Michael Köhlmeier - Abendland

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Abendland: краткое содержание, описание и аннотация

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"Wenn du dich als Achtjähriger, als Dreizehnjähriger, als Sechzehnjähriger denkst, erkennst du dich in ihnen wieder?"
"Ja. Und sehr gerne dazu."
"Gibt es einen Lebensabschnitt, in dem du dir fremd vorkommst?"
"Zwischen fünfundzwanzig und dreißig ein bisschen fremd. Gestern und vorgestern sehr fremd."
"Glaube, Liebe, Hoffnung. Welche Reihenfolge?"
"Liebe, Hoffnung, Glaube. Wenn ich den anderen dabei zusehe."
"Bei dir selber?"
"Keine Ahnung. Ich denke, das gilt nur bis sechzig oder siebzig. Bei den Auserwählten vielleicht etwas länger." Er lacht.
"Was ist das Größte, das du in deinem leben vollbracht hast?"
Keine Antwort darauf.
"Abendland" ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Generationenroman. Mit großer erzählerischer Kraft wird dargestellt, wie die unterschiedlichsten Menschen jenseits der politischen und historischen Wechselfälle aufeinander angewiesen sind und aneinander hängen, warum sie sich gegeneinander auflehnen und wie sie dann doch ihren Frieden schließen. In einem bewegenden Panorama des 20. Jahrhunderts werden die großen historischen Sündenfälle und die kleinen privaten Reaktionen darauf beschrieben. Ein solches Buch hat es in der deutschen Literatur schon lange nicht gegeben.

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5

An diesem Tag verhandelte das Gericht die Okkupation Österreichs durch die Hitlertruppen. Carl und Abe saßen an einem eigenen Tischchen — eine Aktentasche breit, zwei lang —, aber ihr Platz bot freien Blick zu der Bank mit den Angeklagten. Sie waren schließlich Psychologen und mußten das Mienenspiel der Angeklagten beobachten können. Abe trug Uniform, Carl eine Armbinde. Vor beiden lagen Block und Bleistift.

Die Anklage schilderte die Vorgehensweise Görings, er hatte» das Unternehmen Otto«, wie die Operation genannt wurde, geleitet. Die österreichischen Nazis, so der Plan, sollten Unruhen anzetteln, Straßenschlachten provozieren und so weiter, daraufhin sollte Bundeskanzler Seyß-Inquart von Berlin militärische Hilfe erbitten, damit Ruhe und Ordnung wiederhergestellt würden. Das Telegramm, das Seyß-Inquart an Hitler schicken sollte, diktierte ihm Göring von Berlin aus ins Telefon. Aber das Diktieren wurde dem Reichsmarschall zu langweilig, und in seiner Ungeduld rief er in den Hörer — der Vertreter der Anklage zitierte wörtlich, Göring hatte nämlich alle seine Telefonate und Gespräche stenographieren lassen:»Ach was, Seyß! Sie brauchen gar nichts zu schicken, ich habe das Telegramm ja vor mir. Sparen wir uns den Umweg!«— Ein knallender Lacher von der Anklagebank: Göring. — Die Anklage zitierte nun aus einem anderen Telefongespräch, nämlich jenem, das Göring am 13. März 1938, einen Tag nach der Okkupation, mit Ribbentrop geführt hatte. Er gab darin dem Außenminister des Deutschen Reiches, der gerade in London weilte, Anweisungen, wie er den Einmarsch in Österreich gegenüber den Engländern rechfertigen solle. — Und die Verlesung dieses Dokuments geriet zu einer wahnsinnigen Komödie.

