oku mak ( o-ku-mak ; lesen)
gel mek ( gäl-mäk ; kommen)
Die Verneinungsendung (Negationssuffix) wird direkt an den Verbstamm angefügt, bevor die Infinitivendung angefügt wird. Die Verneinungsendung richtet sich ebenfalls nach der kleinen Vokalharmonie und lautet -ma( -ma ) oder -me( -mä ):
oku ma mak ( o-ku-ma-mak ; nicht lesen)
gel me mek ( gäl-mä-mäk ; nicht kommen)
Glücklicherweise gibt es im Türkischen gleich zwei Gegenwartsformen, sodass wenig Platz für Langeweile ist: das Präsens (Gegenwart; yor -Präsens) und der Aorist ( r -Präsens; generelle Gegenwart). Der Aorist ist die einzige Zeitform, die unregelmäßig gebildet wird. Sie werden auch im Alltag beiden Formen der Gegenwart begegnen.
Die erste Präsensform im Türkischen, die dem Präsens im Deutschen entspricht, wird mit der Präsensendung -yorgebildet, woher auch die Bezeichnung yor -Präsens herrührt. Diese Endung unterliegt keiner Vokalharmonie und bleibt unverändert erhalten. Das yor-Präsens bezeichnet eine Handlung in ihrem tatsächlichen Ablauf. Das -yor-folgt dem Verbstamm oder dem verneinten Verbstamm. Vor der Präsensendung muss ein Vokal der großen Vokalharmonie stehen (also i, ı, üoder u), sodass Sie für die Konjugation im Präsens dieses Schema haben:
Verbstamm + i, ı, ü oder u + yor + Personalendunggel + i + yor ( gä-li-jor ; er kommt)Die dritte Person Singular hat keine Personalendung, sodass nach der Zeitform keine Endung mehr angefügt werden muss.
Endet der Verbstamm bereits auf einen Vokal der großen Vokalharmonie, übernehmen Sie diesen und setzen keinen zusätzlichen Vokal ein:
okumak ( o-ku-mak ; lesen) wird zu okuyor ( o-ku-jor ; sie liest)
Endet der Verbstamm auf einen Vokal, der nicht zu den Vokalen der großen Vokalharmonie gehört, wird dieser Vokal getilgt und der großen Vokalharmonie entsprechend ersetzt:
beklemek ( bäk-lä-mäk ; warten) wird zu bekl i yor ( bäk-li-jor ; er wartet)
anlamak ( an-la-mak ; verstehen) wird zu anl ıyor ( an-lı-jor ; sie versteht)
Vier Verben unterliegen einer Sonderregel, die Sie sich einprägen sollten:
etmek ( ät-mäk ; machen, tun), das als Hilfsverb gebraucht wird, um eine ganze Reihe von Verben zu bilden, wird zu e d iyor ( ä-di-jor ; sie macht)
gitmek ( git-mäk ; gehen, fahren) wird zu gi d iyor ( gi-di-jor ; er geht/fährt)
demek ( dä-mäk ; sagen, meinen) wird zu d i yor ( di-jor ; sie sagt/meint)
yemek ( jä-mäk ; essen) wird zu y i yor ( ji-jor ; er isst)
Der Aorist (generelle Gegenwart) wird auch das r -Präsens genannt, weil diese Zeitform durch ein -rangegeben wird. Mit dieser Zeitform beschreiben Sie Handlungen oder Tätigkeiten, die gewohnheitsmäßig und wiederholt stattfinden. Darunter fallen Sätze wie »Sonntags lese ich beim Frühstück Zeitung« oder »Meine Mutter ruft jeden Tag an«. Der Aorist kann auch zur Wiedergabe von Gepflogenheiten und Eigenschaften eingesetzt werden, wie im Satz »Mein Mann kann sehr gut kochen« oder »Ich bevorzuge Gemüse«.
