Dominique Manotti
AUSBRUCH
Aus dem Französischen
von Andrea Stephani
Ariadne Krimi 1218
Argument Verlag
Dominique Manotti erzählt in Ausbruch vom Verführen und Verführtwerden, von der Verlockung des Mythos. Eingeflochten in den erzählerischen Zopf ist die Historie der italienischen Linken durch drei Dekaden. Und die Geschichte in der Geschichte führt vor Augen, wie schmal der Grat zwischen Erlebtem und Erträumtem sein kann. Ein doppelbödiger, raffinierter Roman noir.
Weiterführende Links zu realen historischen Bezügen:
www.deutschlandfunk.de/mein-blut-komme-uebereuch.1170.de.html?dram:article_id=184015
www.spiegel.de/spiegel/print/d-13530100.html
www.spiegel.de/spiegel/print/d-40351644.html
www.heise.de/tp/artikel/28/28766/1.html
http://jungle-world.com/artikel/2002/32/23508.html
www.sueddeutsche.de/kultur/fanny-ardant-veraergertitaliener-helden-und-terroristen-1.878600
Eine kleine Legende zu politischen Termini befindet sich am Ende des Buches.
Dominique Manotti , 1942 geboren, lehrte als Historikerin an verschiedenen Pariser Universitäten Wirtschaftsgeschichte der Neuzeit. Sie kam erst mit fünfzig Jahren zum Schreiben und veröffentlichte seither neun zum Teil preisgekrönte Romane.
Ariadne Krimis
Herausgegeben von Else Laudan
www.ariadnekrimis.de
Titel der französischen Originalausgabe:
L’évasion
© Éditions Gallimard, Paris, 2013
Deutsche Erstausgabe
Alle Rechte vorbehalten
© Argument Verlag 2014
Glashüttenstraße 28, 20357 Hamburg
Telefon 040/4018000 – Fax 040/40180020
www.argument.de
Umschlag: Martin Grundmann
Fotomotiv: © Vitaly Krivosheev, Fotolia.com
Lektorat: Iris Konopik & Else Laudan
Satz: Iris Konopik
ISBN 9783867549646
1. digitale Auflage 2014: Zeilenwert GmbH
Erste Auflage 2014
Cover
Titel Dominique Manotti AUSBRUCH Aus dem Französischen von Andrea Stephani Ariadne Krimi 1218 Argument Verlag
Vorwort Dominique Manotti erzählt in Ausbruch vom Verführen und Verführtwerden, von der Verlockung des Mythos. Eingeflochten in den erzählerischen Zopf ist die Historie der italienischen Linken durch drei Dekaden. Und die Geschichte in der Geschichte führt vor Augen, wie schmal der Grat zwischen Erlebtem und Erträumtem sein kann. Ein doppelbödiger, raffinierter Roman noir. Weiterführende Links zu realen historischen Bezügen: www.deutschlandfunk.de/mein-blut-komme-uebereuch.1170.de.html?dram:article_id=184015 www.spiegel.de/spiegel/print/d-13530100.html www.spiegel.de/spiegel/print/d-40351644.html www.heise.de/tp/artikel/28/28766/1.html http://jungle-world.com/artikel/2002/32/23508.html www.sueddeutsche.de/kultur/fanny-ardant-veraergertitaliener-helden-und-terroristen-1.878600 Eine kleine Legende zu politischen Termini befindet sich am Ende des Buches. Dominique Manotti , 1942 geboren, lehrte als Historikerin an verschiedenen Pariser Universitäten Wirtschaftsgeschichte der Neuzeit. Sie kam erst mit fünfzig Jahren zum Schreiben und veröffentlichte seither neun zum Teil preisgekrönte Romane.
