Klaus Muller - Gehen, um zu bleiben

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Die aufsehenerregende Geschichte von Klaus Müllers lange vorbereiteter illegaler Ausreise aus der DDR in den Westteil Deutschlands ist die einer unstillbaren Sehnsucht, auf den Spuren des Schriftstellers Johann Gottfried Seume (1763–1810) Italien zu bereisen. Müller, dem der »Grenzdurchbruch« mittels eines Bootes über die Ostsee 1988 tatsächlich gelingt, will aber den Landstrich seiner Wahl – die mecklenburgische Küste – nicht für immer verlassen und kehrt deshalb, nachdem er Italien gesehen hat, über die Zwischenstation im DDR-Aufnahmelager zu Frau und Freunden nach Rostock zurück.

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Der Kerl war vielleicht doch ein Knastbruder, er hatte an den Unterarmen primitive Tätowierungen und eine fürchterliche Aussprache im anhaltinischen Tonfall, plapperte und plapperte. Erst als er sagte, ich solle beim Verhör besser gestehen, denn beim Gericht würde es als gut angenommen, ohne Geständnis aber werde es teuer – „beim Gericht haben die nämlich Jahre wie Mist“ sagte er noch – da war mir klar, das ist ein Provokateur.

Wenn er ein professioneller Stasimann war, dann hatte er seine Rolle vorzüglich gespielt, wahrscheinlich war er aber ein echter Knastologe, den die Stasi nur für diesen Job angeworben hatte. Gegen 19 Uhr, draußen war es schon dunkel, brachte man einen abendlichen Knastimbiss (Wurstscheiben, Gummikäse, mit Margarine beschmierte Brotscheiben und einen Klecks Fleischsalat) auf je einem Plasteteller mit Plastelöffel herein. Der Posten bekam das Gleiche wie wir beiden „Gefangenen“. Ich rührte nichts davon an. Der Knastbruder, der inzwischen hastig losspachtelte, sagte zu mir: „Iss mal, wer weiß, wann du wieder so etwas Gutes bekommst! Solche herrliche Fleischwurst und den feinen Fleischsalat gibt’s nicht in jedem Knast.“ Ich schob ihm wortlos meinen Teller hin, den er sofort mit vertilgte.

Weiterhin wortlos verbrachte ich nun dort Stunden um Stunden, der Provokateur wurde auch ruhiger, da ich ihm von Anbeginn seines Hierseins an mit keinem einzigen Wort bedachte. Plötzlich sagte er zu dem Posten: „Ich muß mal pinkeln!“ Der Posten drückte auf einen Knopf, und es kam ein Grenzsoldat herein, der den Typ hinausführte. Der kam aber nie wieder zurück.

Die Stunden gingen weiter, nach Mitternacht holte man mich zum Verhör in einen Nebenraum. Ohne eine Anschuldigung begann die Fragerei. Name, Adresse, Geburtsdatum und -ort, wohin, wie lange und warum? Der Verhörende hatte nun meine Notizzettel vor sich und fragte tatsächlich nach einzelnen Personen aus meinem Notizbuch und nach Kürzeln aus meinem Taschenkalender, unter anderem auch nach „Valdep“. Das größte Interesse allerdings bereitete der Stasi mein Antrag auf Mitgliedschaft in der Liga für Völkerfreundschaft, Sektion „Italien“, und mein Adressbuch.

Der Vernehmer machte sich immer mal handschriftliche Notizen, kurz nach drei Uhr wurde ich, ohne ein Protokoll unterzeichnet oder eine Anschuldigung gehört zu haben, aus der Stasidienststelle entlassen. In nächtlicher Finsternis ging ich, froh, aus der Stasimangel entkommen zu sein, über die Elbbrücke zurück zum Bahnhof Bad Schandau, war etwa dreiviertel vier dort angekommen. Um 4.15 Uhr fuhr der erste Arbeiterzug elbabwärts in Richtung Dresden. In dieser halben Stunde Wartezeit auf dem kalten Bahnsteig war ich noch immer hellwach, vielleicht waren sie mir noch auf den Fersen. Pünktlich fuhr der Zug aus Schmilka ein, er war schon halbvoll, die Chemiefabriken bei Pirna begannen zeitig mit ihrer Frühschicht und dort wollten die in den Elbdörfern wohnenden Arbeitermassen hin. Noch vor sechs Uhr, wo auch in Dresden der Berufsverkehr begann, war ich auf dem Hauptbahnhof eingetroffen und fuhr mit der gerammelt vollen Straßenbahnlinie 11 hinauf auf den Weißen Hirsch, wo ich wohnte.

Nun musste das dicke Bündel Westgeld schnellstens aus dem Hause und professionell wieder unter die Erde. Ich steckte also sofort, als ich in der Wohnung war, das noch immer wasserdicht verpackte Valutadepot in die Jackentasche, ging sofort wieder aus dem Haus, tat nun so, als wolle ich im Parkhotel-Restaurant frühstücken, ging aber nicht die Bautzener Landstraße entlang, sondern nahm den Weg durch die Dresdener Heide. Diffuses Tageslicht gab mir die Sicherheit, nicht verfolgt zu werden, das nahm ich dann als Gelegenheit wahr, im Wurzelwerk einer großen Buche ein professionelles Depot anzulegen. Ich grub mit dem Taschenmesser und mit der freien Hand ein mehr als ellentiefes Loch, in das ich das Valutadepot vergrub. Ich hatte es mit einem markanten Zweig gekennzeichnet, so dass ich später die Unversehrtheit des Schatzes überprüfen konnte, ohne ihn erneut ausbuddeln zu müssen.

