Vieles wie zum Beispiel Gier, Rassismus und asoziales Verhalten verstehe ich einfach nicht und bin mir auch nicht sicher, ob man es verstehen kann. Nicht, dass ich aufgegeben habe. Nein, ich denke nur, dass es besser ist, sich mit den 80 % positiven Dingen zu beschäftigen, als den seltsamen 20 % nachzulaufen. Das erkannte tatsächlich schon ein Mann namens Vilfredo Pareto(1848–1923). Seine Erkenntnisse werden Pareto-Effekt oder 80-zu-20-Regel genannt.
Sie besagt, dass 80 % der Ergebnisse mit 20 % des Gesamtaufwands erreicht werden. Die verbleibenden 20 % der Ergebnisse erfordern mit 80 % des Gesamtaufwands die quantitativ meiste Arbeit. Es macht also Sinn, sich auf die 80 % zu stürzen, denn dafür braucht man nur 20 % der Zeit. Ich glaube fast, dass es sogar 97 % zu 3 % steht.
Es sind wahrscheinlich nur 3 % der Menschen, die Arschlöcher sind. Vielleicht 5 % oder auch nur 1 %. Ich weiß es nicht, aber ich habe mich dafür interessiert, was diese Minderheit so macht. Das, was ich gefunden habe, schreibe ich in diesem Respektbuch auf, damit du auch davon erfährst.
Was bedeutet das?
Nun, ich war kurz davor, alles, was mir stinkt, in diesem Buch anzuprangern. Alles, was für mich unethisch, unfair und ganz einfach eine Sauerei ist, hier aufzuzeigen. Einfach alles aufschreiben, was mir stinkt. Dann aber würde ich, außer eine Stinkschrift zu produzieren, ja nichts erreichen.
Das wollte ich auch nicht und deshalb habe ich versucht eine Gedankenebene höher anzusetzen und herauszufinden, warum –tatsächlich warum – Menschen sich so verhaltenen, wie sie sich verhalten.
Ich habe viele Jahre darüber nachgedacht und viel gelesen, viel gehört und viel gesehen. Heute, während ich das schreibe, weiß ich es immer noch nicht. Tja, typischer Fall von denkste, könnte man sagen.
Ich werde wohl nicht aufhören können nachzudenken und versuchen zu ergründen, warum Menschen so sind, wie sie sind.
Moralischer Kompass gesucht
Dennoch war meine Reise nicht völlig umsonst und schon gar nicht sinnlos. Immerhin bin ich nun der festen Überzeugung, dass die meisten Menschen einfach nur einen klaren moralischen Kompass benötigen, um glücklich zu werden. Der moralische Kompass, das ist des Pudels Kern.
Um diesen geht es in diesem Buch. Die Arschlöcher nutzen einen anderen moralischen Kompass als die allermeisten Menschen. Deren Leitlinien sind ganz andere als die des gemeinen Volks, des einfachen Menschen, als deine und meine. Deren moralischer Kompass ist geprägt von Wirtschaftstheorien, wie dem Neoliberalismus, dem Kommunismus oder durch Gedanken von Vordenkern, wie religiösen Figuren und deren Predigern.
Andere Arschlöcher hingegen werden von Hass, von Machtgier oder einem stark ausgeprägtem Narzissmus getrieben. Wieder andere sind schlicht und einfach pathologische Lügner, Soziopathen oder Psychopathen. Viele sind vieles gleichzeitig, denn diese asozialen, menschlichen Züge schließen sich leider noch nicht einmal automatisch gegenseitig aus.
Die wirklich spannende Frage ist jedoch: Warum wählen wir diese Menschen in vielen Fällen zum Anführer, ja sogar zum Regierungsoberhaupt?
Die kurze Antwort ist, weil wir selbst keinen eigenen inneren moralischen Kompass entwickeln konnten und der, den wir nutzen auf tönernen Füßen steht. Mit anderen Worten, wir unterliegen den Prägungen unserer Kindheit, Schulzeit und des jungen Erwachsenenlebens.
Woher wissen wir, was falsch und was richtig ist?
Es beginnt mit der Geburt. In der Regel sind ein Mann und eine Frau an unserer Geburt schuld, wobei Schuld natürlich das vollkommen falsche Wort ist, denn es bedeutet, dass Eltern eine Last auf sich nehmen, die bezahlt werden muss.
Schon hier scheiden sich die Geister. Für den einen ist es ein großes Glück, sein eigenes Fleisch und Blut zu erleben, für den anderen ist es ein Geschenk Gottes. Und dann gibt es noch die, die sich ärgern oder fürchten und den Moment verfluchen, in dem sie nicht verhütet haben und einfach davonlaufen. Manche gehen, bevor der neue Erdenbürger geboren wird, andere irgendwann, früher oder später, nach der Geburt. Ich geh mal schnell Zigaretten holen, sagte man früher.