Impressum Ariadne Krimis Herausgegeben von Else Laudan www.ariadnekrimis.de Titel der französischen Originalausgabe: L’évasion © Éditions Gallimard, Paris, 2013 Deutsche Erstausgabe Alle Rechte vorbehalten © Argument Verlag 2014 Glashüttenstraße 28, 20357 Hamburg Telefon 040/4018000 – Fax 040/40180020 www.argument.de Umschlag: Martin Grundmann Fotomotiv: © Vitaly Krivosheev, Fotolia.com Lektorat: Iris Konopik & Else Laudan Satz: Iris Konopik ISBN 9783867549646 1. digitale Auflage 2014: Zeilenwert GmbH Erste Auflage 2014
Kapitel 1 - Februar / März 1987
Kapitel 2 - März 1987, Paris
Kapitel 3 - März 1987 bis Februar 1988 Paris, La Défense
Kapitel 4 - Februar / März 1988, Paris
Kapitel 5 - Mai 1988, Paris
Kapitel 6 - Juni 1988, Frankreich / Italien
Kapitel 7 - Ende Juni bis Juli 1988 Frankreich / Italien
Kapitel 8 - 27. bis 29. Juli 1988
Kleine Legende zu politischen Termini
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8. Februar, Rom und Umland
Der Müllraum stinkt. Ein großer Container, der von schwarzen Säcken überquillt, Betonboden, keine Fenster, zwei trübe Neonröhren, ein eiserner Rollladen mit Metallgitter riegelt das Kabuff ab. Filippo ist wütend. Wenn er sonst zum Fegen und Schrubben kommt, war die Müllabfuhr schon da, die Container sind leer und es stinkt nicht so. Heute ist der Geruch fast unerträglich. Brechreiz, aber gut, er hat keine Wahl, macht sich an die Arbeit. Er fegt und schrubbt den Boden, kippt Desinfektionsmittel und große Eimer Wasser darüber. Sechs Monate Knast hinter ihm, noch 410 Tage abzusitzen, irrsinnige Lust zu türmen, aber wie? Und was dann? Erneuter Schwung Wasser, Blick auf die Uhr. In einer Viertelstunde ist die Plackerei geschafft, Stechuhr, wieder hoch in die Zelle ... 410 Tage, verdammt, noch 410 Tage ... Plötzlich springt draußen der Rollladenmotor an, der Rollladen vibriert. Panik. Das ist noch nie vorgekommen. Ich sollte gar nicht hier sein, wenn das Tor aufgeht. Was mache ich jetzt? Verwirrter Blick auf die Uhr, es ist doch aber meine Zeit. Ein Rumpeln im Müllschlucker, etwas knallt gegen die Wände, ein zur Kugel zusammengerollter Körper saust in den Container, faltet sich auseinander und taucht zwischen die Abfälle ab. Filippo hat gerade noch seinen Zellengenossen erkannt, Carlo, eine Flut krauser Reaktionen, mein einziger Freund haut ab ... und ohne mich ... Der Rollladen beginnt sich zu heben, ein Streifen Tageslicht auf dem Boden. Ich hier, während er abhaut, man wird mich beschuldigen, Komplize, ich fang mir noch ein Jahr ein, mindestens ... Einzelhaft. Ohne weiter nachzudenken, springt Filippo mit gestreckten Armen hoch, packt den Rand der Containerwand, Klimmzug, und taucht seinerseits in den Müllhaufen ein. Er hört Carlo sehr leise fluchen und sagen: »Grab dich runter, verdammt, und bedeck dein Gesicht«, dann verliert er den Kontakt zu ihm. Er zieht sich sein T-Shirt übers Gesicht, schließt die Augen und wühlt sich zwischen den Säcken zum Containergrund. Das Plastik lässt ihn gut gleiten, aber der Gestank, das Gewicht auf ihm, er kriegt keine Luft. Ein aufgerissener Sack, Arme und Kopf versinken in Klebrigem, Breiigem, Fauligem, Kratzigem, und dieser Gestank. Jäh erbricht er sich. Voll ins Gesicht. Tu was, verlier nicht die Nerven, sonst krepierst du, runter mit dem Shirt, schnäuz dich, atme ruhig, ganz flach, und halt dir dabei was vor Mund und Nase. Zusammengerollt und mit sehr langsamen Bewegungen versucht Filippo sich eine Luftblase zu schaffen. Er horcht auf die Geräusche draußen. Gerade hat der Mülllaster einen leeren Container abgesetzt. Er stellt sich vor, wie die Wärter im Hof einmal um ihn herumgehen. Jetzt lädt der Lkw ihren Container auf. Ein Schlag gegen die Wände, der Container hebt ab, wird hochgezogen, erneuter Schlag, er ist auf dem Lkw, ein Moment vergeht, bestimmt legen die Müllmänner jetzt die Plane drüber, der Motor wird lauter, sie fahren, ein Halt, Herzklopfen, bestimmt heben die Wärter jetzt die Plane an, kontrollieren den Containerinhalt, Filippo macht sich ganz klein, der Lkw fährt wieder an, rollt in gleichmäßigem Tempo. Er ist draußen. Filippo fasst es nicht. Was mache ich hier eigentlich? Er verliert kurz das Bewusstsein.
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