Michael Köhlmeier - Abendland

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Abendland: краткое содержание, описание и аннотация

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"Wenn du dich als Achtjähriger, als Dreizehnjähriger, als Sechzehnjähriger denkst, erkennst du dich in ihnen wieder?"
"Ja. Und sehr gerne dazu."
"Gibt es einen Lebensabschnitt, in dem du dir fremd vorkommst?"
"Zwischen fünfundzwanzig und dreißig ein bisschen fremd. Gestern und vorgestern sehr fremd."
"Glaube, Liebe, Hoffnung. Welche Reihenfolge?"
"Liebe, Hoffnung, Glaube. Wenn ich den anderen dabei zusehe."
"Bei dir selber?"
"Keine Ahnung. Ich denke, das gilt nur bis sechzig oder siebzig. Bei den Auserwählten vielleicht etwas länger." Er lacht.
"Was ist das Größte, das du in deinem leben vollbracht hast?"
Keine Antwort darauf.
"Abendland" ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Generationenroman. Mit großer erzählerischer Kraft wird dargestellt, wie die unterschiedlichsten Menschen jenseits der politischen und historischen Wechselfälle aufeinander angewiesen sind und aneinander hängen, warum sie sich gegeneinander auflehnen und wie sie dann doch ihren Frieden schließen. In einem bewegenden Panorama des 20. Jahrhunderts werden die großen historischen Sündenfälle und die kleinen privaten Reaktionen darauf beschrieben. Ein solches Buch hat es in der deutschen Literatur schon lange nicht gegeben.

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«Schreiben Sie an etwas Neuem?«fragte sie.

«Ich recherchiere noch.«

Ich bat sie, auf dem Sofa beim Kamin Platz zu nehmen. Ich setzte mich in Carls Lehnstuhl. Ob sie rauchen dürfe. Sie zog eine Schachtel rote Gauloises aus der Bomberjacke, ich ritzte ein Streichholz an, sie hielt mit den Daumenballen meine Hand fest, als sie die Flamme einsog, burschikos, kumpanenhaft, sie trinkt lieber Bier als Wein, dachte ich.

«Kommt Professor Candoris darin vor?«

«Ja.«

«Sind Sie deshalb hier?«

«Auch deshalb.«

«Wieder ein Doppelporträt? Wer ist der andere?«

«Nur ein Porträt.«

«Das verstehe ich. Dumme Frage von mir. Wen sollte man an seine Seite stellen? Er ist der intensivste Mensch, den ich je kennengelernt habe. Ich gebe zu, ich verstehe nicht viel von seinem Fach. Ich habe mir sagen lassen, seine Vorlesungen seien sehr anspruchsvoll gewesen, und er habe wenig Toleranz gegenüber den Begriffsstutzigen geübt, und eine solche bin ich, glaube ich. Ich habe gestern und vorgestern ein langes Gespräch mit Dr. Hechenberger geführt. Kennen Sie Dr. Hechenberger? Er ist Dozent bei den Mathematikern und mit Professor Candoris befreundet. Er hat mich gebrieft. Ich habe ihn gefragt: ›Was ist Professor Candoris für ein Mensch?‹ Vor allem, sagte er, vor allem sei er ein sehr hilfsbereiter Mensch.«— So hilfsbereit manchmal, daß es an einen Charakterfehler grenzt, hätte ich ergänzen wollen. — Sie blickte zur Decke, als lausche sie einer Musik.»Ich beneide Sie um Ihre Arbeit, wissen Sie das? Ich muß mir überlegen: Was sagt der Kameramann? Was sagt die Cutterin? Was sagen die von der Redaktion in Wien? Sie schreiben, was allein Sie für richtig halten. ›Porträt des Mathematikers als sehr alter Mann‹!«Ihre Stimme klang satt, dunkelbraun, wie Samt.

«Ein Buch werde ich über ihn schreiben«, sagte ich.

«Ein ganzes Buch über Professor Candoris!«Und als entwerfe sie den Klappentext:»›Minutiös beschrieben die letzten Tage dieses Mannes‹. Das ist schön.«

«Sozusagen.«

«Also müßte ich eigentlich auch darin vorkommen.«

In diesem Augenblick betraten Carl und Frau Mungenast den Raum. Er hatte den Arm um ihre Schultern gelegt, sie ihren um seine Hüfte.

Der Unwille in Frau Mungenasts Augen, als sie Frau Brugger vom ORF sah, war schamlos blank. Ich überließ Carl den Platz, sagte, ich wolle Kaffee aufstellen, und war schon draußen, ehe Widerspruch möglich war. Ich wollte Luft holen. Erregung, Traum und Vernunft benötigten ihre liebe Zeit, um zu einer Proportion in mir zu finden, die mich nicht als Idiot dastehen ließ. Ich setzte Wasser auf, zerschrämmte Kaffeebohnen in der elektrischen Mühle, schüttete das Pulver in einen Papierfilter, schaltete das Radio ein, das Frau Mungenast Carls Haushalt spendiert hatte — ein Moderator legte Opernarien von Giuseppe Verdi und Giacomo Puccini auf und erzählte Anekdoten. Ich ließ mir Zeit. Ich wartete auf Frau Mungenast; daß sie zu mir in die Küche komme — ›Ich werde Sebastian helfen!‹ —, daß sie zu mir sagte: ›Warum lassen Sie mich mit dieser grellen Kuh allein!‹; es wäre eine gute Gelegenheit gewesen, mich so dicht vor sie hinzustellen, daß ihr nur übriggeblieben wäre, entweder einen Schritt zurückzutreten, oder ihren Körper an meinen zu pressen. Sie kam nicht. Ich breitete die Ingwerkekse, die ich schon vor einigen Tagen in einem Winkel des Küchenkastens entdeckt hatte, über einen Teller und trug ihn zusammen mit Tellern und Tassen und Kaffeekanne auf einem Tablett in den Salon.

