Martin H. Geyer - Kapitalismus und politische Moral in der Zwischenkriegszeit oder - Wer war Julius Barmat?

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Kapitalismus und politische Moral in der Zwischenkriegszeit oder: Wer war Julius Barmat?: краткое содержание, описание и аннотация

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Der Aufstieg und Fall des jüdischen Unternehmers Julius Barmat in der Zwischenkriegszeit steht exemplarisch für die andauernden Debatten über Kapitalismus, Moral und Demokratie. Das Buch regt dazu an, den politischen Radikalismus neu zu überdenken und sich mit der heutigen Praxis des Kapitalismus und der Kapitalismuskritik auseinanderzusetzen.
Wer war dieser Julius Barmat, der am Silvestertag 1924 im noblen Schwanenwerder bei Berlin verhaftet wurde? Ein begnadeter Unternehmer, der während der englischen Blockade maßgeblich zur Lebensmittelversorgung in Deutschland beitrug, dessen Industriekonzern aber im Zuge der Währungsstabilisierung scheiterte? Oder ein betrügerischer, korrupter, «ostjüdischer» Kriegs- und Inflationsgewinnler? War er ein Agent des Kaiserreichs oder ein opportunistischer Sozialdemokrat und Förderer der Zweiten Internationale? Die Verhaftung dieses Mannes löste einen der brisantesten deutschen Finanzskandale aus, der nicht nur die Justizbehörden, die Medien und Radikale beschäftigte, sondern auch Literaten und Theaterregisseure.

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Barmat scheute sich nicht, über Geld und Besitz zu sprechen. Sein Vermögen zu Beginn des Krieges soll sich auf über 900000 Gulden belaufen haben. Das war ein deutlicher Ausweis von wirtschaftlichem Erfolg. Wie den meisten Aufsteigern und »Neureichen« fehlte dem staatenlosen Ausländer jedoch »soziales Kapital«, also ein Netzwerk von gesellschaftlichen Beziehungen. Das war in der niederländischen Gesellschaft, die weit mehr als Deutschland in distinkte, soziale und religiöse – »versäulte« – Milieus zerfiel, außerordentlich wichtig. 3Einem aus dem Ausland entstammenden Aufsteiger wie ihm schlug zweifellos Misstrauen entgegen, und das umso mehr, als er jüdischer Konfession war. Die Religion verband ihn mit seiner neuen niederländischen Familie, spielte aber für den zweifellos gläubigen Juden in der öffentlichen Selbstdarstellung zu diesem Zeitpunkt wie auch späterhin keine Rolle. Ebenso wenig gibt es Hinweise auf mögliche Verbindungen Barmats zur jüdischen Kaufmannschaft. Dagegen bot das Engagement in Handelsvereinigungen die Möglichkeit, soziales Kapital zu erwerben. So wurde Barmat Direktor des in Rotterdam ansässigen Büros zur Förderung des Handels, dann nach seiner Umsiedlung nach Amsterdam Direktor einer Handelsvereinigung für den holländischen Balkanhandel. Welche Aktivitäten er in diesem Zusammenhang entwickelte, wissen wir nicht. Es fiel ihm jedoch offenbar leicht, Kontakte zu knüpfen.

Der Weltkrieg eröffnete neue wirtschaftliche Chancen. Wie Zürich und Kopenhagen entwickelte sich Amsterdam zu einer Drehscheibe des Kriegshandels. Barmat gelang es schnell, sein eher kleines Handelsunternehmen mit der Spezialisierung auf Nahrungsmittellieferungen an die Mittelmächte auszuweiten. Ab dem dritten Kriegswinter hungerte Deutschland. Die Wirtschaftsblockade der englischen Marine zeigte ihre Wirkung, und die Nahrungsmittellieferungen aus dem Ausland, auf die Deutschland angewiesen war, stockten. Entsprechend hoch waren die Profitraten, zumal sich nun militärische und zivile Stellen in einem zeitweise chaotischen Überbietungsverfahren mit den knappen Gütern einzudecken versuchten. Die englische Blockadeverwaltung wurde auf Barmat aufmerksam und setzte ihn, wie holländische Zeitungen seit dem Sommer 1916 meldeten, auf ihre Schwarze Liste. Wer Handel mit den dort gelisteten Personen und Gesellschaften trieb, dem drohten Sanktionen. 4Das war der Grund, weshalb Barmat im Sommer 1916 seine Handelsgesellschaft Julius Barmat in die N.V. Amsterdamsche Export & Import Maatschappij, die unter dem Namen Amexima bekannt wurde, umtaufte. 5Mit einem Aktienkapital von 100000 Gulden ausgestattet, verfügte sie über Büros in einem Geschäftsgebäude an der noblen Keizersgracht 717. Der Handel mit Lebensmitteln wurde rasch weiter ausgebaut. Abnehmer waren während des Krieges vor allem deutsche und österreichische Städte und Kommunen, darunter die Stadt Leipzig, die Großeinkaufsgesellschaft deutscher Konsumvereine sowie die Kruppsche Wohnungsverwaltung, welche die Werksangestellten mit Lebensmitteln versorgte. Hinzu kamen Unternehmen wie die Schokoladenfirma Sarotti. 6

Trotz der massiven englischen Behinderungen machte Barmat während des Krieges »große Geschäfte« und akkumulierte ein beträchtliches Vermögen. Neben der Amexima blühte seine Grundstücksgesellschaft La Novita. In deren Besitz waren das Amsterdamer Geschäftshaus der Amexima sowie das Wohnhaus der Barmats, dessen Bau eine halbe Million Gulden gekostet haben soll, in einem für den erfolgreichen Kaufmann angemessenen Wohnviertel Amsterdams. Wie Barmats Rechtsanwälte später betonten, besaß er auch eine »bedeutende Bildergalerie« im Wert von 150 000 Gulden. 7Barmat wusste um die Bedeutung dieser Form »kulturellen Kapitals«. Wie allen »Kriegsgewinnlern«, die sich mit solchen bürgerlichen Insignien umgaben, trug ihm das eine gehörige Portion Neid und Missgunst ein.

