Michael Köhlmeier - Abendland

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Abendland: краткое содержание, описание и аннотация

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"Wenn du dich als Achtjähriger, als Dreizehnjähriger, als Sechzehnjähriger denkst, erkennst du dich in ihnen wieder?"
"Ja. Und sehr gerne dazu."
"Gibt es einen Lebensabschnitt, in dem du dir fremd vorkommst?"
"Zwischen fünfundzwanzig und dreißig ein bisschen fremd. Gestern und vorgestern sehr fremd."
"Glaube, Liebe, Hoffnung. Welche Reihenfolge?"
"Liebe, Hoffnung, Glaube. Wenn ich den anderen dabei zusehe."
"Bei dir selber?"
"Keine Ahnung. Ich denke, das gilt nur bis sechzig oder siebzig. Bei den Auserwählten vielleicht etwas länger." Er lacht.
"Was ist das Größte, das du in deinem leben vollbracht hast?"
Keine Antwort darauf.
"Abendland" ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Generationenroman. Mit großer erzählerischer Kraft wird dargestellt, wie die unterschiedlichsten Menschen jenseits der politischen und historischen Wechselfälle aufeinander angewiesen sind und aneinander hängen, warum sie sich gegeneinander auflehnen und wie sie dann doch ihren Frieden schließen. In einem bewegenden Panorama des 20. Jahrhunderts werden die großen historischen Sündenfälle und die kleinen privaten Reaktionen darauf beschrieben. Ein solches Buch hat es in der deutschen Literatur schon lange nicht gegeben.

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Ich fuhr mit dem Lift nach unten, holte die Frankfurter Allgemeine und den Standard aus meinem Postkasten. Wieder oben, setzte ich Kaffee auf und las, daß Timothy McVeigh, der 1995 als 26jähriger das Bombenattentat auf das Alfred P. Murrah Federal Building in Oklahoma City verübt hatte, bei dem 168 Menschen getötet worden waren, sich für den 19. Mai eine landesweite Fernsehübertragung seiner Hinrichtung wünsche, er betrachte dieselbe nämlich als» Selbstmord mit staatlicher Hilfe in Form von 10.000 Volt«. Je wahnsinniger Botschaft und Bote, desto mehr Zahlen kommen vor. Ich holte eine zweite Zigarette aus Davids Rucksack — nun war nur noch eine in der Schachtel — und rauchte sie in der Küche zum Fenster hinaus, den glühenden Stummel ließ ich in den Lichtschacht fallen. Bei einer dreiviertelvollen Schachtel müßte er ein pedantischer Mensch sein, um zu merken, daß zwei Zigaretten fehlten, wenn aber von drei Stück zwei weg waren, war klar, daß der Vater den Rucksack durchwühlt hatte. Ich fuhr also noch einmal nach unten, lief quer über die Kreuzung zum Kiosk in der U-Bahn-Station und kaufte eine Schachtel Camel. Wie an jedem Samstag war der Platz vor der Station voll mit Fixern und Giftlern. Es roch nach Kotze, Urin und verschüttetem Rotwein. Als ich mit der Packung in der erhobenen Hand aus dem Kiosk trat — die Trafikantin hatte sie mir über den Ladentisch gereicht, und in dem Gedränge wäre es mir nicht möglich gewesen, den Arm zu senken, ohne jemanden im Gesicht zu berühren —, zeigte einer mit dem Finger auf mich und hüpfte und drängte sich zu mir durch und lachte mit markigem Ha-ha, als hätte er mich endlich gefunden. Sein Gesicht war narbig wie eine alte Zielscheibe, sein Kopf zerzaust, der ganze Mann wie aus dem Freundeskreis um Jesus gestiegen, abgesehen davon, daß er einen Foxterrier an einen Strick und den Strick an seinen Gürtel geknotet hatte.»Schenk’ mir ein paar von denen!«rief er.»Ich bete für dich, morgen ist Ostern!«Ich riß die Packung auf und gab ihm die Hälfte der Zigaretten.»Ich kenn’ dich eh«, sagte er.»Ich hab’ dich im Aug’. Du hast mich bisher noch nicht enttäuscht.«»Super«, sagte ich. Er hielt mich fest, was mich in Panik versetzte, drei von den Zigaretten, die ich ihm gegeben hatte, fielen auf den Boden. Ich ekelte mich vor seiner Hand und vor seinem Hund, dessen Fell aussah, als hätte einer Himbeersirup daraufgeschüttet.»Ich rauch’ eine mit dir! Ich geb’ dir eine von mir. Da schau an, zufällig die gleiche Sorte wie du. «In seinem Blick war etwas Wahnsinniges, das ich ihm aber nicht abnahm, er meinte, ich erwarte so etwas von ihm.»Super«, sagte ich,»ich hab’ leider keine Zeit.«»Du hast schon Zeit. Du hast für den da und den da keine Zeit. Aber für mich hast du Zeit. Das weißt du genau. Wenn du etwas brauchst, mußt du es nur sagen.«»Ich habe alles«, sagte ich.»Wirklich«, sagte er,»ich kenn’ dich. Du wohnst ja eh gleich hier. Ich hab’ kein Feuer.«»Ich auch nicht«, sagte ich und stieß mich von ihm ab. Er aber griff flink nach meinem Ärmel und zog mich und seinen Köter zwischen den Gebrechlichen und Geschundenen hindurch, denen die Knie weich waren und die halb in die Hocke gesunken dastanden, weswegen sie wie Mißgeburten mit überlangen Oberkörpern aussahen.»He, Sally!«rief er einem Mädchen zu, die nicht älter sein konnte als vierzehn, und zu ihr sprach er nicht mehr in dem zugerauchten Hippie-Singsang, in dem er mit mir gesprochen hatte, sondern wie ein klar denkender Zuhälter.»Gib meinem Freund hier Feuer!«»Ich hab’ keins«, jammerte sie.»Besorg’ eines!«Sie streckte ihm die Zunge heraus, und er schlug ihr mit den Knöcheln auf den rotgefärbten Schädel.»Ich will keine rauchen«, sagte ich,»und mit Ihnen zusammen schon gar nicht, und jetzt lassen Sie mich bitte sofort los!«Das klang so dämlich, daß ich mir selbst gern auf den Kopf geklopft hätte.»He«, sagte er,»kein’ Stress, du bist in Ordnung, wie du bist, ich bete für dich. Das hab’ ich dir doch versprochen. Du kannst dich drauf verlassen. «Ich gab ihm einen Stoß, so daß er den Alten mit den langen grauen Haaren und dem Charles-Manson-Gesicht, der uns unentwegt anstarrte, rammte, und der, als hätte er auf so eine Gelegenheit nur gewartet, rammte einen dritten, und dieser einen vierten — und ich lief los, die Schachtel Camel immer noch über mir in der Hand wie die olympische Fackel. Ich lief an den Taxifahrern vorbei, die an ihren Mercedessen lehnten und zuschauten, als wär’s Fernsehen, lief über die Kreuzung zurück zu unserem Hauseingang. In der Schachtel waren gerade noch fünf Zigaretten, zwei in der Mitte abgeknickt. An der Ecke zur Linken Wienzeile, vis-à-vis vom BIPA, parkte ein Polizeiwagen, die Fenster waren heruntergelassen, ein Beamter und eine Beamtin blickten gelangweilt auf die Menschen, die aus der U-Bahn drängten, der Polizist rauchte. Ich fragte ihn um Feuer, er hob die Hand, schnippte die Asche ab und hielt mir die Glut hin, alles ohne mich anzusehen. Ich nahm zwei Züge und warf die Zigarette zusammen mit den zerbrochenen in den Gully. Auf dem weiten Parkplatz hinter der Station war Flohmarkt, der Wind wehte eine Mischung aus Debrecziner, Curry und Patschuli herüber und Desinfektionsmittel von den Kleiderständen und Kellermief und Zigarrenrauch.

