Michael Köhlmeier - Abendland

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Abendland: краткое содержание, описание и аннотация

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"Wenn du dich als Achtjähriger, als Dreizehnjähriger, als Sechzehnjähriger denkst, erkennst du dich in ihnen wieder?"
"Ja. Und sehr gerne dazu."
"Gibt es einen Lebensabschnitt, in dem du dir fremd vorkommst?"
"Zwischen fünfundzwanzig und dreißig ein bisschen fremd. Gestern und vorgestern sehr fremd."
"Glaube, Liebe, Hoffnung. Welche Reihenfolge?"
"Liebe, Hoffnung, Glaube. Wenn ich den anderen dabei zusehe."
"Bei dir selber?"
"Keine Ahnung. Ich denke, das gilt nur bis sechzig oder siebzig. Bei den Auserwählten vielleicht etwas länger." Er lacht.
"Was ist das Größte, das du in deinem leben vollbracht hast?"
Keine Antwort darauf.
"Abendland" ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Generationenroman. Mit großer erzählerischer Kraft wird dargestellt, wie die unterschiedlichsten Menschen jenseits der politischen und historischen Wechselfälle aufeinander angewiesen sind und aneinander hängen, warum sie sich gegeneinander auflehnen und wie sie dann doch ihren Frieden schließen. In einem bewegenden Panorama des 20. Jahrhunderts werden die großen historischen Sündenfälle und die kleinen privaten Reaktionen darauf beschrieben. Ein solches Buch hat es in der deutschen Literatur schon lange nicht gegeben.

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Um halb zehn wachte David auf.

Als wir das Café Sperl betraten, sah ich Robert Lenobel hinten in der letzten Loge sitzen, neben dem Klavier und dem großen Spiegel, wo wir immer sitzen, wenn wir gemeinsam frühstücken. David war begeistert von dem Café, er sei ein leidenschaftlicher Billardspieler, sagte er, aber erst seit ein paar Wochen. Ob ich mit ihm eine Partie spielen wolle. Ja, aber erst nach dem Frühstück. Er sah sich die Billardtische im anderen Flügel an. Ich setzte mich derweil zu Robert.

«Das ist er«, sagte ich.

«Sei so gut und laß mich machen«, sagte er.»Unterbrich mich nicht und verzieh nicht dein Gesicht!«

2

Robert Lenobel ist verheiratet mit Hanna, die eine jüdische Buchhandlung in der Innenstadt betreibt. Sie haben zwei Kinder, Bub und Mädchen, Klara zwölf und Hanno fünfzehn. Robert ist aktives Mitglied der Israelitischen Kultusgemeinde und trägt am liebsten schwarze Anzüge und weiße Hemden ohne Krawatte. Als Student sei er Trotzkist gewesen, inzwischen ist er religiös.»Ich sehe aus wie Walter Benjamin«, pflegt er seine Bekehrung zu rechtfertigen,»also muß ich mich auch benehmen wie er. Unser Gott hat sich sicher etwas dabei gedacht, als er uns beiden das gleiche Kinn, die gleichen Pausbacken, den gleichen Schnauzbart und die gleiche Dioptrienzahl verpaßte. «Tatsächlich hat er keine Ruhe gegeben, bis er endlich bei einem Trödler auch das gleiche Brillengestell gefunden hat, wie es Walter Benjamin auf den meisten Fotos trägt. Ich finde übrigens nicht, daß er ihm ähnlich sieht. Sein Schädel ist zu knochig, sein Körper viel zu schlank und zu lang; Benjamins Hände, soweit man das auf den Fotos erkennen kann, waren klein und mädchenhaft, Robert hat ziemlich ungefügte Pratzen. Neben seiner Tätigkeit als Psychiater — seine Praxis ist in der Girardigasse, gleich ums Eck beim Sperl — hält er einmal in der Woche an der Hochschule für Angewandte Kunst eine Vorlesung — über Freud, Jung, Adler, Lacan und Foucault und deren Einfluß auf die Kunst des zwanzigsten Jahrhunderts. Eine Zeitlang hatte er vor Philosophiestudenten doziert, es aber bald gelassen, weil er sich, so hatte er es ausgedrückt,»von denen eingekreist fühlte wie von einem Rudel fehlgeleiteter Sozialarbeiter«. Die Philosophie, predigt er, sei der Religionsersatz der Kleinmütigen, das Opium für die Gottlosen;» mit einem moralischen Auftrag ist sie dumm, ohne einen solchen ist sie sinnlos«; gute Philosophen seien Dichter, mit Wahrheit habe ihr Aufwand nicht das geringste zu tun; der ewige Schmarren aus Wer-bin-ich? Woher-komme-ich? und Wohin-gehe-ich? werde uns immer nur von den Zweit-, Dritt- und Viertrangigen aufgetischt, daran seien diese nachgerade zu erkennen. Ich gebe neidlos zu, Herr Dr. Lenobel ist ein Meister der psychologischen Rhetorik, halbwegs angesiedelt zwischen Augustinus und Colombo, Freud und Hercule Poirot. In unseren Unterhaltungen — um so mehr, wenn andere dabei sind —, bemühen wir uns, wie in einer hypergeistreichen Sit-Com zu wortfechten. Immer wieder gelingt es ihm dabei, mich zu Zynismen zu verführen, vor denen es mir selbst schaudert. Am Ende bin jedesmal ich es, der ihn übertrumpft, und er ist es, der zur Mäßigung rät. Ich verabschiede mich von ihm, und bereits draußen auf der Straße habe ich das Gefühl, ein schäbiger Kerl zu sein. Ich fühle mich von ihm durchschaut. Was mich erstaunlicherweise nicht beschämt. Denn nicht mich durchschaut er, beschwichtige ich mich selbst, sondern ein Double von mir, ein potentielles Ich, das am Ende auf mich warten würde, wenn ich weiter den Weg des schäbigen Kerls ginge. Einmal sprach ich mit ihm darüber —»es gelingt dir, die schlechtesten Seiten in mir zu beleuchten, aber so erkenne ich sie wenigstens«; er faltete die Hände und bat mich, dies ja niemandem zu erzählen, es könnte seinen Ruf beschädigen; und er meinte das nicht ironisch. Außerdem lehne er Selbstverachtung als die verrückteste aller Attitüden ab.»Man muß nicht unbedingt zuerst deine schlechten Seiten erfahren, um zu wissen, wer du bist. «Er übrigens versteht es meisterlich, seine Fehler in Vorzüge umzudeuten. Als ihn Hanna einmal eine» technische Wildsau «nannte, weil er weder mit der Waschmaschine und dem Mikrowellenherd noch mit dem Videorecorder, ja nicht einmal mit seinem eigenen Handy umgehen könne, antwortete er ihr:»In der Anbetung der Technik versinnbildlicht sich für mich die schlimmste Rückständigkeit des menschlichen Geistes.«— Diesen Satz habe ich mir notiert. Hinter seiner Fassade aus brillantklarem Eis vermute ich Warmherzigkeit und Milde, ja sogar Nachgiebigkeit. Sein Sohn und seine Tochter — beide haben das eigentümlich hohe, etwas konkave Gesicht ihrer Mutter — gehen freundschaftlich und gelassen mit ihm um. Wenn er mit ihnen spricht, ist nichts von dem Pointenzwang zu spüren, dessentwegen sich unsere Gespräche, jedenfalls wenn sie Spielfilmlänge überschreiten, für mich bisweilen recht anstrengend gestalten. Ich schließe daraus: Der Vater steht den Kindern sehr nahe, eben alltäglich nahe. Robert ist ein treuer Ehemann, andere Frauen interessieren ihn nicht. Ich habe versucht, ein Doppelleben in seinen Schatten zu malen, aber meine Vorstellungskraft hat versagt, es gibt nichts, woran sie sich festhalten könnte. Er kennt Massen von Witzen, vornehmlich jüdische Witze, nie allerdings habe ich einen Witz sexuellen Inhalts von ihm gehört. Kann sein, ein Psychoanalytiker hat solche Ventile nicht nötig. Wann immer es mir schlechtgegangen war, hatte er Zeit für mich gehabt, und wenn ich mich mit ihm unterhielt, egal worüber — vorausgesetzt, nicht zu lang —, ging es mir hinterher, trotz Zerknirschtheit und dem Verlangen nach Läuterung, eindeutig besser.

