Martin von Arndt - Oktoberplatz

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Weißrussland im 21. Jahrhundert. Ein aufwühlendes Buch über die Liebe, über Träume, über Macht und Missbrauch. Weißrussland im Jahr 2004. Präsident Lukaschenka regiert das Land seit zehn Jahren mit harter Hand nach der Devise: »Mehr Ordnung anstelle von Demokratie.« Zeitungen werden verboten, oppositionelle Politiker verschwinden. Die Bevölkerung hat sich mit allem abgefunden, ertrinkt in einer Mischung aus Wodka und Fatalismus. Und Wasil, der Held des Romans, will seine Tante Alezja loswerden – und zwar für immer!
»Oktoberplatz« erzählt von der persönlichen und politischen Frustration, die den 30-jährigen Kulturjournalisten Wasil in Betrügereien, Inzest und Mord treibt.
Ein aufschlussreiches Buch über die letzte Diktatur Europas, über kapitalistische und sozialistische Verirrungen, über das Scheitern des Einzelnen am Kollektiv. Ein Coming-of-Age-Roman, der von den Leiden eines jungen Menschen erzählt, der in postkommunistischen Zeiten seinen Weg ins Leben sucht - und immer wieder gegen ein unverrückbares System anrennt.

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Als wäre sie herbeiberufen worden. Das schweißnasse Köpflein schüttelnd kehrte die Deutsche an unseren Tisch zurück. Gábor schwang sich auf zu einem letzten Gedanken, bevor er sich wieder seiner kleinen Blutsaugerin überließ, mit Hals und Haut, Haut und Haar, so ganz und gar.

»Nee, ich will jetzt meinen Teil vom Kuchen, ich hab lang genug zurückgesteckt. Der ganze Osten lebt doch in dem Glauben, daß er nur endlich wachgeküßt werden müßte. Aber das ist Quatsch. Ungarn ist, wo man trotzdem weint, Alter. Ich wünsch dir noch viel Glück hier!«

Gábor verabschiedete sich, wußte nicht, ob er noch einmal vorbeischauen würde. Er schnäbelte seinem deutschen Himbeermäulchen hinterher. Ich steckte drei Flaschen Bier ein und verließ den Reigen. Zum Abschied zwinkerte mir ein schier endlos nach oben verlängertes Penis-Gesicht, das anstelle der Arme zwei pralle, mit Fellflicken beklebte Müllsäcke trug, zweideutig zu. Künstlichkeiten. In dieser Welt begegnen sich nur noch Künstlichkeiten.

Ich verwarf den Gedanken, zu Ilona zu gehen. Begierig saugte ich die schwere Nachtluft ein. Und ich schmeckte keine Erlösung darin, keine Befreiung. Noch nicht einmal Erleichterung. Einst, wenn ich mich recht erinnere, streifte ich zweck- und ziellos durch Budapest, weil allein dies Umherstreifen kathartisch war. Jetzt fand ich, von einem Ziel zum nächsten ziehend, immer auf einen Punkt hinzielend, der keine Linie für mein Leben wurde, nichts mehr darin. Es war keine Erleichterung. Noch nicht einmal mehr eine Erleichterung. Und vielleicht war das gut so. Ich hätte ebensogut irgendwo sein können, nirgendwo, zuhause, tot. Ich mußte versuchen, mich mit einem marodierenden Gefühl zu arrangieren. Lesarten des Seelischen: Der Weg, der mich in meine Wohnung, »nach Hause«, führen sollte, führte mich mitten hinein in eine Seelenlektüre.

Hinter der Türschwelle, in der Dunkelheit, der alte Szabó hatte sich noch immer nicht um das Licht im Hausaufgang gekümmert; vor dem zweiten Treppenabsatz strauchelte ich über einen metallenen Schuhabstreifer, fiel, schlug mit der Stirn gegen die nach oben führenden Stufen. Für einen langen Moment war mir, als müßte ich hier liegen bleiben. Eine Nachtwache. Auf Nachtwache für ein krankes und sterbenwollendes Tier, das Gábors Verrat nicht ertrug, das die Künstlichkeit nicht mehr ertrug. Buda, die Schöne, die in den letzten Zügen lag. Ich müßte still hier ruhen und mich nicht bewegen, damit auch sie sich nicht rührte, nicht schreckte und an ihren Wunden zerrte. Es war schon so viel Blut geflossen, Buda, meine Schöne. Die Aura wurde hell und heller, ich spürte, wie mich die Kopfschmerzen übermannten.

Dann sah ich Großpapa.

Er stieg die Treppe herab, ich roch den Aprikosenschnaps, einen Hauch von Salmiak.

»Djeduschka«, sagte ich, ich wußte, daß mir die Tränen über die Wangen liefen, viele kleine Alkoholtränchen, »hilfst du mir, Großpapa? Die Stadt: Sie stirbt mir unter den Händen weg. Wie lang er wohl währt, der Todeskampf von Städten?«

Teppiche im Paradies

Es war 7:15 Uhr. Draußen brütete die Hitze. Die »Tigerbrigade« in den orange-weiß gestreiften Westen zog an mir vorüber, die Müllmänner brüllten sich über kurze Entfernungen schmutzige Witze zu. Ungeheure Lastautos rasselten auf der sich für den Tag rüstenden Straße in Richtung des zwölften Bezirks. Bereite dich, sei wachsam, und sei bereit! Im Ostbahnhof drängten sich Menschentrauben vor den Schaltern. Eine Roma mit einem vielleicht zweijährigen Kind auf dem Arm ging bettelnd zwischen den Wartenden umher. Ihr Kleines schüttelte unablässig den Kopf. Ich trat auf die beiden zu, drückte der Mutter einen Tausendforint-Schein in die Hand. Sie starrten mich an. Dann nickte die Frau lächelnd, aber das Kleine schüttelte wieder nur den Kopf. Als wäre es zu wenig gewesen, zu wenig überzeugend, so leicht überzeugst du mich nicht, überzeugst du mich nicht davon, daß diese Welt nicht etwa zum Kopfschütteln ist. Ich begann selbst den Kopf zu schütteln. Hielt die Geste bis zum Schalter durch.

