Stéphane Etrillard
Mit Diplomatie zum Ziel
Wie gute Beziehungen
Ihr Leben leichter machen
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© 2013 GABAL Verlag GmbH, Offenbach
Das E-Book basiert auf dem 2013 erschienenen Buchtitel Mit Diplomatie zum Ziel von Stéphane Etrillard, © 2013 GABAL Verlag GmbH, Offenbach
ISBN Buchausgabe: 978-3-86936-473-5
ISBN epub: 978-3-86200-957-2
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Einleitung
1. »Dann mach doch deinen Kram alleine!« – wie Streit entsteht
2. Was wir von Diplomaten lernen können
3. Wenn das Tischtuch zerschnitten ist
4. Gute Beziehungen
5. Die anderen und ich
6. Farbe bekennen – wie Glaubwürdigkeit entsteht
7. Weniger ist manchmal mehr – vom Wert der Zurückhaltung
8. Das gute Gespräch
9. Die Klaviatur der Ausdrucksmöglichkeiten
10. Das Ziel vor Augen, die Konsequenzen im Blick
11. Erfolgreiche Verhandlungen kennen keine Verlierer
12. Explosionsgefahr! Emotionen unter Kontrolle
13. Bis hierhin und nicht weiter – bewusst Grenzen setzen
14. Diplomaten zeigen Charakterstärke
15. Das sensible Beziehungsgeflecht in Unternehmen
16. So war das nicht gemeint – wie Missverständnisse entstehen
17. Verhärtete Fronten – vom Umgang mit ernsthaften Konflikten
18. Heikle Gespräche
19. Jetzt kommt es darauf an – Ernstfall Krise
20. Sicher auf glattem Parkett
21. Mehr als zwei Meinungen – Diplomatie in Gruppen
22. Mit kleinen Gesten die Beziehung pflegen
Schlusswort
Literaturverzeichnis
Über den Autor
Beziehungen zu anderen Menschen gehören zweifellos zu den wichtigsten Dingen in unserem Leben – allen voran die privaten Beziehungen: zur Familie, zum Lebenspartner und zu Freunden. Aber auch die Kontakte im Berufs- und Geschäftsleben sind wichtig. Funktionierende Beziehungen geben uns Halt, machen uns glücklich und zufrieden, fangen uns auf, wenn wir einmal in Not sind, und machen das Leben leichter.
Doch es ist nicht immer einfach, gute Beziehungen aufzubauen und diese dauerhaft zu erhalten. Manchmal stehen wir uns selbst im Weg, manchmal missglücken wichtige Gespräche, manchmal wirken wir auf andere ganz anders als gedacht, manchmal gibt es Missverständnisse, die niemand bemerkt, und manchmal hat einer der Beteiligten seine Emotionen nicht unter Kontrolle und sagt etwas, das ihm später leidtut. Dann scheitern viele Beziehungen, noch bevor sie überhaupt richtig angefangen haben. Bestehende Beziehungen nehmen vielleicht Schaden oder gehen gar ganz in die Brüche.
Doch solche Entwicklungen sind keine unabänderlichen Naturphänomene. Wir können sie beeinflussen und haben es letztlich selbst in der Hand, wie wir die Beziehungen zu unseren Mitmenschen gestalten. Die Kunst der Diplomatie halte ich für eines der wirkungsvollsten Mittel, um gute Beziehungen zu gestalten. Diplomatie hat keineswegs nur für die politischen Bande zwischen Staaten eine Bedeutung; ihre Prinzipien lassen sich auch direkt auf unsere persönlichen Beziehungen übertragen. Und das Beste daran: Jeder kann die Kunst der Diplomatie erlernen und im Alltag anwenden. Sie ist kein starres Regelwerk für politische Funktionsträger und auch kein verstaubter Polit-Knigge. Sie beschreibt vielmehr eine ganz bestimmte Einstellung zu sich selbst und zum Gegenüber.
Ausschlaggebend sind dabei vor allem Aspekte wie gegenseitige Wertschätzung, faire Kommunikation, Aufmerksamkeit und Interesse für den anderen sowie die eigene Charakterstärke – und diese Punkte gehen uns alle an. Diplomatische Grundsätze lassen sich auf alle Arten von zwischenmenschlichen Beziehungen übertragen, ganz gleich, ob Ihr Gegenüber ein Kollege, eine Vorgesetzte, eine gute Freundin, ein Familienmitglied, Ihr Lebenspartner oder ein wichtiger Geschäftskontakt ist.
