Michael Köhlmeier - Abendland

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Abendland: краткое содержание, описание и аннотация

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"Wenn du dich als Achtjähriger, als Dreizehnjähriger, als Sechzehnjähriger denkst, erkennst du dich in ihnen wieder?"
"Ja. Und sehr gerne dazu."
"Gibt es einen Lebensabschnitt, in dem du dir fremd vorkommst?"
"Zwischen fünfundzwanzig und dreißig ein bisschen fremd. Gestern und vorgestern sehr fremd."
"Glaube, Liebe, Hoffnung. Welche Reihenfolge?"
"Liebe, Hoffnung, Glaube. Wenn ich den anderen dabei zusehe."
"Bei dir selber?"
"Keine Ahnung. Ich denke, das gilt nur bis sechzig oder siebzig. Bei den Auserwählten vielleicht etwas länger." Er lacht.
"Was ist das Größte, das du in deinem leben vollbracht hast?"
Keine Antwort darauf.
"Abendland" ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Generationenroman. Mit großer erzählerischer Kraft wird dargestellt, wie die unterschiedlichsten Menschen jenseits der politischen und historischen Wechselfälle aufeinander angewiesen sind und aneinander hängen, warum sie sich gegeneinander auflehnen und wie sie dann doch ihren Frieden schließen. In einem bewegenden Panorama des 20. Jahrhunderts werden die großen historischen Sündenfälle und die kleinen privaten Reaktionen darauf beschrieben. Ein solches Buch hat es in der deutschen Literatur schon lange nicht gegeben.

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Das Hotel in São Paulo war ein moderner Bau mit einer wahrhaft riesenhaften Lobby, in die man spielend eine Tiroler Dorfkapelle samt Turm hätte stellen können. Man befand sich in ihr wie im Inneren eines gigantischen Kochtopfs; an den runden Wänden entlang liefen Gänge mit goldblinkenden Geländern, von dort gingen die Zimmer ab, es müssen Hunderte gewesen sein. Von der Decke herab hing — und das war die Sensation — an vier schweren, ebenfalls goldenen Ketten eine Plattform, auf der ein Konzertflügel stand. Er schwebte, schätzte ich, sechs Meter über den Köpfen der Menschen unten in der Halle. An den Abenden saß dort ein Pianist im Frack und spielte, und ich wußte nicht, wie er zu der Plattform gelangt war, es gab nämlich keinen Steg. Carl meinte, er sei wohl, während wir das Abendessen eingenommen hatten, mit einer Art Kran dorthin gehoben worden.

Der Kongreß fand nicht weit vom Hotel statt. Am ersten Tag fragte mich Carl, ob ich mitkommen wolle, um mir anzusehen, wo er sich den Tag über aufhalte, für den Fall, daß mir langweilig werde oder ich ihn für irgend etwas brauche; vielleicht hätte ich ja Lust, mir einen Vortrag anzuhören (tatsächlich war er der Meinung, ein neugieriger Mensch lerne auch, wenn er zuhöre, ohne etwas zu verstehen; Argument und Beweis: am Beginn seines Lebens lernt jeder Mensch, obwohl er nichts versteht; wäre es nicht so, wären wir gar nicht in der Lage, irgend etwas zu lernen). Eventuell seien andere Kinder dort; schränkte aber gleich ein, das glaube er eigentlich doch nicht. Ich wäre lieber durch alle Stunden des Tages in der Hotelhalle gesessen und hätte hinauf zu dem schwarzen Flügel gestarrt, der mir wie ein riesiger abgeschossener Vogel vorkam, als bei Gleichaltrigen zu stehen oder zu sitzen oder mit ihnen zu laufen oder zu raufen und dabei zu schweigen und schweigend zu lernen. Was lernen? Ich sagte, er solle sich über mich nicht den Kopf zerbrechen, ich käme zurecht; er zerbrach sich ja auch gar nicht seinen Kopf. Er sprach keine Verbote aus und keine Gebote, gab mir keine Ratschläge, warnte mich nicht, ermahnte mich nicht.

