Michael Köhlmeier - Abendland

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Abendland: краткое содержание, описание и аннотация

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"Wenn du dich als Achtjähriger, als Dreizehnjähriger, als Sechzehnjähriger denkst, erkennst du dich in ihnen wieder?"
"Ja. Und sehr gerne dazu."
"Gibt es einen Lebensabschnitt, in dem du dir fremd vorkommst?"
"Zwischen fünfundzwanzig und dreißig ein bisschen fremd. Gestern und vorgestern sehr fremd."
"Glaube, Liebe, Hoffnung. Welche Reihenfolge?"
"Liebe, Hoffnung, Glaube. Wenn ich den anderen dabei zusehe."
"Bei dir selber?"
"Keine Ahnung. Ich denke, das gilt nur bis sechzig oder siebzig. Bei den Auserwählten vielleicht etwas länger." Er lacht.
"Was ist das Größte, das du in deinem leben vollbracht hast?"
Keine Antwort darauf.
"Abendland" ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Generationenroman. Mit großer erzählerischer Kraft wird dargestellt, wie die unterschiedlichsten Menschen jenseits der politischen und historischen Wechselfälle aufeinander angewiesen sind und aneinander hängen, warum sie sich gegeneinander auflehnen und wie sie dann doch ihren Frieden schließen. In einem bewegenden Panorama des 20. Jahrhunderts werden die großen historischen Sündenfälle und die kleinen privaten Reaktionen darauf beschrieben. Ein solches Buch hat es in der deutschen Literatur schon lange nicht gegeben.

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Aber wie sollte er es seinen Freunden — Phillip Mayer, Adi Kochol, Edwin Niedermeyer, Hans Koller, Art Farmer, Jacques Trutz, dem Pianisten aus der ersten Zeit —, die ihm ja alle durch die Bank seinen Erfolg gönnten, wie sollte er es uns, seiner Frau und seinem Sohn, die wir so lange von ihm getrennt waren, wie sollte er es Carl, seinem Förderer und obersten Anhimmler, erklären, daß ihn, der gerade von einer Tournee mit Chet Baker, dessen Name» in Fachkreisen «nur mit Ehrfurcht ausgesprochen wurde, zurückkam, nun diese Musik langweilte? Um vor den Mächten, die ihn umschwirrten und bedrängten, zu verbergen, daß er nun schon wieder im Begriff war, ihr Geschenk zurückzuweisen, nämlich sein Talent, auferlegte er sich eine Mission: Zum zweitenmal sollte dieser Stadt der Jazz gebracht werden. Was beim erstenmal die 5. Armee der Vereinigten Staaten von Amerika nur für die Zeit ihrer Anwesenheit zustande gebracht hatte, sollte nun ein kleiner Mann mit Kraushaar und Bartschatten, ein ehemaliger Schrammelcontragitarrist aus Hernals, für immer hier verfestigen. — Die Sache ging schlecht aus. Nach einem Jahr war der Club bankrott. Mein Vater nahm die Meldung entgegen wie die Radionachrichten über einen Wechsel an der Spitze des Europarates in Straßburg. Arnold lehnte an unserem Kühlschrank und schluchzte. Mein Vater saß mit verschränkten Armen auf dem Sessel, hatte die Beine von sich gestreckt und sagte nichts. Ein wenig ungeduldig war er; als warte er, bis Arnold endlich mit seiner (!) Sache fertig sei, damit man sich wieder anderem zuwenden könne, das es wert war, daß man sich ihm zuwandte. Ich hatte mit Schreierei und einer Explosion aus Selbstvorwürfen und Beschuldigungen gerechnet, mit Umbringenwollen und Drohungen, sich die Griffhand in den Scharnieren der Küchentür zu brechen (war eine Zeitlang seine Lieblingsmethode gewesen, alle zum Schweigen zu bringen). Mit dieser Kaltblütigkeit nun konnte ich nicht umgehen. Meine Mutter ebenfalls nicht. Sie schien uns gefährlicher als alle seine bekannten Verrücktheiten zusammen. Meine Mutter lief hinüber zum Lammel und telefonierte mit Carl. Margarida und er kamen gleich am nächsten Tag mit dem Zug aus Innsbruck. Auch ihnen war die Ruhe meines Vaters unheimlich.

Carl:»Erst später wurde mir klar, daß sich Georg nichts anderes gewünscht hatte, als daß dieses Projekt scheitere. Nun war er reingewaschen. Er hatte für den Jazz getan, was er konnte. Dagegen hatte der Jazz ihm und seiner Familie nur Schaden zugefügt. Wenn er sich von ihm abwandte, waren sie beide quitt — er und der Jazz.«

Er, Carl, hatte für meinen Vater getan, was er konnte, sogar noch mehr; mein Vater hatte ihm einen großen finanziellen Schaden zugefügt. Heute denke ich, daß ihn das Scheitern dieses unsinnigen Projekts — unsinnig, weil es von den denkbar ungeeignetsten Personen betrieben wurde — das einzige Mal in seiner Loyalität meinem Vater gegenüber hatte wankend werden lassen. Ohne vorher mit uns darüber zu sprechen, organisierte er diesen Job als Musiklehrer am Gymnasium in Feldkirch. Und es war nicht ein Vorschlag, den er meinem Vater unterbreitete, sondern eigentlich ein Befehl. Im Kamelhaarmantel saß er in der Küche, er zog ihn nicht aus, dazu trug er zweifarbige Schuhe, die mir fremd erschienen und wie ein Zeichen, daß er sich von uns abgewandt hatte. Meine Mutter schüttelte den Kopf, den ganzen Abend über schüttelte sie den Kopf, es war wie ein Zittern, und ihre Augen schwammen. Sie glaubte, mein Vater, der Lehrer, würde eine noch größere Bescherung abgeben als mein Vater, der Lokalbesitzer, und sie gab sich alle Mühe, die in ihr tobende Panik nicht nach außen dringen zu lassen. Und ich war auf ihrer Seite. — In den Schulferien 1965 packten wir zusammen und zogen nach Westen.

