Dominique Manotti
MARSEILLE.73
Aus dem Französischen von Iris Konopik
Ariadne 1247
Argument Verlag
www.argument.de
Titel der französischen Originalausgabe: Marseille 73
© Éditions Les Arènes, Paris, 2020
Deutsche Erstausgabe
Alle Rechte vorbehalten
© Argument Verlag 2020
Glashüttenstraße 28, 20357 Hamburg
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Umschlag: Martin Grundmann, unter Verwendung einer alten Postkarte
Lektorat: Else Laudan
ISBN (Buch) 978-3-86754-247-0
ISBN (Epub) 978-3-86754-836-6
ISBN (Mobi) 978-3-86754-837-3
Vorbemerkung Vorbemerkung Willkommen zu einem Abstecher in die Geschichte des Rassismus. Während die Côte d’Azur in der Sommersonne glitzert, das Werftgelände in La Ciotat vom Arbeitslärm widerhallt, der Duft von Couscous durch die Gassen von Marseille zieht und im alten Hafen versenkte Leichen auftauchen, liegt die militante Kolonialpolitik Frankreichs kaum mehr als ein Jahrzehnt zurück. Pieds-Noirs, Algerienheimkehrer, finden sich in allen Strukturen der Stadt und reiben sich an der Anwesenheit maghrebinischer Arbeitskräfte. In der Polizeizentrale Évêché tobt ein Kleinkrieg zwischen den Etagen, chauvinistische Seilschaften mauscheln und verwalten ihre Pfründe. Doch auch die Gegenseite schläft nicht … Commissaire Théo Daquin ist der lange Arm Dominique Manottis, mit ihm greift sie in die Vergangenheit und knöpft sich die Gemengelage vor, die in Frankreich den radikalen Nationalismus zur Blüte trieb. Im Spannungsfeld schwelender sozialer Konflikte, selbsternannter Scharfrichter und mehr oder weniger subtil hetzender Medien muss Daquin mit seinen Inspecteurs alle Register ziehen, um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Der politisierten Leserin drängen sich bei der Lektüre Parallelen zu Ermittlungspannen um die NSU-Morde auf, und das ist nicht die einzige schmerzhafte Aktualität in diesem historischen Roman policier . Manotti erweckt die sich bekriegenden Interessen zum Leben, gießt sie in Figuren, deren Treiben und Streben sich zu einem fesselnden Ermittlungsthriller fügt, zutiefst noir, hochpolitisch und so rasant wie sinnlich. Großes Kino. Else Laudan Ein Personenverzeichnis sowie eine Erläuterung zur Organisation der Marseiller Polizei 1973 hat Dominique Manotti diesem Roman nachgestellt. Wir haben für deutsche Leser*innen ein Glossar mit Begriffen, Organisationen und Abkürzungen ergänzt (im Text fett markiert).
Prolog
Mittwoch, 15. August
Montag, 20. August
Dienstag, 21. August
Mittwoch, 22. August
Donnerstag, 23. August
Freitag, 24. August
Sonntag, 26. August
Montag, 27. August
Dienstag, 28. August
Mittwoch, 29. August
Donnerstag, 30. August
Freitag, 31. August
Samstag, 1. September
Sonntag, 2. September
Montag, 3. September
Dienstag, 4. September
Mittwoch, 5. September
Donnerstag, 6. September
Freitag, 7. September
Samstag, 8. September
Sonntag, 9. September
Montag, 10. September
Dienstag, 11. September
Mittwoch, 12. September
Donnerstag, 13. September
Freitag, 14. September
Samstag, 15. September
Sonntag, 16. September
Montag, 17. September
Dienstag, 18. September
Mittwoch, 19. September
Donnerstag, 20. September
Freitag, 21. September
Samstag, 22. September
Montag, 24. September
Dienstag, 25. September
Mittwoch, 26. September
Donnerstag, 27. September
Freitag, 28. September
Samstag, 29. September
Sonntag, 30. September
Montag, 1. Oktober
Dienstag, 2. Oktober
Mittwoch, 3. Oktober
Donnerstag, 4. Oktober
Freitag, 5. Oktober
Samstag, 6. Oktober
Sonntag, 7. Oktober
Montag, 8. Oktober
Liste der Protagonisten
Die Polizei in Marseille.73
Nachbemerkung
Dank
Glossar
