Michael Köhlmeier - Abendland

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Abendland: краткое содержание, описание и аннотация

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"Wenn du dich als Achtjähriger, als Dreizehnjähriger, als Sechzehnjähriger denkst, erkennst du dich in ihnen wieder?"
"Ja. Und sehr gerne dazu."
"Gibt es einen Lebensabschnitt, in dem du dir fremd vorkommst?"
"Zwischen fünfundzwanzig und dreißig ein bisschen fremd. Gestern und vorgestern sehr fremd."
"Glaube, Liebe, Hoffnung. Welche Reihenfolge?"
"Liebe, Hoffnung, Glaube. Wenn ich den anderen dabei zusehe."
"Bei dir selber?"
"Keine Ahnung. Ich denke, das gilt nur bis sechzig oder siebzig. Bei den Auserwählten vielleicht etwas länger." Er lacht.
"Was ist das Größte, das du in deinem leben vollbracht hast?"
Keine Antwort darauf.
"Abendland" ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Generationenroman. Mit großer erzählerischer Kraft wird dargestellt, wie die unterschiedlichsten Menschen jenseits der politischen und historischen Wechselfälle aufeinander angewiesen sind und aneinander hängen, warum sie sich gegeneinander auflehnen und wie sie dann doch ihren Frieden schließen. In einem bewegenden Panorama des 20. Jahrhunderts werden die großen historischen Sündenfälle und die kleinen privaten Reaktionen darauf beschrieben. Ein solches Buch hat es in der deutschen Literatur schon lange nicht gegeben.

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Er kenne einen Mann, sagte er, der sich mit Arthur Seyß-Inquart vor dessen Hinrichtung sehr ausführlich unterhalten und darüber ein äußerst gewissenhaftes, bis heute unveröffentlichtes Protokoll verfaßt hat; daraus eine Dissertation zu verfertigen sei mit Sicherheit nicht allzu aufwendig, würde mir aber, das garantiere er, zumindest in Österreich zu einem exzellenten akademischen Start verhelfen. Dieser Mann heiße Abraham Fields, und er lebe in New York.

«Besuch ihn!«sagte Carl.»Unterhalte dich mit ihm! Tu’s einfach! In einer Woche hast du alles beieinander. Du kommst zurück und schreibst es zusammen. Ein Klacks! Oder willst du nicht nach Amerika?«

Ich war aus Frankfurt gekommen, meine Mutter aus Vorarlberg. Carl und Margarida hatten uns nach der Beerdigung meines Vaters nach Innsbruck eingeladen. Obwohl meine Mutter damals noch ihre kratzbürstige Distanz zu Carl hielt, war deutlich, daß ihr die Fürsorge, vor allem Margaridas, guttat. Sie blieb mit einer Unterbrechung fast ein halbes Jahr in der Anichstraße.

«Soll ich?«fragte ich meine Mutter.

«Ich kann es nicht beurteilen«, sagte sie.»Ich war noch nie in Amerika. «Und das hieß: Ich will dort auch niemals hin. Amerika gab sie die Schuld. Dort hatte sich ihr Mann die Ideen geholt, die er zu Hause nicht umsetzen konnte, was der Grund für das Schreckliche gewesen war.

Ich geriet in solche Aufregung, daß ich Fieber bekam und in der Nacht aufwachte, weil ich glaubte, das Meer zu riechen — mitten in den Alpen! Mein erster Gedanke war nämlich gewesen: Ich bleibe drüben. Was gibt es hier noch für mich? Ich würde mir einen neuen Namen zulegen und mit niemandem, auch mit meiner Mutter nicht, auch mit Carl nicht, mit niemandem aus meiner alten Welt würde ich Kontakt halten. Ich stand auf und ging in die Küche. Der Föhn rüttelte an den Fensterläden, die Fernsehantennen draußen auf dem Dach surrten und pfiffen und sangen im Wind, und ich sah im ersten Morgenlicht, wie Laub, Staub und Zeitungen aus der Stadt in die Luft gewirbelt wurden. Ich trank aus dem Wasserhahn und rieb mir das Gesicht ab. Ich dachte: Carl weiß, daß ich drüben bleiben will, er wünscht es sich, er wünscht es sich für mich, und das erfüllte mich mit Genugtuung, denn was konnte es anderes heißen, als daß er mich hochschätzte. Ich liebte amerikanische Musik und amerikanische Literatur; wenn ich Woody Guthrie, Muddy Waters, John Lee Hooker, Velvet Underground, Bob Dylan, Neil Young hörte, war ich glücklich; wenn ich John Steinbeck, Jack Kerouac, William S. Burroughs, William Faulkner, Ernest Hemingway las, war ich glücklich. New York war vertrautes Gelände in meiner Einbildung, ich hatte es mir zusammengebaut aus den Erzählungen meines Vaters und aus dem Roman Manhattan Transfer von John Dos Passos, das lange mein Lieblingsbuch gewesen war. Die Gerüche in den Cafeterias von Greenwich Village oder in den Hallen der Grand Central Station, in den Toreinfahrten, den Hinterhöfen, Kohlenkellern, Eiskellern, auf den Piers und Brückenaufgängen, die schillernden Farben des ölverschmierten Pflasters nach einem Regen, der schaumige Dampf aus den U-Bahn-Schächten, die Gesichter der Menschen aller Länder, der rasende Wechsel der sozialen Welten von Straße zu Straße, von Avenue zu Avenue, Gier, Arbeit, Glück, Macht — das alles schien mir wirklicher als meine Erinnerungen an Wien, wo ich aufgewachsen war und bis zu meinem vierzehnten Lebensjahr gewohnt hatte. Natürlich war mir klar, daß ich Dos Passos’ New York nicht vorfinden würde; daß Bud Korpenning, Jimmy Herf, Bob und Frances Hildebrand, Congo Jake, Ellen, Maisie und Ed nicht weniger als ich über die Skyline staunen würden, wenn sie heute mit mir von der Brooklyn Bridge nach Westen blickten; aber ich zweifelte nicht daran, daß der sound dieser Stadt, ihr Herzschlag, der gleiche sein würde wie der, den ich spürte, wenn ich dieses Buch las. — Auf einen exzellenten akademischen Start in Österreich legte ich hingegen absolut keinen Wert.

