Alvydas Slepikas - Der Regengott und andere Erzählungen

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Kunstvoll erzählte Geschichten aus der litauischen Provinz Die neun Erzählungen des litauischen Meistererzählers Alvydas Šlepikas entführen in ein Dorf irgendwo in der litauischen »Provinz«. Mit viel Einfühlungsvermögen und Liebe zum Detail erzählt der Autor aus den verschiedenen Perspektiven seiner Helden in authentischer Weise leicht surrealistisch wirkende Geschichten, die zu fesseln vermögen. Unversehens wird der Leser von dieser nicht ganz alltäglichen Alltagswelt »eingesogen«, der er nur schwerlich wieder entrinnen kann.

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Als Gintas, der Direktor des örtlichen Kulturhauses, mit einem zünftigen Rausch auf einem geliehenen „Woschod“-Motorrad eine Studentin aus Vilnius überfuhr und deswegen ins Gefängnis kam, stand das Haus der Kultur für einige Zeit leer. Nach ein paar Monaten aber bekam es eine neue Direktorin. Eine von auswärts, mit dem lustigen Familiennamen Kriaušytė – Birnlein. So sah sie auch aus: wie eine pausbackige Birne. Jung, still, mit einem leichten schemaitischen Akzent, deshalb fanden viele sie drollig. Kriaušytė wohnte im Dachgeschoss des Bezirksexekutivkomitees (heute ist dort das Büro des Städtchen-Vorstehers), in den sie über eine knarrende Treppe hinaufstieg, die nach ihrem Einzug noch stärker und stärker zu knarren begann. Die jungen Männer im Städtchen hatten Beute gewittert und nutzten jede Gelegenheit zu einem Besuch. Der Herbst und der halbe Winter gingen vorüber, die Direktorin war nicht mehr ganz fremd im Städtchen, und vielleicht, weil sie nicht besonders gastfreundlich war, vielleicht auch aus einem anderen Grund, nahm die Zahl der Besucher in ihrem Dachgeschoss ab, und es wurde dort kalt und traurig.

Der Winter ging zu Ende und das Frühlingseis barst, die Einwohner aber munkelten hie und da, dem alten Motūzas sei etwas zugestoßen. Der Alte war still geworden, trank weniger, trieb sich nicht mehr mit den Schlampen rum, und nur hin und wieder hörte man tuk, tuk die Eisenspitze seines schweren Eichenstocks auf der Hauptstraße. Die Leute wunderten sich und machten sich auf wer weiß was gefasst. Eines Tages sagte Žemaitytė, die Putzfrau des Bezirksexekutivkomitees, erstaunt zur Nachbarin, sie habe den alten Motūzas schon zum x-ten Mal die Holztreppe zur Kulturhausdirektorin hinaufkraxeln sehen. Das Gerücht verbreitete sich wie ein Lauffeuer im Städtchen, und nicht nur die neugierigen Frauen, sondern auch die Männer sprachen darüber. Sie lachten und besprachen die Liebe des Invaliden bei Wein und Bier. Doch schon bald stellte sich heraus, dass Verliebtheit ein zu schwaches Wort für das Gefühl war, das den Alten überfallen hatte: Echte Begierde, Besessenheit war das. Motūzas begann sich herauszuputzen, kaufte sich einen neuen teuren Regenmantel, Lackschuhe und nicht nur einen Hut, sondern auch eine leuchtend bunte Krawatte, spazierte kerzengerade und monumental stolz herum, rasierte den Schnauzbart ab, einige glaubten gar, er habe sich die Haare gefärbt. Kriaušytė, die man im Städtchen nur „Kruschke“ nannte, sah im Vorübergehen schuldbewusst zu Boden und grüßte kaum hörbar, an ihrem zarten Hals glänzte eine Kette, an den Ohren baumelten riesige Ohrringe, gleichfalls aus Gold, und die alte Maryla wetterte, genau diese Ohrringe habe sie einst in der Schatulle von Madame Elena gesehen. Der Krüppel schenkte seiner Liebsten, was er nur konnte: Schuhe, Kleider, einen Fernseher, Möbel. Er kaufte sich einen nagelneuen Saporoschez und fuhr damit Kriaušytė in die Stadt. Um sich all das leisten zu können, verkaufte er nicht nur die Ferkel, sondern auch das Zuchtschwein, hob bei der „Sberkassa“, der Sparkasse, fast seine gesamten Ersparnisse ab, schlachtete zuletzt ein Kalb und richtete ein Fest aus – fast eine Woche lang feierte er. Das Geld ging zur Neige und so sagte er seinem Sohn Algis, er solle ihm welches geben, und der biss die Zähne zusammen und schaute dem Himmelssturm seines Vaters zu, denn der einzige Mensch auf Erden, den er fürchtete, war sein Vater. Auch die Einwohner des Städtchens sahen dem Wahnsinn des lahmen Motūzas zu und lachten und warteten gespannt, wie das wohl alles ausgehen würde, während die wenigen Freunde von Algis ihn zum Narren hielten und zurechtwiesen. Einmal sagte Danius, der vom Prancisius, der wegen Schmarotzerei eingesessen hatte und den man wegen seiner Brille als Professor bezeichnete, zu Algis: „Sei kein Feigling. Geh zu der Schlampe und rede mit ihr! Wie lange willst du denn noch zusehen, dass der Alte dein Geld verpulvert?“

