Michael Köhlmeier - Abendland

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Abendland: краткое содержание, описание и аннотация

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"Wenn du dich als Achtjähriger, als Dreizehnjähriger, als Sechzehnjähriger denkst, erkennst du dich in ihnen wieder?"
"Ja. Und sehr gerne dazu."
"Gibt es einen Lebensabschnitt, in dem du dir fremd vorkommst?"
"Zwischen fünfundzwanzig und dreißig ein bisschen fremd. Gestern und vorgestern sehr fremd."
"Glaube, Liebe, Hoffnung. Welche Reihenfolge?"
"Liebe, Hoffnung, Glaube. Wenn ich den anderen dabei zusehe."
"Bei dir selber?"
"Keine Ahnung. Ich denke, das gilt nur bis sechzig oder siebzig. Bei den Auserwählten vielleicht etwas länger." Er lacht.
"Was ist das Größte, das du in deinem leben vollbracht hast?"
Keine Antwort darauf.
"Abendland" ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Generationenroman. Mit großer erzählerischer Kraft wird dargestellt, wie die unterschiedlichsten Menschen jenseits der politischen und historischen Wechselfälle aufeinander angewiesen sind und aneinander hängen, warum sie sich gegeneinander auflehnen und wie sie dann doch ihren Frieden schließen. In einem bewegenden Panorama des 20. Jahrhunderts werden die großen historischen Sündenfälle und die kleinen privaten Reaktionen darauf beschrieben. Ein solches Buch hat es in der deutschen Literatur schon lange nicht gegeben.

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Maro sei der brutale von den beiden. Hieß es. Ich habe nicht gesehen, wie er jemandem Gewalt angetan hat; ich habe gesehen, wie ihm Gewalt angetan wurde, Gewalt gegen Fleisch und Knochen. Bei einem Fest der Dorffeuerwehr haben ihn zwei Burschen festgehalten, und ein dritter schlug mit einem Gegenstand nach ihm. Maro war unter die Sitzbank gerutscht, er klammerte sich an das Brett, preßte seinen Kopf von unten dagegen, damit wenigstens ein Teil seines Gesichts geschützt war. Die Beine hatte er eng an den Körper gezogen. Das Hemd war ihm aus der Hose gerutscht, ich sah die weiße Haut und den Abdruck der Rückenwirbel über dem Gürtel. Aus seiner Brusttasche schaute eine Schachtel Smart Export. Sein Widersacher stand breitbeinig neben der Bank und schlug dorthin, wo er Maros Gesicht vermutete. Die beiden anderen versuchten, Maro unter der Bank hervorzuzerren. Sie hämmerten mit ihren Bierkrügen auf seine Finger, damit er das Sitzbrett loslasse, rissen an seinen Haaren und traten mit ihren Schuhen gegen Oberschenkel, Becken und Nieren. Von Maro war kein Laut zu hören; sein Peiniger aber brüllte um so lauter, er war außer sich. Maro mußte etwas Ungeheuerliches gesagt oder getan haben. Aber ich hatte nichts mitgekriegt. Ich kannte den Schläger nicht, hatte ihn nie vorher gesehen, fett, Pickel auf den Backen, groß, aus dem Dorf war er nicht. Ich meinte, er hatte so etwas wie eine Fahrradkette in der Faust. Günther Veronik, damals mein Freund, mit dem zusammen ich die Szene beobachtet hatte, behauptete hinterher, es sei ein Radmutterschlüssel gewesen. Aber warum nimmt einer einen Radmutterschlüssel oder eine Fahrradkette zu einem Feuerwehrfest mit? Wir waren bestürzt, und bis spät in die Nacht hinein saßen wir in unserer Scheune, wo mein Verstärker und meine Gitarre standen und sein E-Baß und das bißchen Schlagzeug, das wir zusammengetragen hatten. Wir haben geredet, und ich habe die Tür abgesperrt, und wir beide wußten nicht, wie wir das benennen sollten, was wir gesehen hatten, denn weder er noch ich waren je Zeuge solcher Gewalt gewesen. Günther hatte sich auf dem Weg nach Hause zweimal übergeben, und ich mußte hart an mich halten, damit ich nicht zu heulen anfing. Aber nicht vor dem Schläger und seinen Komplizen schüttelte es mich, sondern vor dem Geschlagenen, vor seinem glücklichen, bösen Blick, der mich getroffen hatte. Er hatte mich angesehen. Es bestand kein Zweifel: Er hatte mich angesehen, mich und sonst keinen.

Eine Woche später redete er mit mir.

«Ihr habt eine Band«, sagte er.»Ich spiel mit.«

Er stand auf der Straße, gegenüber unserem Haus, lehnte am Gartenzaun des Nachbarn, Arme verschränkt, Haare hinter die Ohren gekämmt, honigblond, ein Knie angezogen. Schon mit sechzehn hatte er einen Zug um den Mund, wie ihn alte bittere Männer haben. Er trug ein Blouson aus grobem braunem Stoff, enge schwarze Hosen und spitze schwarze Halbschuhe. Keine Socken. An der Schläfe war eine Narbe zu sehen. Er war etwas kleiner als ich. — Niemand, auch kein Erwachsener, hätte sich getraut, nein zu sagen.

Ich sagte:»Was spielst du?«

Er sagte:»Keine Ahnung. Irgend etwas, und Chucky spielt Schlagzeug.«

«Wir haben bereits einen Schlagzeuger«, sagte ich.

«Dann haben wir jetzt einen neuen«, sagte er. Spuckte aus, drehte sich um, ging die Straße hinauf, vorbei am LKW-Parkplatz vom Frächter Winkler.

