Uwe Tellkamp - Der Turm

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Hausmusik, Lektüre, intellektueller Austausch: Das Dresdner Villenviertel, vom real existierenden Sozialismus längst mit Verfallsgrau überzogen, schottet sich ab. Resigniert, aber humorvoll kommentiert man den Niedergang eines Gesellschaftssystems, in dem Bildungsbürger eigentlich nicht vorgesehen sind. Anne und Richard Hoffmann, sie Krankenschwester, er Chirurg, stehen im Konflikt zwischen Anpassung und Aufbegehren: Kann man den Zumutungen des Systems in der Nische, der "süßen Krankheit Gestern" der Dresdner Nostalgie entfliehen wie Richards Cousin Niklas Tietze — oder ist der Zeitpunkt gekommen, die Ausreise zu wählen? Christian, ihr ältester Sohn, der Medizin studieren will, bekommt die Härte des Systems in der NVA zu spüren. Sein Weg scheint als Strafgefangener am Ofen eines Chemiewerks zu enden. Sein Onkel Meno Rohde steht zwischen den Welten: Als Kind der "roten Aristokratie" im Moskauer Exil hat er Zugang zum seltsamen Bezirk "Ostrom", wo die Nomenklatura residiert, die Lebensläufe der Menschen verwaltet werden und deutsches demokratisches Recht gesprochen wird.

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54. Sei zu Hause

… aber die Uhren schlugen, es wurde kälter, es wurde wärmer, tagelang schien es, als ob es in diesem Jahr eine grüne Weihnacht gäbe, doch am dritten Advent wurden die Himmelskissen geschüttelt, die Schwibbögen in den Fenstern, die Herrnhuter Sterne auf den Balkonen, in den Baumkronen (Ingenieur Stahl hatte gegen Pedro Honichs Protest einen in die Blutbuche gehängt) versanken im Schneedunst; die Laternen, wenn Meno abends durch die Straßen stapfte, seinen jugoslawischen Hut tief in die Stirn gezogen, die Kugelpfeife gefüllt mit Kopenhagener Vanilletabak, hingen wie Quallen unter den Ulmenästen der Mond- und Wolfsleite, hatten gelatineartige Lichtkoronen. In den Küchen roch es nach Lebkuchenteig und Zimt; weder im» Holfix «noch im Lebensmittelgeschäft an der Bautzner Straße gab es noch Puderzucker, Kakao- und Bunte Streusel, und wenn Meno vor der Karavelle an der Tür stehenblieb, die Hand schon innen am Öffnerzapfen, sah er die Flügelschatten einer Seiffener Pyramide über die Wohnzimmerdecke der Hoffmanns wandern. Im Haus Abendstern brannte im Bad der Orrés Licht (Erik Orré pflegte seine Texte in der Badewanne zu lernen), bei Tietzes war das Musikzimmer erleuchtet, der gelbe Schein sickerte durch die baufällige, von einer Fichte halbverborgene Veranda; Meno sah einen Schattenbogen an der Kinderzimmerdecke auf- und abtanzen: Ezzo übte. Ob er Annes Kinnstütze benutzte? Für Niklas’ Musikstunde war es noch zu früh. Wenn Gudrun nicht ins Theater mußte und Niklas keinen Hausbesuch mehr zu erledigen hatte, war um diese Zeit das Musikzimmer von feinem Bratapfelduft erfüllt; der Kachelofen neben Spiegel und Récamiere hatte über dem Sims eine Wärmeröhre, in der Niklas die Purpurroten Consinot, Cox Orange, Rheinischen Krummstiefel, Winterstettiner aus den Gärten des Elbhangs eher dünstete als briet — mit unvergleichlichem Ergebnis, nie hatte Meno ähnlich wohlschmeckende Bratäpfel wie bei Tietzes gegessen. Wenn er nach einigen Minuten die Heinrichstraße hinunterging, wurde er oft von lautem» Bahne frei!«aus dem Sinnieren gerissen: Rodelschlitten mit aufgebogenen Hörnern und» Hitschen«(flache aus Holz, Marke» Davos«, oder aus Eisen und Olims Zeiten, mit Rundkufen und Sitzen aus geflochteten Lederstreifen) wollten zur abschüssigen Dachsleite, wo fröhlicher Ski- und Schlittenbetrieb herrschte, unbeeindruckt von Dunkelheit und Schneetreiben.