Göring schien an diesem Prozeßtag besonders gut gelaunt zu sein, am Beginn der Sitzung hatte er mit angedeuteter Verbeugung und Handkuß eine amerikanische Journalistin gegrüßt, die er von früher her kannte. Als ihm mitgeteilt wurde, er solle das unterlassen, antwortete er, er wolle doch nicht glauben, daß es in der Kompetenz dieses Gerichtes liege, einem Mann die guten Manieren zu verbieten; und erntete damit eine Heiterkeit auf der Pressetribüne, die lange nicht abebbte, zumal er mit jener Journalistin einen clownesken Flirt aus Gesten und Blicken zu spinnen begann. Sogar der Chefankläger Mr. Jackson hatte geschmunzelt — was ihm Göring mit einem zugeworfenen Handkuß dankte und dafür abermals Gelächter erntete. Nun, als er im Kopfhörer seine damals an Ribbentrop gerichteten, erst ins Englische, anschließend von einem Dolmetscher ins Deutsche zurückübersetzten Worte hörte, platzte Göring heraus vor Lachen. Er hatte einen ansteckenden Lacher, und was vorgelesen wurde, war ja auch komisch. Doppelt komisch sogar — erstens einmal, weil die Übersetzung doch ziemlich plump war, zum anderen, weil die Art, wie Göring am Telefon über die Sache geredet hatte, in so eklatantem Widerspruch zum Ereignis, nämlich dem Überfall auf einen souveränen Staat, stand.

«Also, mein lieber Ribbentrop«, zitierte Mr. Sidney Alderman, der Vertreter der Anklage, aus dem Stenogramm,»kommen Sie so bald als möglich, ich freue mich schon auf Ihr Kommen! Das Wetter ist prachtvoll hier, blauer Himmel. Ich sitze hier, in Decken gehüllt, auf meinem Balkon in der frischen Luft und trinke meinen Kaffee, und die Vögel zwitschern, und durch das Radio hört man ab und zu von Wien die Stimmung …«

Göring brüllte vor Lachen, und Ribbentrop, der ein paar Köpfe weiter auf der Anklagebank saß, stimmte heftig nickend in das Lachen ein. Und Heß, ehemals der Stellvertreter des Führers, der bisher nur einen einzigen Satz von sich gegeben hatte, nämlich» I can’t remember«, fing ebenfalls zu lachen an, ein hohes Keckern, in Paketen ausgestoßen, dazwischen pfeifendes Luftholen. Sein kalkiges Kittgesicht zitterte, die Brauen, die wie dunkle Balken waren, hoben und senkten sich. Alderman mußte immer wieder neu ansetzen. Lordrichter Lawrence ermahnte die Angeklagten zur Ruhe. Aber das Lachen war wie Feuer, es sprang von Heß über auf Schirach, auf Saukel, Papen, Kaltenbrunner, Neurath, Frank, Rosenberg und die anderen und auch auf Jodl, Keitel, Dönitz und Raeder in ihren nackten Uniformen, von denen alle Rangabzeichen abgetrennt waren. Und nun lachten alle. Die Männer lachten wie Buben nach einem langen Vormittag in der letzten Schulstunde, wenn auf einmal jedes Wort, das der Lehrer sagt, zu einem Witz wird, über den man sich ausschütten möchte. Als Alderman zum drittenmal ansetzte, um die Passage mit den zwitschernden Vögeln vorzulesen, wurde er selbst vom Lachen erfaßt. Erst stolperte er nur über ein Wort, schließlich konnte er nicht mehr weiter, er versuchte, sich zu beherrschen, wollte den Lachkrampf durch Konzentration zur Entspannung bringen. Er preßte die Lippen aufeinander, aber das ging nicht gut. Er prustete aus der Nase, was ja noch viel komischer wirkt, als frei aus dem Mund heraus zu lachen, und nun sprang das Lachen auf die anderen Vertreter der Anklage über und auf die Verteidiger und auf die Wachesoldaten mit ihren weißen Helmen, Schlagstöcken und Pistolentaschen und zuletzt auf die Richter. Göring riß sich die Kopfhörer herunter, hob die Arme Mr. Alderman entgegen, es sah aus, als wollte er ihn umarmen, und wandte sich schließlich der Angeklagtenbank zu, dirigierte mit den Zeigefingern das Gelächter, als wären die da eine Blaskapelle, die einen Marsch spielte. Auch Abraham lachte; aber Carl lachte nicht.

Lordrichter Lawrence unterbrach auf Antrag seines sowjetischen Kollegen Generalmajor Nikitschenko die Sitzung. Die Angeklagten durften ihren Platz nicht verlassen, das Gericht zog sich zurück.

