Imre Kertész - Roman eines Schicksallosen
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- Название:Roman eines Schicksallosen
- Автор:
- Издательство:Rowohlt
- Жанр:
- Год:2010
- Город:Reinbek bei Hamburg
- ISBN:9783644106215
- Рейтинг книги:4 / 5. Голосов: 1
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Des weiteren lernte ich hier das Ungeziefer wirklich kennen. Die Flöhe konnte ich überhaupt nicht fangen: Sie waren flinker, verständlicherweise, denn sie waren ja auch besser genährt, nämlich an mir. Die Läuse dagegen ließen sich leicht kriegen, nur war es zwecklos. Wenn ich sehr wütend auf sie war, zog ich den Daumennagel über das auf meinem Rücken gespannte Leinen des Hemdes, und an dem lang anhaltenden Geknister konnte ich das Ausmaß der Rache, der Vernichtung ermessen und genießen – doch nach einer Minute hätte ich wieder von vorn beginnen können, an derselben Stelle und mit demselben Ergebnis. Sie waren überall, sie drängten sich in jeden versteckten Winkel, meine grüne Mütze war schon ganz grau, wimmelte nur so von ihnen, sie bewegte sich beinahe schon. Aber immerhin, am meisten war ich überrascht, verblüfft und dann auch entsetzt, als ich an der Hüfte plötzlich ein Kitzeln verspürte, den Papierverband hob und sah, dass sie schon in meinem Fleisch saßen und sich von meiner Wunde nährten. Ich fuchtelte herum, versuchte, sie loszuwerden, sie wenigstens dort herauszuwürgen, herauszuklauben, sie wenigstens noch zu ein bisschen Geduld, ein bisschen Abwarten zu zwingen – und ich kann behaupten, dass mir noch nie ein Kampf so aussichtslos erschienen ist, ein Widerstand so hartnäckig, ja unverschämt, wie dieser. Nach einer Weile habe ich es dann auch aufgegeben und dieser Gefräßigkeit nur noch zugesehen, diesem Gewimmel, dieser Gier, diesem Appetit, diesem hemmungslosen Glück: Es war irgendwie, als würde ich das von irgendwoher ein wenig kennen. Mir ging auf, dass ich sie in gewisser Hinsicht verstehen konnte, wenn ich es mir recht überlegte. Zu guter Letzt war ich schon fast erleichtert, es schauderte mich fast nicht mehr. Auch jetzt freute ich mich nicht gerade, ich war immer noch ein wenig verbittert, verständlicherweise, wie ich meine – aber eher so allgemein, ohne wütend zu sein, eher so ein bisschen wegen der gesamten Ordnung der Natur, um es so zu sagen; auf jeden Fall habe ich das Ganze schnell wieder zugedeckt, mich danach auf keinen Kampf mehr mit ihnen eingelassen und sie nicht wieder behelligt.
Ich kann behaupten: Es gibt keine noch so große Erfahrung, keine noch so vollkommene Ergebenheit, keine noch so tiefe Einsicht, dass man seinem Glück nicht doch noch eine letzte Chance gäbe – vorausgesetzt, man hat die Möglichkeit dazu, versteht sich. Als ich nämlich mit all denen, an deren Arbeitsfähigkeit offensichtlich keine großen Hoffnungen mehr zu knüpfen waren, nach Buchenwald, an den Absender gewissermaßen, zurückgeschickt wurde, da teilte ich mit allen mir verbliebenen Fähigkeiten natürlich die Freude der anderen, weil mir ja sofort die schönen Tage von damals, nun und dann ganz besonders die morgendlichen Suppen in den Sinn kamen. Hingegen habe ich nicht daran gedacht, das muss ich gestehen, dass ich vorher ja auch noch dorthin kommen musste, und zwar mit der Bahn und unter den bei solchen Reisen üblichen Bedingungen; jedenfalls kann ich sagen, dass es Dinge gibt, die ich bis dahin nie verstanden hatte und die ich auch schwerlich überhaupt hätte glauben können. Zum Beispiel ließ sich ein früher oft gehörter Ausdruck wie «sterbliche Überreste» nach meinem vormaligen Wissen ausschließlich auf einen Verstorbenen beziehen. Ich jedoch, daran war kein Zweifel, lebte noch, wenn auch flackernd, ganz hinuntergeschraubt gewissermaßen, aber etwas brannte noch in mir, die Lebensflamme, wie man so sagt – andererseits war da mein Körper, ich wusste alles von ihm, nur war ich selbst irgendwie nicht mehr in ihm drin. Ich konnte ohne weiteres feststellen, dass dieses Ding, zusammen mit ähnlichen Dingen neben und über ihm, hier lag, auf dem kalten und von verdächtigen Säften feuchten Stroh des rumpelnden Wagenbodens, dass der Papierverband sich schon längst gelöst hatte, zerfleddert und weggerissen war, dass mein Hemd und die Sträflingshose, die man mir für die Reise angezogen hatte, sich mit den offenen Wunden verklebten – aber all das berührte mich nicht