Julia Franck - Die Mittagsfrau

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Die Mittagsfrau: краткое содержание, описание и аннотация

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Eine idyllische Kindheit in der Lausitz am Vorabend des ersten Weltkriegs, das Berlin der goldenen Zwanziger, die große Liebe: So könnte das Glück klingen, denkt Helene. Aber steht ihr die Welt wirklich offen? Helene glaubt unerschütterlich daran, folgt ihren Träumen und lebt ihre Gefühle — auch gegen die Konventionen einer zunehmend unerbittlichen Zeit. Dann folgt der zweite große Krieg, Hoffnungen, Einsamkeit — und die Erkenntnis, dass alles verloren gehen kann. Julia Franck erzählt in ihrem großen neuen Roman ein Leben, das in die Mühlen eines furchtbaren Jahrhunderts gerät, und die Geschichte einer faszinierenden Frau.

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Helene und Martha mussten lachen, als sie den langersehnten Brief in den Händen hielten. Eine Welt lag da aufgefaltet vor ihnen, jeder Satz musste mehrmals gelesen werden.

Helene und Martha fragten sich, ob solche Vettern aus Wien und Antwerpen auch ihre Verwandten wären, die Bezeichnung und der Umstand, dass Tante Fanny in keinem ihrer Briefe einen Ehemann erwähnte, ließ die Vermutung zu. Unmerklich richteten sich Martha und Helene auf. Sie saßen auf der Ofenbank und wärmten ihre Rücken. Es schien ihnen, als umspanne der Brief den ganzen Erdball mit einem Netz und wäre Tante Fanny die Vertraute und Kennerin dieser Welt, wenn nicht gar die Welt selbst. Im Postskriptum schrieb die Tante, ihr Weg führe in absehbarer Zeit gewiss nicht in die Lausitz, im Postpostskriptum schrieb sie, aber sie könne sich vorstellen, dass die Mädchen einmal nach Berlin kommen wollten, zu Besuch, und gern auch für länger. Anbei fänden die Mädchen zwei Eisenbahnfahrkarten erster Klasse von Dresden nach Berlin. Gewiss sei Dresden der nächste richtige Bahnhof? Ihre Wohnung sei groß genug, da sie selbst keine Kinder habe. Arbeit gäbe es in Berlin bestimmt für die beiden Mädchen. Sie wolle zu gern dafür sorgen, dass aus ihnen etwas werde.