Den Flug hat Carl bezahlt, das Hotel ebenfalls, und er hat mir auch ein Taschengeld mitgegeben. Ich widersprach nicht einmal anstandshalber. Und meine Mutter ebenfalls nicht.

Abraham Fields stand unten in der Halle des Tudor Hotels, die Hände auf dem Rücken verschränkt. Als er mich aus dem Fahrstuhl treten sah, hob er fragend den Kopf, und als ich nickte, schritt er mir, ohne die Hände vom Rücken zu nehmen, den Oberkörper weit vorgebeugt, entgegen. Seine Bewegungen waren schnell, sparsam, gezielt. Er schlug mir sanft gegen die Oberarme, drückte meine Hand. Ein schüchternes Lächeln erschien auf seinem Gesicht, und die Hände verschwanden wieder in seinem Rücken. Er hatte lichtes, weißes Haar, das knapp über dem Ohr gescheitelt war. Kaum sichtbar unter den festen Brauen saß eine randlose Brille. Seine Wangen waren etwas schlaff, das erzeugte den Eindruck von Nachgiebigkeit. Dazu im Kontrast klang seine Stimme rauh und sehr amerikanisch. Trotz der Hitze war er im Anzug gekommen, klassisch sportlich geschnitten, Sakko mit Dragoner und Golffalte, Hemdknopf und Schottenkrawatte waren nicht gelockert. Die Hosenbeine waren kurz, darunter trug er Halbstrümpfe, grün mit roten Rauten. Ein auf etwas spaßige Art eleganter Mann Mitte der Sechzig. Er sprach in kurzen, klaren Sätzen, sagte, es bereite ihm Freude, wieder einmal Deutsch zu sprechen, und wenn ich nichts dagegen hätte, wolle er gern dabei bleiben. Immer wieder ließ er eine Pause, trat einen Schritt zurück und betrachtete mich lächelnd und, wie mir schien, mit Genugtuung, so als wollte er sagen: Das ist also aus dir geworden! Er sagte» Sie «zu mir, aber Sebastian. Ich nehme an, Carl hatte ihm am Telefon ausführlich und sicher nur das Beste von mir erzählt. Als wir im Taxi saßen, sagte er, er würde es schätzen, wenn auch ich ihn bei seinem Vornamen nenne.

Er führte mich in ein italienisches Restaurant in der Second Avenue Höhe Central Park Süd. Während wir unsere Gnocchi aßen, fragte er mich, wie es Carl und Margarida gehe, erkundigte sich nach meinem Studium, sagte, er habe von Carl gehört, ich wolle Schriftsteller werden, fragte, welches meine deutschsprachigen Favoriten seien, ob bei uns Lyrik noch gelesen werde und ob ich eine Erklärung habe, warum die neue deutsche Literatur sich an allen möglichen Literaturen ein Vorbild nehme nur nicht an der alten deutschen Literatur. Nach meinem Vater fragte er nicht. Durch die Fenster des Restaurants sah ich die Fassade des Plaza Hotels (das ich von einem Foto kannte, das bei Carl hinter dem Schreibtisch an der Wand hing), ein Stück vom frühsommerlichen Laub des Central Park und darüber einen Himmel, so blau, wie ich ihn nur aus den Bergen kannte. In meiner Vorstellung war mir die Stadt immer in sonnenlosem Zwielicht erschienen. Bis hierher hatte ich mich gewünscht, und nun wünschte ich mich nicht weiter. Wie Wimpernschläge blitzten durch meinen Kopf der Wunsch, allein zu sein, und gleich darauf der Wunsch, mich unter all diesen Menschen hier zu verlieren, eine Nuance in dem kolossalischen Farbkasten zu werden. Ich trug eine braune Lederjacke mit wollenem Kragen, erstanden in einem Secondhand-Laden in Frankfurt am Main, zusammengenäht in U.S.A . Und wenn sich herausstellte, daß mehr gar nicht nötig war? Seit mich meine Mutter, Carl und Margarida in Innsbruck zum Bahnhof gebracht hatten, hatte ich keine Spur von Trauer mehr in mir gefunden. Mein Vater war geliebt worden, ich war in gewisser Weise auf seinem Weg, das beruhigte mein Gewissen.

«Es interessiert mich«, sagte Abraham,»was ein junger Österreicher über das heutige Deutschland denkt. «Ich glaubte zu wissen, was er meinte. Wenn in diesen Tagen Deutschland in den internationalen Schlagzeilen auftauchte, dann wegen Andreas Baader und Gudrun Ensslin und ihrer Rote-Armee-Fraktion, vor allem aber wegen Ulrike Meinhof, die sich erst ein paar Wochen zuvor in ihrer Zelle in Stammheim erhängt hatte.»Ich spaziere einmal in der Woche die Park Avenue hinunter zum Waldorf Astoria, dort liegen im Frühstücksraum die Frankfurter Allgemeine Zeitung und die Süddeutsche Zeitung und der Spiegel aus. Wie beurteilen Sie diesen neuen deutschen Terrorismus?«

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