Ich hatte mich mit Lektüre eingedeckt, las in diesen Tagen zum weiß-nicht-wievielten Mal den Tom Sawyer und den Huckleberry Finn , ich schrieb in mein Tagebuchheft; aber ich schrieb nicht hinein, was ich erlebte, denn ich erlebte ja nichts, ich dachte mir Geschichten aus, eine spielte unter Wasser in einer Glaskugel. Ich blieb die meiste Zeit im Hotel, streifte durch die Gänge, umrundete den Kessel auf den verschiedenen Stockwerken, schwamm eine halbe Stunde im Pool oben auf dem Dach; selten trat ich vor die Tür auf die Straße hinaus, die ein breiter Boulevard war, so breit, daß ich nicht auf die andere Seite schauen konnte. Draußen war es schwindelerregend heiß. Im Hof zwischen dem Gästehaus und dem Betriebsgebäude hielt sich die kühle Luft der Nacht bis in den Nachmittag hinein. Ich setzte mich in einen der Korbstühle unter einen Sonnenschirm. Die Kellnerinnen und Kellner und die Herren und Damen an der Rezeption sagten» Mr. Lukasser «zu mir, und sie sagten es, ohne ihren Mund zu einem ironischen Grinsen zu verziehen; wahrscheinlich, weil ich immer in Anzug und Krawatte war. (Margarida hatte gesagt, ich solle meine Turnsachen mitnehmen, kurze blaue Hosen und ein ärmelloses gelbes Unterhemd, aber das wollte ich nicht, die Reise wäre für mich noch weniger gewesen, als sie, wie ich befürchtete, wegen Carls distanzierter Laune ohnehin sein würde.) Ich trank Unmengen Limonade mit Eis und Minzeblatt. Zum Mittagessen kamen die Kongreßteilnehmer ins Hotel, ich saß mitten unter ihnen und schaute nicht von meinem Teller auf.

Am letzten Tag des Kongresses, eben am 13. März, war ich es überdrüssig, mich nur in unserem Zimmer oder in der Halle oder im Innenhof des Hotels aufzuhalten. Ich wollte ein Stück die Straße hinunterschlendern und nach hundert oder zweihundert Metern umkehren und in die andere Richtung gehen, ebenfalls hundert oder zweihundert Meter, und noch einmal in die eine Richtung, diesmal aber auf der anderen Straßenseite, und zurück in die andere Richtung, ebenfalls auf der anderen Straßenseite. Ich hatte noch nie so hohe Häuser gesehen, sie waren so hoch, daß ich mich gar nicht richtig mit dem Gedanken abfinden konnte, es seien Häuser. Wie kann man solche Gegenstände, die eher wie glatte Felsen mit viereckigen Löchern darin aussahen, mit dem gleichen Wort belegen wie die Einfamilienhäuschen, an denen man vorbeispazierte, wenn man mit der U4 nach Hütteldorf gefahren war, um am Wienfluß entlang ins Grüne zu gelangen? Es waren so viele Menschen auf der Straße! Dauernd stieß ich an jemanden an. Ich sah nicht sehr viel mehr als Bäuche, Rücken, Beine und Arme in bunten Hemden, Blusen, Schuhen. Und Gesichter sah ich, wie ich noch nie welche gesehen hatte — schwarze, braune, sehr weiße, bläuliche. Aber die verschiedenen Hautfarben beeindruckten mich nicht so sehr wie die verschiedenen Faltungen der Haut. Manche Gesichter erschienen mir wie auf ein kleineres Format zusammengelegt; wenn der Mann oder die Frau redete oder lachte, konnte ich mir ausmalen, zu welchen Dimensionen der Mund, um nur ihn zu nennen, aufgedehnt werden könnte. Und alle redeten. Einer redete mit dem anderen, der ebenfalls redete, aber nicht unbedingt mit dem einen. An die Musik des Portugiesisch der Lisboer war ich gewöhnt; das Portugiesisch der Bürger von São Paulo, wenn es im freien Chor der offenen Straße erklang, hatte etwas Trommelndes an sich, als bezöge es seinen Rhythmus vom immergleichen Aufsetzen der Füße auf dem Pflaster. Und ich bewegte mich in ebendiesem Rhythmus vorwärts. Ich zog meine Jacke aus und löste den Krawattenknoten, mein Rücken war naß, und der Schweiß rann mir über das Gesicht und bis hinunter zum Hals. Alle schwitzten. An einem Stand mitten auf dem Gehsteig — der Gehsteig schien mir nicht schmaler zu sein als die Fahrbahn der Ringstraße in Wien — war ein Stand aufgebaut mit einem Dach aus grün-gelbem Stoff, an dem gab es Eis und farbige Zuckerkugeln in der Größe von Tischtennisbällen zu kaufen. Ich nahm ein Eis und eine weiße Kugel mit roten Meridianen. Ich drückte mich in eine Seitengasse, in der nicht so viele Leute waren, stellte mich in den Schatten und leckte abwechselnd das Eis und die Zuckerkugel.

