Alina Frey
Liebe ist...mehr als nur ein Wort
Glaube und Hoffnung
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Alina Frey Liebe ist...mehr als nur ein Wort Glaube und Hoffnung Dieses ebook wurde erstellt bei
Ein Albtraum
Ein Entschluss
Trennung
Gemeinsam sind wir stark
Wochen des Glücks
Ein böses Erwachen
Ein erster Erfolg
Endlich eine Nachricht
Der Abschied und ein Neubeginn
Impressum neobooks
Prüfend stand Marita vor dem Spiegel der kleinen Waschkabine ihres Krankenhauszimmers. War sie das? Dieses eingefallene, bleiche Gesicht war ihres? Gut, in letzter Zeit hatte sie einige Beschwerden und war aus diesem Grund zu einer Routineuntersuchung hier im Krankenhaus. Bald würde sie aber mehr über die Untersuchungsergebnisse erfahren. Müde strich sie ihr langes, blondes Haar zurück und legte sich wieder auf ihr Bett. Professor Meinhard betrat das Krankenzimmer: „Guten Morgen Frau Bungart…haben Sie gut geschlafen?“
„Gut wäre etwas übertrieben Herr Professor!“ Mit einem leisen Lächeln setzte Marita sich auf und sah fragend zu dem Professor hoch. Der räusperte sich etwas umständlich, setzte sich neben sie und nahm ihre Hand:
„Frau Bungart, die Untersuchungen der letzten Tage haben ergeben…also wir mussten leider feststellen, dass Sie…an Leukämie erkrankt
sind!“ Maritas blasses Gesicht wurde noch fahler:
„Leukämie…das soll wohl ein Scherz sein. Ich hätte doch längst etwas merken müssen!“ Kriegerisch hob sie ihr Kinn und sah den Professor etwas trotzig an.
„Frau Bungart, mit solchen Dingen mache ich keine Scherze. Sie hatten doch diverse Beschwerden? Müdigkeit – Blässe – Nasenbluten – Gewichtsverlust und auch Knochenschmerzen. Das heißt nicht immer, dass man an Leukämie erkrankt ist. Aber aufgrund der Beschwerden sind Sie hier und die Untersuchungen haben es einwandfrei ergeben!“ Marita lag zurückgelehnt in den Kissen, blass und stumm. Sie weigerte sich strikt diese Wahrheit anzunehmen.
„Gehen Sie Herr Professor…ich glaube Ihnen kein Wort!“ Professor Meinhard erhob sich…er konnte sie nur zu gut verstehen. Leise verließ er das Krankenzimmer und ging zu den Schwestern: „Ich musste Frau Bungart gerade die Wahrheit über ihren Gesundheitszustand
sagen…sie will sie nicht annehmen. Werfen Sie bitte ein Auge auf sie und wenn etwas ist, informieren Sie mich sofort!“ Die Schwestern nickten und er ging hinüber in den OP- Bereich. Währenddessen lag Marita grübelnd in ihrem Bett. Es konnte nur ein Irrtum sein! Was aber wenn es doch die Wahrheit ist - was würde es bedeuten? Chemotherapie, Bestrahlung und der Verlust ihrer Haare. „Nein…nicht mit mir“, dachte sie laut. Und was war mit Manuel, ihrem Verlobten? Konnte sie ihm das zumuten? Nein, das würde sie ihm niemals zumuten. Dafür liebte sie ihn zu sehr, niemals durfte er die Wahrheit erfahren. Weinend zog sie die Bettdecke über das Gesicht…niemand sollte ihr Schluchzen hören.
„Frau Bungart? Ich möchte gerne mit Ihnen sprechen…ich bin Seelsorger!“ Erschrocken fuhr Marita hoch:
„Ich brauche keinen Seelsorger…komme alleine damit zurecht!“ Demonstrativ drehte sie ihm den Rücken zu. Auch er verließ unverrichteter Dinge den Raum…er konnte ihr seine Gegenwart nicht aufzwingen. Marita stand auf und ging in die kleine Waschkabine, kühlte ihr Gesicht mit
eisigem Wasser und ließ das kühle Nass auch über ihre Handgelenke laufen…das tat gut! Aus dem Spiegel blickte ihr ein noch blasseres Gesicht entgegen als zuvor. Ihre Hände glitten durch das lange, seidige Blondhaar – würde es auch ohne Chemobehandlung ausfallen? Sie ergriff den langen Morgenmantel, zog ihn an und ging leise hinaus auf den Flur in der Hoffnung, von keiner Schwester gesehen zu werden. Mit dem Aufzug fuhr sie hinunter in den Erdgeschoss und ging zielstrebig zu der kleinen Kapelle. Außer ihr war keiner anwesend und sie setzte sich ganz vorne auf eine Bank. Mit gesenktem Kopf nahm sie Zwiesprache mit Gott auf. Wollte wissen, warum gerade sie? Lange saß sie da und endlich spürte sie Frieden in ihre Seele einkehren. Sie würde das Schicksal annehmen – aber keine Chemotherapie und Bestrahlung durchführen lassen. Nachdem sie eine Kerze angezündet hatte, verließ sie die kleine Kapelle und suchte wieder ihr Zimmer auf.
