Michael Köhlmeier - Abendland

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Abendland: краткое содержание, описание и аннотация

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"Wenn du dich als Achtjähriger, als Dreizehnjähriger, als Sechzehnjähriger denkst, erkennst du dich in ihnen wieder?"
"Ja. Und sehr gerne dazu."
"Gibt es einen Lebensabschnitt, in dem du dir fremd vorkommst?"
"Zwischen fünfundzwanzig und dreißig ein bisschen fremd. Gestern und vorgestern sehr fremd."
"Glaube, Liebe, Hoffnung. Welche Reihenfolge?"
"Liebe, Hoffnung, Glaube. Wenn ich den anderen dabei zusehe."
"Bei dir selber?"
"Keine Ahnung. Ich denke, das gilt nur bis sechzig oder siebzig. Bei den Auserwählten vielleicht etwas länger." Er lacht.
"Was ist das Größte, das du in deinem leben vollbracht hast?"
Keine Antwort darauf.
"Abendland" ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Generationenroman. Mit großer erzählerischer Kraft wird dargestellt, wie die unterschiedlichsten Menschen jenseits der politischen und historischen Wechselfälle aufeinander angewiesen sind und aneinander hängen, warum sie sich gegeneinander auflehnen und wie sie dann doch ihren Frieden schließen. In einem bewegenden Panorama des 20. Jahrhunderts werden die großen historischen Sündenfälle und die kleinen privaten Reaktionen darauf beschrieben. Ein solches Buch hat es in der deutschen Literatur schon lange nicht gegeben.

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«Ja?«

«Ich dachte, du schläfst.«

«Warum hast du das gedacht? Warum sagst du das dauernd? Ich schlafe nicht ein!«

«Dein Atem hat sich so angehört.«

Auf dem phosphoreszierenden Zifferblatt meiner Armbanduhr sah ich, daß es gleich fünf war. — Die Geschichte war aber noch nicht zu Ende.

Als Kuni Herzog mit Carl über Hanns Alverdes sprach, wußte sie nicht, ob dieser noch in der Irrenanstalt einsaß oder ob er vielleicht doch in ein Gefängnis verlegt worden war; sie wußte nicht einmal, ob er überhaupt noch lebte. Das war um 1930 herum gewesen, zwanzig Jahre nach dem Prozeß. Auch ihre Mutter wisse nichts Näheres; nicht einmal, welche Irrenanstalt es war, wußte sie; Carls Großvater hatte weder seine Frau noch seine Schwägerin informiert. Er sei in guten Händen, hatte er gesagt und sich nicht verkniffen hinzuzufügen:»In besseren, als er es verdient.«

