Michael Köhlmeier - Abendland
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- Название:Abendland
- Автор:
- Издательство:Hanser
- Жанр:
- Год:2007
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"Ja. Und sehr gerne dazu."
"Gibt es einen Lebensabschnitt, in dem du dir fremd vorkommst?"
"Zwischen fünfundzwanzig und dreißig ein bisschen fremd. Gestern und vorgestern sehr fremd."
"Glaube, Liebe, Hoffnung. Welche Reihenfolge?"
"Liebe, Hoffnung, Glaube. Wenn ich den anderen dabei zusehe."
"Bei dir selber?"
"Keine Ahnung. Ich denke, das gilt nur bis sechzig oder siebzig. Bei den Auserwählten vielleicht etwas länger." Er lacht.
"Was ist das Größte, das du in deinem leben vollbracht hast?"
Keine Antwort darauf.
"Abendland" ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Generationenroman. Mit großer erzählerischer Kraft wird dargestellt, wie die unterschiedlichsten Menschen jenseits der politischen und historischen Wechselfälle aufeinander angewiesen sind und aneinander hängen, warum sie sich gegeneinander auflehnen und wie sie dann doch ihren Frieden schließen. In einem bewegenden Panorama des 20. Jahrhunderts werden die großen historischen Sündenfälle und die kleinen privaten Reaktionen darauf beschrieben. Ein solches Buch hat es in der deutschen Literatur schon lange nicht gegeben.
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Bald nach mir kam meine Mutter nach Hause.»Es hat sich erledigt«, sagte sie.
«Bist du mir böse?«fragte ich.
«Ein paar Tage lang, ja«, sagte sie.
«Und nach den paar Tagen?«
«Nicht mehr.«
«Hast du mich lieb?«fragte ich.
«Natürlich habe ich dich lieb.«
Aber sie fragte mich nicht zurück, ob ich sie auch lieb habe. So weit ging es doch wieder nicht.
Im Herbst 1985 — ich lebte in Amerika, in North Dakota, in der Nähe der Stadt Dickinson — erhielt ich einen Brief von Carl, in dem er mich dringend bat, nach Österreich zu kommen —»Unter allen Umständen!«—, es gehe um das Leben meiner Mutter. Ich rief ihn sofort an. Es war unser erstes Telefonat nach langer Zeit.
Er freute sich überschwenglich, soweit man das bei seiner Art sagen kann; kein Vorwurf klang in seiner Stimme nach, keine Spur von Distanziertheit bemerkte ich; womit ich nämlich gerechnet hatte, ich hatte den Kontakt ja ziemlich brüsk abgebrochen nach dem Gespräch aus der Telefonzelle in Brooklyn. Nein, sagte er, ich brauche mir keine Sorgen zu machen, meiner Mutter gehe es gut, vielleicht sogar besser als je zuvor, sie sei gesund, wie ein Mensch nur gesund sein könne, und sie sei glücklich. Sie habe einen Lebensentschluß gefaßt, und sie brauche mich, damit sie ihn ausführen könne. Näheres wolle er aus Respekt vor ihr am Telefon nicht sagen. Er ließ mir keine Gelegenheit für Wenn und Aber, redete über die paar Worte, die ich einwarf, hinweg: er habe beim Reisebüro einen Flug reservieren lassen und gehe davon aus, daß ich einverstanden sei, er werde noch heute buchen.
