Martin H. Geyer - Kapitalismus und politische Moral in der Zwischenkriegszeit oder - Wer war Julius Barmat?

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Kapitalismus und politische Moral in der Zwischenkriegszeit oder: Wer war Julius Barmat?: краткое содержание, описание и аннотация

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Der Aufstieg und Fall des jüdischen Unternehmers Julius Barmat in der Zwischenkriegszeit steht exemplarisch für die andauernden Debatten über Kapitalismus, Moral und Demokratie. Das Buch regt dazu an, den politischen Radikalismus neu zu überdenken und sich mit der heutigen Praxis des Kapitalismus und der Kapitalismuskritik auseinanderzusetzen.
Wer war dieser Julius Barmat, der am Silvestertag 1924 im noblen Schwanenwerder bei Berlin verhaftet wurde? Ein begnadeter Unternehmer, der während der englischen Blockade maßgeblich zur Lebensmittelversorgung in Deutschland beitrug, dessen Industriekonzern aber im Zuge der Währungsstabilisierung scheiterte? Oder ein betrügerischer, korrupter, «ostjüdischer» Kriegs- und Inflationsgewinnler? War er ein Agent des Kaiserreichs oder ein opportunistischer Sozialdemokrat und Förderer der Zweiten Internationale? Die Verhaftung dieses Mannes löste einen der brisantesten deutschen Finanzskandale aus, der nicht nur die Justizbehörden, die Medien und Radikale beschäftigte, sondern auch Literaten und Theaterregisseure.

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All das gilt auch in unserem Skandal, wenngleich einige Besonderheiten auffallen. So führen die Spuren des Falles Barmat zurück in die Kriegs- und Revolutionszeit. Aus der Rückschau ist eine in dieser Umbruchphase beginnende Skandalisierung Barmats zu erkennen, die verschiedene Autoren fortschrieben, aktualisierten und 1925 auf den Höhepunkt trieben. Um im Bilde des Theaters zu bleiben: Der erste Akt des Skandals entfaltete sich zwischen 1917 und 1920, mit einer Abfolge weiterer Akte 1925/26. Dazu zählten die skandalträchtigen Aufdeckungen und Enthüllungen im Winter 1924/25, die mit dem Tod Friedrich Eberts und des Reichspostministers Anton Höfle einen Höhepunkt erreichten. Seit dem Frühjahr 1925 war eine massive Gegenskandalisierung zu beobachten, wobei Vertreter der Berliner Justiz sowie der konservativen Presse und Parteien stark in die Defensive gerieten. Diese Gegenbewegung überschnitt sich mit einer Phase der Normalisierung, nicht nur infolge des Desinteresses des Publikums und der Presse, sondern auch wegen der sich abzeichnenden politischen Kompromisse in den drei parlamentarischen Untersuchungsausschüssen: Die Ausschüsse in den Landtagen legten im Spätsommer 1925 wenig spektakuläre, eher auf den politischen Konsens abzielende, deeskalierende Abschlussberichte vor, während der Reichstagsausschuss seine Untersuchungen versanden ließ. Zeitgleich kam es jedoch zu einem neuen Anlauf der Justiz, die Fälle aufzuarbeiten: Das war der vierte große Akt, der sich im Falle der Barmats sehr lange, nämlich bis März 1928 hinzog.

Die Aufarbeitung des Falles von Julius Barmat war mit Blick auf den enormen Aufwand in der deutschen Justizgeschichte bis dahin ohne Beispiel. Kein Wunder, denn es ging nicht nur um die beschuldigten Personen, sondern um nichts weniger als die Glaubhaftigkeit und Glaubwürdigkeit der Republik und der Justiz. Die Anklageschrift und das Urteil, die im Folioformat publiziert wurden, umfassten jeweils mehr als 500 eng beschriebene Seiten. Dabei sahen sich viele Zeitgenossen an das Sprichwort erinnert, dass der Berg kreißte und doch nur eine Maus gebar. Denn die Verurteilung Julius Barmats zu elf Monaten Gefängnis und einer Geldstrafe wegen Bestechung – nicht aber wegen Betrugs – schien in keinem Verhältnis zu den zuvor geschürten Emotionen, dem Ermittlungsaufwand und, wie viele meinten, auch der Höhe des entstandenen Schadens zu stehen. Es wurde keine große Korruptionsaffäre sichtbar, vielmehr offenbarten sich eher banale Formen wirtschaftlichen Versagens und Unvermögens in einer Zeit extremer wirtschaftlicher Unsicherheit während der Inflation und Währungsstabilisierung, gepaart mit einer ordentlichen Portion Dreistigkeit und Dummheit – und das auf allen Ebenen, so jedenfalls der Tenor des Urteils von 1928. Die Besonderheit des Falles Barmat besteht darin, dass es sich nicht nur um einen politischen Finanzskandal handelt, sondern dass er sich in eine ganze Serie von weiteren kleineren Skandalen und politischen Eruptionen einfügt, die sich vom Ende des Ersten Weltkriegs durch die ganze Geschichte der Weimarer Republik bis Ende 1933 und noch darüber hinaus hinzog.