Zwei Wohnungen standen zur Auswahl: eine mitten in Feldkirch, zwei Minuten zu Fuß zum Gymnasium, klein, nicht gerade billig, aber in der Stadt und mit Zentralheizung; und: ein Bauernhaus in dem Dorf Nofels, bestehend aus einer leergeräumten Scheune, einem leergeräumten, frisch verputzten und gekalkten Stall, vier engen Zimmern aus gemütlichem Holz, einer mächtig großen Küche, um deren Tisch bequem zwölf Leute Platz hatten, und einem Wohnzimmer. In letzterem, vom Vermieter» Stube «genannt, stand ein Kachelofen. Die Küche wurde mit dem Herd geheizt, der Rest des Hauses durch geöffnete Türen. Meine Mutter war für die Wohnung in der Stadt. Mein Vater nahm das Haus auf dem Dorf. Mir gefiel es in Nofels. Gleich am ersten Tag nach unserer Ankunft machte ich allein einen langen Spaziergang. Die Straßen konnte man blind und taub überqueren, so selten fuhr ein Auto. Hier war ein Fluß, den zu beiden Seiten Auwälder säumten. Der Fluß schäumte über gemauerte Stiegen in einen anderen Fluß. Das gefiel mir. Ich mußte nicht wissen, wie die Flüsse hießen. Ich hatte nicht vor, auch nur einen einzigen Menschen näher kennenzulernen. Ich liebte es, allein zu sein und spazierenzugehen. Für beides gab es in diesem Dorf viel Gelegenheit.

Morgens um Viertel nach sieben stiegen mein Vater und ich in den Bus, der uns zur Schule brachte, mittags fuhren wir gemeinsam nach Hause. Wider alle Erwartungen fand mein Vater von Anfang an großen Gefallen an seiner neuen Arbeit. Er war glücklich, und darum war dies eine glückliche Zeit für unsere Familie. Meine Mutter bekam eine Stelle bei der Arbeiterkammer, und ihre Arbeit war ähnlich wie in Wien beim ÖGB. Was das genau war, wußte ich wieder nicht. Ich habe sie nie so oft lachen sehen wie damals. Sie richtete sich her, sah jünger aus, trug bisweilen eine lindgrüne schulterfreie Bluse, die so eng anlag, daß sich der BH-Verschluß am Rücken abzeichnete, und in der sie auf mich wirkte, als wäre sie schon einmal auf Hawaii gewesen, dazu einen gerüschten steifen Rock und hohe Stöckelschuhe. Die steckte sie in ihre Handtasche, wenn sie mit meinem Vater manchmal abends den langen Weg zu Fuß in die Stadt ging. Unter dem Churer Tor zog sie sie an. Sie spazierten die Marktstraße hinauf und durch den Gymnasiumshof und über die Neustadt hinunter zum Dom und beim Katzenturm wieder in die Marktstraße, wo sie im Gasthaus Lingg, dem besten am Ort, ein Entrecôte Café de Paris aßen und wo es nicht selten vorkam, daß jemand an ihren Tisch trat und zu meinem Vater sagte, der Sohn oder die Tochter sei begeistert von seinem Musikunterricht.

Mein Vater nahm seine Arbeit sehr ernst, euphorisch ernst. Er war der einzige Musiklehrer an der Schule, und er unterrichtete alle Klassen. Bei den Schülern war er bereits nach wenigen Wochen beliebt wie kein anderer Lehrer. Er spielte ihnen auf der Gitarre vor oder auf dem Klavier, erzählte ihnen so spannend vom Zusammenwirken der Klänge, als wär’s ein Spiel mit Detektiven, Banditen und Leichen. Er sprach über die Beatles, verkündete, daß die Band, als er selbst in den Staaten gewesen sei, sieben Plätze unter den ersten zehn in der amerikanischen Hitparade belegt hätte und daß er und Chet einige Nummern von ihnen für Trompete und Gitarre arrangiert hätten; er setzte sich ins Gegenteil der meisten Schülereltern, indem er nicht nur zugestand, dies sei Musik, sondern sogar behauptete, dies sei unvergleichlich schöne Musik,»geniale Musik«,»unfaßbar geniale Musik«,»unglaublich unfaßbar geniale Musik«,»nicht kleiner als Schubert oder Johann Strauß oder Duke Ellington oder Charlie Parker«. Er versicherte seinen Schülern, diese Musik sei allein für sie komponiert worden. Er besorgte auf eigene Kosten einen Plattenspieler und kaufte stoßweise Singles: A Hard Day’s Night, I Want To Hold Your Hand, She Loves You, All My Loving, I Feel Fine, Eight Days A Week … Man hörte seine Begeisterung durch das Schulgebäude dröhnen, vom Physiksaal im Erdgeschoß bis hinauf zum Zeichensaal. Er gab Gitarrestunden für ein Drittel des Honorars, das ihm in Wien geboten worden war, die Schüler rannten uns die Scheune ein; er notierte die Akkorde sämtlicher Beatles-Songs, klopfte sie auf Matrize, vervielfältigte sie und verteilte sie in der großen Pause im Schulhof.

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