wirklich, interessierte mich nicht, es beeinflusste mich nicht mehr, ja, ich darf sagen, dass ich mich schon lange nicht mehr so leicht, so friedlich, fast schon verträumt, um es rundheraus zu sagen: so angenehm gefühlt hatte. Nach so langer Zeit war ich zum ersten Mal endlich auch die Qual der Gereiztheit los: Die Körper, die an mich gepresst waren, störten mich nicht mehr, irgendwie freute es mich eher, dass sie bei mir waren, mir so vertraut und dem meinen so ähnlich, und jetzt zum ersten Mal erfasste mich ihnen gegenüber ein ungewohntes, regelwidriges, irgendwie linkisches, um nicht zu sagen ungeschicktes Gefühl – möglicherweise vielleicht Liebe, glaube ich. Und Gleiches wurde mir von ihnen zuteil. Hoffnungen, wie zu Anfang, versuchten sie mir allerdings nicht mehr zu machen. Möglicherweise war das, was sie hin und wieder kundgaben – abgesehen von dem allgemeinen leichten Stöhnen, dem Atemholen zwischen den Zähnen, den leisen Klagen –, gerade deswegen, natürlich aber auch wegen der übrigen Schwierigkeiten, so still und andererseits auch so familiär: hier ein tröstendes Wort, da ein beruhigender Zuspruch. Aber ich kann sagen, auch mit Taten geizte nicht, wer dazu nur noch irgend fähig war, und auch zu mir reichten Hände in barmherziger Fürsorge aus wer weiß welcher Entfernung die Konservendose weiter, nachdem ich gemeldet hatte, dass ich urinieren musste. Als dann am Ende auf einmal – ich weiß nicht, wie, wann und vermittels welcher Hände – statt der Bretter des Eisenbahnwagens die von einer Eishaut überzogenen Pfützen eines gepflasterten Bodens unter meinem Rücken waren, da bedeutete es mir allerdings nicht mehr viel, glücklich in Buchenwald angekommen zu sein, und ich hatte längst vergessen, dass es eigentlich der Ort war, an den es mich so sehr gezogen hatte. Ich hatte auch keine Ahnung, wo ich war: noch am Bahnhof oder schon ein Stück weiter drinnen, ich erkannte die Gegend nicht und sah auch nicht die Straße, die Villen und das Denkmal, an das ich mich doch so gut erinnern konnte.
Auf jeden Fall schien mir, dass ich lange so lag, und ich war einfach da, friedlich, sanft, ohne Neugier, voller Geduld, einfach da, wo sie mich hingelegt hatten. Ich spürte weder Kälte noch Schmerz, und auch dass mir irgendwie ein stechender Niederschlag, zwischen Schnee und Regen, das Gesicht nass machte, wurde mir eher von meinem Verstand als von meiner Haut vermittelt. Ich sann der einen oder anderen Sache nach, schaute mir an, was mir eben so, ohne unnötige Bewegung, ohne Anstrengung vor die Augen kam: so etwa den niedrigen, grauen, undurchsichtigen Himmel über meinem Gesicht, genauer, die bleigrauen, trägen Winterwolken, die ihn vor meinen Augen verbargen. Hin und wieder entstand unverhofft ein Spalt, ein helleres Loch, für einige Augenblicke, als sei da plötzlich eine Tiefe zu erahnen, aus der von dort oben ein Strahl auf mich herabzufallen schien, ein rascher, forschender Blick, von der Farbe her unbestimmbare, aber zweifellos helle Augen – irgendwie denen des Arztes ähnlich, vor den ich damals, in Auschwitz, gekommen war. Gleich neben mir geriet ein unförmiger Gegenstand: ein Holzschuh in meinen Blick, auf der anderen Seite hingegen eine der meinen ähnliche Teufelsmütze mit spitzem Zubehör: einer Nase und einem Kinn, dazwischen eine hohle Vertiefung, ein Gesicht. Dahinter weitere Köpfe, Gegenstände, Körper – ich begriff: der Rest der Ladung, der Abfall, um es genauer zu sagen, den man offenbar erst einmal hier aufbewahrte. Nach einiger Zeit, und ich weiß nicht, ob es eine Stunde, ein Tag oder ein Jahr war, hörte ich dann schließlich Stimmen, Laute, das Geräusch von Aufräumarbeiten. Der Kopf neben mir hob sich auf einmal in die Höhe, und weiter unten, an seinen Schultern, erblickte ich Arme im Sträflingsanzug, die gerade im Begriff waren, den Körper auf eine Art Gefährt, eine Art Karren hinaufzuwerfen, obendrauf auf einen Haufen weiterer Körper. Gleichzeitig drangen Wortfetzen an mein Ohr, die ich gerade eben herauszuhören vermochte, und mit noch größerer Mühe erkannte ich in diesem heiseren Geflüster eine vordem – wie ich erinnern musste – doch so eherne Stimme: «Ich pro … tes … tiere», murmelte sie. Da blieb der Körper für einen Augenblick in der Luft hängen, bevor er weitergeschwungen wurde, gewissermaßen vor Überraschung, wie ich empfand, und gleich darauf hörte ich eine andere