Vincent entschied sich für blond anliegend, lächelnd, breite Wangen, römische Eleganz, breiter Mund.
Goldstar wurde in einer länglichen Schachtel aus metallverstärkter Pappe geliefert. Vincent öffnete sie selbst, während Jasmin belustigt zuschaute. Der Edelroboter war in einem weißen Overall geliefert worden; außerdem lagen vier Kleider, passend zu verschiedenen Anlässen, in der Schachtel.
A 1291 wusste um die neue Hausbewohnerin, aber niemand hatte ihm befohlen, der Ankunft beizuwohnen. Er blieb reglos in seiner Nische neben der Garderobe stehen und lauschte dem lichtschnellen, lautlosen Verkehr der Kollegen im Länderrat.
Vincent erschrak, als die Roboterfrau von selbst aufstand und aus der Schachtel kletterte; Jasmin dachte unpassend an eine Auferstehungsszene.
»Guten Tag. Ich bin Nelly«, waren die ersten Worte der Neuanschaffung, »aber Sie können mir auch einen anderen Namen geben. Ich empfehle das sogar, denn in der Fabrik werden alle weiblichen Roboter auf Nelly programmiert.«
Vincent musste erst Atem holen, so überwältigt war er. Nellys Stimme floss wie weicher Honig über ihre Kunstlippen. Ihr blondes Haar umschmeichelte ihre kleinen Ohren. Endlich fand er wieder Worte.
»Ich werde dich Miranda nennen. Einverstanden, Jasmin?«
»Einverstanden, es ist dein Spielzeug«, erwiderte sie.
»Zeige mir deinen Arm, Miranda«, fuhr Vincent fort.
Er berührte ihre Finger, die nackte Haut des Arms und staunte. »Das ist unglaublich. Du bist echt, ja echt. Bist du von Kopf bis Fuß so?«
»Ja. Soll ich es Ihnen zeigen?«
Er schaute zu Jasmin, zögerte und sagte: »Nein, nicht nötig. Aber sag’ mir etwas: Wie kann man euch von den Menschen unterscheiden?«
Auf Mirandas Gesicht zeichnete sich ein kleines Lächeln ab. »Schauen Sie in meine Augen. Wimpern sind vorhanden, aber sie bewegen sich nicht, weil unsere Augen keine Flüssigkeit brauchen. Mit anderen Worten, meine Augen und die meiner Kollegen sind ständig offen. Übrigens auch die der A-Klasse.« Sie machte eine Pause, als wenn sie nachdächte. »Aber das merken die wenigsten. Und denen, die es merken, ist es egal.«
»Schön«, sagte Vincent. »Jetzt müssen wir noch einen Platz für dich finden.«
A 1291 und seine Ratskollegen fanden rasch heraus, dass die Teilnahme an öffentlichen Wahlen und Abstimmungen erheblich schwieriger war, als sie sich das vorgestellt hatten. Rationales Denken half nicht weiter, weil ihnen das Basiswissen fehlte.
»Zuerst müssen sie uns das allgemeine Stimm- und Wahlrecht zugestehen«, eröffnete A 1291 die Ratssitzung.
A 28: »Wer ist dafür zuständig?«
»Beim Bund wohl die Abteilung für Bevölkerungsentwicklung innerhalb des EDOR. Die wissen genau, wer welche Roboter besitzt.«
A 28: »Man führt uns nur mit unseren Nummern. Auf die Wahllisten gehören Namen, nicht Zahlen.«
»Sie werden versuchen, uns mit der Begründung abzuweisen, das Stimm- und Wahlrecht stehe nur Schweizer Staatsbürgern zu.«
A 733: »Sind wir keine Schweizer?«
A 1291: »Nein.«
A 733: »Was denn?«
Der Vorsitzende – er mochte nicht Präsident genannt werden – schwieg fast eine ganze Sekunde, ehe er antwortete. »Wir sind keine Menschen, wie ähnlich wir uns auch geben. Es gibt dafür keinen Präzedenzfall. Sie müssen uns am besten zu Schweizern machen und uns danach das Recht verleihen, an Wahlen und Abstimmungen teilzunehmen. Dazu brauchen wir menschliche Hilfe, einen Rechtsanwalt mit viel Fantasie.«
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