Wolfgang Kohlhaase - Erfindung einer Sprache und andere Erzählungen

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"Mit seinem Witz, seiner melancholischen Brillanz und seiner novellistischen Durchschlagkraft ist dieser Erzählband schlicht ein Meisterwerk." Gustav Seibt, Süddeutsche Zeitung
Wolfgang Kohlhaase gilt als einer der wichtigsten Drehbuchautoren der deutschen Filmgeschichte – sein schriftstellerisches Werk hingegen ist kaum bekannt. Lebensklug und gelassen, voller Sprachwitz und dabei durchaus lakonisch, manchmal eher komisch, manchmal eher melancholisch sind diese Erzählungen: Ihren Anfang haben sie noch in der Kriegszeit und werfen dann Schlaglichter auf das Leben wie es war, danach, im Osten des geteilten Lands.
Die Titelgeschichte erzählt von dem Studenten Straat, der behauptet, persisch zu können, um sich im Lager eine Überlebenschance zu sichern. Nun soll er dem Kapo, der nach Kriegsende nach Persien will, Sprachunterricht geben. Es bleibt ihm nur der Ausweg, eine Sprache zu erfinden … Die Erzählung ist Grundlage für den 2020 in die Kinos gekommenen Film Persischstunden.

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Die Erzählungen erschienen erstmals 1977 unter dem Titel Silvester mit Balzac und andere Erzählungen im Aufbau Verlag in Berlin und Weimar.

E-Book-Ausgabe 2021

© 2021 für diese Ausgabe: Verlag Klaus Wagenbach, Emser Straße 40/41, 10719 Berlin

Mit freundlicher Genehmigung der henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag Berlin GmbH

© für das Nachwort: Andreas Dresen

Covergestaltung: Julie August.

Datenkonvertierung bei Zeilenwert, Rudolstadt.

Alle Rechte vorbehalten. Jede Vervielfältigung und Verwertung der Texte, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere für das Herstellen und Verbreiten von Kopien auf Papier, Datenträgern oder im Internet sowie Übersetzungen.

ISBN: 9783803143136

Auch in gedruckter Form erhältlich: 978 3 8031 3335 9

www.wagenbach.de

Erfindung einer Sprache

Man ruft zehn Nummern durch den Lautsprecher, die zehnte ist seine. Straat fühlt weder Angst noch Hoffnung. Er tritt aus der Reihe, taumelt zwischen Rücken und Gesichtern bis zum Ende seines Blocks, schwenkt nach rechts und geht mit mühsamen Schritten auf den Mann zu, der ihn aufgerufen hat und der auf einem Podium steht, vor sich ein Pult mit Papieren und ein Mikrofon.

Es ist April, im Jahr vierundvierzig. Straat, der zehnte in der Reihe, die sich aufstellt, mit dem Gesicht zur Wand, ist zum Sterben müde, obwohl es früh am Tag ist, obgleich er so jung ist. Der Himmel, in den er sieht, wenn er den Blick über das Dach des Wachhauses hebt, ist niedrig und naß. Ein Stück unter den Wolken entlang, ein Stück um die Erde herum, liegt Holland. Von dort hat man Straat hergebracht, mit fünf anderen, vor hundert Tagen, vor langer, langer Zeit. Warum? Damit er schwitzt, damit er friert, damit er Steine trägt, Prügel kriegt, im Dreck liegt, auf Brettern schläft, faules Gemüse frißt und endlich aufhört zu sein. Aber vorher, noch atmend, noch blickend, soll er vergessen, wer er war. Er hat es auch schon fast vergessen. Undenkbar, daß es dort, unter dem Himmel entlang, noch immer den Ort gibt, an dem er geboren wurde, Erde und Wasser, die Eltern, die Abende, den anderen Geruch der Mädchenklasse, die Geräte hinter der gläsernen Schranktür, die Physik. Sechs Semester davon, undenkbar. Denn das Gesetz von der Erhaltung der Energie gilt ja nicht mehr. Gilt nicht für die, die mit den Steinen über die große Treppe laufen, unter den Knüppeln, vor den Visieren, von Dunkelheit zu Dunkelheit. Sechs Physikstudenten, fünf sind hin. Der letzte, zum Sterben müde, ist Straat. Und er geht an diesem Tag nicht in den Steinbruch, weil seine Nummer aufgerufen wird.

Zehn Mann, wohin aber gehen sie? In den Bunker? Ins Revier? Vornweg läuft ein Kapo in weißer Jacke, der führt sie in die Küche. Haus aus Stein, innen gekachelt. Sechs blitzende Kessel, darin wird die stinkende Suppe gekocht. Aber wegen der Suppe holt man sie nicht. Man holt sie wegen der Kartoffeln.

Der Kommandant veranstaltet einen Kameradschaftsabend. Die Posten, die Totschläger, die Zahlmeister, die Aufseher, die Materialverwalter, die Folterer, die Schreibstubenkräfte, der Arzt sitzen bei solchem Anlaß an langen Tischen gemütlich beisammen. Und der Abend ruht auf drei Säulen: erstens Kameradschaft, zweitens Bier, drittens Schweinebraten mit Kartoffelsalat. Deshalb stehen zehn Schemel in der Lagerküche, zehn Körbe mit Kartoffeln daneben, zehn Schüsseln für Abfall davor, ein Metallkübel in der Mitte, und auf einem der Schemel hockt Straat.

