Michael Köhlmeier - Abendland

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Abendland: краткое содержание, описание и аннотация

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"Wenn du dich als Achtjähriger, als Dreizehnjähriger, als Sechzehnjähriger denkst, erkennst du dich in ihnen wieder?"
"Ja. Und sehr gerne dazu."
"Gibt es einen Lebensabschnitt, in dem du dir fremd vorkommst?"
"Zwischen fünfundzwanzig und dreißig ein bisschen fremd. Gestern und vorgestern sehr fremd."
"Glaube, Liebe, Hoffnung. Welche Reihenfolge?"
"Liebe, Hoffnung, Glaube. Wenn ich den anderen dabei zusehe."
"Bei dir selber?"
"Keine Ahnung. Ich denke, das gilt nur bis sechzig oder siebzig. Bei den Auserwählten vielleicht etwas länger." Er lacht.
"Was ist das Größte, das du in deinem leben vollbracht hast?"
Keine Antwort darauf.
"Abendland" ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Generationenroman. Mit großer erzählerischer Kraft wird dargestellt, wie die unterschiedlichsten Menschen jenseits der politischen und historischen Wechselfälle aufeinander angewiesen sind und aneinander hängen, warum sie sich gegeneinander auflehnen und wie sie dann doch ihren Frieden schließen. In einem bewegenden Panorama des 20. Jahrhunderts werden die großen historischen Sündenfälle und die kleinen privaten Reaktionen darauf beschrieben. Ein solches Buch hat es in der deutschen Literatur schon lange nicht gegeben.

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Ich fragte ihn, ob er mir schildern wolle, was weiter in ihm vorgegangen sei, nachdem er den Brief von Sergeant Cousins gelesen und die Bilder in den Zeitungen gesehen habe. Er dachte lange nach — so lange, daß ich wieder einmal meinte, er sei auf dem Strom seiner Gedanken aus der Welt gedriftet und nehme gar nicht mehr wahr, was um ihn herum vor sich gehe.

«Nichts weiter«, sagte er endlich.»Ich habe mir jedenfalls nicht die Schuld daran gegeben, falls du das meinst. Ich habe versucht, ihn zu vergessen.«

«Und ging das?«

«Es ging sogar sehr schnell. Zum Glück bin ich ein Unmensch. Außerdem: Du warst ja bei uns. Du hast unser Leben verändert, Sebastian, meines und auch Margaridas Leben. Weißt du das? Meines hast du vielleicht sogar gerettet.«

Ich wollte darauf antworten, dies sei eine Last, die ich nicht tragen könne; der Einwand wäre einundvierzig Jahre zu spät gekommen — damals hatte ich die Last offensichtlich tragen können, nur hatte ich nichts davon gewußt.

«Aber doch nicht wegen eines mathematischen Problems habt ihr gestritten?«sagte ich.

«Wer hat sich gestritten, Sebastian?«fragte er, eine Veränderung zum Spitzen hin war deutlich. Ich ahnte, daß wir beide uns gleich streiten würden.

«Du und dieser junge Mann.«

Carl hielt die Hand über die Augen, ein zusammengeschobener transparenter weißer Fächer, und blinzelte mich an.»Natürlich wegen eines mathematischen Problems. Weswegen sollten wir sonst streiten?«

«Und er hat jeden Kontakt zu dir abgebrochen? Bis zu seinem Tod?«

«Auf ewig, würde ich sagen.«

«Wegen einer Meinungsverschiedenheit mathematischer Natur?«

«Aber ja.«

«So etwas tut doch kein Mensch!«

«Du weißt das, stimmt’s?«Und damit war seine gute Laune erledigt.

«Du willst, daß ich über dich schreibe«, lenkte ich ein, bemühte mich um einen versöhnlichen Ton.»Deswegen bin ich hier, Carl. Ich will mein Bestes geben. «Ich stand auf und löste die Bremse, drehte den Rollstuhl um und schob ihn auf den Weg zurück, der an den Geleisen entlangführte. Der Wind sprang uns aus allen Richtungen an, wirbelte Schnee um uns, und doch waren unsere Gesichter in der Sonne.»Du hast mir dieses erschreckende Video gezeigt. Du hast mir die traurige Geschichte dieses jungen Mannes erzählt. Ich weiß nun, daß du dich um ihn gekümmert hast, daß du zurückgesteckt hast gegenüber diesem Sergeant, daß du dich selbstlos um diesen jungen Mann gekümmert hast …«

