Imre Kertész - Roman eines Schicksallosen

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Roman eines Schicksallosen: краткое содержание, описание и аннотация

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Schreiben, um zu überleben, um weiterleben zu können - nach Buchenwald, nach Auschwitz. Imre Kertész zählt zu den wenigen Autoren, denen Literatur nach Auschwitz noch möglich ist. Sein "Roman eines Schicksallosen" gilt als eines der wichtigsten Zeugnisse des Holocaust. Gemeinsam mit dem Jugendlichen György wird der Hörer in die Welt der Vernichtungslager gestoßen, lebt und erlebt die Naivität des Beteiligten, der seinem kindlichen Leben entrissen wird und in die Maschinerie der Vernichtungslager gerät. Kindlich naiv erlebt er als immerfort Glücksuchender Deportation, Zwangsarbeit und Vernichtung, erlebt den Verlust an Naivität und die allmähliche Erkenntnis der Realität.

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Erst in Zeitz bin ich dahintergekommen, dass auch die Gefangenschaft ihren Alltag hat, ja, dass echte Gefangenschaft im Grunde aus grauem Alltag besteht. Mir schien, dass ich schon einmal in einer etwa ähnlichen Lage gewesen war, und zwar in der Eisenbahn, unterwegs nach Auschwitz. Auch dort hatte alles von der Zeit abgehangen, nun ja, und dann auch von den Fähigkeiten jedes Einzelnen. Nur dass ich – um bei meinem Beispiel zu bleiben – in Zeitz allmählich das Gefühl hatte: Der Zug steht still. Andererseits – und auch das stimmte – raste er so schnell, dass ich den vielen Veränderungen vor mir, um mich herum, aber auch in mir selbst kaum folgen konnte. Eines kann ich zumindest sagen: Ich meinerseits habe den ganzen Weg zurückgelegt, habe sämtliche Möglichkeiten, die sich auf diesem Weg ergeben, redlich ausprobiert.

Auf jeden Fall nimmt man etwas Neues überall, selbst in einem Konzentrationslager, zunächst mit gutem Willen in Angriff – ich wenigstens habe es so erlebt: fürs Erste genügte es, ein guter Häftling zu werden, das Weitere mochte dann die Zukunft bringen – das war im Großen und Ganzen meine Auffassung, darauf gründete ich meine Lebensführung, ganz genauso übrigens, wie ich das im Allgemeinen auch bei den anderen sah. Ich habe natürlich bald gemerkt, dass die vorteilhafte Meinung, die noch in Auschwitz über die Einrichtung von Arbeitslagern geäußert worden war, auf einigermaßen übertriebenen Informationen beruhen musste. Über das ganze Ausmaß dieser Übertreibung, nun ja, und dann besonders über alle die daraus entstehenden Folgen habe ich mir allerdings nicht sofort in vollem Umfang Rechenschaft gegeben – und konnte es ja schließlich gar nicht –, und auch das war wieder so, wie ich es bei anderen, ich darf sagen: bei allen anderen wahrnahm, bei allen rund zweitausend Gefangenen unseres Lagers – ausgenommen natürlich die Selbstmörder. Aber ihr Fall war selten und keineswegs die Regel, keineswegs beispielhaft, so wussten hier alle. Auch mir kam hin und wieder so ein Vorfall zu Ohren, ich hörte, wie er diskutiert, erörtert wurde, von den einen mit offener Missbilligung, von den anderen mit mehr Verständnis, von den Bekannten mit Bedauern – insgesamt aber immer so, als versuche man sich über eine sehr seltene, sehr fernliegende, einigermaßen schwer erklärbare, vielleicht etwas leichtfertige, vielleicht auch achtunggebietende, auf jeden Fall aber voreilige Handlung ein Urteil zu bilden.

Die Hauptsache ist, sich nicht gehen zu lassen: Irgendwie wird es schon werden, denn es ist noch nie vorgekommen, dass es nicht irgendwie doch geworden wäre – wie mir Bandi Citrom beibrachte, der diese Weisheit seinerseits im Arbeitsdienst gelernt hatte. Das Allerwichtigste ist unter allen Umständen, sich zu waschen (parallel aufgereihte Tröge mit durchlöcherten Eisenrohren unter freiem Himmel, vorn, auf der zur Straße gehenden Seite des Lagers). Ebenso wichtig ist es, die Ration – daraufhin, ob es noch eine gibt oder nicht – sparsam einzuteilen. Vom Brot – so schwer uns diese strenge Selbstmaßregelung auch fallen mag – muss noch etwas zum Frühstückskaffee des nächsten Tages übrig bleiben, ja, ein Stück sogar – dank unbestechlicher Kontrolle unserer immer wieder in Richtung Jackentasche wandernden Gedanken und vor allem unserer Hände – noch bis zur Mittagspause: So und nur so können wir zum Beispiel die quälende Vorstellung vermeiden, wir hätten nichts zu essen. Dass der zu unserer Garderobe gehörende Fußlappen kein Taschentuch ist, wie ich bis dahin irrtümlich angenommen hatte; dass beim Appell oder in der Kolonne immer nur die Mitte sicher ist; dass wir bei der Suppenausgabe nicht nach vorn, sondern nach hinten streben müssen, weil da schon vom Grund des Kessels und infolgedessen aus der Einlage geschöpft wird; dass wir den Stiel unseres Löffels auf einer Seite zu einem auch als Messer verwendbaren Werkzeug zurechthämmern können: das alles und noch viel mehr, lauter nützliche Dinge auf dem Gebiet des Gefangenendaseins, lernte ich von Bandi Citrom, sah es ihm ab und versuchte, es so weit wie möglich in ähnlicher Weise anzuwenden.

