Axel Bethke
Altsein ist auch nur ein Teil vom Ganzen
Eine Hundegeschichte, die Herzen und Augen öffnet
Cover
Titel Axel Bethke Altsein ist auch nur ein Teil vom Ganzen Eine Hundegeschichte, die Herzen und Augen öffnet
Widmung Für Caro, Josef und Hanko
Gedanken zum Anfang Wenn etwas schön ist, bevor wir es dazu machen können, ist’s Natur.
Der erste Eindruck … Auch Außenseiter haben nicht nur die Außenseite.
Berta Beobachtungen bringen Gedanken, Gedanken schenken Bilder und Bilder zeigen Ereignisse, die mal waren, also Erinnerungen.
Anne Mein Hund nascht gerne Kaffeebohnen, die regen auf und an. Er meint, es müsste sich doch lohnen, im Ziegenstall mit einzuwohnen, dann käm er ständig dran.
Bergsteiger Hundeerfahrung bedeutet, dass Hunde aus Erfahrung wissen, wie sie mit uns umzugehen haben.
Lavendel Weisheit hält nichts vom Klagen, weil sie Auswege findet.
Maßregelung Wie kann man jemandem helfen, der aus Gewohnheit ständig klagt und jammert? Ihm einen Grund geben.
Erkenntnisse Ist mir ein Mensch unsympathisch, aber mein Hund mag ihn (oder umgekehrt), sollte das ein Grund sein, meine Gefühle zu überdenken.
Plato Wahrscheinlich hätte ich mir dieses Leben nicht ausgesucht, wenn nicht etwas in mir gewusst hätte, dass ich’s so hinkriege.
Leicht dement? Ein bisschen dement schützt davor, nachtragend zu sein.
Altersstarrsinn Die meisten Fehler der jungen Jahre kann man erst im Alter genießen.
Nasenschein Von Menschen nicht mehr gebraucht, vermisst, gefragt zu sein, machte mich erst traurig und lähmte. Da merkte ich, wie sehr mich die Hunde brauchen, und ich wurde wieder interessant, sogar für mich.
Schwingungsbarometer Fröhlichkeit geht künstlich nicht.
Ein Sonnenband
Überlegung
Stratege
Vorausschauend
Ein gebrauchter Hund
Traumatisches Erlebnis
Angst
Navigation
Toleranz
Eingeschnappt oder klüger?
Prioritäten
Liebesglanz
Schwarzer Hund
Erwartung
Leichtfertig
Wohlbefinden
Schönheitsideal
Wundern beim Wandern
Friedliche Koexistenz
Kira
Klare Sache
Bank im Wald
Ist Kira doof?
Notwendigkeit
Der arme, wehrlose Kleine …
Die andere Seite der Niederlagen
Normal und anormal
Ausraster
Inspiration
Flocki
Hoffnungsvoller Tod
Frühlingsfluss
Ein guter Tag
Stimmungsaufheller
Verblüffung
Ein nicht so guter Tag
Hausbesichtigung
Zwischenbilanz
Dunkles Erinnern
Geben und Nehmen
Dialog
Leben und Tod
Hoffnung
Arthrosetherapie
An solchen Tagen
Kleine Peinlichkeit
Nervensäge
Gottes Natur oder Gott ist Natur?
Kicherndes Glück
Liebeserklärung
Wie man’s auch sehen kann
Auf gutem Weg
Verhundlichung
Vorleben
Altersbedingtes Denken
Toll und kühn
Die Treppe
Alters(ein)sicht
Bedrohte Art
Risiko
Gutes Leben
Erfüllter Traum
War’s das?
Gedanken zum Ende
Impressum
Für
Caro,
Josef und Hanko
Wenn etwas schön ist,
bevor wir es dazu machen können,
ist’s Natur.
Seit bald siebzig Jahren weiß ich, wie es ist, von Hunden gemocht zu werden. Es ist die zuverlässigste, haltbarste Zuwendung, die ein Mensch haben kann.
Nein, ich werte menschliche Beziehungen nicht ab. Aber die sind immer Schwankungen unterlegen. Hunde schwanken nicht. Oder nur so, dass Menschen das nicht merken. Sie kennen kein Wenn und Aber, kein hübsch und hässlich, kein klug und dumm, kein reich und arm.
Das Hündchen der Diva, das aus der goldenen Schüssel frisst, würde sich bei Penner Paul in der Abrisshütte genauso wohl fühlen. Vielleicht noch wohler, weil sich beide wärmen würden.
Darum geht’s.
Auch Außenseiter
haben nicht nur
die Außenseite.
… ist nur ein Bild, dazu Gefühlsdurcheinander. Erst die Perspektiven, die Sichtweisen und Auseinandersetzungen mit einem Thema machen das Bild interessant oder nicht.
Relativ.
Das Internet hatte mir folgende interessante Information aus Spanien gegeben: Grassy sei ein lieber, ruhiger und stubenreiner Opa. Er habe sein ganzes Leben (zwölfeinhalb Jahre) bei seinem Herrchen verbracht, der jetzt ins Altenheim ziehen muss. Grassy sei sehr friedlich, komme gut mit anderen Hunden aus. Auch lebte er einige Jahre mit einem zweiten Hund in der Familie.
Caro, meine junge Tierfreundin, bringt täglich, wenn sie arbeitet, ihren Hund Blacky zu mir. Sie ist Tierpflegerin in dem Tierheim, in dem in den nächsten Tagen Hunde aus Spanien erwartet wurden.
Ich fragte, ob Grassy mit kommen würde. »Nein«, sagte sie, »der hat doch kaum eine Vermittlungschance.«
»Doch, hat er«, sagte ich, »bestell den mal nach!«
Meine spätpubertäre Risikobereitschaft war wieder einmal mit mir durchgegangen. Natürlich kamen da Zweifel vom Kopf her. Aber der Bauch war eindeutig. Der kennt keine Argumente, der kennt nur mich.
Und da ist er! Es hat geklappt. Caro übergibt mir ein wirres Bündel Wolle. Das strahlt nicht viel Leben aus. Nun sind wir zu dritt: Kira, die Kampfhundmischlingsdame, der Neue und ich.
Grassy, der alte Spanier, ist löwenfarbig, sehr langhaarig, sehr dick, sehr alt. Er hat die Größe eines lang gezogenen Igels. Die Körperform ähnelt einem wurstförmigen Sofakissen, ohne Bommeln. Das Zuchtziel dieser Rasse – falls es eine ist – war wohl ein Mopp. Übers Ausstauben etwas zu sagen, wäre sicher albern.
Grassy
Caro meinte: »Der muss auf Diät, hat ein kleines Gewichtsproblem.«
»Klein« ist relativ: Ein zwei Zentner schwerer Mensch, der normalerweise vierundsiebzig Kilogramm wiegen dürfte, hat prozentual das gleiche Übergewicht wie Grassy, und der wiegt zur Zeit acht Kilo.
Nach unserer ersten Nacht teilte ich dem Kleinen das Diätvorhaben in aller Deutlichkeit mit. Der stand auf, wackelte zur Tür, ging in die Küche und pinkelte seine Einverständniserklärung an den Kühlschrank. Das machte mich zwar nicht glücklich, aber bewies, dass der Hund bereit war, sein Zuhause zu akzeptieren.
Bei meiner Beschreibung von Grassy fiel mir ein, wie ich Berta und Anne kennenlernte. Ich lebte jahrelang erst in einem kleinen litauischen Dorf, dann in dessen Nähe, tief im Wald. In der Abgeschiedenheit wuchs die Harmonie mit den Tieren und gleichermaßen in mir.
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