Helene und Martha sahen sich an. Lachend schüttelten sie den Kopf. Hatten sie noch vor zwei Jahren beim Tode des Vaters geglaubt, ihr Leben werde von nun an darin bestehen, im Krankenhaus zu arbeiten und an der Seite ihrer zunehmend verwirrten Mutter in Bautzen alt zu werden, gab dieser Brief den Auftakt für eine erst zu erträumende Zukunft. Helene griff nach Marthas Hand und wischte ihr eine Träne aus dem Gesicht. Sie betrachtete ihre große und ältere Schwester, die sie stets für die bescheiden wirkende Haltung bewundert hatte, deren Augenaufschlag seine Anmut aus dem vollkommenen Schein einer Reinheit bezog, und deren Reiz doch von jenen Küssen geprägt war, die Helene zwischen Martha und Leontine beobachtet hatte. Helene kannte den Anschein weiblicher Tugend gut, das sittsame und bescheidene, das reine Mädchen, nichts lieber als das sollte ein Mädchen geben, machte ein Mädchen aus, doch etwas anderes sprach aus diesem Brief und weckte jetzt Helenes Verlangen. Helene küsste ihre ältere Schwester auf das Ohrläppchen, sie saugte sich daran fest, und je hemmungsloser der Schwester die heißen Tränen über die Wangen flossen, desto besinnungsloser lutschte Helene — als wäre dieses Lutschen am Ohrläppchen und den salzigen Rinnsalen der Schwester ihre einzige Möglichkeit, deren Tränen nicht zu sehen und nichts denken noch sagen zu müssen. Helene und Martha saßen eine unbestimmte Zeit aneinander, Gesicht an Gesicht. Erst nach einer Weile kam das Denken wieder. Marthas Weinen, die Erleichterung, von der es ausgelöst und gekennzeichnet war, ließ Helene ahnen, wie sehr Martha gelitten haben musste. Wechselte Martha nicht seit zwei Jahren romantische Briefe mit ihrer fernen Freundin in Berlin, die zwar unglücklich in ihrer Ehe war, aber froh über die vielen Theater und Clubs der Stadt? Vor einigen Tagen erst, als Helene noch voller Hoffnung und Ungewissheit auf den Brief von Tante Fanny wartete, hatte sie nicht widerstehen können und heimlich einen an Martha adressierten Brief an sich genommen. Er kam von Leontine aus Berlin. Helene hatte Marthas Spätdienst im Krankenhaus ausgenutzt und den Brief geschickt über dem dampfenden Wasserkessel geöffnet. Süße Freundin, so begann Leontine. Ich kann Dir gar nicht sagen, wie sehr ich Dich vermisse. Das Studium fordert nur selten ein Lernen bis in die späte Nacht. In der Pathologie halte ich schon den jüngeren Studenten Vorträge. Aber die Wochenenden gehören mir. Gestern waren wir tanzen. Antonie brachte ihre Freundin Hedwig mit. Ich führte ihnen ungeniert meine neue Garderobe vor — die habe ich Lorenz entwendet. Meine Freundinnen jubelten, aber ich trage seine Hose nur im Haus. Zum Ausgehen habe ich mir ein neues Kleid genäht. Auch Antonie trug ein bezauberndes Kleid, ein cremefarbenes Teekleid, für das wir sie bewunderten und lobten. Knielang! Ohne Taille! Sie tanzte darin einfach wunderbar, und genoss es, uns um den Verstand zu bringen. Was gibt es Aufregenderes als die Ahnung einer Taille und einer Hüfte, wenn der ganze Schnitt des Kleides behauptet, da wäre nichts!? An ihrem Ausschnitt blühte eine Pfingstrose aus Seide. Wir rissen uns darum, mit ihr zu tanzen. Meine schöne, große Freundin, ich musste immerzu an Dich denken. Weißt Du noch, wie wir die halbe Nacht auf unserem Dachboden getanzt haben? Du süßes, zartes Mäd chen, wie oft bin ich in Gedanken bei Dir. Wie zerreißt es mir das Herz, dass ich auch dieses Weihnachten nicht werde kommen können. Lorenz will davon nichts wissen. Er meint, es wäre eine unnötige Ausgabe, schließlich ginge es meinem Vater doch in Schwester Mimis Familie sehr gut und vermisse mich niemand daheim. Lorenz achtet immer sehr darauf, recht zu haben. Er sagt nichts, das auch nur entfernt zweifelhaft wäre. Ich sage Dir, er hätte Jurist werden sollen. Die Gerichte hätten ihre wahre Freude an ihm. Nur im zivilen Zusammenleben behagt sein rechtschaffener Blick aus den echsenhaft zusammengekniffenen Augen in die Welt wenig. Du kannst Dir denken, wie sehr mich seine Behauptungen reizen. Immerzu könnte ich ihm widersprechen. Doch dann sind mir seine Worte unversehens gleichgültig und ich verlasse häufiger das Zimmer und noch lieber das Haus, ohne ihm zu antworten. Er liebt das letzte Wort und bleibt damit immer öfter allein. Ob ihn das zufriedenstellt? Zum Glück sehen wir uns nur selten. Er schläft in der Bibliothek. Jeden Morgen behaupte ich, man höre sein Schnarchen durch das ganze Haus. Wenn es das nur wäre. Dir kann ich die Wahrheit ja sagen: Er schnarcht so selten wie Du und ich. Aber mir ist es lieber, wenn er am anderen Ende der Wohnung schläft und wir uns möglichst wenig begegnen. Heute Abend gehe ich mit Antonie ins Theater. Vorn an der Hardenbergstraße hat das Terra-Kino geschlossen und an seiner Stelle im Oktober ein Theater eröffnet. Der Ruf von Miss Sara Sampson schallt schon durch die ganze Stadt. Lucie Höflich als Marwood muss einfach wunderbar sein. Aber was erzähle ich Dir, mein Herzblatt, Du hast sie ja noch nie gesehen. Was gäbe ich darum, mit Dir heute Abend dorthin zu gehen. Nicht eifersüchtig sein, Du, mein süßer Honigmund. Antonie wird im April heiraten und sie sagt, sie wäre schon ganz verliebt. Einmal habe ich ihren Bräutigam von Ferne gesehen, er wirkte nicht gerade fein, ein grober, breitbeiniger Kerl war das! Das ganze Gegenteil von der zierlichen Antonie. Wie ist es mit Helenes Prüfungen gegangen? Grüß mir die Kleine, sei umarmt und geküsst, Dein Leo.