Am nächsten Morgen nach der üblichen Visite kam Professor Meinhard noch einmal zurück:
„Haben Sie über eine Chemotherapie und Bestrahlung nachgedacht, Frau Bungart?“
„Ja das habe ich Herr Professor. Aber ich möchte mich für mein unmögliches Benehmen gestern entschuldigen, Herr Professor!“
„Das ist schon in Ordnung…ich kann Sie gut verstehen, Frau Bungart!“
„Können Sie mir Näheres über die Behandlung sagen? Wie läuft sie ab?“ Marita wollte auf alle Fälle in Kenntnis darüber gesetzt werden.
„In der 1. Phase, die Induktionstherapie geht es darum, möglichst alle Leukämiezellen zu zerstören. Wenn das gelingt, klingen auch die Symptome ab. Das heißt aber nicht, dass die Leukämie geheilt ist. Die 2. Phase ist die Konsolidierungstherapie. Anhand von Laboruntersuchungen erkennt man, ob noch Leukämiezellen vorhanden sind. Danach erfolgt eine Erhaltungstherapie um Behandlungsergebnisse weiter zu stabilisieren und Rückfälle vorzubeugen!“ „Wo wird die Therapie durchgeführt?“ wollte Marita wissen. „Bei akuter Leukämie, so wie in Ihrem Fall, wird
die Therapie gewöhnlich hier im Krankenhaus durchgeführt!“
„Wie ist das mit der Knochenmarkübertragung?“
„Die Möglichkeit besteht natürlich. Gut wäre es, ein Familienmitglied zu finden. Wenn das nicht geht, wird nach einem Spender gesucht, was natürlich sehr lange dauern kann!“
„Und…und wenn ich mich nicht behandeln lassen möchte – wie lange bleibt mir dann noch?“ Bestürzt sah der Professor sie an:
„Das wollen Sie doch nicht wirklich, Frau Bungart?!“ Doch Marita nickte ernst:
„Doch, ich denke intensiv darüber nach. Keine Chemo – keine Bestrahlung…also - wie lange noch?“ Der Professor schüttelte den Kopf:
„Das kann ich so genau nicht sagen. Ein bis zwei Jahre…vielleicht aber nur ein halbes Jahr!“ Dankbar nahm Marita seine Hand: „Danke für Ihre Offenheit. Ich werde morgen das Krankenhaus verlassen, Herr Professor!“ Sie musste ihm allerdings versprechen, Tabletten zu nehmen die er ihr verschreiben wollte. Ihre
Gedanken gingen zu Manuel und leise weinend fiel sie in einen unruhigen Schlaf. Am nächsten Morgen nach dem Frühstück packte Marita ihre Sachen zusammen. Kurz kam der Professor noch vorbei und brachte ihr die Tabletten:
„Wenn Sie es sich doch noch anders überlegen…kommen Sie sofort zu mir, versprochen?“ „Versprochen Herr Professor!“ Fest drückte sie seine Hand und ging dann den Flur hinunter zu den Aufzügen. Zum Glück hatte sie ihr Auto dabei und konnte auf ein Taxi verzichten. Endlich in ihrer Wohnung angekommen ließ sie sich auf die breite Couch fallen. Das alles hier musste sie bald aufgeben - was sie sehr bedauerte. Im Krankenhaus hatte sie viel Zeit über alles nachzudenken und beschlossen, alle Brücken hinter sich abzubrechen. Manuel? Ja von ihm musste sie sich sofort trennen. Bei diesem Gedanken krampfte sich ihr Magen zusammen. Aber ihr blieb keine andere Wahl…sie wollte nicht, dass er sie so sah. Denn es kam die Zeit, da sie all ihre Haare verlieren würde. Sie würde noch mehr an
Gewicht verlieren und langsam auf den Tod zugehen. Nein, das wollte sie ihrer Liebe Manuel alles ersparen. Erst wenn sie nicht mehr war, sollte er die Wahrheit erfahren. Langsam stand sie auf und ging hinüber zu einer Anrichte. Behutsam nahm sie das Foto hoch, auf dem Manuel ihr entgegenlachte. Bald würde sie sein Lachen nicht mehr hören…seinen Mund auf dem ihren nicht mehr spüren. Nie wieder würde sie mit ihren Händen durch sein dichtes, braunes Haar fahren. Dicke Tränen tropften auf das Glas des Fotos und leicht drückte sie einen Kuss darauf. Noch heute musste sie ihm eine Mail schicken…sich von ihm trennen. Niemals durfte er die Wahrheit erfahren. Zum Glück befand er sich auf einer Geschäftsreise und bis zu seiner Rückkehr musste sie die Stadt verlassen haben. Marita nahm ihren Laptop aus dem Schrank und suchte nach Ferienhäusern in der Umgebung. Schnell wurde sie fündig und schickte ihre Bestellung los. Jetzt kam der schwerste Teil…sie musste eine Mail verfassen und sich von Manuel lossagen. Niemals konnte sie ihm gegenübertreten und es ihm persönlich mitteilen – dazu fehlte ihr der Mut. Sehr lange dachte sie
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