Michael Köhlmeier - Abendland

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Abendland: краткое содержание, описание и аннотация

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"Wenn du dich als Achtjähriger, als Dreizehnjähriger, als Sechzehnjähriger denkst, erkennst du dich in ihnen wieder?"
"Ja. Und sehr gerne dazu."
"Gibt es einen Lebensabschnitt, in dem du dir fremd vorkommst?"
"Zwischen fünfundzwanzig und dreißig ein bisschen fremd. Gestern und vorgestern sehr fremd."
"Glaube, Liebe, Hoffnung. Welche Reihenfolge?"
"Liebe, Hoffnung, Glaube. Wenn ich den anderen dabei zusehe."
"Bei dir selber?"
"Keine Ahnung. Ich denke, das gilt nur bis sechzig oder siebzig. Bei den Auserwählten vielleicht etwas länger." Er lacht.
"Was ist das Größte, das du in deinem leben vollbracht hast?"
Keine Antwort darauf.
"Abendland" ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Generationenroman. Mit großer erzählerischer Kraft wird dargestellt, wie die unterschiedlichsten Menschen jenseits der politischen und historischen Wechselfälle aufeinander angewiesen sind und aneinander hängen, warum sie sich gegeneinander auflehnen und wie sie dann doch ihren Frieden schließen. In einem bewegenden Panorama des 20. Jahrhunderts werden die großen historischen Sündenfälle und die kleinen privaten Reaktionen darauf beschrieben. Ein solches Buch hat es in der deutschen Literatur schon lange nicht gegeben.

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Ich sprach mit Günther Veronik.»Es ist ein Zufall, daß er zu mir gekommen ist«, sagte ich.»Er hätte auch zu einem von euch kommen können. Er ist zu mir gekommen, weil unser Haus am nächsten bei den Feldern steht. «Ich wußte, das stimmte nicht. Maro hatte nur mich gemeint. Er wollte mit mir Musik machen und mit sonst keinem. Günther verlor mit einem Schlag jedes Interesse an der Band. Mit einem Rottmeier wollte er nichts zu tun haben. Und ich wußte, auch unser Schlagzeuger wollte mit einem Rottmeier nichts zu tun haben und auch unser Rhythmusgitarrist nicht. Das war mir recht. Es war meine Band. Und wir würden meine Musik machen, und zwar in einer Besetzung wie Cream. Maro = Jack Bruce = Baß. Ich = Eric Clapton = Lead-Gitarre. Chucky = Ginger Baker = Schlagzeug.

