Bernt Spiegel - Milchbrüder, beide

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Mehr als jeder dritte Bundesbürger, so eine Studie im Jahr 2019, sieht «Parallelen zwischen aktuellen politischen Ent-wicklungen in Deutschland und der NS-Zeit». Wie kommt man dem mit Mitteln der Literatur näher? Der Autor Bernt Spiegel, Jahrgang 1926, zeigt es. Er erzählt davon, wie ein verbrecherisches System in einer Gesellschaft und einem Staat zur Normalität wird. Spiegel erzählt aus der Sicht der Opfer – und aus der Sicht der Täter. Sein Roman erzählt die Geschichte zweier Jungs mit der gleichen Amme, einer arm, einer reich, einer geht zur SS, der andere nicht.

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Morgen oder übermorgen sollte es nachts hinunter nach Mulhouse gehen wegen irgendwelcher Plakate oder Spruchbänder, die dort hingen. Warum nachts? ‚Sauvez la rasse!‘ – ‚Rettet die Rasse!‘ – stünde darauf, das war wegen der Schwarzen oder der Juden, dachte er sich, aber keiner sagte, was mit den Plakaten geschehen soll, und mit direktem Nachfragen, ob abreißen oder weitere ankleben, hätte er sich arg blamieren können, das spürte er, und ausgelacht werden war die schlimmste aller Strafen. Moses zu sein, das war ein hartes Brot. Einige allerdings nahmen ihn in Schutz, das tat wohl. Aber der Hundewache, der lästigsten von allen, entging er nicht, und da geschah es dann oft, dass er ins Träumen geriet und arges Heimweh bekam. Hundewache, so hieß die letzte Wache in der Nacht, so wie heute, die nächste ging dann schon in den frühen Morgen über, das war dann bloß noch ein früheres Aufstehen, mehr nicht. Vielleicht würde er sich nachher noch einmal hinlegen können, aber an rechtes Schlafen war dann nicht mehr zu denken.

Serge schnarchte wie immer, lauter als alle anderen. Wenn Serge am Abend nach einer Weile mit dem Schnarchen einsetzte, und es blieb ruhig im Schlafraum, dann konnte er sicher sein, dass alle eingeschlafen waren. Fing Serge zu früh mit dem Schnarchen an, schon bevor alle schliefen, dann begannen die noch Wachgebliebenen sofort mit einem gleichmäßigen Pfeifen, und siehe da, es half. Serge hörte auf zu schnarchen, beileibe nicht für die ganze Nacht, aber gewöhnlich doch so lange, bis auch der letzte der Pfeifer eingeschlafen war, der dann alsbald selber mit in das allgemeine Schnarchkonzert einzufallen pflegte, das sich da unter Serges Leitung entwickelte.

Serges Lautstärken waren beträchtlich, über Stunden hinweg, und nur kurz für einige Atemzüge unterbrochen, wenn er sich einmal umdrehte. Dass der das überhaupt aushielt! Und dass die anderen von diesem Lärm nicht aufwachten? – Aber das waren Schlafgeräusche, und Schlafgeräusche sind harmlos seit alters her, während diese Pfeiftöne eben keine Schlafgeräusche waren und darum Serges Aufmerksamkeit selbst im Schlaf mindestens soweit erregten, dass er aufzuwachen begann; ein bisschen zwar nur, aber immerhin so viel, dass er, natürlich immer noch schlafend, das Schnarchen vorsichtshalber für ein Weilchen einstellte, bis ihm die allgemeine Sicherheit wieder auszureichen schien.

Sogar vor der Hütte war das Schnarchen noch zu hören. Er träumte hinüber zum Hartmannsweilerkopf, dem Schicksalsberg der Elsässer, der wieder ganz in den Wolken verschwunden war. Da ist damals, bald nach Kriegsausbruch, ein General mit sich selber zu Rate gegangen und hat beschlossen – aus eigener Machtvollkommenheit so einfach für sich beschlossen –, dass der Hartmannsweilerkopf ein strategisch wichtiger Punkt sei (was freilich spätere Militärhistoriker bezweifelten), und besetzte die Kuppe mit allem, was er auch nur irgendwie zur Verfügung hatte. Dabei hätte man es belassen sollen, und alles wäre gut gewesen.

Aber des einen Tat war des anderen Vorbild. Der andere, das war der Amtsbruder des Generals auf der Gegenseite, und obwohl grimmige Feinde, aber eben doch Brüder im Geiste, gelangten die beiden in wundersamer Übereinstimmung zum gleichen Ergebnis: Der andere General hielt den Hartmannsweilerkopf für einen mindestens ebenso wichtigen strategischen Punkt und griff seinerseits mit allen Kräften an, die er aufbieten konnte. Je verbissener der eine festhielt, desto mehr sah sich der andere in seiner Einschätzung bestätigt und desto wilder schlug er drauf; und je heftiger der andere anstürmte, desto besinnungsloser hielt der eine fest. Das ist das Grundschema aller Schlachten, von denen es heißt, sie seien erbittert gewesen, wenn es sich nicht gerade um Kesselschlachten handelt.

