Hanno Rinke - Fast am Ziel

Здесь есть возможность читать онлайн «Hanno Rinke - Fast am Ziel» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Fast am Ziel: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Fast am Ziel»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Über 99 Umwege von Hamburg nach Apulien
Hanno Rinke ist fast am Ziel. Zufrieden kann er auf ein erfülltes Leben zurückschauen. Trotzdem – und von Abenteuerlust getrieben – fährt er aber noch einmal die Stationen seines Lebens ab. Genauer genommen, er lässt sich fahren – mal im Mercedes, mal im Rollstuhl. Zusammen mit Silke und Rafal, den Gefährten seines Alterns, reist Hanno sieben Wochen lang über 99 Umwege von seiner Heimatstadt Hamburg nach Apulien, seinem Sehnsuchtsort, und wieder zurück.
Unterwegs macht das Trio an jenen Orten, Gasthöfen und Stränden halt, die Hanno mit prägenden Erinnerungen verbindet: an seine Kindheit, an leidenschaftliche Nächte als (junger) Mann, an Künstler aus seinem Berufsleben und an Albernheiten, die zu schön sind, um sie wegzulassen.
Der Ausflug in die Vergangenheit, der weniger von Sentimentalität bestimmt ist als von Neugier, bietet reichlich Gelegenheit zum Sinnieren über Welt­geschehen, Politik, Religion, Alter und natürlich Sex.
Hanno beobachtet, analysiert schonungslos seine Umwelt und sich selbst und pointiert. Ein herrlich subjektiver Reisebericht voller Geschichte und Geschichten, Erlebtem und Erdachtem, Unbequemem und Versöhnlichem.

Fast am Ziel — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Fast am Ziel», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Unsolidarischerweise gingen oder fuhren wir dann die fünfzig Meter aufwärts zu seinem Onkel im ‚Grissianer Hof‘.Der Ort Grissian besteht aus diesen beiden Häusern und einer Feuerwehr-Station. Wenn es brennt, ist der Schlauch nicht weit.

Wir hatten wieder eine schöne, lange Tafel. Die Sitzordnungen für die einzelnen Veranstaltungen drückt mir Silke immer rechtzeitig in die Hand, damit nicht plötzlich zweimal dieselben Leute nebeneinander sitzen: Das wäre ein gastgeberischer Fauxpas. Wichtig auch, dass jede Dame einmal mich zum Tischherrn hat. So etwas ist genauso wichtig wie die Speisefolge, aber ich habe genügend internationale Meetings ausgerichtet, um an solchen Aufgaben nicht zu verzweifeln. Mary, die in ihrer rußgeschwärzten Küche zwischen Schnitzel und Schweinsbraten hin und her gewechselt war, hätte sich womöglich darüber gewundert, dass sich ihr Sohn, agenturberaten, schon im Internet anpreist: „Wir möchten unseren Gäste vor allem mit regionalen Produkten ein ganz besonderes Geschmackserlebnis bieten.“ Das Geschmackserlebnis hielt den Anforderungen stand; wir hatten ja auch schon einiges im Magen. Sehr froh war ich, dass später unten im Ort niemand den Vorschlag machte, aufzubleiben, bis mein neues Lebensjahr begann. Carsten, Rafał und Giuseppe traue ich zu, um Mitternacht zwischen all den jungen Männern im ‚Rossini‘ einen Schluck auch auf mein Wohl getrunken zu haben, falls sie dort nicht gerade anderweitig beschäftigt waren.

54

FÜNF STERNE UNTER GRAUEM HIMMEL

UMWEG #11

SONNTAG, 19. JUNI 2016

Siebzig zu werden ist kein Ruhmesblatt, seit es Antibiotika gibt. Bedeutende Menschen haben dieses Alter zuvor nicht erreicht, längst Vergessene haben es seither weit übertroffen. Ich liege wie üblich im Mittelfeld dazwischen, habe also eine noch mindestens so glorreiche Zukunft, wie Honecker sie der DDR zum vierzigsten Jubiläum vorhergesagt hat.

