Der Zwang sich immer gegen die Brüder zu behaupten und irgendwie dem Vater zu gefallen, sei der wesentliche Grund, warum der Präsident so ist, wie er ist. Also wieder die Kindheit. Aber wer hatte denn keine schwierige Kindheit? Die meisten werden mir zustimmen, dass jeder irgendwie und irgendwann zumindest eine schwierige Phase zu überstehen hatte. Muss man deshalb ein so starkes Land, wie die USA, mutwillig zerstören und kaputt machen?
Kann man nicht dazulernen und mit einem anderen moralischen Kompass bessere Entscheidungen treffen?
Dazu lade ich dich ein. Natürlich ist mir bewusst, dass es unter Umständen schwierig ist, seine Meinung zu ändern. Die größte Hürde, die man überspringen muss, ist zuzugeben, dass man sich geirrt hat.
Despoten, Diktatoren und gar manche Autokraten wissen, dass es einfacher ist Menschen zu täuschen, als sie zu überzeugen, dass sie getäuscht wurden. Deshalb erobern solche gefährlichen Menschen auch immer wieder entsprechende Machtpositionen.
Ich möchte dich überzeugen, dass du getäuscht wurdest. Das ist nicht einfach, weshalb ich versuche ein paar wichtige und wesentliche Informationen über unsere Wirtschaft leicht verständlich zu präsentieren, die alle beleg- und beweisbar sind. Diese nachvollziehbaren und belegbaren, zum Teil allerdings auch ungeheuerlichen Umstände werden dir helfen selbst zu entscheiden, ob du getäuscht wurdest oder nicht?
Wollen wir diesen Kapitalismus?
Dann kannst du immer noch entscheiden, wie es weitergehen soll. Mit dem ungezügelten Raubtierkapitalismus, dem ungeregelten Spielcasino der Finanzmagier oder ob du für dich den Respektkompass anwendest und das auch von anderen verlangst.
Lass uns also die Entdeckungsreise beginnen und uns der Frage nähern, warum ein Zehntel der Bevölkerung in Deutschland 67 %, also zwei Drittel von allem, besitzt.
Der Cantillon-Effekt
Grund dafür ist unter anderem der sogenannte Cantillon-Effekt. Damit bezeichnet man in der Ökonomie den Effekt, dass sich eine Erhöhung der Geldmenge nicht automatisch gleichmäßig auf alle Bereiche einer Volkswirtschaft verteilt, sondern in Stufen. Manche Bereiche (insbesondere der Banksektor, staatsnahe Firmen, Unternehmer und politisch begünstigte Gruppen) profitieren zuerst, während der Rest der Volkswirtschaft später folgt oder gar nicht von der Geldschöpfung profitiert. Dieser Cantillon-Effekt 8scheint sich seit einigen Jahrzehnten zu verstärken, was zu immer größerer Ungleichheit führt. Krisen begünstigen diesen Effekt, was mit der Ausweitung der Geldmenge, also der Kreditvergabe zusammenhängt.
Die Reichen werden reicher
Gerade die Immobilienkrise, die im Jahr 2008 durchschlug, als die Immobilienzocker und Betrüger aufflogen, führte zu mehr Geld in den Händen weniger. Dadurch konnten diese wenigen durch weitere Zockereien noch mehr Geld anhäufen. Seitdem die Zentralbanken immer mehr Geld in die sogenannten Märkte pumpen und die Zinsen, also der Preis des Geldes, künstlich niedrig gehalten werden, wird die Spanne zwischen Arm und Reich immer größer und größer.
Durch das Corona-Virus, das die Welt im Frühjahr 2020 heimsuchte, wird sich die Ungleichheit noch weiter verstärken, weil die Politik und das Bankensystem die Märkte noch weiter mit Geld fluten. Was das mit unserem Geld machen wird, das erläutere ich in dem Respektbuch über Geld und ich verspreche dir jetzt schon, dass du dort viele weitere erstaunliche Erkenntnisse gewinnen kannst.
In diesem Respektbuch geht es um unsere Wirtschaftsordnung, in der Geld nur das Schmiermittel des wirtschaftlichen Getriebes ist. Dennoch stellt sich die Frage, was eine im Jahr 1755 von Richard Cantillon veröffentlichte „Abhandlung über die Natur des Handels im allgemeinen“ mit Ungleichheit zu tun hat? Nun, eine ganze Menge, denn Verlierer im Prozess der Geldschöpfung sind diejenigen, bei denen das Geld gar nicht landet, die aber dennoch wegen der Inflation, die durch die wundersame Kreditschöpfung entsteht, gestiegene Preise zahlen müssen.