Willkommen zu einem Abstecher in die Geschichte des Rassismus. Während die Côte d’Azur in der Sommersonne glitzert, das Werftgelände in La Ciotat vom Arbeitslärm widerhallt, der Duft von Couscous durch die Gassen von Marseille zieht und im alten Hafen versenkte Leichen auftauchen, liegt die militante Kolonialpolitik Frankreichs kaum mehr als ein Jahrzehnt zurück. Pieds-Noirs, Algerienheimkehrer, finden sich in allen Strukturen der Stadt und reiben sich an der Anwesenheit maghrebinischer Arbeitskräfte. In der Polizeizentrale Évêché tobt ein Kleinkrieg zwischen den Etagen, chauvinistische Seilschaften mauscheln und verwalten ihre Pfründe. Doch auch die Gegenseite schläft nicht …
Commissaire Théo Daquin ist der lange Arm Dominique Manottis, mit ihm greift sie in die Vergangenheit und knöpft sich die Gemengelage vor, die in Frankreich den radikalen Nationalismus zur Blüte trieb. Im Spannungsfeld schwelender sozialer Konflikte, selbsternannter Scharfrichter und mehr oder weniger subtil hetzender Medien muss Daquin mit seinen Inspecteurs alle Register ziehen, um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Der politisierten Leserin drängen sich bei der Lektüre Parallelen zu Ermittlungspannen um die NSU-Morde auf, und das ist nicht die einzige schmerzhafte Aktualität in diesem historischen Roman policier . Manotti erweckt die sich bekriegenden Interessen zum Leben, gießt sie in Figuren, deren Treiben und Streben sich zu einem fesselnden Ermittlungsthriller fügt, zutiefst noir, hochpolitisch und so rasant wie sinnlich. Großes Kino. Else Laudan
Ein Personenverzeichnissowie eine Erläuterung zur Organisation der Marseiller Polizei 1973hat Dominique Manotti diesem Roman nachgestellt. Wir haben für deutsche Leser*innen ein Glossarmit Begriffen, Organisationen und Abkürzungen ergänzt (im Text fett markiert).
1973. Grasse, reizendes provenzalisches Städtchen mit seinen Blumen, seinen Düften, seinen dreißigtausend Einwohnern und knapp tausend zugewanderten Arbeitskräften, häufig aus Tunesien, Landarbeiter, Bauarbeiter, allesamt Schwarzarbeiter.
Im Herbst 1972 beschließt die französische Regierung, die migrantische Bevölkerung strenger zu kontrollieren als bisher. Der Runderlass Marcellin-Fontanet verlangt, dass Einwanderer, die sich in Frankreich niederlassen wollen oder dort bereits ansässig sind, einen Arbeitsvertrag und eine »anständige« Wohnung vorweisen müssen, ehe sie eine Aufenthaltserlaubnis erhalten und so »legalisiert« werden. Damit wechseln 86 Prozent der Immigranten in Frankreich von der Rubrik »Schwarzarbeiter« in die Rubrik »illegale Arbeitskräfte« und bilden von einem Tag auf den anderen eine neue Kategorie, die der »Sans-Papiers«, der »Illegalen«: ab Sommer ’73 Abschiebekandidaten.
Als der Termin näherrückt, an dem das Gesetz in Kraft treten soll, wirft sich die nationalistische rechtsextreme Bewegung Ordre nouveau in die Bresche, die die Regierung geschlagen hat, und lanciert am 9. Juni 1973 die landesweite Kampagne »Stoppt die wilde Einwanderung«.
In Grasse wie andernorts fühlen sich die eingewanderten Arbeiter bedroht. Sie haben weder Arbeitsvertrag noch anständige Unterkunft. Am 11. Juni 1973 halten sie in der Altstadt, wo viele von ihnen in Bruchbuden leben, eine Versammlung unter freiem Himmel ab und beschließen, am nächsten Tag für Arbeitsverträge und anständige Unterkünfte zu streiken. Über Nacht bedecken sich die Mauern der Stadt mit Schwarzweißplakaten, der Slogan »Stoppt die wilde Einwanderung« trägt den Stempel des Ordre nouveau .
Viele folgen dem Streikaufruf für den 12. Juni, zwei- bis dreihundert Streikende versammeln sich am Morgen vor dem Rathaus von Grasse. Sie verlangen, dass der Bürgermeister eine Delegation empfängt, die ihm ihre Forderungen vortragen soll.
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