«Keine Sentimentalitäten!«fuhr er mir ins Wort.»Und sag nicht dauernd ›dieser junge Mann‹! Er hat einen Namen. Und ›dieser Sergeant‹ hat ebenfalls einen Namen. Hast du sie dir nicht notiert? Tu es jetzt! Du hast doch dein kluges Heft bei dir. Schreib die Namen auf!«

«Ich habe die Namen aufgeschrieben, als du sie zum erstenmal genannt hast. Ich habe dich gefragt, wie man sie schreibt, und du hast sie mir diktiert. Hast du das vergessen?«

«Sprich nicht mit mir wie mit einem Schwachsinnigen!«Er klammerte sich an den Lehnen fest und richtete sich auf.»Warum sind wir nicht sitzen geblieben, wo wir waren? Dort war es doch schön! Es hat angenehm nach Fichtenrinde gerochen. Ich kann es mir nicht leisten, auf solche Sinneseindrücke zu verzichten. Was gab es an diesem Platz auszusetzen? Du hältst es nicht lange an einem Ort aus, das ist dein Problem, Sebastian. Wohin schiebst du mich? Ich will nicht nach Hause! Fahr mich jetzt ja nicht nach Hause! Ich will zum See hinunter, hörst du! Wo fährst du mich hin?«

«Wenn du es wünschst, fahr ich dich zum See hinunter. Es wird aber gleich heftig zu schneien beginnen. Wenn es dich nicht stört, mich stört es nicht.«

«Es wird nicht schneien.«

«Versuch’ dich bitte zu erinnern, worum es bei dem Streit ging!«

«Es ging um ein Problem der Zahlentheorie, das du ohnehin nicht verstehen würdest. Also, was soll’s! Schreib einfach: ›Sie haben sich gestritten.‹ Punktum.«

«In diesem Fall kann ich die Geschichte nicht erzählen. Punktum.«

«Natürlich kannst du sie erzählen!«

«Ich werde sie höchstens in einem Nebensatz erwähnen.«

«Nein, auf gar keinen Fall in einem Nebensatz! Was fällt dir ein! Die Geschichte soll ein breites Kapitel ausfüllen. Das muß sie! Das will ich! Das ist mein Wille. Wenn du es so ausgedrückt haben willst. Schreib: ›Das war sein Wille. Punktum.‹ Oder besser: Erfinde einfach etwas!«

«Das ist nicht dein Ernst, das weiß ich.«

«Du weißt alles. Du weißt, wann ich im Ernst rede und wann nicht, und du weißt, worüber sich Mathematiker streiten und in welcher Art und Weise sie es tun. Also wird dir auch einfallen, was du darüber schreiben sollst.«

«Carl«, sagte ich,»ich bin doch nicht dein Feind. «Und dann sagte ich nichts mehr, bis wir unten beim See waren. Und er sagte auch nichts.

Ich schloß das Gittertor auf und gleich wieder hinter uns zu, ich nahm mit dem Rollstuhl Anlauf und schob ihn durch den Schnee, der nach so vielen unserer Besuche zertreten und durch die Räder zerschnitten war, und schob ihn über den Aufgang zur Seeterrasse hinauf. Unter dem Dach des Cafés hob ich Carl aus dem Stuhl und ließ seinen Arm erst los, als er am Geländer festen Halt gewonnen hatte. So hatten wir es immer gemacht. Diesmal spulte ich die einzelnen Handgriffe betont routiniert ab, auch etwas grob, um ihm zu zeigen, daß ich gekränkt war wegen seines ruppigen Tons.

Wir hatten beide recht: Es schneite, und es schneite zugleich nicht. Wir waren in Flocken gehüllt, aber auf der anderen Seite des Sees glitzerte das Wasser über der feinen Eisschicht, und die Sonne fiel satt auf das Schilf, die Halme steckten in Futteralen aus Eis. Carl atmete schwer und laut, und nach einer Weile hatte er sich gefaßt, und da hörte ich ihn sagen:»Lieber Gott, zeig mir den Weg, ich will ihn gehen!«

Mir wurde übel. Ich ließ seinen Arm los und trat von ihm zurück und setzte mich auf die schmale Bank an der Wand des Cafés. Er hatte denselben Satz bereits gesagt, bevor ich ihn aus dem Rollstuhl gehoben hatte. Ich hatte ihn aber augenblicklich verdrängt. Weil ich dachte, er wird sterben, sobald er den Satz zu Ende gesprochen hat. Dem Zauberlehrling wird es im ersten Augenblick auch schlecht geworden sein, als er die Besen vor sich tanzen sah; mir war, als hätte ich den Tod von ihm ferngehalten, indem ich sein Kommen ignorierte.