Ich hätte es nämlich nie geglaubt, und doch ist es eine Tatsache: Nirgends ist eine gewisse Ordnung in der Lebensführung, eine gewisse Mustergültigkeit, ja Tugend offensichtlich so wichtig wie in der Gefangenschaft. Es genügt, sich ein bisschen in der Gegend von Block eins umzuschauen, wo die Alteingesessenen wohnen. An ihrer Brust verrät das gelbe Dreieck alles Wesentliche, ein L darin nebenbei auch noch den Umstand, dass sie aus dem fernen Lettland kommen, um genau zu sein, aus Riga – wie ich erfuhr. Unter ihnen sind jene merkwürdigen Wesen zu sehen, die mich zuerst sogar etwas erschreckt hatten. Aus einer gewissen Entfernung wirken sie alle wie uralte Greise, und mit ihren eingezogenen Köpfen, den hervorstehenden Nasen, den von den hochgezogenen Schultern herunterbaumelnden schmutzigen Sträflingsanzügen erinnern sie auch an den heißesten Sommertagen an ewig fröstelnde Krähen im Winter. Mit jedem einzelnen ihrer steifen, hin und wieder stockenden Schritte scheinen sie zu fragen: Ist diese Anstrengung überhaupt noch der Mühe wert? Diese lebenden Fragezeichen – denn nach ihrer äußeren Erscheinung, ja und in gewisser Weise auch ihrem Umfang nach könnte ich sie nicht anders bezeichnen – sind im Konzentrationslager unter dem Namen «Muselmänner» bekannt, wie ich erfuhr. Bandi Citrom hat mich gleich vor ihnen gewarnt. «Wenn man sie nur anschaut, vergeht einem die Lust am Leben», meinte er, und das hatte etwas für sich, auch wenn ich mit der Zeit zu der Einsicht kam: Dazu braucht es dann doch noch etwas mehr.

Nun, und dann gibt es vor allem das Mittel des Eigensinns: zwar in verschiedenen Abarten, aber ich kann doch sagen, auch daran mangelte es in Zeitz nicht, und manchmal konnte er von sehr großem Nutzen sein, merkte ich. Zum Beispiel erfuhr ich über jene seltsame Gesellschaft, Körperschaft, Sippschaft oder wie ich sie nennen soll, von der mir ein Exemplar – links in der Reihe – schon bei der Ankunft irgendwie aufgefallen war, dank Bandi Citrom noch weitere Einzelheiten. So hörte ich, dass man sie «Finnen» nennt. Wenn man sie nämlich fragt, woher sie kommen, antworten sie – falls sie einen dessen überhaupt für würdig erachten – zum Beispiel «fin Minkács», womit sie aus Munkács meinen, oder «fin Sadarada», und das heißt – man muss es erraten – aus Sátoraljaújhely. Bandi Citrom kennt ihre Brüderschaft schon vom Arbeitsdienst her und hat keine sonderlich hohe Meinung von ihnen. Überall, bei der Arbeit, beim Marschieren oder im Glied beim Appell kann man sehen, wie sie, sich im Takt hin- und herwiegend, unablässig ihre Gebete murmeln wie eine nie abzuzahlende Schuld. Wenn sie zwischendurch ihren Mund verziehen, um etwas herüberzuflüstern, zum Beispiel: «Messer zu verkaufen», dann achten wir nicht auf sie. Und noch weniger, so verlockend es auch sein mag, besonders am Morgen, wenn es heißt: «Suppe zu verkaufen», denn, seltsam genug, sie leben nicht von der Suppe, nein, nicht einmal von der gelegentlichen Wurst – von nichts, das den Vorschriften ihrer Religion nicht entspricht. Aber wovon dann, möchte man fragen, und Bandi Citrom würde darauf antworten: Um die brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Und tatsächlich, wie man sieht, leben sie. Unter sich, mit den Letten, benutzen sie die Sprache der Juden, aber sie können auch Deutsch und Slowakisch und wer weiß was alles noch: Nur Ungarisch können sie nicht – außer, es geht ums Geschäft, versteht sich. Einmal – es ließ sich in keiner Weise vermeiden – wollte es das Schicksal, dass ich mich in ihrem Kommando wiederfand. «Reds di jiddisch?», war ihre erste Frage. Als ich sagte: Tut mir leid, nix zu machen, waren sie mit mir fertig, ich hatte verspielt, sie behandelten mich, als ob ich Luft wäre, oder noch eher nichts. Ich versuchte, etwas zu sagen, mich bemerkbar zu machen – umsonst. «Di bist nischt ka jid, d’bist a schegetz», sagten sie, den Kopf schüttelnd, und ich konnte mich nur noch wundern, wie sie – angeblich doch im Geschäftlichen bewanderte Leute – derart unsinnig auf etwas bestanden, das ihnen ja sehr viel mehr zum Schaden gereichte und bei dem sie doch sehr viel mehr draufzahlten, als sie herausholten, alles in allem. Da, an diesem Tag, machte ich die Erfahrung wieder, dass ich bei ihnen zuweilen von dem gleichen Unbehagen, dem gleichen Juckreiz, der gleichen Unbeholfenheit befallen wurde, die ich noch von zu Hause kannte: als wäre etwas nicht ganz in Ordnung mit mir, als befände ich mich nicht mit den allgemeinen Vorstellungen im Einklang, kurzum: irgendwie so, als wäre ich ein Jude, und das war schließlich doch ein wenig merkwürdig, in dieser Situation, unter Juden, in einem Konzentrationslager, wie ich fand.

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