Kurz danach fuhr ich wieder nach Rostock, erfuhr dort vom Tod Leonid Iljitsch Breshnews und von den tödlichen Rüpeleien des DDR-Zolls gegen westdeutsche Reisende, die nach der Kanzlerschaft Helmut Kohls plötzlich zunahm, aus dem Westfernsehen. Viele der Opfer waren schlicht vor Angst tot umgefallen, als man sie aus den Interzonenzügen holte. Einer wurde mit dem Kopf an einen Heizkörper in der Zollbaracke geschleudert, was ihn vom Leben zum Tode brachte. Die bundesdeutschen Politiker nahmen das ohne größere Aufregung hin, wollten die durch den Nachrüstungsbeschluss verschärften Beziehungen zwischen Osten und Westen nicht weiter anheizen. Nur Franz Josef Strauß nannte die Mörder deutlich Mörder.

Mir war noch nicht klar, wie ich das Valutareisegeld in den Westen bekommen könnte, ich wollte es aber auf alle Fälle in Rostock haben. Ende November fuhr ich also wieder nach Dresden, grub das Depot aus und brachte es mit der Eisenbahn an die Ostseeküste.

Der nächste Fehler, den ich beging, war nicht so existenziell wie in Bad Schandau, er soll nun erzählt werden.

Am nächsten Tag fuhr ich gegen Mitternacht mit dem Škoda, der noch immer das Dresdner Kennzeichen hatte, nach Warnemünde, um das Valutadepot im Stolteraner Küstenwald professionell anzulegen.

Warnemünde war in den frühen 80er Jahren im Herbst und im Winter nachts ein totes Nest. In der Parkstraße, in der Nähe des Hotels „Haus Stoltera“, war nicht ein Parkplatz besetzt. Ich stellte also kurz nach Mitternacht den Škoda dort ab, wollte mich schon auf den vier Kilometer langen Weg zum Naturschutzgebiet Stoltera machen, als mich eine Polizeistreife anhielt. Personalausweis und Fahrzeugpapiere wollten sie sehen, dann die Frage: „Was machen Sie um diese Zeit in Warnemünde?“

Ich sagte, dass ich im Kurhaus eine Kollegin abholen wolle, die dort in der „Achtern Strombar“ arbeite. Das erschien logisch, sie ließen mich laufen und gingen weiter in Richtung Kirchplatz. Nun ging ich in Richtung Kurhaus zur Standpromenade hin, wo das Kurhaus liegt; ich hatte immerhin 4.000 DM in eingewachsten Scheinen am Körper, wollte also nicht nochmal mit den Bütteln des real existierenden Sozialismus zu tun haben.

Der Weg zum Stolteraer Wald war bald geschafft. Ich kannte dort auf dem ca. drei Kilometer langen Gang an der Steilküste entlang jeden Baum, jede Wegbiegung, jedes Detail der Landschaft und war mir auch sicher, dass mich nachts gegen ein Uhr niemand beobachtete, und legte hier, wiederum perfekt, mein Valutadepot an. Endlich war, meiner Meinung nach, der wichtigste Punkt zur Finanzierung meiner Italienreise geklärt.

Der Leser, wird erstaunt sein, dass ich so viel Mühe auf mein Geldbündel legte, seine Erhaltung geradezu als existenziell betrachtete. Es ist aber so, dass Unterschichtler, von denen ich ja abstamme, bei der Erkennung von Wünschen sich immer selbst fragen müssen: „Wie will ich das bezahlen?“ Die Finanzierung ist daher die erste Frage, bevor die Hauptfrage: „Wie willst du es tun?“, angegangen werden kann.

Wie gefährlich das Grenzsystem der DDR sein kann, hatte ich nun gerade erlebt, musste sogar mit Niedertracht und Dummheit rechnen, denn sie hatten meine harmlose Rundreise mit Penelope durch das periphere Thüringen als Vorbereitung zum illegalen Grenzübertritt gewertet, wie ich erst nach der Wende aus meinen Stasiunterlagen erfahren konnte. Der Bande war es aber doch gelungen, mir durch meine eigene Dummheit Angst zu machen, und das kreidete ich ihnen schwer an. Wer mich bestiehlt, betrügt oder verprügelt, der kann mit Nachsicht rechnen, bin ja in solchen Fällen auch meist selbst schuld, wem es aber gelingt, mir Angst zu machen, was schwer genug ist, den betrachte ich als Todfeind.

Alle Furcht vor dem Misslingen meines großen Plans, der letzte „Italienreisende“ oder „Romantiker“, im Gegensatz zu den Touristen, zu werden, war nun verschwunden, die Polizeistreife in Warnemünde hatte meine Vorsicht nur noch geschärft. Aber auch mein Willen, dieses System zu überlisten, es mit meinen schwachen Mitteln zu besiegen, war jetzt unwiderruflich gefestigt.

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