«Daß sich dein Vater das Leben genommen hat«, sagte er,»hätte ich verhindern müssen.«

«Wie hättest du es verhindern können!«suchte ich ihn zu beruhigen.»Carl, wenn sich einer nichts vorzuwerfen hat, dann du. Du.«

«Ich hatte eine böse Absicht, als ich dir die Geschichte von Makoto Kurabashi erzählte«, fuhr er schließlich fort.»Das sollst du wissen. Der Streit zwischen ihm und mir spielt keine Rolle, glaube mir, jedenfalls nicht der Gegenstand des Streits. Sicher, ich hatte ihn verletzt, und ich wollte ihn verletzen. Er war so arrogant geworden, hatte sich eine krude Welttheorie zusammengeschustert aus Shintoismus und Zahlenmagie. Er sei, sagte er, in der Lage, alles, was die Welt zu bieten habe, in einem neuen Zeichensystem zu formalisieren. Der Mann mit den Schaufelhänden habe viel dazugelernt. Anstatt zu beweisen, daß die Termen seiner Modulformen mit den Termen seiner elliptischen Gleichungen identisch sind, und zu begründen, warum sie es sind, hat er seinen wunderbaren Verstand mißbraucht, um ein Weihespiel aufzuführen, in dem er als eine Art Gottgesandter auftrat, durch den die Geister von Euklid, Leibniz, Gauß und Euler sprechen und der von allen anderen Menschen verlangen durfte, daß sie seine Zuträger seien. Die Studenten in seinem Institut, hieß es, würden ihn verehren, aber nicht wie das Sprachrohr von Euklid, Leibniz, Gauß und Euler, sondern wie die Reinkarnation von Amaterasu oder Susano oder wie diese Gottheiten heißen, ich mache keinen Witz, und, so wurde weiter berichtet, er lasse sich das nicht nur gefallen, sondern halte seine Vorlesungen tatsächlich in Form von Quasigottesdiensten ab, und das schlimmste: Offensichtlich gab es nicht einen am Institut, keinen Studenten, keinen Kollegen, der sich an die Stirn tippte und den Humbug als das bezeichnete, was er war, nämlich ein Humbug. Das war alles sehr lächerlich und sehr ärgerlich, aber letztlich auch so skurril, daß du darüber in deinem Buch nicht viele Worte verlieren solltest. Warum auch. Wichtig sind andere Fragen: Was wäre aus Makoto geworden, wenn Sergeant Cousins ihn an jenem Nachmittag nicht zu mir gebracht hätte? Wenn ich mich vor ihm nicht ›neu definiert‹ hätte? Wenn dieser Bursche nicht meinem Leben einen Sinn gegeben hätte? ›Der Mäzen‹ — was soll das bedeuten? Es bedeutet, daß einer die Form ausschlägt, in der ein anderer gebacken werden soll. Vielleicht wäre Makoto ohne mich heute noch am Leben. Warum hat er sich das Leben genommen? Die bizarre Weise, wie er es tat, schreibe ich nicht mir zu. Aber daß er es getan hat. Oder, Sebastian, unsere Fragen, unsere Fragen: Was wäre aus deinem Vater geworden, wenn ich ihn nicht angesprochen hätte, nachdem ich ihn im Embassy-Club gehört habe? Wenn ich nach Hause gegangen wäre? Einfach nach Hause gegangen wäre. Wenn ich mich nicht zu seinem Mäzen aufgeschwungen hätte. Was, wenn ich mich nicht von Agnes als Kuppler hätte einspannen lassen. Wenn ich nicht dieses Interview für down beat gemacht hätte. Wenn ich ihm nicht die Gibson gekauft hätte. Wenn ich ihm nicht Geld gegeben hätte, um diesen Jazzclub in dem ehemaligen Bierlager in der Taborstraße zu eröffnen, mein Gott. Und so weiter. Antworte mir bitte nicht!«

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