Da der Aorist im Gegensatz zum Präsens die Handlung nicht als aktuell und tatsächlich ablaufend wiedergibt, können Sie damit auch unverbindliche Zusagen machen. Durch diese Unverbindlichkeit kann auch Höflichkeit ausgedrückt werden, was Sie beim Bestellen im Restaurant ausprobieren können. Der Aorist ist die einzige Zeitform, die Unregelmäßigkeiten aufweist. Dabei gelten folgende Regeln:
Endet ein Verbstamm auf einen Vokal, wird der Aoristmarker -r angefügt und die Personalendung angehängt, wobei die dritte Person Singular keine Endung hat:okumak ( o-ku-mak ; lesen) wird zu oku r ( o-kur ; sie liest)beklemek ( bäk-lä-mäk ; warten) wird zu bekle r ( bäk-lär ; er wartet)
Endet ein Verbstamm auf einen Konsonanten, ist es entscheidend, ob dieser Stamm ein- oder mehrsilbig ist.Bei einsilbigen Verbstämmen wird vor den Aoristmarker -r ein Vokal der kleinen Vokalharmonie (e oder a) eingefügt:gülmek ( gül-mäk ; lachen) wird zu gül er ( gü-lär ; sie lacht)satmak ( ssat-mak ; verkaufen) wird zu sat ar ( ssa-tar ; er verkauft)Bei mehrsilbigen Verbstämmen, die auf einen Konsonanten enden, fügen Sie einen Vokal der großen Vokalharmonie (i, ı, ü oder u) ein:katılmak ( ka-tıl-mak ; teilnehmen) wird zu katıl ır ( ka-tı-lır ; sie nimmt teil)giyinmek ( gi-jin-mäk ; sich anziehen) wird zu giyin ir ( gi-ji-nir ; er zieht sich an)düşünmek ( dü-schün-mäk ; denken) wird zu düşün ür ( dü-schü-nür ; sie denkt)unutmak ( u-nut-mak ; vergessen) wird zu unut ur ( u-nu-tur ; er vergisst)
Die Ausnahmen betreffen nur die bejahte Form, allerdings sind einige Verben dabei, die im Grundwortschatz enthalten sind. Ein Verbstamm, der auf einen Konsonanten auslautet und einsilbig ist, braucht einen Vokal der kleinen Vokalharmonie ( eoder a) im Aorist. Ausnahme bedeutet in diesem Fall, dass diese Verben wie mehrsilbige Verben behandelt werden, also einen Vokal der großen Vokalharmonie annehmen. Unten sehen Sie eine Zusammenstellung der wichtigsten Verben, die eine Ausnahme darstellen. Es handelt sich um Verbstämme, die einsilbig sind und auf -l, -roder -nausgehen. Noch ein Hinweis: Nicht alle einsilbigen Verben, die auf -l, -roder -nenden, sind eine Ausnahme.
Die häufigsten unregelmäßigen Verben, die ich Ausnahmen nenne, sind:
bilmek ( bil-mäk ; wissen, kennen): bil ir ( bi-lir ; sie weiß, kennt)
bulmak ( bul-mak ; finden): bul ur ( bu-lur ; er findet)
almak ( al-mak ; kaufen, nehmen): al ır ( a-lır ; sie kauft, nimmt)
gelmek ( gäl-mäk ; kommen): gel ir ( gä-lir ; er kommt)
kalmak ( kal-mak ; bleiben): kal ır ( ka-lır ; sie bleibt)
olmak ( ol-mak ; werden): ol ur ( o-lur ; er wird)
vermek ( wär-mäk ; geben): ver ir ( wä-rir ; sie gibt)
durmak ( dur-mak ; stehen, stehen bleiben): dur ur ( du-rur ; er steht, bleibt stehen)
görmek ( gör-mäk ; sehen): gör ür ( gö-rür ; sie sieht)
sanmak ( ssan-mak ; meinen): san ır ( ssa-nır ; er meint)
Der Aorist ist die Zeitform, die bei Sprichwörtern, Redewendungen und Witzen verwendet wird. Auch in Sachtexten und Anekdoten finden Sie ihn häufig wieder.
Eine weitere Zeitform, die in die Gegenwart fällt (der Kontinuativ), soll Sie hier nicht weiter von der Vergangenheit abhalten, da sie meist nur in schriftlicher Form in offiziellen Schreiben verwendet wird.
Wenn Sie gerade Türkisch lernen und demnächst auch einmal sagen möchten »Ich habe Türkisch gelernt«, sind Sie an dieser Stelle richtig. Es gibt etliche Vergangenheitsformen im Türkischen (zwei einfache, sechs erweiterte und fünf modale Formen der Vergangenheit), von denen Sie sich aber nicht abschrecken lassen sollten, denn in diesem Buch werde ich nur auf die Vergangenheitsform eingehen, die am häufigsten vorkommt: das Präteritum .
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