Ich wartete. Eine Woche, zwei Wochen. Maro meldete sich nicht. Als meine Freunde kamen, um den Baß und das Schlagzeug abzuholen, bat ich sie, mir die Sachen noch eine Weile zu lassen. Einmal schlich ich am Rottmeierschen Haus vorbei. Ich fürchtete mich vor den Hunden. Sie lagen im Schatten des Kleinlasters, mit dem Maro herumfuhr, obwohl er zwei Jahre zu jung für einen Führerschein war. Daneben war ein VW auf Steinen und einer umgedrehten Schubkarre aufgebockt, die Räder waren abmontiert, die Motorhaube klaffte auf. Davor stand ein unglaublich schmutziger Schemel, auf der Erde lagen eine halb aufgerollte Tube Kondensmilch und eine Schachtel Smart Export und eine Schachtel Streichhölzer. Als mich die Hunde sahen, spitzten sie die Ohren, einer erhob sich, tapste in die Sonne, blinzelte zu mir herüber und bellte zweimal, aber ohne rechten Ehrgeiz. Er war ein niedriger, heller Schäfer, ich rechnete ihn Maro zu. Das Haus war ähnlich wie unseres, eines der üblichen Bauernhäuser mit angebauter Scheune. Die Holzschindeln an den Wänden waren grau und zum Teil schon abgewittert, so daß die mit Lehm und Stroh gefüllte Holzkonstruktion darunter zum Vorschein kam. Auf einer Seite des Hauses war ein Dachflügel eingesunken. Ein paar Dutzend Ziegel fehlten, die Dachlatten waren zu sehen. Ich hockte mich auf den Rottmeierschen Zaun, im Respektabstand zu den Hunden. Die andere Straßenseite war mit Büschen bewachsen, die einen scheckigen Schatten auf den Staub warfen. Der Duft getrockneten Heus wehte zu mir herüber. Die Sonne brannte auf meinen Nacken und auf meine Oberarme. Ich war bereit. Maro hatte den ersten Schritt getan, indem er mich besucht hatte, nun besuchte ich ihn. Was stellte er sich vor? Stellte er sich überhaupt etwas vor? Hatte er schon jemals einen E-Baß in der Hand gehabt? Würde er sich je merken können, wann im Blues auf die Subdominante und wann auf die Dominante gewechselt wird? Wußte Chucky, daß er von seinem Bruder zum Schlagzeugspielen eingeteilt worden war? Und wenn er das gar nicht wollte? Mit Chucky, sagten manche, sei noch weniger zu spaßen als mit Maro. Was Maro liegen lasse, auf das trete Chucky drauf. Ihm rechnete ich den anderen Hund, den dunklen, zu. Oder hatte mich Maro verarschen wollen? Aber warum? Andererseits: Brauchte jemand wie Maro einen Grund für irgend etwas? Nach einer Weile sprang ich vom Zaun. Ich rief seinen Namen. Die Hunde fingen sofort zu bellen an, sie traten nun beide aus dem Schatten, bellten sich gegenseitig in Rage und kamen zögerlich auf mich zu. Ich drehte mich um und ging davon. Er konnte doch nicht erwarten, daß ich mich mit seinen Hunden anlegte! Ich kannte niemanden, der ihn so gut kannte, daß er ihm etwas ausrichten wollte. Sollte ich ihm einen Brief schreiben? Er würde meinen, ich sei schwul. Oder ich will ihn blamieren, weil er nicht gescheit lesen kann. Ich wartete weiter.

Einer, den ich flüchtig kannte, sagte eines Tages zu mir:»He!«Und ich sagte:»Was?«Und er sagte:»Der Maro. Er erzählt herum, wenn er dich erwischt, drückt er dir die Zähne in den Magen.«

Ich glaubte nicht, daß er es bildlich meinte. Ich glaubte nicht, daß Maro je irgend etwas bildlich gemeint hatte. Nicht eine Ohrfeige sollte es setzen. Oder einen Anschiß. Oder einen Boxer. Oder ein Zusammenhauen mit zerblutetem Gesicht. Er wollte mir die Zähne in den Magen drücken. Ein gewaltiger Faustschlag, der mich von oben nach unten durchbohrte. Seine Faust fährt in meinen Mund, durchbricht Ober- und Unterkiefer, reißt die Zähne mit sich. So ungefähr. Aber warum wollte er das tun?

4

Ich traf mich bald mit niemandem mehr. Schnitt mir die Haare. Lernte nur noch für die Schule. War der Beste in allen Fächern. Hatte kein Bedürfnis mehr, mies zu sein. Fand die Rolling Stones redundant. Verlor vorübergehend jedes Interesse an der Musik. War einer, dem die Bücher aus den Händen wuchsen. Upton Sinclair Der Dschungel , Gogol Die toten Seelen , Louis-Ferdinand Céline Reise ans Ende der Nacht , von Kafka alles, was zu haben war. Für meine Mitschüler war ich» der Wiener«; ich kannte nicht einmal die Hälfte meiner Klasse beim vollen Namen. Sie gingen mir aus dem Weg. Manche Lehrer fürchteten sich vor mir. Der Mathematiklehrer zum Beispiel und auch der Deutschlehrer. Ich genoß das. Ich war einer, von dem man sagt, er sei» mit dem Mund gut zu Fuß«. Mit den Mädchen hatte ich es nicht leicht. Ich stand mir selbst im Weg. Ich hatte mir mühsam ein Image zurechtgelegt, und von dem wurde ich nun überwacht, eifersüchtig, streng, tyrannisch und unnachsichtig. Wenn einer so tut, als ob er niemanden braucht, so glaubt man ihm das nach einer Weile sehr gern.

