Roman
Phil und Sarah
H.G.GÖTZ
Inhaltsangabe
Auf ein Neues……………………………………………………………………………Seite 4
Sarahs Weg……………………………………………………………………………………Seite 15
Emily…………………………………………………………………………………………………Seite 30
Versprochen ist versprochen………………………………………Seite 45
Unverständlich…………………………………………………………………………Seite 58
Wozu hat man denn Freunde……………………………………………Seite 72
Selbstmitleid……………………………………………………………………………Seite 90
Zufällig…………………………………………………………………………………………Seite 98
Unerwarteter Besuch……………………………………………………………Seite 106
Angst und Verzweiflung……………………………………………………Seite 113
Der ungeübte Stalker…………………………………………………………Seite 121
Früher Besuch……………………………………………………………………………Seite 135
Rosige Aussichten…………………………………………………………………Seite 146
Nächtliches Sehnen………………………………………………………………Seite 157
Warten auf……………………………………………………………………………………Seite 165
Spät in der Nacht…………………………………………………………………Seite 172
Überraschende Beichte………………………………………………………Seite 181
Auf den Punkt gebracht……………………………………………………Seite 202
Endlich……………………………………………………………………………………………Seite 210
MÄNNER KÖNNEN ANALYSIERT; fRAUEN NUR ANGEBETET WERDEN
oSCAR wILDE
Auf ein Neues
Punkt sechs Uhr wachte Phil auch an diesem Morgen auf. Auch an diesem Morgen zeigte ihm sein Badespiegel, dass er nach wie vor nicht zu den schlecht aussehenden Typen gehörte. Noch war sein braunes Haar, dass nur hier und da kleine weiße stelle zeigte, dicht. Gut, um die Augen und auf der Stirn zeigten sich, genauso wie am Hals, Falten, die sich auch mit der besten Creme nicht mehr verscheuchen lassen würden. „Aber was solls“, sagte er sich. Auch ein George Clooney hatte welche und der verdiente immer noch eine Mörderkohle.
Er fragte sich, wie dieser Clooney, ohne Hemd aussehen mochte. Hatte der auch noch einen Körper, wie er? Er mit seinen fast 50? Kein bisschen Fett, keine schwabbeligen Stellen, wo auch immer. Und sein Po, der, als er darauf klatschte, noch immer den gleichen knackigen Ton von sich gab, sah auch noch so aus, wie er es sich wünschte. Nachdem er sich zweimal mit kaltem Wasser über das Gesicht gefahren war, beschloss er, die allmorgendliche Beschauung seines Körpers zu beenden, und sich den ersten Kaffee des Tages zu gönnen. Wenn möglich, noch bevor der vermaledeite Hahn des Nachbarn zu krähen begonnen hatte. Dafür begann er genau dann zu krähen, wenn er gerade dabei war den ersten Schluck zu nehmen. Fast wäre er versucht zu denken, dass ihn dieser Hahn von irgendwoher beobachtete, um genau dann sein heiseres Gekrächze loszulassen.
Seine Tasse mit dem dampfend heißen Kaffee in der Hand den er seit jeher ohne Milch und Zucker trank ging er hinaus in den noch kühlen Morgen. Er liebte diese Tageszeit. Noch herrschte Ruhe und Frieden ringsum. Nur dann und wann hörte er von der Straße her einen Wagen vorbeifahren. Etwas, dass hier in diesem Dorf ohnehin nur selten geschah und dass er an diesem kleinen beschaulichen Dorf so sehr mochte. Vor etwas mehr wie einem Jahr war er hierhergezogen. In dieses Dörfchen namens Lind, in das er sich vom ersten Augenblick an verliebt hatte. Dieses Dörfchen, dass er einer Frau wegen entdeckt hatte.