Schließlich, als sein Vater einmal weg war, rang sich Algis durch, stieg die knarrende Treppe hinauf und klopfte an. Kriaušytė machte auf und begann sich beim Anblick von Algis irgendwie zu schämen, lud ihn aber nach drinnen. Algis trat ins Zimmer, in dem ein helles Licht brannte, und hielt inne. Sie standen Auge in Auge da und schwiegen. Eine seltsame Wärme überflutete Algis’ Brust, und seine Beine bebten wie die eines alten Gauls nach dem Ausbringen des Mists.

Jetzt, wo er den Weg kannte, besuchte Algis die Direktorin immer häufiger insgeheim und das Leben kam ihm viel sonniger vor. Er wollte nicht daran denken, was passieren würde, wenn sein Vater von diesen Besuchen erfuhr, aber dass es geschehen würde, das wusste er. Und so kehrte der alte Motūzas eines Tages früher als angekündigt aus der Stadt zurück und stieg mit einem neuen geblümten Kleid die knarrende Treppe hoch. Oben angekommen, versuchte er die Tür zu öffnen, aber sie war verschlossen, dann holte er den Schlüssel hervor und versuchte aufzuschließen, doch auf der anderen Seite war ein anderer Schlüssel. Der Alte klopfte an die Tür, doch niemand machte auf, dann zerrte er, da er nichts Gutes ahnte, mit seiner bestialischen Kraft, von der er mehr besaß als Verstand, an der Türklinke und riss die Dachgeschosstür aus Karton heraus. Auf der anderen Seite der Tür erblickte er seinen Sohn Algis, stehend, und hinter ihm zusammengeduckt Kriaušytė, die ihre weißen Brüste, die noch nie Sonne gesehen hatten, instinktiv bedeckte. Algis sah seinem Vater in die Augen, ballte die Fäuste und stellte sich auf einen Kampf ein. Er war entschlossen, ihn, wenn es sein musste, zu töten. Zum ersten Mal hatte er keine Angst vor dem Vater. Der Alte machte völlig verdattert einen Schritt zurück und Algis bewegte sich auf ihn zu, doch plötzlich fuchtelte der Vater seltsam knurrend oder auch jammernd mit seinem schweren Eichenstock in der Luft herum und versetzte dem Sohn einen Hieb, sodass er sich seltsam krümmte und umfiel. Die Treppe war alt und steil. Algis ratterte hinunter und schlug mit dem Kopf auf dem alten Stiel der Fernsehantenne auf. Das Blut strömte hervor, die Beine waren scheußlich verdreht und irgendwo tief aus Algis’ Brust drang ein fürchterlicher Laut – einer, wie ihn die Tiere ausstoßen, wenn sie verrecken. Der Alte setzte sich kraftlos auf die Treppe und betrachtete das Blut, das seinem Sohn aus dem Ohr rann. Kriaušytė, deren kleiner Bademantel kaum ihre Nacktheit bedeckte, polterte die Treppe hinunter, sprang über den Daliegenden und rannte, so schnell sie konnte, ins Städtchen. Der Notarzt kam angefahren. Der Arzt musterte die Treppe und sagte: „Schrecklich steil, die Treppe. Ist er ausgerutscht?“

„Ja“, erwiderte der alte Motūzas und seine Zunge überschlug sich im Mund wie ein Eisbrocken.

Nach diesem Ereignis vergaß der alte Motūzas die Kriaušytė, als hätte er sein ganzes früheres Leben vergessen – und saß Tag und Nacht im Krankenhaus. Als Algis wieder zu sich kam und zu essen begann, brachte er dem Sohn Saft und Marmelade. Und weinte. Der Sohn sah den zum ersten Mal Tränen vergießenden Vater an und versuchte zu lächeln.

Als der Sohn aus dem Krankenhaus entlassen wurde, führte der Vater ihn zum Bus – Algis hatte sich die Wirbelsäule gebrochen und seine eine Hand gehorchte ihm nun nicht mehr, er zog das linke Bein nach, und auch die linke Gesichtshälfte spürte er nicht.

Kriaušytė besuchte Algis kein einziges Mal im Krankenhaus und verließ das Städtchen, noch bevor er von dort heimkehrte – später erzählte man sich, sie habe geheiratet, aber niemand wusste, wo und wen. Algis erhielt nun eine Invalidenrente, der Alte seine Rente. Und wenn ihr euch jetzt in dieses ruhige Städtchen verirren und zum Teich gehen würdet, dahin, wo das öffentliche Badehaus steht, so würdet ihr auf jeden Fall zwei Männer erblicken, deren Namen die Einwohner schon fast vergessen haben. Fast alle nennen sie heute nur noch „die Angler“.

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