Das folgende Gespräch zwischen Robert und David fand an diesem Samstag mittag im Café Sperl statt:

Robert:»Ich bin Jude. Stört Sie das?«

David:»Nein, natürlich nicht.«

«So etwas darf man nicht fragen?«

«Doch, natürlich darf man so etwas fragen.«

«Aber es ist nicht geschickt, denken Sie.«

«Wieso geschickt?«

«Wenn man etwas rauskriegen will, meine ich.«

«Bei mir gibt es diesbezüglich nichts rauszukriegen.«

«Ich bin für Apartheid zwischen Juden und allen anderen, müssen Sie wissen. Ich plädiere für zwei Formeln der Begrüßung aller Menschen auf dieser Erde. Entweder: Ich bin Jude, stört Sie das? Oder: Ich bin kein Jude, stört Sie das? Was halten Sie davon?«

«Ich glaube nicht, daß ich darüber nachdenken möchte. Ich glaube nämlich, Sie meinen das nicht ernst.«

«Überlegen Sie: Auf diese Weise würden solche, die Juden nicht mögen, erst gar nicht in Kontakt zu Juden kommen. Das gleiche gilt für Juden, die keinen Kontakt zu Nichtjuden haben wollen. Und solche, die nichts gegen Juden haben, müßten nicht überlegen: Ist er ein Jude und meint womöglich, ich hätte etwas gegen Juden, oder ist er kein Jude und meint, ich sei Jude, und er hat etwas gegen Juden, oder er meint, ich hätte etwas gegen Nichtjuden? Durch meine Formel würden Argwohn und unnötige Ablenkung von dem eigentlichen Thema, über das sich zwei Menschen unterhalten wollen, von vornherein gar nicht aufkommen. Was meinen Sie?«

«Ich habe noch nie, wenn ich mit jemandem geredet habe, darüber nachgedacht, ob er ein Jude ist oder nicht.«

«Aber woher wissen Sie, ob Ihr jeweiliger Gesprächspartner nicht darüber nachdenkt?«

«Hundertprozentig genau weiß ich das natürlich nicht. Ich kenn’, glaub’ ich, gar keinen Juden. Aber warum sollte zum Beispiel in China jemand jemanden fragen, ob jemand anderer ein Jude ist.«

«Nicht fragen, ob er ein Jude ist! Sagen: Ich bin einer oder ich bin keiner, es stört mich, wenn Sie einer sind, oder es stört mich nicht, wenn sie einer oder wenn Sie keiner sind. Das ist ein Unterschied. Glauben Sie, in China gibt es keine Juden?«

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