Zur Weihnacht stellten die Familienväter die Tannenbäume auf, die sie auf dem Striezelmarkt oder bei Förster Busse (das waren die besseren, freilich auch teureren) gekauft hatten, holten die Tannenbaumständer vom Dachboden, die Engel und farbigen Glaskugeln zum Schmücken, hängten Lametta über die Zweige. Niklas besaß noch Stanniolstreifen, und stilecht dekorierte er den Baum mit dem einfachen erzgebirgischen Holzschmuck, der von Generation zu Generation weitergegeben worden war, und mit echten Kerzen, für die er Tannenzapfenhalter anzweckte. Grüne, rote und silberne Kugeln, am höchsten Wirtel der Stern, dazwischen die knittrigen Alufransen, die in der Weihnachtsabteilung des» Centrum«-Warenhauses unter» Lametta «angeboten wurden: so ausstaffiert stand die Dresdner Durchschnittstanne (die in Wahrheit eine Blaufichte war) auf ihrem Ehrenplatz in den Wohnzimmern und warf bereits vor dem Kirchgang ihrer Besitzer die ersten Nadeln ab. Meno verbrachte den Heiligabend bei Londoners; Jochen Londoner hatte ihn eingeladen: Hanna habe Dienst in der Prager Botschaft, Philipp und» Gefährtin«(so der alte Londoner nach einer Bedenksekunde) würden» der Jugend Farb’ und Lebenslust / ins Rauchgrau unsrer Tage mischen«. Ein Geschenk besorgte Meno nicht; Libussa schnitt ihm Rosen für Irmtraud Londoner ab und machte die Augen weit über seine Bemerkung, dies sei ein Mitbringsel, kein Geschenk, und er blieb dabei, obwohl er wußte, wie sehr sich Irmtraud Londoner über Blumen freute. Mit einem schönen Blumenstrauß in der Hand konnte sie sogar, was sonst nie vorkam, soweit Meno wußte, krallig gegen ihren Mann werden: Siehst du, Jochen, du studierst die Wirtschaft und hast das ganze Haus voller gelehrter Untersuchungen; aber dieser junge Mann hier ist es, der mir Rosen im Winter bringt. Libussa wollte nicht gekränkt sein, denn für die Rosen würde sich Meno mit Holzhacken und Kohlenschleppen revanchieren, vier Eimer, die darüber nötigen wollte Pedro Honich» in Timurhilfe«übernehmen. Frau Honich, die mit Einwickelpapier zur Stelle war, setzte ein streichzartes Lächeln auf, als sie sich vergewisserte: Londoner — habe sie da eben richtig gehört? — Sie habe. — Der berühmte Jochen Londoner, der im Wochenmagazin» Horizont «schreibe — und hin und wieder auch ein Buch?

Hin und wieder: Londoners Ausstoß war berüchtigt; er fand nichts dabei, Reste zu verwerten, längst Gedrucktes umzuarrangieren und für neu auszugeben; Meno erwiderte das Babett Honichsche Lächeln (wenn auch argwöhnisch); ihm war eingefallen, daß dies Londoner-Worte gewesen waren:»und hin und wieder machen wir ein Büchlein«, dies pflegte er in seinen zahlreichen Interviews zu wiederholen, denen niemand dieses» wir«: pluralis majestatis? Londoner Oberhaupt eines kapitalistisch geschäftstüchtigen Familienunternehmens? herauszuredigieren wagte. — Aber da sei der Herr Rohde ja ein bedeutender Mensch, wenn er mit Londoner Umgang habe! Babett Honich war ganz Feuer und Flamme. Sie habe es gleich gewußt, daß der Herr Rohde aus feinerem Holz geschnitzt sei, sie meine, wer heiße schon Meno, da sei» so was Gewisses «um ihn (»aber daß Sie ausgerechnet über Spinnen schreiben, mein Gott, pfui Teufel!«); und ob er nicht den Herrn Londoner zum Tee hierher einladen könne? — Herr Rohde müsse jetzt gehen, er habe es eilig, und soweit sie wisse, trinke der Jochen gar keinen Tee.