David schlief noch. Ich steckte die beiden Zigaretten, die ich gerettet hatte, in seine Packung zurück, schnürte den Rucksack zu, stellte ihn in der Bibliothek neben den Fauteuil, wo er ihn hatte fallen lassen, und setzte mich wieder in die Küche.

Was für ein Tagesbeginn!

David!

Der Winter meines Mißvergnügens ist durch seine Sonne zum strahlenden Sommer geworden. — And all the clouds that lour’d upon our house / In the deep bossom of the ocean buried. — Nein, der dritte Richard und sein brachialer Minderwertigkeitskomplex hatten in meinem Plot nichts verloren. Schon eher Papa Falstaff. Leb wohl, du Spätfrühling, du alter Jungfernsommer! Gibt’s einen fürsorglicheren Vater, der kein Vater ist, als diesen ärmsten Lumpenhund, der je mit Zähnen gekaut hat ? Zieht als Anführer einer liederlichen Bande durch die Nächte, umgibt sich mit einer für sein Alter viel zu würzigen Wolke aus Anarchie, nur um seinem Liebling Hal, Prinz von Wales, die Heiterkeit zu erhalten. By the Lord, I knew ye as well as he that made ye. Einem genetisch korrekten Vater kann so etwas ja auch gar nicht gelingen. Der sieht im Sohn nur die Zukunft und verteidigt sie eifersüchtig gegen die Gegenwart, als wäre diese Zukunft seine eigene. Der Ersatzvater hingegen weiß, daß der Junge ihm nicht bleiben wird, also wozu sich um seine Zukunft sorgen! Er sieht in ihm nicht, was er werden wird, sondern nur, was er ist. Ich bin in der bemerkens- und beneidenswerten Lage, Vater und Ersatzvater in einem zu sein … Wollen wir es nicht übertreiben — Sir John, der größte aller witzigen Geister, stirbt an gebrochenem Herzen, weil er als Ersatzvater verschmäht wird; weil er, als die Zukunft schon längst angebrochen ist, immer noch jener Gegenwart nachhängt, die inzwischen Vergangenheit heißt. Zudem ist es mehr als waghalsig, mit Falstaff oder irgendeinem anderen aus derselben Werkstatt in Vergleich treten zu wollen; Shakespeares Tinte überfärbt jedes wirkliche Blut. — Ob sich David fünf Tage auf diesen Ort festzaubern ließe, wenn ich ihm Shakespeares Stücke nacherzähle? Vier Tage? Drei Tage? Das Publikum liebt mich in der Rolle des Erzählers großer Stoffe. Mein Shakespearebuch (in der Manier von Charles Lamb) über Macbeth, Shylock, Lear, Timon, Richard III., Rosalinde, Falstaff und Hal, Othello und Jago, Antonius und Kleopatra, Hamlet und Claudius (den ich übrigens für den wahren Vater Hamlets halte, was — wenig beruhigend in meiner Situation — der Grund für Hamlets überdimensionierten Haß wäre) verkauft sich in den Wiener Buchhandlungen nicht auffallend schlechter als der Meister persönlich … — Mir fiel nicht ein einziges Thema ein, dem ich zutraute, daß es sich interessant genug aufbereiten ließe, um meinen Sohn bei mir zu halten. Zwei Tage. Wenigstens einen Tag. Wie hat Scheherazade das angestellt? Und wenn er mich nur besucht hat, weil er, bevor er aus dem Leben scheidet, ein Mal wenigstens seinen Vater sehen wollte? Eine solche Sentimentalität hätte sich Shakespeare nicht durchgehen lassen.

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