Martin H. Geyer - Kapitalismus und politische Moral in der Zwischenkriegszeit oder - Wer war Julius Barmat?

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Kapitalismus und politische Moral in der Zwischenkriegszeit oder: Wer war Julius Barmat?: краткое содержание, описание и аннотация

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Der Aufstieg und Fall des jüdischen Unternehmers Julius Barmat in der Zwischenkriegszeit steht exemplarisch für die andauernden Debatten über Kapitalismus, Moral und Demokratie. Das Buch regt dazu an, den politischen Radikalismus neu zu überdenken und sich mit der heutigen Praxis des Kapitalismus und der Kapitalismuskritik auseinanderzusetzen.
Wer war dieser Julius Barmat, der am Silvestertag 1924 im noblen Schwanenwerder bei Berlin verhaftet wurde? Ein begnadeter Unternehmer, der während der englischen Blockade maßgeblich zur Lebensmittelversorgung in Deutschland beitrug, dessen Industriekonzern aber im Zuge der Währungsstabilisierung scheiterte? Oder ein betrügerischer, korrupter, «ostjüdischer» Kriegs- und Inflationsgewinnler? War er ein Agent des Kaiserreichs oder ein opportunistischer Sozialdemokrat und Förderer der Zweiten Internationale? Die Verhaftung dieses Mannes löste einen der brisantesten deutschen Finanzskandale aus, der nicht nur die Justizbehörden, die Medien und Radikale beschäftigte, sondern auch Literaten und Theaterregisseure.

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Auf jeden Fall nahm Barmat Kontakte zu den russischen Bolschewiki auf. Deutsche Amtsstellen leiteten das folgende, an Trotzki adressierte Telegramm, in dem sich Barmat offenbar politisch ins Spiel zu bringen versuchte, Ende 1917 via Skandinavien nach Russland weiter: »Als seit 10 Jahren hier ansässiger Russe[,] Direktor eines Büros zur Förderung des russischen Handels[,] vereidigter Übersetzer vor holländischen Gerichten[,] der mit großer Sympathie die Politik der Maximalisten [der Bolschewiki – MHG] verfolgt hat[,] habe ich beschlossen[,] eine Versammlung der Russen und Holländer[,] welche sich nach dem Frieden sehnen[,] mit dem Ziel ein Unterstützungskomitee für die [hiesigen – MHG] Maximalisten zu bilden[,] in der Hoffnung, dass wir auf Ihren Schutz hoffen können[,] Judko Barmat[,] Amsterdam.« 15

Diese Zeilen, die später wie viele andere Dokumente in der Presse zirkulierten, konnte man sowohl als politische Sympathiebekundung wie als Anbiederung an die Bolschewiki verstehen. Es war von einem russischen Flüchtlingskomitee die Rede, dem Barmat angeblich 150000 Gulden als Vorleistung zur Verfügung zu stellen bereit war, falls ihm die russische Revolutionsregierung die Fürsorge für diese Gruppe und das Vertretungsrecht gegenüber der niederländischen Regierung übertragen würde. 16Diese Initiativen bestätigten andere Berichte, dass Barmat seine »Antipathien gegen die Zarenregierung« offen zur Schau stellte und auf die Russische Revolution setzte – eine Revolution, die für die deutsche Sache von großem Vorteil sein konnte. 17Darauf spielte später der russische Revolutionär, Deutschlandspezialist und Vertreter wie Sprachrohr der Kommunistischen Internationale Karl Radek, selbst jüdischer Herkunft, an. Für ihn stand außer Frage, dass Barmat »gewiß einen Hass gegen den Zarismus und Sympathien für Deutschland« gehabt habe, seien doch »alle polnischen Juden deutschfreundlich. Erstens, weil sie die deutsche Sprache für ein verschlechtertes ›Jüdisch‹ hielten, zweitens, weil sie den polnischen Antisemitismus haßten, drittens, weil sie die russischen Pogrome haßten. Alle jüdischen Börsenmakler der Welt, die aus Polen stammten, waren im Kriege deutschfreundlich«, lautete 1925 seine polemische, antisemitisch unterlegte Konklusion. 18

Aber war Barmat aufgrund seiner Sympathien für die Revolution schon ein Bolschewist? Oder nur eine »Art Agent, der auf die Rada einwirken sollte«? 19Oder etwa gar nur ein auf sein Geschäft erpichter Kaufmann, der seinen politischen Einfluss wirtschaftlich auszuspielen versuchte? Geschäftstüchtig, wie Julius Barmat war, ventilierte er Pläne, Weizen aus der Ukraine zu importieren. Die USA hatten viele holländische Schiffe beschlagnahmt, um den Überseehandel zu verhindern. Getreide aus der Ukraine, so das Kalkül, musste die Niederlande auch enger an Deutschland binden. In dieser Sache trat Barmat mit dem ihm bekannten niederländischen Führer der sozialistischen Partei Peter Troelstra in Verbindung, der wiederum mit der holländischen Regierung Kontakt aufnahm. Diese signalisierte grünes Licht. Ob Barmat konkrete Verhandlungen mit der Ukraine führte, wissen wir nicht, greifbare Resultate sind auf jeden Fall nicht zu erkennen. Angesichts der verworrenen Verhältnisse in dem zu dieser Zeit von einem heftigen Bürgerkrieg zerrissenen Land ist das eher unwahrscheinlich. Und auch in Deutschland blieben die erhofften ukrainischen Getreidelieferungen ein Wunschtraum. 20

Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass Diplomaten die unterschiedlichsten Gerüchte über Barmat summten. So hieß es, er habe einen »Bolschewiki-Verein« gegründet, ferner, er habe Druck auf den russischen Gesandten ausgeübt und diesen vor die Wahl gestellt, sich zu den Bolschewiki zu bekennen oder sich gegen sie auszusprechen. Als der Gesandte ablehnend antwortete, habe Barmat dafür gesorgt, dass ihm das Geld gesperrt wurde, sodass er kurz darauf die Niederlande in Richtung Schweiz verließ. Barmat habe sogar versucht, als neuer russischer Gesandter anerkannt zu werden, dazu schon Geschäftskarten drucken lassen und einen Termin im niederländischen Außenministerium vereinbart, wo man ihn aber abgewiesen habe. Einem anderen Gerücht zufolge hatte die neue Sowjetregierung oder, so eine Version der gleichen Geschichte, die russischen Flüchtlinge auf Initiative Barmats diesen als russischen Generalkonsul vorgeschlagen. 21Barmats enger Freund Ernst Heilmann berichtete später, er habe eine Resolution mit der Unterschrift von über hundert Russen gesehen, in der sich die Flüchtlinge für Barmat als bolschewistischen Generalkonsul ausgesprochen hätten; er habe dieses Ersuchen aber abgelehnt, da er kein Bolschewik sei. 22

Dass Barmat ein Bolschewik sei, mussten auch die deutschen Diplomaten in Den Haag als unrichtig dementieren. Aber auch der englische Geheimdienst sprach in Berichten vom Juni 1918 und März 1919 von »Barmat, the Bolshevic agent«. 23Und noch Jahre später war zu hören, Barmat habe es ermöglicht, dass »80000 Bolschewisten nach England hinübergekommen seien«. 24Einmal in die Welt gesetzt, hielten sich solche Gerüchte, mit immer neuen, mitunter skurrilen Wendungen, darunter auch eine Verwechslung der Brüder. So meldete 1921 die niederländische Botschaft in Prag nach Den Haag, dass »Judke [sic!] Barmat« beobachtet worden sei, wie er sich mit dem Vertreter der »extremen Linken« der tschechischen Sozialisten Vilém Brodecký getroffen habe, was dann auch prompt in britischen Berichten auftauchte und erneut deutsche Fragen provozierte, ob Barmat nicht Bolschewik sei. 25

Sozialdemokrat und Freund der Zweiten Internationale

Nach Kriegsende hatten Beobachter den Eindruck, dass sich der »Sympathisant der Bolschewiki« plötzlich als Förderer der niederländischen wie der deutschen Sozialdemokraten gerierte. Passte sich Barmat opportunistisch den jeweiligen Machtverhältnissen an? 26Es bleibt im Dunkeln, wann genau Barmat, der sich selbst als überzeugter Sozialdemokrat bezeichnete, erstmals Kontakte zu niederländischen und wohl auch belgischen Sozialisten knüpfte. Er selbst gab an, schon seit 1908 Mitglied der niederländischen sozialdemokratischen Partei zu sein. Andere, darunter sein deutscher Freund Ernst Heilmann, meinten, er sei weder in Deutschland noch in den Niederlanden jemals Parteimitglied gewesen. 27

Zu Barmats engeren Bekannten zählte der weit über sein Heimatland Belgien hinaus bekannte Sekretär der Sozialistischen Internationale Camille Huysmans. Infolge der deutschen Besetzung Belgiens war das Büro der Internationale 1914 nach Amsterdam verlegt worden. Anfang 1919 wurde sie in Bern neu gegründet und war als Sozialistische (»Zweite«) Internationale die Konkurrenzorganisation zur im März 1919 gegründeten Kommunistischen Internationale. Mit der Wiederaufnahme der Arbeit nach dem Krieg war Huysmans auf der Suche nach zusätzlichen Büros, die er – provisorisch und offenbar kostenlos – für kurze Zeit in den Amsterdamer Geschäftsräumen Barmats fand. Vermittelt wurde dieses Arrangement vom niederländischen Sozialdemokraten Troelstra, der schon während des Krieges Bekanntschaft mit Barmat gemacht hatte und ebenfalls als Sympathisant der deutschen Seite bekannt war.

Diese politischen Verbindungen baute Barmat in der Folgezeit systematisch aus. Auf dem ersten großen internationalen Sozialistentreffen in Amsterdam nach dem Krieg im April 1919 kam er mit weiteren europäischen Sozialisten in Kontakt. Anwesend waren von deutscher Seite nur Hugo Haase und Luise Kautsky von der USPD, während der Vorsitzende der SPD Otto Wels sowie Hermann Müller sich infolge von Visumproblemen verspäteten und erst nach Abschluss der viertägigen Zusammenkunft eintrafen. Die meisten Delegierten waren inzwischen abgereist. Nicht ohne Stolz berichtete Barmat später, dass in seinem Haus in Amsterdam bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal nach dem Krieg Deutsche und Engländer zusammengekommen seien. Die neue republikanische Reichsregierung hatte allen Grund, auf ihn und andere ihm nahestehende Personen zu setzen: Huysmans und Troelstra nahmen mit Blick auf den Friedensvertrag deutschlandfreundliche Positionen ein, was in den Reihen der Internationale alles andere als unumstritten war. Insbesondere versprach Barmat, zwischen Deutschland und Belgien zu vermitteln. Die »Stimmung in Belgien [war] kolossal erregt, man wollte alles, was deutsch ist, verhaften«, erinnerte er sich. 28Ob der Geschäftsmann im April die Delegierten des Kongresses der Zweiten Internationale auf seine Kosten bewirtete, gar zu einem Empfang in seinen Büros einlud, ist nicht belegt. Es ist aber sehr wahrscheinlich, präsentierte er ihnen doch stolz seine Geschäftsräume. 29

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