Erich Remarque - Der schwarze Obelisk. Geschichte einer verspäteten Jugend

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Ich gehe durch den eindunkelnden Garten der Anstalt. Isabelle ist heute zum ersten Male seit langem wieder in der Andacht gewesen. Ich suche sie, kann sie aber nicht finden. Statt dessen begegne ich Bodendiek, der nach Weihrauch und Zigarren riecht.

»Was sind Sie augenblicklich?« fragt er. »Atheist, Buddhist, Zweifler oder schon auf dem Wege zu Gott zurück?«

»Jeder befindet sich immer auf dem Wege zu Gott«, antworte ich kampfmüde. »Es kommt nur darauf an, was er darunter versteht.«

»Bravo«, sagt Bodendiek. »Wernicke sucht Sie übrigens. Warum kämpfen Sie eigentlich so verbissen um so etwas Einfaches wie den Glauben?«

»Weil im Himmel mehr Freude ist über einen kämpfenden Zweifler als über neunundneunzig Vikare, die von Kindheit an Hosianna singen«, erwidere ich.

Bodendiek schmunzelt. Ich will nicht mit ihm streiten; ich erinnere mich an seine Leistung im Gebüsch der Marienkirche. »Wann sehe ich Sie im Beichtstuhl?« fragt er.

»So wie die zwei Sünder von der Marienkirche?«

Er stutzt. »So, Sie wissen das? Nein, nicht so. Sie kommen freiwillig! Warten Sie nicht zu lange!«

Ich erwidere nichts darauf, und wir verabschieden uns herzlich. Auf dem Wege zu Wernickes Zimmer flattern die Blätter der Bäume wie Fledermäuse durch die Luft. Es riecht überall nach Erde und Herbst. Wo ist der Sommer geblieben? denke ich. Er war doch kaum da!

Wernicke packt einen Haufen Papiere beiseite. »Haben Sie Fräulein Terhoven gesehen?« fragt er.

»In der Kirche. Sonst nicht.«

Er nickt. »Kümmern Sie sich vorläufig nicht um sie.«

»Schön«, sage ich. »Weitere Befehle?«

»Seien Sie nicht albern! Es sind keine Befehle. Ich tue, was ich für meine Kranken für richtig halte.« Er sieht mich genauer an. »Sie sind doch nicht etwa verliebt?«

»Verliebt? In wen?«

»In Fräulein Terhoven. In wen sonst? Eine hübsche Krabbe ist sie ja. Verdammt, daran habe ich bei der ganzen Sache überhaupt nicht gedacht.«

»Ich auch nicht. Bei was für einer Sache?«

»Dann ist es ja gut.« Er lacht. »Außerdem hätte es Ihnen gar nichts geschadet.«

»So?« erwidere ich. »Ich dachte bisher, nur Bodendiek wäre hier der Stellvertreter Gottes. Jetzt haben wir auch noch Sie. Sie wissen genau, was schadet und was nicht, wie?«

Wernicke schweigt einen Augenblick. »Also doch«, sagt er dann. »Na, wenn schon! Schade, daß ich nicht mal zuhören konnte! Gerade bei Ihnen! Müssen schöne Mondkalbdialoge gewesen sein! Nehmen Sie eine Zigarre. Haben Sie gemerkt, daß es Herbst ist?«

»Ja«, sage ich. »Darin kann ich Ihnen beistimmen.«

Wernicke hält mir die Kiste mit den Zigarren hin. Ich nehme eine, um nicht zu hören, daß, wenn ich sie zurückweise, das ein weiteres Zeichen von Verliebtheit sei. Mir ist plötzlich so elend, daß ich kotzen möchte. Trotzdem zünde ich die Zigarre an.

»Ich bin Ihnen wohl eine Erklärung schuldig«, sagt Wernikke. »Die Mutter! Ich habe sie wieder zwei Abende hier gehabt. Sie ist endlich niedergebrochen. Mann früh gestorben; Mutter hübsch, jung; Hausfreund, in den die Tochter offenbar auch stark verschossen war; Mutter und Hausfreund unvorsichtig, Tochter eifersüchtig, überrascht sie in einer sehr intimen Situation, hatte sie vielleicht schon länger beobachtet – verstehen Sie?«

»Nein«, sage ich. Mir ist das alles ebenso widerlich wie Wernickes stinkende Zigarre.

»Also soweit sind wir«, fährt Wernicke mit Gusto fort. »Haß der Tochter, Ekel, Komplex, Rettung in Spaltung der Persönlichkeit, speziell den Typ, der alle Realität flieht und ein Traumleben führt. Mutter hat den Hausfreund später noch geheiratet, das brachte es dann ganz zur Krise – verstehen Sie jetzt?«

»Nein.«

»Aber es ist doch so einfach«, sagt Wernicke ungeduldig. »Schwer war nur, an den Kern heranzukommen, aber jetzt -« er reibt sich die Hände. »Dazu haben wir nun noch das Glück, daß der zweite Mann, der vorherige Hausfreund, Ralph oder Rudolph oder so ähnlich hieß er, jetzt nicht mehr blockierend da ist. Geschieden vor drei Monaten, vor zwei Wochen Autounfall, tot – die Ursache ist also beseitigt, der Weg ist frei – jetzt müssen Sie doch endlich kapieren?«

»Ja«, sage ich und möchte dem fröhlichen Wissenschaftler einen Chloroformlappen in den Rachen stopfen.