Es ist warm und still in der Küche. Der nahe Steinbruch ist weit weg. In einem Verschlag neben der Tür sitzt ein SS-Mann und liest. Nur der Kapo stellt sich mal zu den Kartoffelschälern und sieht ihnen zu. Keine Bosheit, fachliches Interesse. Dennoch beginnen Straats Finger zu zittern, er ist nicht geübt, die Schalen werden zu dick, es geht zu langsam im Schatten des Kapos, der ihm auf die Hände blickt. Der geht weg und kommt wieder. Straat arbeitet hastiger, aber es hilft nichts, schon hört er die Frage: »Was hast du denn früher gemacht, du?«

»Student«, sagt Straat und sieht nicht hoch und hört nicht auf, mit flatternden Händen zu schälen. Doch gleich wird er einen Tritt kriegen. Der SS-Mann hinter der Scheibe wird von seinem Buch aufblicken. Und dann? Der Kapo sagt aber nur: »Aus mit Studieren, was?«

Mittags kriegen sie eine Schüssel dampfende Suppe, von oben, wo ein paar Fleischfasern schwimmen. Dann eine zweite Schüssel, voll bis zum Rand. Straat lehnt draußen an der Wand des Küchengebäudes mit all der Suppe im Skelett, ruhig. Plötzlich kein Hunger mehr. Nicht der Steinbruch. Kein Geschrei. Entfernt, unter dem elektrischen Zaun, wo niemand zu laufen hat, entdeckt er einen Schimmer Grün, und er erinnert sich: Man hat April. Der Kapo beobachtet ihn und schlendert heran und fragt: »Was hast du denn studiert, Mann?«

»Physik.«

»Verstehe«, sagt der Kapo im Ton eines Eingeweihten.

Nachmittags hat Straat weniger Angst, wenn der sich neben ihn stellt. Ein bißchen Sonne fällt schräg in die Küche, die Kartoffeln plumpsen ins Wasser, das Stammkommando, in weißen Schürzen, schneidet Brot für den nächsten Tag, wer kann glauben, daß jetzt hier und da einer stirbt, im Sand, nicht weit ab. Der Kapo steht wieder bei Straat und hat ein Bedürfnis, sich mitzuteilen.

»Verflucht, wenn ich hier rauskomme«, sagt er, »nach dem Krieg, dann gehe ich nach Persien.«

Der Kapo hat nämlich, erzählt er Straat, einen Bruder in Persien, der ist gerade noch rechtzeitig weg, neununddreißig, und jetzt sitzt er da und ist ein großer Geschäftsmann, und der Kapo sitzt hier und ist ein Idiot.

»Du bist Holländer«, sagt der Kapo. »Was meinst du, ist Persien gut?«

»Bestimmt gut«, sagt Straat. Er schält und schält, nur schält er nicht mehr so schnell. Der Kapo, im weichen Nachmittagslicht, nickt wie jemand, der sich verstanden fühlt, und kommt ins Seufzen.

»Schade nur um die Zeit, die schöne Zeit. Wenn man hier wenigstens Persisch lernen könnte.«

Er blickt bekümmert, redliche Kumpelfalten im Gesicht, ein Mann nahe Vierzig und ausreichend ernährt, verglichen mit den Ruinen, die da im Kreis sitzen, das Schicksal hat ihn geworfen und dann erhoben, aber angeschissen ist er doch. Ja, ja, mein Lieber. Straat hört sich plötzlich sagen: »Ich kann Persisch.«

Der Kapo sieht ihn aus blassen blauen Augen lange an, erst ungläubig, dann zweifelnd, dann beinahe zärtlich.

»Du kannst Persisch?«

Straat nickt mit starren Zügen.

»Komm mit.«

Der Kapo rennt vor, Straat folgt ihm stolpernd in den Büroverschlag.

»So, jetzt sag mir mal, woher du Persisch kannst.«

Es gibt schon keinen Rückweg mehr für Straat. Mit einem Kapo macht man keine Witze, schon gar nicht, wenn man nur noch einen Stoß braucht, um zu fallen und nicht mehr aufzustehen. Straat will auch keinen Witz machen, er will nur nicht mehr in den Steinbruch, wo er verrecken wird, er will in der Küche bleiben, wo er wie ein Mensch auf einem Schemel sitzt und Kartoffeln schält und wo er Suppe kriegt. Er hat nur Angst, daß seine Stimme versagt, die verläßt ihn aber nicht, die ist nur sehr leise. Er sagt: »Ich war in Persien, vor dem Krieg.«

»Mensch, weißt du, was dir passiert, wenn das nicht stimmt?«

Straat hat soviel Schreck im Blick, daß der Kapo sicher ist, der weiß, was ihm blüht.

»Los, was heißt Guten Tag?«

»Dalam«, sagt Straat.

»Und Scheiße?«

Straat überlegt zu lange, der Kapo wird gleich ungeduldig.

»Es muß doch ein Wort für Scheiße geben.«

»Tupa«, sagt Straat.

»Tupa«, wiederholt der Kapo ergriffen. Dann sagt er: »Jetzt schälst du um dein Leben.«

Soweit, was sie reden. Es bewirkt viel.

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