Was dachte ich? Daß meine Mutter wieder heiraten will, dachte ich. Seit ich in Amerika war, hatte ich ihr fünf Ansichtskarten geschrieben, zwei aus New York, eine aus Washington, D.C., eine aus Oxford, Ohio (wo ich an der Miami University einige Vorträge über deutsche Literatur, speziell über Brecht, Brentano, Heine und Wedekind, also Lyrik, die sich singen läßt, gehalten hatte), und ein Ansichtskartenleporello mit Bildern vom Theodore Roosevelt Nationalpark, der, wie ich schrieb,»meine neue Heimat «geworden sei. Sie hatte mir mit ebenso vielen Briefen geantwortet, keiner länger als zehn Zeilen. Ich dachte, das ist eine wirklich gute Idee, daß sie heiraten will. Ich stellte mir vor, was für ein Mann es sei, und er war mir in meiner Phantasie sympathisch. Weiter dachte ich, es muß einen Grund geben, warum meine Mutter Carl vorschickt und mir nicht selbst geschrieben hat; und ich dachte, sie schämt sich vor mir und fürchtet, ich könnte ihr ihre neue Liebe übelnehmen; und ich dachte, ja, nun kann wirklich alles gut werden zwischen uns, und ich wollte auch alles dafür tun und gleich damit anfangen, indem ich akzeptierte, daß sie mir ihren Entschluß indirekt über Carl mitteilte. Ich sagte zu. Rief nicht bei ihr an. Stieg in meinen Jeep, ratterte durch die Prärie nach Bismarck, hüpfte über Minneapolis und Amsterdam nach Zürich, fuhr mit dem Zug nach Feldkirch in Vorarlberg und von dort mit dem Bus in das kleine Dorf Nofels und ging zu Fuß die zwei Kilometer von der Haltestelle zu dem wettergrau geschindelten Bauernhaus, in dem meine Mutter nun allein wohnte. Sie empfing mich mit einem kräftigen Händedruck. Sie hatte die Haare zu einer kurzen Männerfrisur geschnitten, trug selbst im Haus einen dünnen Staubmantel und war geistesabwesend wie immer. Ich konnte an ihr nicht feststellen, daß sie sich über mein Kommen freute. Sie eröffnete mir, worum es ging: nämlich, daß sie in einen Orden eintreten wolle und daß sie dafür meine Zustimmung brauche, und zwar schriftlich.
Damit ich hätte glauben können, dies sei ein Witz, hätte meine Mutter wenigstens einmal in ihrem Leben einen Witz machen müssen. Ich fühlte mich von Carl hereingelegt — daß er mich nicht vorgewarnt hatte, daß er nicht nach Nofels gekommen war, um mich gegen diese Verrücktheit zu unterstützen. Aber er hätte mich ja gar nicht unterstützt! Er unterstützte nämlich meine Mutter in ihrem Entschluß! Noch am selben Abend rief er an. Und zwar so vehement unterstützte er sie, als ginge es dabei um die Substanz seines eigenen Lebens. Meine Mutter befand sich bereits in jenem Land, in dem es keine Aufschreie, kein Entsetzen, keine herzzerreißende Trauer, kein Weinen und kein Fluchen gibt, nur Hingabe an das, was ist, weil man weiß, woher es kommt.
7
«Im November 1917 bekam ich einen Brief von Edith Stein nach Wien«, fuhr Carl in seiner Erzählung fort.
Das Kaminfeuer hatten wir ausgehen lassen, ich hatte ohnehin nur zwei Handvoll Spreißel angefacht, der Föhn drückte den Rauch in den Abzug. Als ich auf die Terrasse getreten war, um einen Armvoll Birkenscheite zu holen, war es draußen bereits so warm wie im Haus, das Feuer hätte nur der Gemütlichkeit gedient, nicht, um uns zu wärmen. Ich ließ die Tür offen, und wir genossen den falschen Frühling, bis es doch etwas kühl wurde — da war es bald Mitternacht. Die kleine Stunde Schlaf am Nachmittag nach unserem Ausflug zu Margaridas Grab hatte mich erfrischt und gekräftigt wie eine komprimierte Kur; außerdem wirkte Carls Vitalität ansteckend auf mich. Ob diese jugendliche Energie pharmazeutischen Quellen entsprang oder allein seinem lebensgierigen Geist oder ob sie das merkwürdige Phänomen bestätigte, daß die Erinnerung nicht nur Bilder und Geschichten aus der Vergangenheit transportiere wie der Postbote Päckchen und Briefe, sondern den sich Erinnernden immer auch zurückverwandle, das ließ sich nicht entscheiden — wenn ich Carl reden hörte und dabei die Augen schloß, war er der ewig altersgleiche Freund, als der er mich durch mein Leben begleitet hatte.
Er bat mich, ihm die Zigarette anzuzünden, und schlug vor, daß wir sie gemeinsam rauchen. Das wollte ich nicht.
«Ich habe es mir so mühsam abgewöhnt«, sagte ich.
Ich solle mich nicht so sehr vor den Dingen fürchten, antwortete er, die Dinge seien wie Hunde, sie würden frech, wenn sie einen vor sich haben, der vor ihnen Angst hat.