Der allerletzte Akt aber spielte nicht in Deutschland, sondern erstreckte sich über gleich mehrere Staaten in Westeuropa. Dabei handelte es sich um ein politisches Drama ganz eigener Art, das wiederum für eine Bewertung des deutschen Falles bedeutsam ist. Denn Julius Barmat ließ sich nach seiner vorzeitigen Entlassung aus der Haft 1929 und seiner Ausreise aus Deutschland nicht an seinem Wohnsitz in Amsterdam, sondern zunächst in Belgien nieder. Hier waren er und sein Bruder Henry nach dem Erwerb zweier Bankinstitute wieder in eine Reihe großer und kleinerer Affären in der Schweiz, Belgien, Holland und Frankreich verwickelt. Auch in Belgien drehten sich die Vorwürfe um Kreditbetrug und Bestechung. In die Geschichte involviert war die Bank des kleinen Kantons Appenzell-Innerrhoden, von der eine vertrackte Spur zur Belgischen Nationalbank führte. Und nicht nur das: Bald kursierten Gerüchte über Barmats Verbindungen auch zu dem notorischen Finanzbetrüger Alexandre Stavisky in Frankreich. Im Gegensatz zur diskreten Behandlung der »Affaire Appenzell« in der Schweiz kam es in Belgien zu einer großen »Affaire Barmat«, die 1937 kurz, aber heftig war. Ähnlich wie zuvor in Deutschland blieben angesehene Politiker und Banker auf der Strecke.

Grenzen einer biografischen Annäherung

Journalisten, Schriftsteller, Staatsanwälte, Parlamentarier und Ministeriale haben Tausende von Blättern beschrieben und sich mit dem Fall von Julius Barmat befasst. War der frühere Kaufmann ein Unternehmer, der sich wie so viele andere seiner Zunft überschätzte und verhob? Oder ein gerissener Finanzier und Spekulant, der sich – wie schon zuvor in Holland und später in Belgien – der neuen politischen Klasse der Republik angedient und diese in seine Machenschaften verstrickt hatte? War Barmat ein opportunistischer Sozialist, in dessen Haus in Amsterdam 1919 Vertreter der Sozialistischen (Zweiten) Internationale verkehrt hatten, oder gar ein verkappter »jüdischer Bolschewist«? Solche Gerüchte kursierten in der oppositionellen linken wie rechten Presse. Dass er jüdischer Konfession war, ein Ostjude, wie man damals sagte, war dabei keine Nebensächlichkeit.

Die Antwort auf die Frage, wer Julius Barmat war, scheint auf den ersten Blick einfach, bedenkt man die dichte Überlieferung von Quellen, die sich mit ihm befassen, und die fast überbordende, mit Skandalen verbundene Ereignisgeschichte. Aber das täuscht. Die Unsicherheit beginnt mit der Frage, welchen Vornamen er sich selbst in einer Darstellung gegeben hätte: Julius, wie er seinen Namen bei deutschen Behörden angab, oder Judko, wie er sich in den Niederlanden nannte und wie ihn auch einige seiner deutschen Freunde ansprachen, was im Munde seiner Feinde aber einen pejorativen Klang hatte? Judko ist eine im Jiddischen verbreitete, nicht nur auf die Kindersprache beschränkte Koseform von Yehuda, ein Name, den Barmat selbst aber offenbar nie benutzte. 14Zahlreiche weitere Fragen, die seine Biografie betreffen, lassen sich nicht beantworten. Das vorliegende Buch macht sich aber auf eine Spurensuche, die uns auf viele Wege, darunter manche Umwege bringt, aber auch zu neuen Erkenntnissen führt. 15

Nach Jahrzehnten geringen Interesses haben zwar einige neuere wissenschaftliche Arbeiten Licht auf den Fall Barmat geworfen. Einen breiten Raum nehmen dabei der Verlauf des Medienskandals sowie Fragen von Antisemitismus und Korruptionsdebatten ein. Der Skandal wurde in die Vorgeschichte des Nationalsozialismus eingeordnet, der selbst das korrupteste Regime der deutschen Geschichte war, aber mit dem Slogan des Kampfes gegen »jüdische« und »republikanische Korruption« antrat. 16Aber in all diesen neueren Darstellungen ist der Name Barmat meist als Chiffre präsent. Seine Person bleibt eigentümlich vage, fast ein Phantom. Diese Distanz ist nicht zuletzt auch darauf zurückzuführen, dass im babylonischen Sprachengewirr der Skandale eine Stimme fehlt: nämlich die von Julius Barmat selbst. Und nicht nur das: Barmats wirtschaftliche Aktivitäten, der Verdacht des Betrugs, ja mehr noch, alle Spekulationen über seine Person bleiben im Dunst der Vermutungen und vielfach unbewiesenen Tatsachen.

Das biografische Genre lebt in der Regel von der Verfügbarkeit von Ego-Dokumenten. Sie machen den Kern einer Biografie aus, stellen Selbstzeugnisse doch eine Nähe und »Unmittelbarkeit zu ihrem Helden« (Hans Erich Bödeker) her. 17Das gilt selbst dann, wenn der Name des Protagonisten negativ konnotiert ist. 18Das Fehlen eines Nachlasses sowie die Tatsache, dass persönliche Briefe und andere Ego-Dokumente nur spärlich überliefert sind und die meisten Quellen zu seiner Verteidigung nicht von Julius Barmat selber, sondern von juristisch argumentierenden Rechtsanwälten stammen, verweisen auf die spezifischen Voraussetzungen und Grenzen der vorliegenden biografischen Annäherung. Hinsichtlich der wenigen Ego-Dokumente ist die Geschichte Julius Barmats vergleichbar mit der des französischen »Unbekannten« aus der Provinz, dessen Lebensgeschichte der Historiker Alain Corbin in einer anregenden historischen Darstellung rekonstruiert hat. 19Aber im Gegensatz zu diesem Unbekannten führte Barmat kein »ganz gewöhnliches Leben«. Barmats Geschichte handelt vielmehr vom ungewöhnlichen Leben eines bekannten Unbekannten. Denn seit den aufwühlenden Tagen des deutschen Barmat-Skandals 1925, den sich hinziehenden rechtlichen Untersuchungen und dann den neuen Skandalisierungen in Belgien, Holland und Frankreich gingen sein Name und seine Biografie in öffentlich-medialen Besitz über.

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