Stimme, offenbar von demjenigen, der ihn an den Schultern hielt. Es war eine angenehme, männliche, freundliche Stimme, und ihr etwas fremd klingendes Lagerdeutsch zeugte meinem Gefühl nach eher von einem gewissen Staunen, einer gewissen Verblüffung, als von Unwillen: «Was ? Du willst noch leben?» , fragte er, und auch ich fand das, in der Tat, etwas komisch und unbegründbar, im Großen und Ganzen ziemlich vernunftwidrig von ihm, in diesem Moment. Und ich beschloss: Ich meinerseits werde vernünftiger sein. Aber da hatten sie sich schon über mich gebeugt, und ich musste zwinkern, weil sich eine Hand irgendwie in der Gegend meiner Augen zu schaffen machte, bevor sie auch mich auf die Ladung eines kleineren Karrens fallen ließen und mich irgendwohin zu schieben begannen, wohin, darauf war ich gar nicht so neugierig. Nur eines beschäftigte mich, ein Gedanke, eine Frage, die mir eben erst gekommen war. Mag sein, es war mein Fehler, dass ich es nicht wusste, aber ich war nie so vorausblickend gewesen, mich nach den Buchenwalder Gebräuchen, nach der Ordnung, der Verfahrensweise zu erkundigen, nämlich, mit einem Wort, wie sie es hier eigentlich machten: mit Gas, wie in Auschwitz, oder vielleicht mit Hilfe von Medikamenten, wovon ich dort ebenfalls gehört hatte; vielleicht mit der Kugel, vielleicht anderswie, mit einer der tausenderlei Methoden, für die meine Kenntnisse nicht ausreichten – ich wusste es einfach nicht. Auf jeden Fall hoffte ich, es würde nicht wehtun, und es mutet vielleicht seltsam an, aber diese Hoffnung war genauso echt, erfüllte mich genauso wie andere, wirklichere Hoffnungen – um es so zu sagen –, die man an die Zukunft knüpft. Und erst da habe ich erfahren, dass die Eitelkeit ein Gefühl ist, das einen anscheinend bis zum allerletzten Augenblick begleitet, denn wie sehr mir diese Ungewissheit auch zusetzte, ich richtete nicht eine einzige Frage, nicht eine einzige Bitte, nicht ein einziges Wort, keinen einzigen Blick nach hinten, zu dem oder denen, die mich schoben. Der hochgelegene Weg aber machte jetzt eine Biegung, und da unten tat sich mit einemmal eine weite Aussicht auf. Da lag das ganze Gelände, der riesige, dichtbevölkerte Abhang, die einförmigen Steinhäuschen, die schmucken grünen, und dazu, in einer gesonderten Gruppe, etwas düstere, vielleicht neue und noch nicht angestrichene Baracken, die gewundenen, aber sichtlich geordneten Drahtzaunhecken, welche die verschiedenen inneren Zonen voneinander trennten, und weiter entfernt die sich im Nebel verlierende Masse mächtiger, jetzt kahler Bäume. Ich weiß nicht, worauf bei dem Gebäude dort die vielen nackten Muselmänner warteten, umgeben von einigen auf und ab spazierenden Würdenträgern und, wenn ich es richtig sah, ja, in der Tat, an ihren Schemeln und ihren eifrigen Bewegungen erkannte ich sie: von Friseuren – sie warteten offenbar darauf, zum Bad und danach ins Lager eingelassen zu werden. Aber auch weiter innen, etwas weiter entfernt, waren die gepflasterten Lagerstraßen von Bewegung, leichter Beschäftigung, sachtem Treiben, den Zeichen des Zeitvertreibs belebt – Alteingesessene, Kränkelnde, Amtsträger, Lagerwarte, die glücklichen Auserwählten der inneren Kommandos kamen und gingen, erledigten ihre tägliche Arbeit. Da und dort vermischten sich verdächtige Rauchschwaden mit freundlicheren Dämpfen, von irgendwoher drang vertrautes Geklapper zu mir herauf, so wie der Glockenschlag in unsere Träume, und mein suchender Blick fiel bald auf einen Trupp dort unten, von dem mühsam dampfende Kessel geschleppt wurden, mit quer über die Achseln gelegten Stangen, und in der herb riechenden Luft erkannte ich von fern her, kein Zweifel, den Duft von Kohlrübensuppe. Das war schade, denn dieser Anblick, dieser Duft mögen in meiner sonst schon abgestumpften Brust ein Gefühl ausgelöst haben, dessen anschwellende Woge sogar aus meinen ausgetrockneten Augen noch ein paar wärmere Tropfen in die kalte Nässe auf meinem Gesicht zu pressen vermochte. Und alles Abwägen, alle Vernunft, alle Einsicht, alle Verstandesnüchternheit half da nichts – in mir war die verstohlene, sich ihrer Unsinnigkeit gewissermaßen selbst schämende und doch immer hartnäckiger werdende Stimme einer leisen Sehnsucht nicht zu überhören: Ein bisschen möchte ich noch leben in diesem schönen Konzentrationslager.
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