Der Duft der Zigarette verband sich mit der Föhnluft von draußen zu einem Gemisch, das mich nur noch euphorischer werden ließ. Solche Hochstimmungen seien immer egozentrisch, sagt Robert Lenobel, und während Carl von seinen Erlebnissen als Achtjähriger in Göttingen erzählte, war mir, als erzählte er auch von mir, als borge er sich die Aura und die Atmosphäre meiner Erinnerungen, um sie seinem kleinen Vorläufer umzulegen. Der Geruch der Bratäpfel, der seine Erinnerungen hätte unterstützen sollen, war realiter in aufdringlicher Weise störend gewesen; als wir gegessen hatten, räumte ich das Geschirr in die Küche und schob die Reste in die Toilette und wusch die Teller ab, um jede Spur von dem Zimtgeruch zu tilgen, und ich dachte, Carl empfand einen ähnlichen Widerwillen gegen diese Vorweihnachtlichkeit, und die Zigarette hatte in erster Linie den Zweck, neue olfaktorische Voraussetzungen zu schaffen. Er wünschte sich, daß ich ihn für eine Minute hinaus auf die Terrasse schiebe. Dort legte er den Kopf in den Nacken und schloß die Augen, und sein Gesicht entspannte sich, und er sah glücklich aus. Er liebte die warmen Jahreszeiten. Ein frommer Gedanke kam in mir hoch, nämlich daß ihm im Februar ein kleiner Frühling geschickt worden war, weil er den großen nicht mehr erleben würde.
«Mir«, fuhr er fort,»einem Elfjährigen, schrieb sie: ›Ich kenne sonst niemanden, an den ich mich wenden könnte.‹ Adolf Reinach war tot. Er war einer der achtzigtausend Männer, die in der Panzerschlacht bei Cambrai in Flandern gefallen waren. Reinach war ihr Mentor gewesen, ihr Führer durch die Welt der Phänomenologie, ihr Vertrauter, ihr Freund — ihr Führer durch die Welt. Der, der mit Tante Kuni um seine Erstausgabe von Hegels Logik gewettet hatte, daß sie im ganzen Reich keine bessere Tutorin als das Fräulein Stein finde. Der, der gesagt hatte, er müsse nicht in den Krieg, er dürfe . Merkwürdigerweise war die Kriegsbegeisterung unter den Philosophen besonders groß gewesen. Und die Göttinger Phänomenologen übertrafen darin noch ihre Kollegen. Ich weiß nicht, woran das lag. Der Brief war an mich adressiert, aber sie sprach nicht mit mir, natürlich nicht, ich nehme an, sie hat mit ihrem Herrgott gesprochen oder mit ihrer Philosophie. Welche Ehre für mich! Natürlich war ich völlig überfordert. Der größte Teil des Briefes bestand aus Fragen. Der Tod als Kulturprodukt? Im Gegensatz zum Tod als einem natürlichen Ereignis? Der Tod, von der Natur vertrauensvoll in unsere Hände gelegt? Damit wir ihn von nun an verwalten? Für ihn Sorge tragen? Interessant für einen Phänomenologen! Dem Tod wäre das Rätselhafte, das Unheimliche, das Mysteriöse, das Religion- und Philosophiestiftende genommen. Allerdings auch jeder metaphysische Sinn. Aber wenn wir einfach auf die Metaphysik pfeifen? Und uns den Sinn nach Plan selber zusammenbasteln? Die Philosophie als Produktionsstätte von Sinn mit dem Hauptwerk in Göttingen. Sinn, den jeweiligen Lebensumständen angepaßt. Maßgeschneiderter Sinn sozusagen. In gereimter Form womöglich. Gemalt und massenhaft gedruckt. Zum Beispiel in der Illustrirten Geschichte des Weltkrieges . In der Septemberausgabe 1914 konnte man sich in der Mitte dieses Blattes eine prächtige Doppelseite ansehen: im Hintergrund ein brennendes französisches Dorf, ein wabernder, orange-roter Himmel, in der Mitte Kaiser Wilhelm II., in einem Auto stehend, ihm gegenüber sein Sohn, der Kronprinz gleichen Namens, hoch zu Roß, ein Schimmel muß es sein, Berichterstattung und Siegmeldung vor dem Oberkommandierenden der deutschen Truppen, rechts und links ein paar Feldgraue, die uns ihre grauen Hosenböden zeigen, und vorne