Noch auf der Turmstraße, als er den Vorübermarsch einer Kompanie Weihnachtsmänner abwartete (die Grauleite hatte Sonderschichten für die Kinder Ostroms übernommen), freute sich Meno über Libussas Geistesgegenwart und das lässig-kecke,»der Jochen«, das Babett Honich zum abrupten Verstummen gebracht hatte. Der Posten im Wachhäuschen kontrollierte Papiere und Einladung gründlich.

«Zweck des Besuchs?«Aus dem Oberleutnant war inzwischen ein Hauptmann geworden. Er wartete, die Finger auf der Schreibmaschinentastatur, auf Menos Antwort.

«Verbringung des Chanukka-Fests bei Genossen Jochen Londoner. «Meno wußte selbst nicht, warum ihn plötzlich der Hafer stach. Chanukka-Fest! Damit würde der Diensthabende, der sicherlich auch Frau und Kinder hatte und, statt Weihnachten bei ihnen zu sein, hier Wache schieben mußte, wahrscheinlich nichts anzufangen wissen.

«Schanugga? Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?«Der Genosse war sofort gereizt.»Das haben wir gleich. «Er griff zum beigefarbenen Telefon. Das Breshnew-Porträt war aus dem Wachstübchen entfernt worden, man hatte es nicht durch eines von Gorbatschow, sondern durch ein sauertöpfisches Schwarzweiß-Konterfei des Sicherheitsministers ersetzt.»Aha. «Der Hauptmann blieb skeptisch.»Vollschein? Das ist für Besucher neuerdings verboten, Genossin Londoner. — Weiß nicht, warum. Anordnung von ganz oben. — Wenn er einen Halbschein bekommt, müßte er sich morgen früh am Oberen Plan melden, das ist korrekt, Genossin Londoner. — Nein, dürfen wir nicht. Zwei Drittelscheine, das ist das höchste, was mir gestattet ist. «Damit legte er auf, tippte, spannte einen zweiten Bogen Papier in die Maschine.»Hier quittieren. «Meno nahm Kugelschreiber und Formular vom Drehteller, und während er unterschrieb, hörte er, wie der Hauptmann» Schanugga, Schanugga «vor sich hinmurmelte.»Sachen gibt’s. Hieß das nicht Weihnachten? Ist das jetzt offiziell?«

