Imre Kertész - Roman eines Schicksallosen
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- Название:Roman eines Schicksallosen
- Автор:
- Издательство:Rowohlt
- Жанр:
- Год:2010
- Город:Reinbek bei Hamburg
- ISBN:9783644106215
- Рейтинг книги:4 / 5. Голосов: 1
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Dann war da auch noch, mit gelber Armbinde und in einem stets tadellos gebügelten gestreiften Anzug, der deutsche Kapo, den ich zum Glück nicht oft zu Gesicht bekam; und dann tauchten, zu meinem größten Erstaunen, auch in unseren Reihen hier und da schwarze Armbinden auf, mit der bescheideneren Aufschrift «Vorarbeiter» . Ich war zufällig dabei, als ein Mann aus unserem Block, ein kräftiger und stämmiger zwar, der mir aber sonst kaum aufgefallen und der, wie ich mich erinnerte, im Allgemeinen auch nicht besonders beliebt oder bekannt war, zum ersten Mal mit der nagelneuen Binde am Ärmel beim Abendessen erschien. Nun aber, das sah ich, war es nicht mehr der unbekannte Mann von vorher: Freunde und Bekannte fanden kaum genug Platz um ihn herum, von allen Seiten freudige Glückwünsche zu seiner Beförderung, ihm entgegengestreckte Hände, von denen er einige ergriff, andere wieder nicht, deren Besitzer sich dann, wie ich sah, eilig davonschlichen. Und danach folgte – für mein Gefühl zumindest – der feierlichste Augenblick, als er nämlich unter allgemeiner Aufmerksamkeit und in einer respektvollen, um nicht zu sagen ehrfürchtigen Stille, mit großer Würde, kein bisschen eilig, kein bisschen überstürzt, im Kreuzfeuer der bewundernden oder neidischen Blicke, ein zweites Mal vortrat, um eine zweite Portion in Empfang zu nehmen, wie es seinem Rang jetzt gebührte, eine Portion vom Kesselboden, die der Stubendienst ihm bereits mit der einem Gleichgestellten gebührenden Achtung ausschöpfte.
Ein andermal leuchteten mir die Buchstaben vom Ärmel eines mit geschwellter Brust einherstolzierenden Mannes entgegen, den ich sofort als den Berufsoffizier aus Auschwitz erkannte. Eines Tages bin auch ich ihm zwischen die Finger geraten, und wirklich, es stimmte: dass er für gute Leute durchs Feuer ging, für Taugenichtse hingegen nicht einen Kreuzer übrig hatte, schon gar nicht für solche, die sich von anderen die Kastanien aus der Glut holen ließen – wie er es selbst, mit seinen eigenen Worten, zu Beginn der Arbeit angekündigt hatte. Deshalb sind dann Bandi Citrom und ich am folgenden Tag lieber in ein anderes Kommando hinübergeschlüpft.
Noch eine Veränderung stach mir ins Auge, und zwar seltsamerweise gerade an Außenstehenden, an den Leuten von der Fabrik, an unseren Aufsehern und allenfalls noch an der einen oder anderen Exzellenz im Lager: Wie ich feststellte, hatten sie sich verwandelt. Zuerst konnte ich mir die Sache nicht so recht erklären: Irgendwie sahen sie auf einmal alle sehr schön aus, zumindest in meinen Augen. Dann erst bin ich, aufgrund von ein paar Anzeichen, dahintergekommen, dass wahrscheinlich wir uns verändert hatten, nur hatte ich das eben nicht so leicht wahrnehmen können. Wenn ich mir zum Beispiel Bandi Citrom anschaute, so bemerkte ich nichts Besonderes an ihm. Aber dann versuchte ich, mich zurückzuerinnern, seinen Anblick mit dem zu vergleichen, als ich ihn zum ersten Mal sah, damals, als er rechts neben mir in der Reihe stand, oder das erste Mal bei der Arbeit, mit seinen auffälligen Muskeln und Sehnen, die in gewisser Weise einer naturkundlichen Darstellung glichen, sich ein- und ausgebuchtet, sich elastisch gebogen oder hart gespannt, sich auf und ab bewegt hatten, und das konnte ich nun gar nicht mehr recht glauben. Erst da begriff ich, dass die Zeit offenbar hin und wieder unsere Wahrnehmung täuschen kann. So hatte dieser – in seinem Ergebnis zwar durchaus fassbare – Prozess auch meiner Aufmerksamkeit entgehen können, als er sich zum Beispiel an einer ganzen Familie vollzog, nämlich an der Familie Kollmann. Ein jeder im Lager kannte sie. Sie kamen aus einem gewissen Ort namens Kisvárda, aus dem auch noch