«Natürlich hätte ich gern mehr gewußt«, sagte Carl.»Ich habe Tante Kuni von meiner ersten Erinnerung erzählt. Sie fand das ungeheuer spannend. Sie fand die Tatsache spannend, daß aus unserer Familie ein Ungeheuer hervorgegangen war. Alles war ihr recht. Wenn es nur gegen die Langeweile half. Ich habe mich manchmal gefragt, ob sie auch mit ihrer damaligen Freundin Edith Stein über unseren bemerkenswerten Anverwandten gesprochen hat. Ich bin überzeugt, sie hat. In jenem Sommer, als der Krieg ausbrach, war die Geschichte ja gerade einmal vier Jahre her. Jeder erinnerte sich daran. Es gab immer noch vereinzelt Spinner, für die war Hanns Alverdes ein Held. Diese Spinner hatten sogar Aufwind bekommen. Ein Deutscher, der dem niederen Teil der Welt zeigte, wo der Hammer hängt. Ich habe mich nicht getraut, Tante Kuni zu fragen, was für eine Meinung das Fräulein Stein in dieser Angelegenheit vertreten habe. Ich wollte ihren lieben Namen nicht zusammen mit dem eines Ungeheuers in ein Satzgefüge sperren. Ich sagte bereits, ich bin meinen Tanten während meines Studiums aus dem Weg gegangen. Ich hätte mich unter normalen Umständen auch nicht auf so ein Gespräch mit Tante Kuni eingelassen. Und ich muß auch zugeben, nicht sie hat damit angefangen, sondern ich. Ich habe sie zufällig in der Stadt getroffen, was des öfteren vorkam, dann haben wir uns die Hand gegeben und guten Tag gesagt und noch ein paar verlegene Worte, aber diesmal habe ich sie zu mir auf meine Bude eingeladen. Oh, sie hat sich überschäumend gefreut! Mein Gott, war sie häßlich geworden! Sie war Ende Vierzig und sah aus wie Sechzig. Und gleichzeitig wie Sechzehn. Ein zwischen Welten und Zeiten zerfetztes Gesicht. Sie sagte, es gehe ihr gut. Und Tante Franzi gehe es ebenfalls gut. Ich war gerade aus Moskau zurückgekommen und hatte Eis im Kopf, wirklich Eis im Kopf. Hab’ mich im Mördersein noch nicht eingerichtet gehabt. In so einem Ausnahmezustand sucht man nach Rat. Man schaut sich um. Und findet etwas Vergleichbares in der eigenen Familie. Es liegt in der Familie! Also bitte! Ich habe sie gefragt, ob sie den Namen Hanns Alverdes kenne. Und jetzt ist es aus ihr herausgesprudelt. Es hat mir gutgetan. Es gibt einen, der hat’s noch schlimmer getrieben als du. Du bist nicht der erste, und du bist nicht der einzige. Du bist etwas, das es vorher bereits gegeben hat. Something that has existed before. Ich schlug Tante Kuni vor, daß wir beide uns detektivisch betätigen und herausfinden, wo unser Onkel Hanns sitzt, und daß wir ihn gemeinsam heimlich besuchen und ausquetschen. Der Vorschlag war natürlich nicht ernst gemeint gewesen. Ich wollte lediglich ihre Phantasie etwas aufkitzeln. ›Ich würde ihm nämlich gern seinen Blick zurückgeben‹, sagte ich, ›diesen unheimlichen Blick, den er durch die Haare von Tante Franzi mir zugeschickt hat.‹ Sie hat die Augen nach oben verdreht, und ein Schauder ist über sie drübergelaufen. Und ihr Leben hatte einen Sinn. ›Du meinst, dieser Blick steckt immer noch in dir drin?‹ fragte sie in andächtigem Falsett. ›Ja, das meine ich‹, sagte ich und zog einen bitteren Mund, was pure Schauspielerei war. Aber nicht Tante Kuni war das Publikum, sondern ich selbst. Ich tat vor mir selbst so, als ob ich einen spielte, der so tut, als ob der Blick des Hanns Alverdes noch immer in ihm steckte wie ein rostiges Messer in einem Baumstamm. Um mir selbst vorzumachen, daß es nicht so sei. Derweil ich doch genau wußte, daß es so war. Immer wieder mußte ich Tante Kuni meine Begegnung mit dem unheimlichen Onkel Hanns erzählen. Sie war gierig danach. Sie selbst hatte ihn ja nie gesehen. Meine Vermutung war, er sitze in Rasemühle, dem Sanatorium bei Göttingen. Das schien mir naheliegend, aus der Psyche meines Großvaters geschlossen. Daß der Kerl möglichst nahe an die Göttinger herangerückt wird. Damit alles oder wenigstens das meiste an denen hängenbleibt. Wien ist weit, in Wien geschehen solche bösen Dinge nicht. Eine von den Alverdischen hatte er gerettet, nämlich meine Großmutter, mehr konnte man von ihm nicht verlangen. Die Bestie, die soll dorthin, wohin sie gehört. Nach Rasemühle waren das Fräulein Stein und ich hinausspaziert, ich mit meinen acht Jahren, daran erinnerte ich mich sehr genau, es war ihre Idee gewesen. Auch, daß wir uns in den Park des Sanatoriums schleichen und uns unter ein bestimmtes Fenster stellen, weil dort ein guter Platz war, um einem Jecken zuzuhören, der in seinem Zimmer wirres Zeug jodelte.