So zog sich das fast die ganzen vier Jahre des Krieges hin. Am Schluss waren dreißigtausend Franzosen tot, und Onkel Albert vermisst, und vielleicht sechzigtausend Soldaten im Ganzen, da war er sich, wie er da vor sich hinträumte, nicht so ganz sicher. In der Schule hatte man mehr von den Franzosen gesprochen, aber er wusste, zwar sind von unseren Leuten aus Munster damals die meisten von den Deutschen gleich an die Ostfront gesteckt worden, weil man ihnen gegen die Franzosen eben doch nicht so recht getraut hat, aber hier am Hartmannsweilerkopf mussten auf beiden Seiten welche von uns mit dabei gewesen sein, denn schon vor dem Krieg waren ein paar aus Munster auf die französische Seite geraten, Gott weiß wie, und eigentlich war es egal, auf welcher Seite es Onkel Albert erwischt hatte. –

Richard Castan, der Vater von Albert und Bertel Castan, war etliche Jahre vor der Jahrhundertwende von den Deutschen als höherer Verwaltungsbeamter von Kassel nach Straßburg versetzt worden. Er heiratete, obwohl Protestant, eine Elsässerin und wollte die alsbald geborenen Zwillinge aus einer kameralistischen Ordnungsmarotte heraus Albert und Bertal (Al-bert und Bert-al) taufen lassen, wobei aber ‚Bertal‘ mit ‚a‘ bei der Eintragung ins Kirchenbuch beim Pfarrer auf Bedenken stieß. Wäre nicht schon der Name Albert hineingeschrieben gewesen, hätte Richard Castan sicherlich nach zwei neuen Namen gesucht. So akzeptierte er den Vorschlag des Pfarrers, statt Bertal das Kind doch einfach Bertel zu nennen; zwar sei Bertel nicht nur eine Kurzform von Berthold, sondern auch von Albert, insofern unterschieden sich die beiden Namen nicht sehr voneinander, aber das träfe ja auch für diese beiden Buben zu, die doch kaum auseinanderzuhalten seien.

In der Tat waren die beiden Säuglinge schon häufig von der Kinderfrau und gelegentlich sogar von der Mutter verwechselt und so sicherlich schon mehrmals vertauscht worden, bis der Vater, der nichts höher schätzte als eine verlässliche Ordnung, ein Machtwort sprach und die inzwischen an den Handgelenken angebrachten verschiedenfarbenen Wollfäden kurzerhand abschnitt und einen der beiden Buben, dem fortan der Name Albert endgültig zugeordnet wurde, von einer robusten Femme Tatoueur in Colmar unverwechselbar kennzeichnen ließ, indem er sie anwies, an der Innenseite des rechten Oberarms ganz klein ein ‚A‘ für ‚Albert‘ anzubringen. Doch bei einer derartigen Ähnlichkeit, die schon einer völligen Gleichheit nahekam, konnte es, obwohl sachlich ausreichend, nicht bei der Markierung von nur einem der beiden Knaben bleiben. Bertel habe sogleich unüberhörbar aufgemuckt, hatte Vater Castan später immer wieder einmal erzählt, und obwohl Bertel mit seiner Unmutsäußerung einen anderen Grund gehabt haben mochte, hatte der Vater damals sogleich erkannt, dass selbstverständlich beide strikt gleichbehandelt werden mussten, und so hatte Bertel nur Minuten später ebenfalls seine Tätowierung, ein ‚B‘ für ‚Bertel‘, erhalten. Das kleine Aufmucken Bertels, das dazu führte, dass auch er tätowiert worden ist, wäre eine kaum berichtenswerte Belanglosigkeit geblieben, hätte es nicht letzten Endes, fast fünfzig Jahre später, Bertel das Leben gekostet. –

Einige Jahre nach dem Krieg ist man bei Aufräum- und Umbettungsarbeiten am Hartmannsweilerkopf auf eine gut erhaltene Erkennungsmarke gestoßen, die, wie sich rasch ermitteln ließ, die Erkennungsmarke von Albert Castan war. Erst damit konnte behördlicherseits die endgültige Tot-Erklärung erfolgen. Als dann Bertel, der bis dahin noch immer auf die Heimkehr Alberts gehofft hatte, die endgültige Nachricht vom Tod seines Zwillingsbruders durch einen Bediensteten der Mairie überbracht wurde, da hatte er, so erzählte man es sich in der Familie, ohne eine erkennbare Regung starr geradeaus geblickt, am Überbringer vorbei, mit dem gleichen leichten Lächeln, mit dem er den Boten empfangen hatte, so als habe er nichts verstanden, ja nicht einmal etwas gehört, und er behielt diese erstarrte Haltung auch noch bei, als der Überbringer mit seinen unbeholfen zurechtgelegten Sätzen längst zu Ende gekommen war. Der freilich hatte mit irgendeiner Antwort gerechnet, mit irgendeiner Äußerung wenigstens, man würde dann schon weitersehen, was noch zu sagen sei, und ein Wort würde das andere ergeben, und er würde sich dann bald wieder verabschieden, denn so gut kannte er den Herrn Castan ja nicht.

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