Angela lachte schrill auf und bog sich nach hinten.»Das waren alles nur Einbildungen, das haben wir alles nicht gesagt, das ist alles vergessen! Nun warten die Wilden mit Curare an den Pfeilen, es warten die Schlangen und Spinnen mit ihren Giftzähnen und Stacheln! Und es wartet der Ruhm des Jahrhunderts, Herr Dr. Peter Perthes, der zweite Robert Koch. Dr. Perthes bekommt den Nobelpreis, Dr. Perthes fährt im Triumphzug durch New York — Dr. Perthes, der Retter der Menschheit. Hörst du nicht schon die Zeitungsjungen die Schlagzeilen ausrufen? Siehst du nicht schon die rot unterstrichenen, zentimeterdicken Überschriften? Dr. Perthes! Überall Dr. Perthes. Dr. Perthes. Dr. Perthes!«Sie schrie es fast:»Ich kann diesen Namen nicht mehr hören! Geh! Bitte Geh!«
Sie wandte sich ab. Peter stand im Zimmer, die Haare hingen ihm ins Gesicht. Mit einer müden Bewegung nahm er sein Jackett auf, zog es über und verließ stumm das Zimmer.
Als die Tür der Wohnung hinter ihm ins Schloß fiel, verspürte Angela den rasenden Wunsch, ihn zurückzurufen. Aber sie klammerte sich an der Sessellehne fest, biß die Lippen aufeinander, bis sie bluteten, und sank dann auf die Erde, wo sie wie eine heruntergestürzte Porzellanpuppe auf dem roten Teppich lag, weiß, starr, zerbrechlich.
Sie erwachte erst tief in der Nacht und stellte mit grenzenlosem Erstaunen fest, daß sie in den letzten Stunden ein anderer Mensch geworden war.
Zwei Wochen lang sahen sich Angela und Peter nicht.
_In dieser Zeit schloß er seine Vorbereitungen für die Expedition ab. Die Transportlisten für die Schiffslasten waren geschrieben, die empfindlichen Instrumente und Medikamente, die mit dem Flugzeug nach Bogota vorausgeschickt wurden, überprüfte er zum letztenmal zusammen mit Dr. Sacher. Es fehlte nichts. Bis ins kleinste durchdacht waren alle Pläne, selbst die Waffen fehlten nicht, die Peter mit in den unbekannten Urwald nehmen wollte: eine gute englische Büchse, zwei Pistolen, zwei Schrotgewehre, einen Drilling und eine Kiste mit Munition.»Ich hoffe, die Büchsen nie zu brauchen«, sagte Perthes zu Dr. Sacher, während er die Waffen auf den Listen abhakte.»Ich will kommen, um den Menschen zu helfen, nicht, um sie zu töten.«
«Sie werden dich danach nicht fragen!«Paul Sacher klappte den Schnellhefter zu und legte die Listen beiseite.»Es genügt, daß du ein Weißer bist, ein Weißer, der in ihr Land eindringt! Du bist ein Feind, schon deiner Hautfarbe wegen.«
«Jetzt redest du wie Angela. «Dr. Perthes wischte mit der Hand durch die Luft.»Als ob die Menschheit nur aus Mördern bestände!«
Paul Sacher setzte sich und schlug die Beine übereinander. Als er sprach, vermied er es, den Freund anzusehen.
«Was macht denn Angela?«
«Ich weiß es nicht.«
«Findest du, daß du dich ihr gegenüber richtig verhältst?«
«War es vielleicht richtig von ihr, mich einen Narren zu nennen und zu schreien: >Ich kann den Namen Dr. Perthes nicht mehr hö-ren!