Wieder war es eine Todesnachricht, die mich »nach Hause« holte. Tanjas Brief war kurz. Ich wußte nicht, woher sie meine Adresse hatte, ich hatte sie weder ihr noch Alezja mitgeteilt, vielleicht hatte sie sie über das Studentensekretariat der Universität erfahren. Weil kein Telefon auf mich angemeldet war, war es der einzige Weg, Kontakt mit mir aufzunehmen. Als ich von der Post aus bei Tanjas Nachbarn anrief, was sich als schwierig herausstellte, noch immer war es aus technischen Gründen kaum möglich, eine Verbindung nach Belarus zu erhalten, muß mein Weißrussisch so fremd geklungen haben, daß man vorzeitig auflegte. Oder die Verbindung wurde irgendwo in den Waldkarpaten unterbrochen. Erst beim vierten Anruf gelang es mir, darum zu bitten, daß man Tatsiana oder Alezja herbeiholte. Nach dem siebten Anruf hatte ich Tanja endlich am Hörer, war ich fragmentarisch unterrichtet. Ich sagte:

»Ja, ich komme. Weiß noch nicht genau, wann, aber ich komme so schnell wie möglich.«

Wieder hatte ein Knacksen die Leitung unterbrochen, ich konnte davon ausgehen, daß sie nicht mehr gehört hatte als: »Ja, ich komme.«

Was im Grunde das war, was ich am wenigsten sagen wollte. Ich kann hier nicht so leicht weg. Ich muß mir einen Zug heraussuchen. Ich weiß nicht. Ich weiß nichts. Was soll ich bei euch? Das zu sagen riet mir mein Stolz. Riet mir mein Trotz. Doch meine Intuition hatte mir geraten, Budapest zu verlassen. Schließlich hielt mich hier nichts mehr. Stolz und Trotz und Intuition rangen miteinander. Ergebnislos. Am Ende entschied die Telefongesellschaft.

Ich sagte, ich würde kommen, und Tanja hörte: Ich werde kommen. Tanja, die am Telefon so flehentlich meinen Namen gesagt hatte, und ich hatte meinen Namen so lange nicht mehr flehentlich ausgesprochen gehört, meinen Namen, meinen eigentlichen Namen, Wasja, nicht Wasil, oder, wie die Ungarn mich nannten, »Waschi«, allen voran Gábor, der so sprachbegabt wie ein Zackelschaf war. So lange hatte ich diesen Namen aus diesem Mund nicht mehr gehört, und so lange nicht mehr mit dieser Stimme gesprochen, die heiser, atemlos, erregt klang, daß ich dem Ostbahnhof zustrebte, kaum hatte ich aufgelegt, oder vielmehr: kaum war ich unterbrochen worden, und einen Platz für den übernächsten Tag im übernächsten Zug nach Warschau reservierte.

Warschau. Brest. Minsk. Hrodna. Dann mit dem Bus weiter. Ich würde unterwegs gehörig Zeit haben, mich auf meine Rückkehr vorzubereiten.

Drei Jahre waren vergangen. Seit drei Jahren hatte ich nichts mehr von Weißrußland in den Nachrichten gehört. Erst jetzt sprachen die europäischen Fernsehsender davon, daß die Präsidentschaftswahl in die Stichwahl geht. Dann kommt vielleicht ein Populist an die Regierung, der versuchen wird, uns wieder ins Haus des großen Bruders einzumieten. Back in the USSR! Würde ich überhaupt wählen dürfen? Schließlich hatte ich mich jahrelang im Ausland aufgehalten. Aber ich hätte auch nicht wählen wollen, so lange hatte mich das Ausland von allem ab- und ferngehalten. Was hatte ich noch zu tun mit dem ganzen Sowjetkram? Drei Jahre.

»Wenn das Leben nur aus dieser Mühsal besteht, dann ist das kein Leben«, soll Großmama gesagt haben. Dann lehnte sie sich in ihren Sessel zurück und gab ihrem Herzanfall nach. Ob sie das wirklich so gesagt hatte, wagte ich zu bezweifeln. Großmama sprach nicht mehr viel. Sicher war für mich nur, daß sie in frischer Unterwäsche von uns gegangen war. Schon immer hatte sie darauf bestanden, frisch gestriegelt ins Auto zu steigen, um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein. Frische Unterwäsche, falls man in ein Hospital transportiert würde, frische Oberbekleidung, um für den Sarg bereitet zu sein, und frischgeputzte Schuhe, falls es Teppiche im Paradies gab. Sie hielt uns dazu an, es ihr gleich zu tun. Bei mir hat sie nicht mehr erreicht, als daß ich in Budapest wochenlang in einen Unterhosenstreik trat.

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