Frau Brugger war an das eine Ende des Sofas gerutscht, so daß sie möglichst nahe bei Carl war; Frau Mungenast hatte sich in die andere Ecke gedrückt, die Arme verschränkt wie ein trotziges Mädchen, das sich weigert, sich zu entschuldigen. Ich nahm mir einen Sessel vom Eßtisch und rückte ihn neben sie.

Frau Brugger notierte und fragte, der Block auf ihren Knien hatte schon einen beträchtlichen Schopf aus vollgeschriebenen Seiten bekommen. Als ich Kaffee in ihre Tasse schenkte, fragte sie gerade:»Befassen Sie sich mit der gegenwärtigen politischen Lage?«

«Aus der Ferne«, antwortete Carl.»Nur aus der Ferne.«

«Wie darf ich das verstehen?«

«Ich meinem Alter sieht man alles aus der Ferne. So dürfen Sie es verstehen.«

«Und wie sieht die gegenwärtige politische Situation in Österreich aus der Ferne aus?«

«Österreich hat Glück, daß es im großen und ganzen keine Rolle spielt.«

«Was wäre sonst?«

«Wie meinen Sie das?«

«Was wäre, wenn Österreich international eine Rolle spielte?«

«Sie übersetzten ›im großen und ganzen‹ mit ›international‹?«

«Wie würden Sie es übersetzen?«

«Sie haben das sehr gut übersetzt. Ich rede ungenaues Zeug. Sie präzisieren. Was verstehe ich unter ›eine Rolle spielen‹? Schlagen Sie etwas vor, liebe Frau Brugger!«

«Die USA spielen eine Rolle, Rußland spielt eine Rolle, Deutschland, Frankreich, England, China spielen eine Rolle. Sogar die afrikanischen Staaten spielen eine Rolle, die Opferrolle. Israel spielt eine Rolle, die Palästinenser spielen eine Rolle.«

«Ein einziges großes Welttheater.«

«Fragen Sie sich manchmal, wer das Stück geschrieben hat, Professor Candoris, und wer Regie führt?«

«Nein, das frage ich mich nicht. Das ist eine Frage, wie sie jemand stellt, der versucht, sich in einen sehr alten Mann hineinzudenken und hineinzufühlen, jemand, der sehr jung ist. Gilbert Keith Chesterton sagte einmal, er bewundere über alle Maßen einen Menschen, der sich sein Leben lang von jeder Handlung fernzuhalten vermag und dennoch Einfluß ausübt. Können Sie damit etwas anfangen? Es wäre doch ein schönes Motto für Ihre Sendung.«

Sie schrieb den Satz auf. Carl wiederholte ihn geduldig und mit Gefallen und buchstabierte, ohne daß sie ihn darum gebeten hätte, Chestertons Name.

Ich mischte mich ein.»Frau Brugger, denke ich, will wissen, wie du zu unserer schwarz-blauen Regierung stehst, Carl. Hab’ ich recht?«

Sie antwortete nicht, blickte Carl an und mich nicht, blickte ihn an aus bestürzend leichtgläubigen Augen. Ich war gar nicht anwesend. Frau Mungenast und ich waren nicht anwesend. Ich schenkte Frau Mungenast und mir Kaffee nach und versuchte mir vorzustellen, wie es wäre, wenn sie an meine Tür klopfte und unter meine Decke schlüpfte und die Textilien zwischen ihrer Haut und meiner Haut nach oben und unten schöbe — so wie ich es mir in der vorangegangenen Nacht vorgestellt hatte.

Ich ließ nicht locker.»Was du von den Sanktionen der EU hältst, Carl. Ich glaube, das will Frau Brugger wissen. Und ob du der Meinung bist, daß Jörg Haider und seine Partei außerhalb des Verfassungsbogens stehen, zum Beispiel. Oder: Für wie groß du den Schaden für Österreich hältst, weil diese halbbekennenden Nazisprößlinge Ministerämter bekleiden. Oder: Du, als ehemaliger Bürger der Vereinigten Staaten von Amerika: ob du dafür bist, daß über Bundeskanzler Schüssel ein Einreiseverbot in die USA verhängt wird wie bei Waldheim.«

«Das wollen Sie wirklich wissen?«fragte er Frau Brugger vom ORF.

Sie antwortete nicht, hielt aber seinem Blick stand und drückte die Kulispitze auf ihren Block, eine kleine Geste, die besagte, daß hier unter anderem auch Karriereschritte getan wurden.

«Gut«, sagte er.»Was für eine Antwort können Sie für Ihre Arbeit brauchen?«

«Jede.«

«Aber was für eine Antwort wünschen Sie sich?«

«Ich verstehe nicht, wie Sie das meinen.«

«Ich meine: Was für eine Antwort würde am besten zu Ihrem Konzept passen? Es soll ja ein gelungener Film werden. Welche Antwort würde am elegantesten rüberkommen?«

«Damit Professor Candoris am besten dasteht«, übersetzte ich.

«Um Gottes willen«, verwahrte sie sich,»so geht das nicht, bitte!«

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