über ihn heimlich — und manchmal auch weniger heimlich — gespottet, sich die Münder zerrissen über seine sonderbaren Gewohnheiten: Er ging nicht mit den anderen duschen, sondern richtete es stets so ein, daß er allein war; um nichts in der Welt hätte er seine pubertätsgeplagte Haut freiwillig fremden Blicken ausgesetzt; er fuhr nicht mit nach Freital in die Schwimmhalle, und er hing lieber seinen Gedanken nach und träumte, als die Gesellschaft der anderen zu suchen. Einzig bei Jens Ansorge und Siegbert Füger spürte er so etwas wie Verständnis; jedenfalls ließen sie ihn in Ruhe. Es hatte ihn gefreut, als er erfuhr, daß er mit ihnen gemeinsam ein Internatszimmer bewohnen würde. Wenn er auch nicht mitkam, wenn die anderen in die Stadt gingen — er schaute sich Waldbrunn ebenfalls an, für sich und in den Abendstunden, wenn er einigermaßen sicher sein konnte, daß er den anderen Schülern nicht begegnen würde. Waldbrunn, Hauptstadt des Osterzgebirges, die F 170 schlängelte sich oberhalb der Schule vorbei, fiel ins Flußtal der Roten Bergfrau ab, schnitt den Ortskern in Richtung des Erzgebirgskamms und der tschechischen Grenze, die man bei Zinnwald erreichte. Geduckte, einfache Häuser, Kirch- und Schloßturm; in der Ferne, wenn man mit dem Bus von Dresden kam, über den Windhaushügel zum Ort hinabfuhr und das Neubaugebiet von Waldbrunn zur Rechten auftauchte, konnte man das Kaltwasser blinken sehen, die Talsperre, die den zweiten Waldbrunner Fluß, die Wilde Bergfrau, staute. Links der Fernverkehrsstraße lag ein Kartoffelfeld, im Arbeitslager hatten sie Kartoffeln gelesen, zehn Pfennig gab es für den Korb, harte Arbeit, sie lasen im Akkord, der Rücken schmerzte von der gebückten Haltung, und er, das Dresdner Großstadtkind, war einer der schlechtesten gewesen, selbst viele der Mädchen hatten mehr Körbe geschafft als er. An den beiden Kartoffellesetagen war er abends völlig erschöpft auf seine Liege gekrochen; einige hänselnde, sarkastische, auch verächtliche Bemerkungen hatte er einstecken müssen. Von Anfang an spürte er eine Kluft zwischen sich und den anderen Schülern dieser Erweiterten Oberschule. Er besaß eine Postkartensammlung, die er abends, beim Schein der Leselampe, oft ansah. Es waren sepiabraune und kolorierte Ansichten ferner Orte mit exotisch klingenden, die Phantasie anregenden Namen: Smyrna, Nice. Man sah das Mittelmeer schaumig gegen die Promenade des Anglais rollen, links im Bild ein Tontopf mit einer Agave, am rechten Rand die Reihe mondäner Hotels entlang der Promenade, gesäumt von Palmen.»Salerno, Piazza Mo Luciani «auf einer Fotografie, die an den Rändern ins vergilbte Weiß der Postkarte floß; wie abgewischt von den löschenden Fingern der Zeit. Zu den tiefsten und wirklichkeitsentrücktesten Träumereien führte aber eine Serie von Konstantinopel-Karten, die er sich zu Hause, im Briefmarken- und Ansichtskartengeschäft von Herrn Malthakus, aus einer Serie von Doubletten hatte aussuchen dürfen. Bleiblaues Meer:»Vue de l’Amirauté sur la Corne d’or«;»Vue de Beycos, côte d’Asie (Bosphore.)«;»Salut de Constantinople, Le Selamlik. Revue militaire «mit einer Menge schwarzer, würfelförmiger Kutschen, gepunktet von den roten Fezen der Menge. Das waren die Orte, an denen man sein und leben mußte. Christian träumte, wenn er die Karten betrachtete, von Abenteuern, belauschten Piratengesprächen in Hafenspelunken, durch die es ihm gelingen würde, wunderschöne entführte Frauen zu retten. Konstantinopel. Salerno. Der Bosporus. Und» la Corne d’or «hieß das Goldene Horn. Dort lebten die Helden, dort gab es die Abenteuer. Und was hatte er? Waldbrunn. Er ging durch das Städtchen und konnte beim besten Willen keine Segelschiffe erkennen wie auf den Bildern aus Konstantinopel, der Märchenstadt. Kein Muezzin rief von der dunklen, trutzig wirkenden Kirche am Markt, und Herr Luther, aus schwarzgewordenem Sandstein, auf dem sich die Tauben ausruhten und weiße Thesen hinterließen, verkündete» Eine feste Burg ist unser Gott «in gemeißelten Buchstaben. Keine der beim Fleischer oder Bäcker am Markt anstehenden Frauen ähnelte Prinzessin Fatme, die zum Dank für ihre Rettung aus den Händen des Schwarzen Zurga den abenteuerlustigen Almansor — das war Christians Deckname im Morgenland — zum Mann nehmen würde. Aber heiraten: Christian stand am Brückengeländer über der Wilden Bergfrau, die über rundgeschliffene fußballgroße Steine schäumte, und schüttelte den Kopf. Nie würde er heiraten, nie, nie im Leben. Ein Abenteurer hatte Abenteuer, ein Held war einsam; mit Fatme gab es eine Affäre, die, wie in den Kinofilmen, im Sonnenuntergang endete, wild, schmerzlich und traurig schön. Er blickte zur Lohgerberei; die Wilde Bergfrau hatte sie früher mit ihrem stahlklaren Wasser versorgt; jetzt befand sich ein Museum darin. Im Herbst war er gern dem Lauf der Wilden Bergfrau gefolgt, hatte rote Ahornblätter hineingeworfen und ihrem tanzenden Auf und Ab nachdenklich zugeschaut, mit gesenktem Kopf und auf den Rücken gelegten Händen; hätte Verena ihn so gesehen, wäre wieder Spott in ihre Augen geschlichen über seine Posen. In der Großstadt wird man wohl einfach früher reif, hätte sie gerufen, wie an jenem Nachmittag, als ihre Arbeitsgruppe ins Kino gegangen war, das sich am Ende der Uferstraße der Wilden Bergfrau befand, hinter dem Stadtschloß, das jetzt der örtlichen Parteileitung als Domizil diente. Sie hatte ihn angefunkelt und sich mit dem Zeigefinger das Haar eingedreht, und er hatte, in seiner Wut, bei sich gedacht: Das verstehst du nicht, du Waldbrunner Schnepfe; ich komme gerade aus Konstantinopel und nicht aus deinem Osterzgebirgskaff mit seinem gepflasterten Marktplatz und zehn gebückten Häusern drumherum; ich habe das Rauschen der Segel Sindbads im Ohr, nicht das an den Kotflügeln der paar Provinz-Trabbis, die eben an uns vorbeikläffen. Wenn du wüßtest, daß Sindbads keine Trabbis fahren.
Читать дальшеИнтервал:
Закладка:
Похожие книги на «Der Turm»
Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Der Turm» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.
Обсуждение, отзывы о книге «Der Turm» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.