Mit alldem kann das Neugeborene nichts anfangen. Es ist jetzt da und atmet. Kann sich kaum bewegen und kann nur schrecklich schreien, wenn es Hunger hat oder Schmerz empfindet. Es kann nicht sprechen und schläft einfach so immer wieder vor Erschöpfung ein.
Wir wissen aus der Forschung, dass die nächsten Jahre prägend sind. Wird das Baby umsorgt und geliebt? Wird es zu viel umsorgt, überbehütet, rundum getätschelt, durch Liebe zerquetscht? Oder wird es vernachlässigt, emotional distanziert, ungeliebt und diktatorisch erzogen?
Es gibt kein Patentrezept
Tatsache ist, dass es kein Rezept gibt, was richtig oder falsch ist. Die meisten Eltern machen sich viele Gedanken, lesen Bücher, schauen Dokumentationen oder informieren sich bei anderen, wie man ein Kind richtig erzieht. Tatsache ist, keiner weiß es ganz genau.
Es gibt ein paar Grundsätze, die man beachten muss. So sollte man die Kleinen mit genug Essen und Trinken versorgen. Das ist jedem klar. Man sollte sie auch innerhalb der Temperaturgrenzen aufbewahren, in denen der menschliche Körper gut funktioniert. Das ist auch klar.
Schläge, Stromstöße und Schnitte vertragen sie auch nicht so gut, das ist zwar klar, aber schon scheiden sich die Geister wieder. Antiautoritäre Eltern schlagen nie, die, die Wert auf Zucht und Ordnung legen, denen rutscht die Hand schon mal aus. Und schon geht es los. Jeder wird anders erzogen. Selbst wenn es die gleichen Eltern sind, wird jeder anders erzogen und leider erleben Kinder die ganze Bandbreite von menschlichen Behandlungen – von Liebe und Verachtung bis zu den Extremen. Sie erleben Eltern, die sie lieben und beschützen, aber in einigen Fällen auch Eltern, die sie vergewaltigen, schlagen und mit Nichtachtung strafen.
Was hat Kindererziehung mit dem Kapitalismus zu tun?
Nun ist dies kein Buch über Kindererziehung. Ich habe das nur erwähnt, weil kein Neugeborenes darüber entscheiden kann, in welches Elternhaus es hineingeboren wird. Wie die Eltern drauf sind, entscheidet jedoch darüber, wie es sich entwickelt. Was das dann bedeutet, ist wieder eine ganz andere Geschichte.
Womit wir zu der Diskussion Umwelt oder Gene kommen. Die will ich hier aber gar nicht führen, weil es genau die eine Frage nach dem warum ist. Das hilft uns aber wieder nicht weiter. Im Gegenteil, damit öffnen wir die Büchse der Pandora, denn wenn es die Gene sein sollten, dann können wir mit einer Genschere etwas dagegen machen. Vielleicht können wir damit Arschlöscher verhindern? Vielleicht sogar Arschlöcher verändern und zu guten Menschen machen? Und schon geht es los. Also lassen wir das.
Es geht darum, wie Menschen sind und dass sie ganz sicher durch ihre Vergangenheit und durch ihre Gene zu dem wurden, wer sie sind und wie sie sich verhalten.
Und damit kommen wir zu der Grundthese meines Buchs. Ich postuliere, dass Menschen aufgrund ihrer Gene und aufgrund ihrer Erfahrungen so sind, wie sie sind.
Nachdem wir das nicht ändern können und wollen, müssen wir nun versuchen zu verstehen, wie Menschen durchs Leben steuern und woher sie wissen, was gut und was schlecht ist. Damit kommen wir zur zweiten Grundthese dieses Buchs. Menschen nutzen einen inneren moralischen Kompass, mit dessen Hilfe sie durchs Leben navigieren.
Der innere moralische Kompass
Dieser innere moralische Kompass bestimmt ihr Handeln, ihr Denken und ihre Motivation. Der persönliche innere moralische Kompass hat sich aufgrund der Genetik und der persönlichen Erfahrungen entwickelt und ohne diesen würden wir alle kopflos durch die Gegend laufen.
Die gute Nachricht
Diesen inneren moralischen Kompass kann man verändern. Da er nicht alleine von den Genen abhängt, sondern auch sehr stark von den Erfahrungen, die man macht, besteht Hoffnung. Donald Trump, der 45. Präsident der USA, der das Land an den Rand eines Bürgerkriegs führte, hatte nach Angaben seiner Nichte, Mary Trump, eine schwere Kindheit. Sie muss es wissen, denn sie ist nicht nur seine Nichte, sondern promovierte auch in klinischer Psychologie. Dieses Fachgebiet der Psychologie untersucht die biologischen, sozialen, entwicklungs- und verhaltensbezogenen sowie kognitiven und emotionalen Grundlagen psychischer Störungen. Sie weiß also, wovon sich redet, wenn sie ihren Onkel als „gefährlichsten Mann der Welt“ bezeichnet.
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