Ich absolvierte die Matura mit Auszeichnung. Am Tag meiner letzten Prüfung meldete ich beim Einwohnermeldeamt meinen Wohnsitz ab. Ich gab an, ich verlasse Österreich für immer, werde wahrscheinlich amerikanischer Staatsbürger werden. Der Beamte fragte mich, ob ich mir im klaren darüber sei, daß ich mich nicht in Österreich blicken lassen dürfe, ohne mich unverzüglich wieder anzumelden. Ich war mir darüber nicht im klaren, sagte aber, ich sei es. Ein Kompliment wäre es gewesen, wenn er mich einen Deserteur genannt hätte. Ich hatte mir einen Ruf aufgebaut, mit dem es nicht zu vereinbaren war, daß ich es zuließ, wenn einer mich brüllend aufforderte, mich schneller zu bewegen, damit die Scheiße in meinem Hirn besser durchgemischt werde — es wurde kolportiert, daß dieser und ähnliche Sprüche beim Bundesheer völlig normal seien; ich hätte, wollte ich nicht meinen Ruf aufs Spiel setzen, mich bei solcher Anrede zur Wehr setzen müssen, was mit größter Wahrscheinlichkeit größte Schwierigkeiten zur Folge gehabt hätte; also war es weise, dem aus dem Weg zu gehen.

Ich verließ Österreich aber nicht sofort, sondern blieb noch bis in den frühen Herbst. Wenn ich in die Stadt ging, zog ich die Schultern hoch und blickte zu Boden, und vor Uniformträgern flüchtete ich mich in Hauseingänge und Seitengassen, auch wenn es sich um Busfahrer oder Briefträger handelte. Anders als in den vorangegangenen Ferien arbeitete ich in diesem Sommer nicht. Ich hatte, seit ich sechzehn war, jedes Jahr einen höchst attraktiven und vor allem fixen Ferialjob gehabt, nämlich in Liechtenstein bei Kraus & Thomson, dem größten Antiquariat der Welt (mit einem Bestand von über fünf Millionen Büchern). Ich hatte mitgeholfen, einlangende Konvolute zu registrieren oder zum Beispiel den Grundstock für das Germanistische Institut einer neugegründeten deutschen Gesamthochschule zusammenzustellen; ich brauchte mich bei meiner Arbeit nicht zu beeilen, durfte, wann immer ich ein Buch interessant fand, mich in eine Ecke verziehen und darin schmökern, das wurde sogar gern gesehen, schließlich sollten die Mitarbeiter wissen, womit sie es zu tun hatten. Die Chefitäten wohnten in Milwood New York State, und Milwood New York State war weit, und daß sie ihre größte Filiale ausgerechnet in Liechtenstein, mitten im Ried in der Nähe eines Dorfes namens Nendeln, errichtet hatten, in dessen Wohnzimmern zusammengenommen nicht halb so viele Bücher standen wie in unserem Besucherraum, war sicher auch der großzügigen Hilfe der Liechtensteiner Behörden zu danken, die H.P. Kraus in den dreißiger Jahren auf der Flucht vor den Wiener Nazis aufgenommen und ihm geholfen hatten, mit seiner Familie nach Amerika zu emigrieren. Vor allem aber der liechtensteinischen Steuerpolitik der sechziger Jahre, die der Firma so viel ersparte, daß es sich ihre Angestellten ohne schlechtes Gewissen gemütlich machen durften. Vermittelt hatte mir den Job mein Deutschlehrer in der fünften Klasse Gymnasium, mit ihm hatte sich mein Vater angefreundet, Traugott Schneidtinger, ein massiger Mann mit langen weißen Haaren, er schrieb Gedichte, die ich um kein Haar schlechter fand als die von Paul Celan und von denen mein Vater einige vertonte und im Chor aufführte. (Prof. Schneidtinger hat mir später einmal — tatsächlich unter Tränen — erzählt, wie die Firma in Liechtenstein aufgelöst wurde, nachdem Mr. Thomson, dem die marode London Times gehörte, sein Kapital aus dem Unternehmen abzog; Bauernburschen aus der Umgebung seien angeheuert worden, die hätten mit ihren Mistgabeln die Bücher in Container geschaufelt … und so weiter …)

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