Tante Kuni hat sich nicht getraut. Ich habe sie aufgezogen. Und aufgehetzt, bis sie in Panik geraten ist. Sie hat sich vor mir zu fürchten begonnen. Und stell’ dir vor, sie hat mir einen Brief geschrieben. Einen Brief! Sie hat Angst gehabt, mich zu treffen! Sie schrieb, sie habe erfahren, daß H.A. gestorben sei. Und sie bitte mich, den Brief zu verbrennen und nie wieder vor ihr diesen Namen auszusprechen und unter gar keinen Umständen vor meiner Mutter oder vor Tante Friederike zu erwähnen, daß sie mit mir über deren Bruder gesprochen habe. — Nun, ich habe Tante Kuni geglaubt. Die Canaille ist tot. Fragt nicht nach ihr!«

«Und du hast nie mit deiner Großmutter über Hanns Alverdes gesprochen.«

«Nein. Natürlich nicht.«

Herwig Leopold, als er 1962 seine Deutschen Kriminalprozesse schrieb, war ebenfalls davon ausgegangen, daß Hanns Alverdes nicht mehr lebte (damals wäre er neunzig gewesen), daß er irgendwann in den späten dreißiger Jahren gestorben sei. Leopold spricht das zwar nicht dezidiert aus, legt aber den Schluß nahe. Ich zitiere den letzten Absatz des betreffenden Kapitels:

«Das berüchtigte Geständnis des Hanns Alverdes, von ihm selbst als Verteidigung gedacht, hätte die nationalsozialistischen Behörden, die sich als zuständig für die Hygiene des Erbgutes betrachteten, in einige Verlegenheit gebracht. Einerseits machte man mit Verbrechern dieses Kalibers kurzen Prozeß. Andererseits: Kann ein Regime, das in der Vernichtung von minderwertigen Rassen seine vordringlichste Aufgabe sieht, einen Mann in einem Irrenhaus belassen, der von sich selbst behauptete, neun Menschen aus dem alleinigen Grund getötet zu haben, weil ihre Haut schwarz war? Wenn Alverdes ins Irrenhaus gehörte, gehörte das gesamte nationalsozialistische Deutschland dorthin. Goebbels hätte ihn wohl mit Ehrengeleit rausgeholt.«

Zu der Zeit, als Joseph Goebbels dies hätte veranlassen können, lebte Hanns Alverdes noch; und zu der Zeit, als Herwig Leopold sein Buch schrieb, lebte er auch noch.

(Daß die Nazis Alverdes beließen, wo er war, und an der Sache nicht rühren wollten, hatte durchaus einen Grund. Im Herbst 1933 erschien in dem der rassistischen Typenlehre von Erich Rudolf Jaensch nahestehenden, pseudowissenschaftlichen Periodikum Blätter für Psychologie und Anthropologie ein Artikel über Alverdes, dem ein Gespräch mit demselben folgte. Ein anonymer Autor hatte den Einsitzenden besucht, und dieser hatte sich erstaunlicherweise bereit erklärt, Rede und Antwort zu stehen. Zweck dieses Gesprächs war es wohl tatsächlich, erste Schritte zu einer Rehabilitierung zu setzen. Das Interview ist in mehrerer Hinsicht bemerkenswert. Erstens sind die Fragen durchwegs um ein Vielfaches länger als die Antworten. Die Tendenz ist ihnen deutlich anzumerken. Der Autor wollte offensichtlich von Alverdes dessen damals vor Gericht vorgetragenen rassistischen Standpunkt bestätigt haben — nach dem Motto: Rassenkampf auf eigene Faust. Im Kontra dazu zweitens: Alverdes läßt keinen Zweifel daran, daß ihm die Hautfarbe seiner Opfer in Wahrheit völlig egal war. Sein letzter Satz:»Ich habe es getan, weil ich wissen wollte, wie es ist, wenn man so etwas tut. «Warum die Zeitschrift das Interview dennoch abdruckte, scheint rätselhaft; vielleicht weil die Redakteure der Meinung waren, Neger umbringen ist gut und nicht schlecht, gleich, aus welchem Motiv.)

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