»Na, sehen Sie! Jetzt kommt es auf die Auslösung an. Die Mutter, die plötzlich keine Rivalin mehr ist, die Begegnung, sorgfältig vorbereitet – ich arbeite schon seit einer Woche daran, und alles geht sehr gut, Sie haben ja gesehen, daß Fräulein Terhoven heute abend schon wieder zur Andacht gegangen ist -«

»Sie meinen, Sie haben sie bekehrt? Sie, der Atheist, und nicht Bodendiek?«

»Unsinn!« sagt Wernicke, etwas ärgerlich über meinen Stumpfsinn. »Darauf kommt es doch nicht an! Ich meine, daß sie aufgeschlossener wird, zugänglicher, freier – haben Sie das denn nicht auch gemerkt, als Sie das letztemal hier waren?«

»Ja.«

»Na sehen Sie!« Wernicke reibt sich wieder die Hände.

»Das war nach dem ersten starken Schock doch ein recht erfreuliches Ergebnis -«

»War der Schock nun auch ein Ergebnis Ihrer Behandlung?«

»Er gehört dazu.«

Ich denke an Isabelle in ihrem Zimmer. »Gratuliere«, sage ich.

Wernicke merkt die Ironie nicht, so sehr ist er bei der Sache. »Die erste flüchtige Begegnung und die Behandlung haben natürlich alles zurückgebracht; das war ja auch die Absicht – aber seitdem – ich habe große Hoffnungen! Sie verstehen, daß ich jetzt nichts brauchen kann, was ablenken könnte -«

»Das verstehe ich. Nicht mich.«

Wernicke nickt. »Ich wußte, daß Sie es verstehen würden! Sie haben ja auch etwas von der Neugier des Wissenschaftlers. Eine Zeitlang waren Sie sehr brauchbar, aber jetzt – was ist los mit Ihnen? Ist Ihnen zu heiß?«

»Es ist die Zigarre. Zu stark.«

»Im Gegenteil!« erklärt der unermüdliche Wissenschaftler. »Diese Brasils sehen stark aus – sind aber das Leichteste, was es gibt.«

Das ist manches, denke ich, und lege das Kraut weg. »Das menschliche Gehirn!« sagt Wernicke fast schwärmerisch.

»Früher wollte ich mal Matrose und Abenteurer und Forscher im Urwald werden – lachhaft! Das größte Abenteuer steckt hier!«

Er klopft sich an die Stirn. »Ich glaube, ich habe Ihnen das schon früher einmal erklärt.«

»Ja«, sage ich. »Schon oft.«

Die grünen Schalen der Kastanien rascheln unter meinen Füßen. Verliebt wie ein Mondkalb, denke ich, was versteht dieser Tatsachenkaffer schon darunter? Wenn es so einfach wäre! Ich gehe zum Tor und streife fast an eine Frau, die mir langsam entgegenkommt. Sie trägt eine Pelzstola und gehört nicht zur Anstalt. Ich sehe ein blasses verwischtes Gesicht im Dunkeln, und ein Ruch von Parfüm weht hinter ihr her. »Wer war das?« frage ich den Wächter am Ausgang.

»Eine Dame für Doktor Wernicke. War schon ein paarmal hier. Hat, glaub’ ich, einen Patienten hier.«

Die Mutter, denke ich und hoffe, daß es nicht so sei. Ich bleibe draußen stehen und starre zur Anstalt hinüber. Wut packt mich, Zorn, lächerlich gewesen zu sein, und dann ein erbärmliches Mitleid mit mir selber – aber schließlich bleibt nichts als Hilflosigkeit. Ich lehne mich an eine Kastanie und fühle den kühlen Stamm und weiß nicht, was ich will und was ich möchte.

Ich gehe weiter, und während ich gehe, wird es besser. Laß sie reden, Isabelle, denke ich, laß sie lachen über uns als Mondkälber! Du süßes, geliebtes Leben, du fliegendes, ungehemmtes, das da sicher trat, wo andere versinken, das schwebte, wo andere mit Kanonenstiefeln trampeln, aber das sich verstrickte und blutig riß in Spinnenfäden und an Grenzen, die die anderen nicht sehen – was wollen sie nur von dir? Wozu müssen sie dich so gierig zurückreißen wollen in ihre Welt, in unsere Welt, warum lassen sie dir nicht dein Schmetterlingsdasein jenseits von Ursache und Wirkung und Zeit und Tod? Ist es Eifersucht? Ist es Ahnungslosigkeit? Oder ist es wahr, was Wernicke sagt, daß er dich retten muß davor, daß es schlimmer wird, vor den namenlosen Ängsten, die noch gekommen wären, stärker als die, die er selbst beschworen hat, und schließlich vor dem krötenhaften Dahindämmern in Stumpfsinn? Aber ist er sicher, daß er das kann? Ist er sicher, daß er nicht gerade mit seinen Rettungsversuchen dich zerbricht oder dich rascher dahin stößt, wovor er dich retten will? Wer weiß das? Was weiß dieser Wissenschaftler, dieser Schmetterlingssammler schon vom Fliegen, vom Wind, von den Gefahren und dem Entzücken der Tage und Nächte ohne Raum und Zeit? Kennt er die Zukunft? Hat er den Mond getrunken? Weiß er, daß Pflanzen schreien? Er lacht darüber. Für ihn ist das alles nur eine Ausweichreaktion auf ein brutales Erlebnis. Aber ist er ein Prophet, der voraussieht, was geschehen wird? Ist er Gott, daß er weiß, was geschehen muß? Was hat er schon von mir gewußt? Daß es ganz gut wäre, wenn ich etwas verliebt gewesen wäre? Aber was weiß ich selbst davon? Es ist aufgebrochen und strömt und hat kein Ende, was habe ich davon geahnt? Wie kann man so hingegeben sein an jemand? Habe ich es nicht selbst immer wieder fortgewiesen in den Wochen, die nun wie ein unerreichbarer Sonnenuntergang fern am Horizont liegen? Aber was klage ich? Worum habe ich Angst? Kann nicht alles gut werden und Isabelle gesund und -

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