Carl beobachtete die Angeklagten, und wider Willen habe er Mitleid für diese Männer empfunden, wie sie sich auf die Schenkel schlugen und einander in die Arme fielen, mit Fingern aufeinander deuteten und sich im Falsett ihre Namen zuriefen, wie sie mit ihren Fäusten auf die Pulte trommelten und sich glückliche Tränen aus den Augen wischten. Das Lachen brachte etwas zustande, was unmöglich war: Es schaffte Gleichheit — wenigstens für einige Minuten. Es ließ den Trug entstehen, daß in diesem Raum Gleichheit herrschte: Sie waren alle gleich, sie waren aus Fleisch und Knochen, trugen Kleidung und verdauten, sie atmeten dieselbe Luft, und sie lachten über dasselbe. Hier saßen Angeklagte und Ankläger, Richter, Verteidiger, Wachsoldaten — das Lachen machte sie gleich.

Es gibt Fotos von dieser Szene. Die Presse hatte die Erlaubnis, jederzeit zu fotografieren; damit die Blitzlichter den Ablauf der Verhandlung nicht störten, war der Raum ständig mit Scheinwerfern ausgeleuchtet (weswegen es bisweilen unerträglich heiß im Gerichtssaal war). Abe sah sich einige dieser Fotos Tage später an. In die richtige zeitliche Folge gebracht, dokumentierten sie sehr gut das Entstehen dieser gespenstischen Szene. Auf dem ersten Bild lachte nur Göring. Auf dem zweiten lachten bereits Heß, Kaltenbrunner, Ribbentrop und Schirach. Auf den nächsten Bildern lachten alle Angeklagten und auch schon einige der Verteidiger, die in vier langen Bänken vor ihren Klienten saßen. Auf den folgenden Bildern lachten alle: die Soldaten unter ihren weißen Helmen hinten an der Wand, die Stenographen, die Gerichtsdiener, die Ankläger — Franzosen, Sowjets, Amerikaner und Briten —, die Dolmetscher und Dolmetscherinnen hinter ihren Glasscheiben; selbst der sonst so gravitätische britische Lordrichter Geoffrey Lawrence lachte mit weit aufgerissenem dunklem Mund. Ebenso Francis Biddle, sein amerikanischer Kollege, auf dessen hoher Stirn das Licht der Scheinwerfer reflektierte wie ein Funke des Glücks. Professor Henri Donnedieu de Vabres, der Frankreich auf dem Richterstuhl vertrat und immer auf kühle Distanz bedacht war, lachte mit flehentlich erhobenen Händen. Der amerikanische Ankläger Sidney Alderman — Auslöser der Szene — wischte sich die Augen, als wäre er betrunken und jemand hätte ihm einen unanständigen Witz erzählt. — Auf allen Bildern waren auch Abe und Carl zu sehen. Abe sah sich selbst lachen und sah Carl: ernst.»Als wäre ihm«, so formulierte es Abe vor mir,»als letztem aufgetragen, an allem zu leiden. «Mit beiden Händen hielt er seinen Schreibblock fest. Weil hier jeder lachte, weil das Lachen der Normalzustand in dieser festgehaltenen Welt war, wirkte er komisch, und in der Serie der Bilder wirkte er noch komischer. Ein Clown. Wie ein in die Länge gezogener, blonder Buster Keaton. — Und dann habe er noch einen entdeckt, der nicht lachte, erzählte Abe, nämlich Arthur Seyß-Inquart. Sein Blick war — so schien es jedenfalls auf einem der Fotos — auf Carl gerichtet. Er beobachtete ihn. Auf diesem Foto lachte er nicht mehr. Auf dem Bild, das vor diesem aufgenommen worden war, lachte Seyß-Inquart noch, aber schon nicht mehr so ausgelassen wie auf dem Bild vor diesem Bild — schon hatte er den Kopf gewendet, es war, als bemerkte er diesen ihm fremden Mann gerade in dem Moment, als der Fotograf auf den Auslöser drückte.

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