Deshalb möchte ich Ihnen in diesem Buch die Kunst der Diplomatie nahebringen und Ihnen zeigen, was Sie von Diplomaten lernen können, um im Privat- und Berufsleben gute Beziehungen aufzubauen und zu festigen. Dabei werden Sie eine Menge über sich selbst erfahren und nach der Lektüre Ihre Mitmenschen vielleicht mit anderen Augen sehen. Sie werden lesen, wie Sie Ihr eigenes Auftreten und Ihre Überzeugungskraft verbessern und mit Emotionen richtig umgehen, wenn diese außer Kontrolle zu geraten drohen. Auch die zentrale Bedeutung eines guten Gespräches und einer fairen Kommunikation wird ein Thema sein. Und Sie werden sehen, wie Sie mithilfe der Diplomatie schwierige Situationen und heikle Gespräche souverän meistern und dabei Ihre persönlichen Ziele verwirklichen.
Denn eines dürfen Sie nicht vergessen: Diplomatie bedeutet nicht, stets zurückhaltend, sanft und nachgiebig zu sein und die eigenen Bedürfnisse immer zurückzustellen. Diplomatie ist vielmehr eine besondere Art der Durchsetzungskraft: mit leisen Tönen, Konsequenz und Fairness und mit einem feinen Gespür für das Gegenüber und die Situation.
Nutzen Sie also die Kunst der Diplomatie, um Ihre Ziele zu erreichen und dabei die Beziehungen zu Ihren Mitmenschen zu stärken!
Ich wünsche Ihnen eine aufschlussreiche und anregende Lektüre.
Ihr Stéphane Etrillard
1. »Dann mach doch deinen Kram alleine!« – wie Streit entsteht
»Komm, lass mich das doch schnell erledigen.«
»Nein danke, mir macht das Spaß.«
»Aber bei dir dauert das doch Ewigkeiten. Außerdem benutzt du das falsche Werkzeug.«
»Ja, ich weiß schon, du kannst alles besser als ich.«
»Was soll denn das jetzt heißen? Ich will dir doch nur helfen.«
»Ich will deine Hilfe aber jetzt gar nicht.«
»Donnerwetter, bist du kompliziert! Statt da ewig rumzufummeln, könnte ich das in fünf Minuten erledigen.«
»Ich will gar nicht in fünf Minuten fertig sein, kapierst du das nicht!?«
»Jetzt motz mich doch nicht gleich so an!«
»Dann lass mich doch einfach in Ruhe!«
»Lass dir doch einfach mal helfen! – Manchmal verhältst du dich wirklich eigenartig.«
»Wer sich hier eigenartig benimmt, das bist du!«
»Dann mach doch deinen Kram alleine!«
Ein paar wenige, unbedachte Sätze – und schon haben die beiden den Salat und stecken mitten in einem Beziehungskonflikt. Dabei ging es ursprünglich lediglich darum, ein Fahrrad zu reparieren. Die Ursachen für das Dilemma? Vielleicht war einer der beiden ohnehin auf Streit gebürstet, auf jeden Fall fehlte es beiden an Weitsicht und Fingerspitzengefühl und sie schossen mit ihren Formulierungen weit übers Ziel hinaus.
Etliche Gespräche sind erstaunlich ineffektiv, kosten Zeit und Nerven – und oft auch Geld –, machen die Sachlage nur noch komplizierter und tragen nicht gerade dazu bei, irgendetwas zu klären. Manchmal steckt man urplötzlich mittendrin in einer eskalierenden Situation und fragt sich: Wie bin ich bloß hier hineingeraten? Und wie komme ich sauber wieder heraus? Die zweite Frage ist beinahe noch wichtiger, schließlich möchte niemand einen Scherbenhaufen hinterlassen. Auch wenn ein Wort zum anderen kommt und sich die Emotionen so lange hochschaukeln, bis sie schließlich überkochen – es muss eine Möglichkeit geben, die Situation wieder zu entschärfen. Denn mit den meisten Menschen wollen oder müssen wir eine gemeinsame Basis (wieder)finden, um einander ohne Frust und Zorn begegnen zu können. Alles andere würde nur zu größten Spannungen führen.
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