Hatten wir gestern auf dem Weg zu Mary die Hänge westlich der Etsch erobert, so machten wir uns heute auf den Bergweg östlich des Flusstals: zur Fragsburg. Alles aus möglichst vielen unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist in westlichen Köpfen und Medien verankert: Der Kapitalismus muss sich in die Konsumenten hineinversetzen und Gemeinsamkeiten auf- spüren – wie will er sonst der Kund- schaft etwas verkaufen? Dem strammen Sozialisten reicht die edle Idee, der Ungläubige muss sich an der Kasse etwas einwickeln lassen, um Befriedigung zu finden. Die noble Fragsburg liegt in über- schaubarer Höhe. Früher ließen wir dort das Auto stehen, spazierten die Wiesen erst aufwärts, dann wieder abwärts und aßen anschließend an karierter Tischdecke Kaiserschmarrn. Jetzt nicht mehr.

„Eingebettet in die alpin-mediterrane Bergwelt Südtirols thront das Schlosshotel ,Castell Fragsburg‘als ein Refugium der Ruhe hoch über Meran.“ Und weiter: „Egal, wie oft wir selbst unsere cinematographische Glas-Loggia schon betreten haben und über die Brüstung der Panorama-Terrasse hin-weg die faszinierende Kulisse Merans erblickten, selbst wir sind jedes Mal aufs Neue von der gewaltigen Schön-heit der Natur rund um uns wie verzaubert“, singen alle vom Fünf-Sterne-Generaldirektor aus Wien bis zum Zwiebelzerkleinerer aus dem Senegal unter Tränen im Werbechor der Homepage.

An Draußenessen war nicht zu denken, Panorama hin oder her, aber das 55Getränkebüfett konnten wir doch für den Aperitif in der Veranda ‚plündern‘, dazu gab es schon mal ein paar Häppchen, die im Senegal eine ganze Familie ernährt hätten. Nun packte ich wie vorgesehen meine Geschenke aus und war gerührt über Einfallsreichtum und Einfühlungsvermögen meiner Freunde. Da ich mir den Ruf erworben habe, kaufen zu können, was ich will, besteht die Herausforderung darin, mich mit Dingen zu überraschen, auf die ich selbst nicht gekommen wäre. Inzwischen habe ich die Bücher gelesen, die Kleidungsstücke angetragen und meine Vorfreude auf den Besuch der Elbphilharmonie gesteigert.

Während immer mehr farbiges Papier auf dem Holzboden landete, wurden die Kanapees weniger, die Gläser leerer und die Berge freier. Ich sah mir die feierliche Tafel an: ging gar nicht! Silkes telefonische Anordnung war nicht befolgt worden. Fürs Personal ist es natürlich bequem, wenn oben und unten niemand sitzt und die Bedienenden den Tisch leichtfüßig umrunden können. Mit meiner Sitzordnung war es unvereinbar, denn es hätte bedeutet, dass vier Personen auf je einer Seite keinen Nachbarn hätten, und zwei dieser Unglücklichen wären ausgerechnet Silke und ich gewesen. Wir gehörten ans Kopf- und ans Schwanz-, äh, an die beiden Kopfenden. Es musste eilig umdekoriert werden, dann kamen auch schon die Frohgestimmten leicht fröstelnd von draußen. Nun saßen wir so weit auseinander, dass jede Unterhaltung den Kehlkopf übermäßig strapazierte. Nachdem ein Tisch aus dem Ensemble entfernt worden war und alle gemütlich zusammenrücken konnten, wurde es dann aber ein sehr schönes, langes, stimmungsvolles Geburtstags- essen mit mehr und mehr Sonnenschein jenseits der riesigen, geöffneten Fenster.

Dementsprechend fiel die abendliche Verköstigung weit weniger gehaltvoll aus. Das ‚357‘liegt gleich bei uns um die Ecke. Sein Name bezieht sich auf die Hausnummer an der ‚Via-Cavour-Straße‘ wie sie in Südtiroler Zweisprachigkeit heißt, und die Zahl wird von Italienern ‚trecinquesette‘ aus- gesprochen. Deutsche sagen: „Drei-hundertsiemunfuffzich“. Es gab Pizza und viel zu erzählen, und ich horchte in mich hinein, ob ich mich so alt fühlte, wie ich jetzt war.