Ich blickte ihm nach und dachte: Ich werde mein Leben nicht mehr so führen können, wie ich es in meinen Träumen geplant hatte. Es wird kein Haus, keine Hütte, kein Loch auf der Welt geben, wo ich mich vor diesem Menschen verstecken kann. Ich werde Dinge tun, die ich nicht tun will. Ich werde in Zwänge geraten, wie ich sie mir heute nicht vorstellen kann. Ich werde alles verlernen. Das Beste vergessen. Das Liebste verlieren.

2

Nofels ist der Name des Dorfes. Es liegt am Rhein, auf der anderen Seite ist Schweiz. Hier endeten die Straßen. Zum Bahnhof der Stadt Feldkirch mußte man mit dem Bus fahren. Oder eine Stunde zu Fuß gehen. Es gab einen Lebensmittelladen, eine Metzgerei, drei Gasthäuser, Kirche mit Friedhof. — Als ich noch nicht ganz fünfzehn war, zog unsere Familie von Wien nach Vorarlberg. Carl hatte meinem Vater in Rekordzeit einen Job vermittelt — als Musiklehrer am Gymnasium in Feldkirch. Er meinte, damit die endgültige Katastrophe abgewendet zu haben.

Mein Vater war aus Amerika zurückgekommen, wo er die Größten kennengelernt und auch mit einigen von ihnen zusammen gespielt hatte — vor allem mit Chet Baker, mit dem er durch zwei Dutzend Staaten getourt und der zu dieser Zeit bereits dem Heroin verfallen war, worunter aber» weder seine Musik noch seine Freundlichkeit litten«; und nun war mein Vater wieder in Wien, und er war erfüllt von einer Mission. Die Begeisterung für den Jazz hatte in Wien in den vorangegangenen Jahren, eigentlich schon, seit die Amerikaner aus Österreich abgezogen waren, deutlich nachgelassen; der allgemeine Musikgeschmack war in dumpfe Schlagerherrlichkeit abgesunken; die Elite, wie sich jene allmählich wieder zu nennen begannen, pilgerte nach Salzburg, wo, wie sie überzeugt war, Herbert von Karajan allein zu ihren Ehren die Musik von vor zweihundert Jahren aufführte. Für gute zeitgenössische Musik schien sich niemand mehr zu interessieren. Aus diesem Grund war es meinem Vater ja so leicht gefallen, nach Amerika zu fahren — natürlich, um seine Karriere voranzutreiben, aber, wie er betont hatte, vor allem, um dort» das Notwendige für unsere Auswanderung vorzubereiten«. Als ich das Telegramm, in dem er uns die Ankunftszeit seines Flugzeugs mitteilte, auf dem Küchentisch liegen sah, war mir, als ertönten die Fanfaren, die bekanntgaben, wer als nächster das Gelobte Land betreten durfte. Auch meine Mutter stellte sich auf ein neues Leben ein. In den Tagen bis zur Ankunft meines Vaters wirkte sie feierlich, machte sich schön, legte Parfüm auf, auch wenn sie die Wohnung gar nicht verließ. Und dann war er da, und Auswandern war kein Thema mehr, nur seine Mission galt. Er, der sich nie um anderer Leute Geschmack gekümmert hatte, meinte nun auf einmal, den Menschen das Gute zurückbringen zu müssen. Er wollte in Wien einen eigenen Jazzclub eröffnen. Als meine Mutter und ich ihn in Schwechat am Flugplatz abholten — wir hatten, abgesehen von dem Telegramm, neun Monate lang nichts von ihm gehört! — , war sein erster vollständiger Satz:»Ich glaube, der Name Hot Club Vienna ist doch am besten. «Noch in der Ankunftshalle begann er, uns zu erklären, was er vorhatte, wobei er hauptsächlich auf Details einging — die indirekte Beleuchtung der Stufen, die zur Bühne führen sollten, oder das Mobiliar in der Künstlergarderobe oder die Beleuchtung des Clubs durch kleine Scheinwerfer, die an der Wand entlang zur Decke gerichtet werden sollten, wie er es in einem Club in Cincinnati gesehen habe, oder die künstlerische Gestaltung der Mitgliedskarten. Die Augen meiner Mutter wurden schmal und blieben so. Ich aber fühlte mich genötigt zu sagen, ich fände einen Jazzclub keine so tolle Idee. Er erhob die Stimme, so daß es alle im Bus vom Flughafen in die Stadt hören konnten:»Ich darf nichts trinken. Gut, ich habe nichts getrunken. Ich war mit Rauschgiftsüchtigen und Säufern zusammen, Tag und Nacht, aber ich habe nichts getrunken. Was darf ich weiter nicht? Nur, damit ich es von Anfang an weiß. «Ich sagte nichts mehr, saß auf dem Fensterplatz, mein bemerkenswertestes Sportheft unter dem Arm, das hatte ich ihm zeigen wollen, nur amerikanische Leichtathleten waren darin eingeklebt. Und meine Mutter sagte auch nichts. Ich schämte mich. Ich hatte ihn nicht einmal ausreden lassen. Hatte ihm nicht eine einzige Frage gestellt. Hätte seine Begeisterung doch ebensogut als Freude, wieder zu Hause zu sein, deuten können; hätte ihn erst von seinem großen Jahr in den Vereinigten Staaten von Amerika erzählen lassen sollen; hätte bedenken müssen, daß er — wie so oft so vieles andere — auch das mit dem Jazzclub wahrscheinlich gar nicht so ernst meinte.

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