viele andere hier waren, und aus der Art, wie man mit ihnen oder von ihnen sprach, schloss ich, dass sie zu Hause angesehene Leute gewesen sein mussten. Sie waren zu dritt: der kleinwüchsige, kahle Vater, ein größerer und ein kleinerer Junge, die dem Vater überhaupt nicht, einander aber – und demzufolge wahrscheinlich der Mutter, denke ich – im Gesicht auffällig ähnlich waren, die gleichen blonden Borsten, die gleichen blauen Augen. Sie gingen immer zu dritt, und wenn nur irgend möglich Hand in Hand. Nun habe ich nach einer gewissen Zeit bemerkt, dass der Vater hin und wieder zurückblieb und die beiden Jungen ihm helfen und ihn an der Hand mitziehen mussten. Nach einer Weile war dann der Vater gar nicht mehr bei ihnen. Dann aber musste der Größere bald den Kleineren nachziehen. Noch später ist dann auch dieser verschwunden, und da schleppte der Größere bloß noch sich selbst, und in der letzten Zeit sah ich auch ihn nirgends mehr. Wie gesagt, das alles habe ich wahrgenommen, aber eben nicht so, wie ich es dann nachträglich – wenn ich darüber nachdachte – zusammenfassen, gewissermaßen vor mir abrollen lassen konnte, sondern nur Stufe um Stufe und indem ich mich an jede Stufe immer wieder einzeln gewöhnte – und so habe ich dann eigentlich doch nichts wahrgenommen. Und dabei hatte ich mich offenbar selbst auch verändert, denn der «Zierlederer», den ich eines Tages ganz lässig aus dem Küchenzelt treten sah – und ich vernahm dann auch, dass er sich eine Einteilung zu diesen beneidenswerten Honoratioren, den Kartoffelschälern, ergattert hatte –, wollte mich zunächst gar nicht erkennen. Ich musste ihm eine Weile versichern, dass ich es sei, aus der «Shell», und ich fragte ihn, ob sich da, also in der Küche, nicht wahr, zufällig vielleicht irgendetwas zu beißen finden ließe, vielleicht irgendwelche Reste, eventuell etwas vom Kesselboden. Er sagte, er würde nachschauen, und er selbst habe zwar keine Wünsche, aber ob ich nicht zufällig Zigaretten hätte, der Vorarbeiter in der Küche sei «ganz verrückt auf Zigaretten», so sagte er. Ich musste gestehen, dass ich keine hatte, und da ist er weggegangen. Ich habe dann bald eingesehen, dass es keinen Sinn hatte, länger auf ihn zu warten, und dass anscheinend auch Freundschaft nur etwas Begrenztes ist, etwas, dem das Gesetz des Lebens einmal ein Ende setzt – natürlicherweise übrigens, ganz klar. Ein andermal war ich es dann, der ein seltsames Wesen nicht wiedererkannte: Es stolperte da vorbei, vermutlich gerade auf dem Weg zur Latrine. Die Mütze war ihm bis über die Ohren hinuntergerutscht, sein Gesicht voller Kerben, Ecken und Kanten, die Nase gelb, an ihrer Spitze ein zitternder Tropfen. «Halbseidener», rief ich hinüber: Er sah nicht einmal auf. Er schlurfte bloß weiter, wobei er sich mit einer Hand die Hose festhielt, und ich dachte: Also wirklich, das hätte ich auch nie geglaubt. Wieder ein andermal war da einer, noch gelber, noch magerer, mit noch größeren und fiebrigeren Augen, es muss, so glaube ich, der Raucher gewesen sein, den ich da bemerkt habe. Um diese Zeit tauchte beim Abend- und Morgenappell in der Meldung des Blockältesten eine neue Wendung auf, die später zu einer ständigen wurde, nur hinsichtlich der Ziffern abgewandelt: «Zwei im Revier» oder «Fünf im Revier» , «Dreizehn im Revier» und so weiter, und dann ein neuer Begriff, nämlich «Abgang» . Nein, unter gewissen Umständen ist auch der beste Wille nicht genug. Ich hatte zu Hause gelesen, mit der Zeit, freilich mit der erforderlichen Anstrengung, könne man sich sogar an die Gefangenschaft gewöhnen. Und das mag sogar stimmen, zweifellos, zu Hause etwa, in einem regelrechten, einem anständigen, so einem zivilen Gefängnis, oder wie ich es nennen soll. Nur bietet sich dafür eben, nach meiner Erfahrung, in einem Konzentrationslager nicht recht Gelegenheit. Und ich kann sagen, es hat jedenfalls – bei mir – nicht an Bemühung, nicht an gutem Willen gemangelt: Das Problem ist, dass sie einem dafür zu wenig Zeit lassen, ganz einfach.