drei französische Gefangene, einer ein Afrikaner, staunend über so viel deutsche Überlegenheit. Ich habe mir bei meiner Abfahrt aus Göttingen von meiner Großtante die Zeitschrift kaufen lassen, und während der Fahrt nach München und am nächsten Tag von München nach Wien habe ich über diesem Gemälde gehockt und geträumt, bis es mir meine Großmutter verboten hat. Im Vordergrund lag ein Tornister auf dem Weg. Wem gehörte der? Das hat mich beschäftigt. Und der orangerote Himmel hat mich beschäftigt. Was brennt denn hier so gut? Und auf jeder Seite: ›Deutschland, Deutschland über alles …‹ Und noch eines habe ich mir gemerkt: ›Nun kommen wir Jungen! / Mit ehernen Zungen / verkünden wir Krieg. / Wir kennen das Hassen! / Aus unseren Massen / Wachse der Sieg.‹ In Wahrheit war es bereits vorbei mit der Begeisterung. Die oberste Kriegsführung brauchte dringend Helden. Der Held erhebt das Herz des Volkes. Viele Helden erheben viele Herzen. Das ist eine einfache Rechnung. Und wenn die Helden jung sind, um so besser. Und als hätte man das Gedicht in der Wirklichkeit nachstellen wollen, wurde in Langemarck einem Reservekorps, bestehend zum größten Teil aus unerfahrenen Gymnasiasten und Studenten — auch ein Haufen Göttinger dabei —, der Befehl erteilt, eine Hügelkette zu erstürmen, wo britische Söldner in Gräben lagen und mit ihren Maschinengewehren alles niedermähten, was sich vor ihnen bewegte. Allein am ersten Tag fielen zweitausend von diesen jungen Männern. Das halbe philosophische Institut war weg. Nun wurde die Operation abgebrochen. Sie hatte weder strategisch noch taktisch Sinn gehabt. Ihr Zweck war es einzig und allein gewesen, Helden zu produzieren. Das war gelungen. Drei Jahre später, als Adolf Reinach fiel, hat keiner mehr gejubelt. Und von Helden hat keiner mehr gesprochen. Nur darauf gewartet hat man, daß die Erde endlich ihr Maul schließen möge. Vierzigtausend auf jeder Seite in dieser einen Panzerschlacht! Es gibt Menschen, die setzen alles in den Sand, die sind böse, und sie machen sogar im Sinne des Bösen alles falsch, aber sie gelten als zuverlässig, selbst ihre Gegner sind beruhigt, wenn sie die Dinge in die Hand nehmen, denn man traut ihnen zu, im Falschen das Richtige zu tun. Sie gelten als tapfer und sind feige, als uneigennützig und bestehen doch von außen bis innen aus Egoismus. Sie gelten als hervorragende Strategen und gewiefte Taktiker und sind doch nichts anderes als Dummköpfe, Parvenus ohne den geringsten geistigen Zuschliff. Das ist der Ludendorff-Typus. Dieser Typus war nun an der Macht. Man hat den Nihilisten zum Heroen erhoben. Das ist wohl einmalig in der Weltgeschichte! Aber durchaus logisch! Wenn ausschließlich der Krieg dem Tod einen Sinn zu geben vermag, so ist der Gipfelpunkt des Nihilismus erreicht. Nur: Nach drei Jahren hingebungsvollem Schlachten hat sich herausgestellt, daß dem Tod im Krieg kein Sinn gegeben werden kann, weil sich nämlich der Sinn auf alle gleich verteilt und sich der großen Masse wegen gegen null verdünnt. Und wenn alles vorbei ist, nach dem Ende, sollen wir einsehen, daß wir glücklich nur sein können, wenn wir mit der Welt nüchtern und vernünftig umgehen, und gar nicht, indem wir ihr einen Sinn geben? Kein Sinn also? In so einer Welt wolle sie nicht leben. Mir, dem Elfjährigen, vertraute Edith Stein ihren Schmerz an. Daß sie sich von dieser Welt abwenden wolle, daß sie in Kontemplation leben wolle. Wenn die Welt keinen Sinn brauche, brauche der Sinn keine Welt. — ›Ich kenne sonst niemanden, an den ich mich wenden könnte.‹ — Ich habe den Brief verloren. Was ich sehr bedaure.«
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