Vereinfacht gesagt: Die Zentralbanken drucken neues Geld aus dem Nichts und geben es zu extrem niedrigen Zinsen an Unternehmen und den Staat. Dadurch gibt es mehr Geld und die Preise steigen. Dieser inflationäre Zirkel verstärkt sich selbst, spätestens seit der Immobilienkrise.
Und das betrifft mich und wahrscheinlich auch dich, denn die große Masse der Menschen leidet direkt unter der Inflation und muss immer mehr netto aufwenden, um einigermaßen zu überleben. Die meisten müssen auch immer mehr von Nettogehalt für ihre Mietzahlungen aufbringen und können sich einen Umzug nicht mehr leisten. Das geht solange gut, bis der Vermieter die Wohnung renovieren will oder gar das Mietverhältnis kündigt.
Das alles hat mit dem Kapitalismus zu tun, und zwar speziell mit der Art des Kapitalismus, in dem wir leben. Es ist eine Nebenwirkung des Turbokapitalismus, der auch unter dem Namen Raubtierkapitalismus bekannt ist. Bei dieser Spielart des Kapitalismus kommt es nur auf den maximalen Profit an.
Maximaler Profit statt Menschenrechte
Ein kurzes Beispiel gefällig? Im August 2020 machte sich die Politik daran Unternehmen zu verpflichten, dass sie sicherstellen sollten, dass in ihrer Lieferkette alles menschenwürdig vorging. Eine unverschämte Forderung, die die deutsche Wirtschaft massiv belasten würde.
„Mit einem Lieferkettengesetz wird die Axt an das bisherige Erfolgsmodell der deutschen Wirtschaft mit stark internationalisierten Wertschöpfungsketten und einer starken Produktion im Ausland gelegt“, sagte der Chef der „Wirtschaftsweisen“, Prof. Lars Feld, der Deutschen Presse-Agentur.
Der deutsche Sozialminister Hubertus Heil (SPD) und der Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) verfolgen ein anderes Ziel: Sie wollen, dass in weltweiten Lieferketten zur Herstellung etwa von Kleidern, Schokolade oder Elektrogeräten Menschenrechte eingehalten werden. Menschenrechte einhalten – unerhört!
Das fand auch der CDU-Kollege von Müller. Er hatte Bedenken. Wegen eventueller Haftungsregeln. Heil ist uneinsichtig: „Wir reden hier über den Kampf gegen Kinderarmut und Ausbeutung.“ 9
So sieht es eben aus im Raubtierkapitalismus.
Die ungleiche Vermögensverteilung
In Deutschland verfügen 1 % der Erwachsenen über ganze 35 % des Gesamtvermögens 10. In anderen Worten: In Deutschland verfügen ca. 700.000 Erwachsene über 3 % des gesamten Vermögens.
Weitere 9 % verfügen über weitere 32 % des Gesamtvermögens. Das macht in Summe ca. 8 Millionen Menschen, also ein Zehntel der Bevölkerung, die 67 %, also zwei Drittel von allem, besitzen.
Bleibt der Rest von 90 %, also rund 72 Millionen Menschen, die sich die restlichen 33 % von allem aufteilen dürfen, beziehungsweise müssen. Mehr als 100 % stehen ja leider nicht zur Verteilung an.
Dieser Rest, die 90 %, sind die Krankenschwestern, die Zugführer, Maurer, Reinigungskräfte, Angestellte, Polizistinnen, Sozialarbeiter, Arbeiter, Verkäuferinnen und andere Arbeitnehmenden, sowie diejenigen, die keine Arbeit finden und in sozial schwachen Verhältnissen leben.
Das ist das Ergebnis einer Studie, zu deren Ergebnis Johannes König, einer der Verfasser ebendieser Studie, sagte: „Deutschlands ohnehin schon hohe Vermögensungleichheit wurde bisher deutlich unterschätzt.“
Die Studie zeigt aber auch noch ein weiteres interessantes und erschreckendes Detail: 50 % der Erwachsenen in Deutschland besitzen rund 98,6 % des Gesamtvermögens. Das heißt, die ärmere Hälfte besitzt nichts! Ist das die Art von Kapitalismus, in der wir leben wollen?
Das meint ein deutscher Milliardär
Man muss differenzieren. Reinhold Würth, ein Pionier, ein Unternehmer und auch ein deutscher Milliardär hat dazu eine Meinung, die er im Alter von 85 Jahren ganz klar formuliert. Eine seiner Kernaussagen in einem Interview 11trifft mitten ins Herz meines Buchs: „Was machen die Reichen, die viel Geld besitzen, damit?“
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