Ich weiß – nach dem, was ich gesehen, gehört oder erfahren habe – von drei Arten und Wegen, einem Konzentrationslager zu entkommen. Ich selbst lebte mit der ersten und, von mir aus, bescheidensten Möglichkeit – doch nun: Es gibt Bereiche unserer Natur, die ihr, so hatte ich es auch gelernt, ein für allemal unveräußerlich angehören. Tatsache ist: Unser Vorstellungsvermögen bleibt auch in der Gefangenschaft frei. Ich brachte es zum Beispiel so weit, während meine Hände mit Schaufel oder Hacke beschäftigt waren – mit sparsam eingeteilten, stets nur auf das Allernotwendigste beschränkten Bewegungen –, einfach gar nicht zugegen zu sein. Aber auch die Phantasie ist nicht völlig unbegrenzt, zumindest gibt es da – wie ich erfahren habe – Schranken. Denn eigentlich hätte ich ja mit der gleichen Anstrengung überall sein können, in Kalkutta, in Florida, an den schönsten Orten der Welt. Und doch, das war nicht ernst genug, ich vermochte – um es so zu sagen – nicht daran zu glauben, und so fand ich mich dann meistens einfach zu Hause wieder. Ja, natürlich, auch das war nicht weniger tollkühn, als wenn ich mich zum Beispiel nach Kalkutta versetzt hätte; nur konnte ich darin doch etwas finden, eine gewisse Bescheidenheit, sozusagen eine Art Arbeit, die meine Anstrengung sofort richtig machte und damit irgendwie beglaubigte. Zum Beispiel wurde mir bald klar, dass ich zu Hause nicht richtig gelebt, meine Tage nicht richtig genutzt hatte und dass es viel, sehr viel zu bereuen gab. So waren da – wie ich mich erinnern musste – Speisen gewesen, in denen ich wählerisch herumgestochert und die ich dann beiseitegeschoben hatte, ganz einfach, weil ich sie nicht mochte, und in diesem Augenblick erschien mir das als ein unverständliches und nicht wiedergutzumachendes Versäumnis. Oder dann war da zwischen meinem Vater und meiner Mutter dieses sinnlose Hin und Her, meine Person betreffend. Wenn ich wieder nach Hause komme, so dachte ich, so, mit diesem einfachen, selbstverständlichen Gebrauch der Worte, ohne auch nur zu stocken, so als interessierte mich überhaupt nichts anderes als die Fragen, die aus dieser allernatürlichsten Tatsache folgen: Also, wenn ich wieder nach Hause komme, mache ich dem auf jeden Fall ein Ende, da muss Friede sein – so beschloss ich. Dann hatte es zu Hause Dinge gegeben, die mich nervös gemacht hatten, ja, vor denen ich mich – so lächerlich es sein mag – gefürchtet hatte, so etwa vor bestimmten Unterrichtsfächern, vor den Lehrern, davor, dass ich aufgerufen und dabei vielleicht versagen würde, und schließlich vor meinem Vater, wenn ich ihm dann das Ergebnis berichtete: Jetzt beschwor ich diese Ängste immer wieder herauf, und zwar allein um des Vergnügens willen, sie wieder durchleben und über sie lächeln zu können. Doch meine Lieblingsbeschäftigung bestand darin, mir einen vollständigen, lückenlosen Tag zu Hause vorzustellen, immer wieder, möglichst vom Morgen bis zum Abend, und mich dabei nach wie vor in Bescheidenheit zu üben. Denn es hätte mich ja Kraft gekostet, wenn ich mir einen besonderen, gar einen vollkommenen Tag vorgestellt hätte – und so stellte ich mir einfach einen schlechten Tag vor, mit dem frühen Aufstehen, der Schule, dem unbehaglichen Gefühl, dem schlechten Mittagessen, und hier im Konzentrationslager verwirklichte ich all die vielen Möglichkeiten, die ich dabei verpasst, verworfen, ja nicht einmal bemerkt hatte, verwirklichte sie, ich darf es sagen, so vollkommen wie nur möglich. Ich hatte schon davon gehört, und nun konnte ich es auch selbst bezeugen: Tatsächlich, nicht einmal enge Gefängnismauern können den Flügelschlag der Vorstellungskraft hemmen. Das Problem war nur: Wenn sie mich so weit wegtrug, dass ich dabei sogar meine Hände vergaß, dann trat bald mit größtem Nachdruck, größter Bestimmtheit die schließlich doch durchaus hier vorhandene Wirklichkeit wieder in Kraft.
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