Meno tippte an den Hut, schlug den Kragen auf und ließ den Hauptmann ohne Antwort zurück. Die Brücke sang unter Windböen, die Glühbirnen, von denen nur wenige brannten, schaukelten zwischen den Brückengeländern; Meno klemmte die Rosen ins Mantelrevers. Das Maultier sucht im Nebel seinen Weg, dachte er; der tiefe Schnee auf der Brücke wirkte wie Dunst, die Spuren der Weihnachtsmänner waren schon verweht. Bei jedem Schritt versank Meno bis zu den Knien, so daß er langsam vorankam, die rechte Hand am Geländer. Das Spinnwebhaus dräute schwarz in der weißrauchigen Luft, in der über dem Taldurchstich Wirbel und Schneespindeln tanzten; vielleicht arbeitete Vogelstrom am Revolutionspanorama oder hielt im Dunkeln Zwiesprache mit den gemalten Gartenszenerien, vielleicht war er verreist, feierte Weihnachten bei seinen Kindern, von denen der Maler freilich nie gesprochen hatte.»Will nichts besagen!«preßte Meno in den angreifenden Wind.»Du himmlisches Kind!«Ein ungebärdiges, eigensinniges Kind, eine tobsüchtige Range. Manchmal hielt es still, dieses Kind, schien zu überlegen, wie es dem einsam voranstiefelnden Mann auf der Brücke beikommen könne, huschte nach vorn, bog über den Hut und fiel, um es schneestäubend von hinten zu versuchen, klirrte von links und rechts heran, um nach angeberischem Schaudergetös, rachsüchtigem Gerüttel an den Spanntrossen der Brücke in sich zusammenzufallen, als hätte seine Wut ein Fingerschnipp von da oben, aus den Lüften, kassiert: dann war, beruhigend bronchitisch, das rauhe Rauschen der Weißen Schwester zu hören. Meno beeilte sich. Zwar hatte Jochen Londoner keine Zeit genannt. War man in Ostrom bereit, Weihnachten als offensichtlich unausrottbares christliches Relikt zu dulden, bis es in der Epoche des Übergangs vom Sozialismus zum Kommunismus keinen Platz mehr dafür geben würde, war man bereit zu schweigen, dem Komment mit Tannenbaum und Fensterdekoration Genüge zu tun, im übrigen die Füße auszustrecken und nach der Bescherung für Frau und Kinder in Familie das Fernsehprogramm zu genießen, war Jochen Londoner ein Oströmer, dazu einer, der manchen Spott für diesen Abend hatte: so feierte man dennoch, und Londoner hielt sowohl Irmtraud als auch seine Kinder an, zuerst die Bräuche zu achten, dann» kritisch das Fest zu begehen«. Das nannte er Dialektik. Hieß: Er achtete das Dekor, begegnete aber dem Ritual, dem doch das Dekor abkürzendes Sinnbild war, mit achselzuckender Gleichgültigkeit, sogar mit Herablassung und abweisendem Stolz, Stolz auf halbe Kenntnis, auf eine Freiheit, die für ihn darin liegen mochte, einem Klischee und den darin verborgenen Forderungen nicht zu genügen. Er, der» fröhliche Marxist und Akribiker«, wie er sich selbst halb ironisch, halb drohend nannte, war so frei, mit Laisser-faire dort aufzuwarten, wo andere es nicht erwarteten, wo sie betreten oder» bestenfalls«(manchmal sagte er auch» schlimmstenfalls«) neugierig auf das entlarvte Schablonendenken reagieren würden:» Der Jude «, knurrte er dann gereizt,»war im Exil, und der Jude , der im Exil war, muß doch die Bräuche des Judentums kennen, nicht wahr? Und wenn er sie kennt, muß er sie doch auch befolgen? Nicht wahr, das denkt ihr doch noch immer? Denn wie kann es sich der Jude erlauben, Bräuche zu mißachten, die so viele Leidensgefährten das Leben kosteten?«Und als Meno entsetzt schwieg:»Aber ich nehme mir a) die Freiheit, selbst zu bestimmen, wer oder was ich bin; ich bin kein Jude, ich bin ein Mensch, und als solcher nehme ich mir b) die Freiheit, über die Bräuche, die mir wichtig sind oder nicht, die ich befolgen muß oder nicht, ebenfalls selbst zu befinden!«So zündete er einen Chanukka-Leuchter an und die Lichter am Weihnachtsbaum, buk mit Irmtraud und Hanna, wenn sie über die Feiertage zu Hause war, Lebkuchen und Suffganioth, die wohlschmeckenden Ölkrapfen, frittierte Latkes, zu denen Philipp Kartoffelpuffer sagte, hängte Lametta und Treidel, kleine Spielzeugkreisel, an den Tannenbaum.»Wir feiern Weihnukka!«Und statt des» Maos-Zur-Jeschuati «oder» Stille Nacht, heilige Nacht «schallten die Beatles durch das Haus Nr. 9 am Zetkinweg, einer Sackgasse am Ende der Krupskaja-Straße.

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