Ich wußte nicht, wie weit ich auf dem Boulevard bereits gegangen war, ob tatsächlich nur hundert oder zweihundert Meter oder schon einen Kilometer oder gar weiter. Die Hitze, der Lärm, das Gedränge hatten mich erschöpft und mir jedes Gefühl für Proportionen genommen in Zeit und Raum. In der Seitengasse fiel die Sonne nicht bis zur Straße herab, die Häuser standen zu eng, auch zog ein kühler Wind hindurch. Als ich das Eis aufgeschleckt hatte, ging ich weiter in die Gasse hinein. Ich hatte Durst. Ich konnte das Ende der Gasse nicht sehen, weil sie in einem leichten Bogen nach rechts zog, der nicht aufzuhören schien, und bald wußte ich nicht mehr, in was für einem Winkel zum Boulevard ich ging. Hier fuhren nur wenige Autos, es waren hier kaum Geschäfte, und wenn, hatten sie keine Auslagen, sondern nur spärliche, angestaubte Türöffnungen, die nicht bis zum Boden reichten und vor denen Holztreppen mit drei oder vier Stufen standen. Die Läden vor den Fenstern waren angewinkelt, in den höheren Stockwerken, wo die Sonne die Hauswände erreichte, waren sie geschlossen. Nach vielleicht einem halben Kilometer verbreiterte sich die Gasse zu einem Platz, die Fahrbahnen teilten sich um einen kleinen Park, in dessen Mitte ein Springbrunnen seine Fontäne in den Himmel schickte. Ein Trinkbrunnen war auch dort, man mußte mit der Hand auf einen Messinghebel drücken, dann sprang eine schmächtige Kopie der Fontäne aus dem Messingbecken, und wenn man sich drüberbeugte, mitten in den Mund hinein. Ich trank, bis mir der Bauch weh tat. Ich zog die Schuhe aus und die Strümpfe, krempelte die Hosenbeine hoch und stellte mich ins Wasser. Ein Schleier des Springbrunnens traf mich wie ein kühler Nebel. Ein paar dunkelhaarige Buben, die nur Unterhosen anhatten und sonst nichts, reichten sich gegenseitig einen Plastikstutzen zu, auf dem ein windradähnliches Gebilde steckte; sie zogen kräftig an einer Schnur, der Propeller drehte sich und hob sich rasant in die Höhe; einer schaffte es bis über die Baumwipfel, es bestand Gefahr, daß der Propeller dort hängenblieb. Ich saß in dunkler Hose und weißem Hemd, eine Krawatte um den Hals, den Knoten gelockert, am Rand des Springbrunnens, die Jacke sorgfältig zusammengelegt auf den Knien — natürlich war ich eine Provokation für sie. Sie bauten sich vor mir auf, trauten sich aber nicht näher als fünf Schritte an mich heran. Sie fuchtelten mit den Händen und sagten Sachen zu mir, die ich nicht verstand. Aber ich hatte keine Angst vor ihnen, sie wollten mir nichts tun; ich war ein Ärgernis für sie, und dafür wollten sie mich ein wenig ärgern, das war alles. Nach einer Weile wandten sie sich von mir ab und spielten weiter. Irgendwann kam einer von ihnen zu mir, hielt mir den Stutzen hin und ließ mich den Propeller steigen. Sie fragten mich etwas, was ich nicht verstand. Ich sagte:»Não entendo. «Da trotteten sie davon, die Gasse hinunter, woher ich gekommen war.

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