Meine Altersgenossen, die damals alles umkrempeln wollten, waren mindestens so radikal und gläubig, wie ihre Eltern es gewesen waren, nur dass alles, was den Jungen nicht ins Weltbild passte, jetzt ‚faschistisch‘ hieß: ein Begriff, ehemals 56Auszeichnung, jetzt Schimpfwort, so wohlfeil wie inflationär. Ich hatte sie für Idioten gehalten, alle zusammen. Von der Liberalisierung profitierte ich trotzdem, eher lauthals als stillschweigend, aber der nachprüfbare Kontrapunkt interessierte mich immer mehr als der angebliche Konsumterror. Partituren sind realer als Utopien: Sie lassen sich wenigstens umsetzen. An etwas glauben zu können, ist vielleicht Gnade, aber niemals Verdienst. Und an etwas geglaubt zu haben, taugt vielleicht zu wehmütigen Erinnerungen, aber nicht als Entschuldigung – genauso wenig, wie es zur Rechtfertigung dienen kann, an nichts geglaubt zu haben. Im Alter werden die Huren fromm und die Radikalen zahm. Trifft nicht zu auf mich. Sähe ich nicht so abgewrackt aus, ich würde behaupten, ich habe mich nie verändert.

Zum Tagesausklang gab es noch eine besondere Attraktion: Wir versammelten uns auf der Terrasse, Licht gleißte auf, Feuerwerk-Fontänen stoben in die Nachtluft, Shirley Bassey behauptete in der englischen Version ‚Fafafa‘ einer italienischen Canzone aus dem Lautsprecher heraus, was ich seit, oh mein Gott, fünfzig Jahren schon von ihr wusste: ‚We’re only young but once then youth is gone. You can’t go back in time, for time goes on.‘ ‚Live for today, today is all that matters‘, behauptet sie weiter im Text kämpferisch-resignierend, während das italienische Original nur bedauert, dass ‚Il carnevale‘ vorbei sei. Vielleicht stimmt es nicht, dass ich keine Idole hatte, habe ich nicht doch auf inbrünstig-ironische Art für Shirley Bassey geschwärmt, während Gleichaltrige glaubten, ‚Black Sabbath‘ würde ihnen neue Welten erschließen? Dass Shirley Bassey auf dem Festival von San Remo sang und ihre Italien-Liebe so weit trieb, dass sie den Assistenten des Hoteldirektors heiratete, aber nicht irgendeines italienischen Hotels, sondern den vom ,Excelsior‘ auf dem Lido, das passte in Haralds und meine Gewissheit, dass Glamour und Kitsch einander nicht ausschließen, sondern bedingen. Von Silke, unserer Artist-Promotion-Expertin im Pop-Bereich, wusste ich außerdem schon damals, dass Rabauken, die in ihren Songs die Ungerechtigkeit der Welt anprangerten, gern in Nobel-Restaurants feierten, dort immerhin, um unetabliert zu bleiben, mit Gläsern um sich schmissen, oder aber gleich jenseits der Bühne unerkannt im Maßanzug liefen und ihre Kinder auf Privatschulen schickten. Vielleicht war unser Modell, das falsche Pathos der echten Empörung vorzuziehen, zynisch, aber dafür blieb es uns erspart, im späteren Alter Lebenslügen als wahre Werte ausgeben zu müssen. 57Shirley Basseys gespielte Zügellosigkeit ‚Today is all that matters‘ liebte ich vielleicht deshalb inbrünstig, weil sie mir auf immer versagt blieb: Ich konnte den Augenblick monatelang planen, ich konnte ihn hinterher jahrelang beschreiben – genießen konnte ich ihn nie, und so hätte Mephisto als Verführer an mir noch weniger Freude gehabt, als er sie an Faust hatte. Meine Mutter dagegen hat in ihrer Wahl für Rita Hayworth womöglich mehr Klasse bewiesen als ich mit meiner Shirley-Bassey-Schwärmerei: Irene konnte es fast ernst meinen, ich fast nicht. Rafał tanzte in der Mitte des Gartens, schimmernd erleuchtet, mit nacktem Oberkörper, während er zwischen den Fingern einen gefiederten Stab hin und her balancierte. ‚Fireball‘ nannte er die Performance. Es hatte etwas Magisches. Es war Artistik, es war Voodoo, es war eine Zueignung. Die Sterne zwinkerten in der Ferne: Einverständnis. Oder Bluff. ‚Il carnevale – fafafa – finice male – fafafa …‘ Ja, es endet eben alles schlecht, es sei denn, man betrachtet das Ende als Erlösung.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Fast am Ziel»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Fast am Ziel» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Fast am Ziel»

Обсуждение, отзывы о книге «Fast am Ziel» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x