„Wenigstens etwas, wofür ich ihr dankbar sein kann“, sagte er manchmal zu sich selbst. Einen Satz den er immer dann zu sagen gewohnt war, wenn er sich daran erinnerte, warum und vor allem wegen wem er hier, in diesem kleinen steirischen Dörfchen gelandet war. Ausgerechnet er, der um die halbe Welt gereist war. Der auf fünf Kontinenten gelebt und gearbeitet hatte. Manchmal an diese Tatsachen denkend, konnte er sich des Schmunzelns nicht erwehren. Dabei hatte er es nicht darauf angelegt. War er doch immer ein Kosmopolit gewesen. Zumindest hatte er sich als solcher gesehen. Auch wenn er das Wort selbst nicht leiden konnte. Jedenfalls war er vor etwas mehr wie einem Jahr, im Alter von 49 Jahren hier, in einem Landstrich gelandet, den er vorher noch nicht mal den Namen nach gekannt hatte. Wegen einer Frau!
Noch immer, wenn er daran denken musste, kam er nicht umhin, den Kopf zu schütteln. Wegen einer Frau! Einen Satz, den er, warum wusste er selbst nicht, dann und wann laut aussprach. Auch so eine Gelegenheit, bei der ihn der Hahn zu beobachten schien und welche dieser ebenso als Gelegenheit ansah, sein heiseres Krächzen loszulassen. Nur dass es dann, sarkastischer klang.
Und wie jedes Mal, als er sich, natürlich umsonst zu fragen begann, wie es ihm, ausgerechnet ihm, passieren konnte, dass er einer Frau wegen, seinen Job geschmissen hatte – etwas das er sich leisten konnte – und den er ohnehin satthatte, bekam er die gleiche Antwort in Form eines Gefühls.
Er hatte es tun müssen. Und würde es wieder tun.
Hinterhältig hatte sich dieses Gefühl in seine emotionale Stabilität eingeschlichen.
Midlife-Crisis. Ein Wort, dass ihm sein bester und einziger Freund Bernd, der praktischerweise gleich nebenan wohnte, an den Kopf geschmissen hatte.
„Midlife-Crisis. Von wegen! Du spinnst doch“, hatte er ihm geantwortet. Er und Midlife-Crisis!
Nichtsdestotrotz kam er nicht umhin, darüber nachzudenken.
„Konnte es wirklich sein“, hatte er sich selbst gefragt. Konnte es wirklich sein, dass er, mit gerade einmal 49, in so etwas wie eine M…! Alleine schon diesen Begriff auszusprechen, bereitete ihm Schmerzen. „Nein, dass alleine konnte es nicht sein. War es auch nicht“, sagte er sich selbst. Tatsächlich konnte er sich noch an den Auslöser, wie er es nannte, erinnern. Gleich nach dem zweiten Mal Sex, den er mit Sarah gehabt hatte und nachdem sie sich an ihn geschmiegt hatte - zusammengerollt wie ein Embryo – war es gewesen, als sie von ihm verlangte, dass er sie halten solle.
„Nur ein bisschen“, hatte sie gefordert. Überrascht war er gewesen von diesem, ihrem Bedürfnis. Sie, die eine härtere Gangart beim Sex gefordert und auch bekommen hatte.
Da war es passiert. Er hatte sich verliebt! Verliebt in eine, um fünfundzwanzig Jahre Jüngere!
Dann lag sie da. Wollte gehalten werden, während sie seinen Geruch in sich aufsog. Wollte sich beschützt fühlen. In diesen Augenblicken bevor sie einschlief, war aus der fordernden Frau, die vor sexueller Lust zu schreien begonnen hatte, ein kleines Mädchen geworden. Dieses Mädchen war es dann auch in das er sich verliebt hatte. Zu spät hatte er bemerkt, dass es da noch jemanden außer ihm gab. Jemanden, der eines Tages wieder da war. Um wieder jene Rolle in Sarahs Leben einzunehmen, die er deswegen, einzunehmen im Recht sei – wie sie sagte - weil er früher dagewesen war.
Ein Typ mit den unseligen Namen Dani. Eine Art Kosenamen den sie ihm – eigentlich hieß der Typ Daniel – deswegen verpasst hatte, „weil er so gut zu ihm passt!“
Eigentlich hatte sie recht. Die Abkürzung passte wirklich zu ihm. Er, dieser Dani, mit seinen (mindestens) 20 Kilo zu viel und der mit einem so weiblichen Gesicht daherkam, dass man ihn auch gut und gerne Daniela, hätte nennen können.
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