Deutscher Kollaborateur oder russischer Revolutionär?

In den Niederlanden lautete die umstrittene Frage, an welcher Kriegspartei man sich orientieren sollte, zumal Großbritannien die Meere kontrollierte und mit großer Effizienz auch in den neutralen Staaten politisch intervenierte. Julius Barmat setzte in seinem Kampf um wirtschaftliche Vorteile, die sich auch in soziale Anerkennung ummünzen ließen, auf Deutschland und die Mittelmächte. Geschäft und Politik lagen eng beieinander, politische Beziehungen waren wirtschaftliches wie soziales Kapital. Den Deutschen Auslandsvertretern in den Niederlanden war Barmat jedenfalls seit 1916 bekannt: dem Generalkonsulat in Amsterdam primär als ein aufdringlicher – jüdischer – Kaufmann, der Deutschen Botschaft in Den Haag als Unternehmer mit politischen Ambitionen, den man vor den eigenen Wagen zu spannen versuchte. Von Anfang an war Barmat für die deutschen Diplomaten aber eine undurchsichtige Person, die seit 1916/17 unter Hinzuziehung von Berichten von Wirtschaftsauskunfteien und Privatpersonen genau beobachtet wurde. So warnte man im Frühjahr 1917 in Amsterdam vor »unreellen Geschäften« Barmats, just zu einer Zeit, als »Ago« von Maltzan, damals Botschaftsrat in Den Haag, Verbindung zu Barmat aufnahm. Der Kaufmann verfügte über Kontakte zum deutschen militärischen Nachrichtendienst. 8Dem Diplomaten ging es zu dieser Zeit zum einen um die Beeinflussung der niederländischen und belgischen Presse und zum anderen um die finanzielle Unterstützung russischer, revolutionär gestimmter oder umzustimmender Flüchtlinge und Deserteure, die sich in den Niederlanden aufhielten. 9Wie die Deutsche Botschaft im März 1918 Reichskanzler Georg von Hertling übermittelte, war Barmat in Amsterdam »vorteilhaft« bekannt als ein Mann mit »beträchtlichem Vermögen«, der sich zu dieser Zeit »besonders darum bemüht[e], die russischen Flüchtlinge und Deserteure vom Eintritt in das englische und französische Heer fernzuhalten«. Darüber habe man von Barmat »wertvolle Nachrichten« erhalten. 10

Das war hohe Politik. Wohlwollend nahmen deutsche Stellen zur Kenntnis, dass sich der politisch engagierte Kaufmann kritisch gegenüber der russischen Regierung Alexander Kerenskis äußerte, die nach der Februarrevolution 1917 an die Macht gekommen war und erklärt hatte, am russischen Kriegskurs gegen Deutschland festzuhalten. Demgegenüber sprach sich Barmat öffentlich für einen Frieden mit Deutschland aus und unterstützte die Friedenspolitik der Bolschewiki, was in der russischen Gemeinde in Amsterdam nicht nur auf Beifall stieß. 11Die Revolutionierung Russlands, so die Erwartungen in Berlin, würde Deutschland die erhoffte Chance verschaffen, um den Krieg im Westen erfolgreich zu Ende zu führen. Das war auch der Grund, warum man dem Revolutionär Wladimir Iljitsch Lenin eine Eisenbahnfahrt in einem Sonderzug aus dem Schweizer Exil nach Russland ermöglichte.

In dieses Bild passt, dass Barmat nach der Oktoberrevolution 1917 offenbar mit der neuen ukrainischen, nach sowjetischem Modell einberufenen Volksversammlung, der Rada, Kontakt aufnahm und sich für einen schnellen Abschluss des Friedensvertrags von Brest-Litowsk einsetzte, nachdem die russischen Delegierten unter Protest die Friedensverhandlungen mit Deutschland abgebrochen hatten. Die Ukraine vermochte zu diesem Zeitpunkt viele Fantasien zu beflügeln, politische, wirtschaftliche und territoriale. Dazu zählte nicht zuletzt die Aussicht auf Brotgetreide für die hungernde Zivilbevölkerung. Der mit Lebensmitteln handelnde Kaufmann sah in dem in Deutschland viel diskutierten »Brotfrieden« – die Ukraine als Getreidekammer Russlands sollte akute Versorgungsengpässe mildern – zweifellos auch wirtschaftliche Chancen für sein Unternehmen. 12

Wohl im Zusammenhang solcher Friedensbemühungen, die Deutschland die nötigen Entlastungen verschaffen sollten, nahm Barmat, ebenfalls schon 1917, Kontakte zum späteren Führer der niederländischen Kommunisten David Wijnkoop auf. Er sollte, wie die deutschen Diplomaten in Den Haag wussten, »für die kommunistische Propaganda in Skandinavien und Holland zur Verfügung gestellte Gelder besorgen«. 13Ob nun mehr wegen seiner Geschäftsinteressen oder seines Hasses auf den Zaren: Barmat setzte auf den revolutionären Umsturz in Russland. Bestärkt wurde er von deutschen Diplomaten, die ihm versicherten, man habe mit Leo Trotzki gesprochen, ob man nicht die Interessen der Russen in Holland durch Barmat wahrnehmen lassen solle. 14

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