Dann gibt sie den Einsatz und zweihundert alte, aber hoch motivierte Kehlen legen los. Die ersten Worte erfüllen den Saal mit einer derartigen Wucht, dass ich nicht sofort mitbekomme, was hier gesprochen wird. Ich registriere nur, dass Frau Eymann gleichzeitig dirigiert und spricht. Ihre Stimme schwebt über dem Chor wie der Singsang einer Prophetin, die genau weiß, wie sie eine Menschenmenge in Raserei versetzt. Trunken vor gerechter Wut peitscht sie die ihr ergebene Meute an, während ich endlich anfange, die Worte zu verstehen, die hier in den Raum gehämmert werden.
Leere Büchsen von Sardinen,
Halbzerschlissene Gardinen,
Knopf von einer Abee-Türe,
Glas von Zwetschgenkonfitüre.
Haufenweise Jätt vom Garten,
Liebesbriefe, Ansichtskarten,
Faule Aepfel ab der Hurd,
Rosaroter Damengurt.
Knüppel einer Wäscheleine,
Abgehackte Güggelbeine,
Deckel einer Zuckerdose,
Fetzen einer Unterhose.
Weißer Hafen für die Nacht,
Röhrenteile von einem Schacht,
Leergeschminkter Lippenstift,
Kabelstück von einem Lift.
Henkel einer Kaffikanne,
Durchgebrannte Röstipfanne,
Knochen eines großen Schinkens,
Gabel, mit und ohne Zinken.
Von einem Gampiross der Schwanz,
Welke Blumen, dürrer Kranz,
Alter Polizistensabel,
Eingeschrumpfter Säulinabel.
Seipfeschalen, faule Gurken,
Alte ausgetrampte Schlurken,
Güllegohn mit einem Riss,
Vom Urgroßätti ein Gebiss.
Storzen von Salat aus Brüssel,
Zwei Drittel einer WC-Schüssel,
Chüngel-, Hunde-, Katzenleichen,
Krumme Kinderwagenspeichen.
Dies, mit schwarzem Dreck garniert,
Ist, was unsern Dorfbach ziert,
Und das nennt man, Gottfried-Stutz,
Unseren Gewässerschutz.
Vor lauter Schlamm und Dreck und Satz
Hat nicht einmal das Wasser Platz.
Nicht eine Maus kann drin ersaufen,
Bald müssen noch die Fische laufen!
Von mir aus müssten alle die,
Die vielen Sünder, kämen sie
Zum zweiten Male hier auf Erden,
In unserem Bach – Forelle werden!
«Wie gefällt Ihnen Langenthal?», fragt Frau Tückmantel, hängt ihren Handtaschenhenkel schwungvoll über die Sessellehne und legt einen dünnen, linierten Notizblock mitten am Esstisch ab. Vor ein paar Tagen habe ich sie versehentlich mit «Hallihallo» begrüßt. Diesen Kindergruß benütze ich selten. In diesem Moment war aber meine Stimmung danach. Nach einem langen Schreibtag hatte ich mich über das Läuten des Telefons gefreut und Rita erwartet. Ich wollte sie möglichst zuversichtlich begrüßen. Aber anstelle meiner Frau meldete sich eine Journalistin. Sie überhörte meinen lächerlichen Gruß dezent, wünschte mir einen schönen guten Abend und stellte sich als Reporterin vom Langenthaler Tagblatt
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