Es fehlte das E für Deine, und zumindest ein langer Tintenschwung für den Rest des Namens, aber es war zweifellos Leontines Schrift. Helene hatte sich nicht anmerken lassen, dass sie den Brief von Leontine an Martha gelesen hatte. Doch als sie nun, Tage später, Gesicht an Gesicht über dem Brief von Tante Fanny saßen und Martha weinte und im nächsten Augenblick aus Freude über die Einladung lachte, war Helene sicher, dass Martha nichts lieber tun wollte, als sofort einen Koffer packen und für immer nach Berlin reisen. Mit einer Bahnfahrt erster Klasse, von Dresden nach Berlin. Was zählte da schon, dass Bautzen durchaus einen großen Bahnhof hatte, einen, von dem Helene für ihren Professor immer wieder seine Kollegen, Ärzte und Professoren aus ganz Deutschland abholte, einen Bahnhof, der sich keineswegs provinziell nennen ließ. Auch wurden von hier aus die in der Bautzener Waggonfabrik gefertigten Wagen um die halbe Welt geschickt, gewiss auch nach Berlin. Es war Tante Fanny nicht vorzuwerfen, dass sie Bautzen für ein Dorf hielt, zeigte sie doch eine ungeahnte Großzügigkeit mit den Fahrkarten erster Klasse. Wo weder Martha noch Helene jemals mit einem Zug gefahren waren!

An einem Nachmittag im Januar, die Dunkelheit war schon angebrochen, bat der chirurgische Professor die junge Schwester Helene in sein Arztzimmer. Er eröffnete ihr, er wolle im März für eine Woche nach Dresden reisen. Dort sollte er sich mit Kollegen an der Universität treffen und wollte ein gemeinsames Buch über die neuesten Erkenntnisse der Medizin vorbereiten. Er fragte Helene, ob sie ihn begleiten würde, es solle nicht ihr Schaden sein. Er wolle nicht zuviel versprechen, so sagte er der noch fünfzehnjährigen Schwester, aber er könne sie sich durchaus eines Tages als Assistentin vorstellen. Ihre Flinkheit an der Schreibmaschine und ihre Kenntnisse in der Stenographie überzeugten ihn. Sie sei begabt und gescheit, es wäre ihm eine Ehre, sie zu der Professorenrunde mitzunehmen. Gewiss sei sie noch nie mit einem Automobil gefahren? Sein feierlicher Blick ließ Helene verlegen werden, sie spürte, wie sich ihr Hals verengte. Sie brauche sich nicht fürchten, der Professor lächelte nun, sie müsse lediglich das eine oder andere Protokoll erstellen, denn seine alte Sekretärin könne aufgrund des Wassers keine Reisen mehr unternehmen und sei nur noch wenig belastbar. Helene merkte, wie sie errötete. Noch vor kurzer Zeit wäre ihr dieses Angebot als die schönste Herausforderung erschienen. Doch heute hegte sie andere Pläne, von denen freilich der Professor nichts wissen konnte.

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