Martin H. Geyer - Kapitalismus und politische Moral in der Zwischenkriegszeit oder - Wer war Julius Barmat?

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Kapitalismus und politische Moral in der Zwischenkriegszeit oder: Wer war Julius Barmat?: краткое содержание, описание и аннотация

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Der Aufstieg und Fall des jüdischen Unternehmers Julius Barmat in der Zwischenkriegszeit steht exemplarisch für die andauernden Debatten über Kapitalismus, Moral und Demokratie. Das Buch regt dazu an, den politischen Radikalismus neu zu überdenken und sich mit der heutigen Praxis des Kapitalismus und der Kapitalismuskritik auseinanderzusetzen.
Wer war dieser Julius Barmat, der am Silvestertag 1924 im noblen Schwanenwerder bei Berlin verhaftet wurde? Ein begnadeter Unternehmer, der während der englischen Blockade maßgeblich zur Lebensmittelversorgung in Deutschland beitrug, dessen Industriekonzern aber im Zuge der Währungsstabilisierung scheiterte? Oder ein betrügerischer, korrupter, «ostjüdischer» Kriegs- und Inflationsgewinnler? War er ein Agent des Kaiserreichs oder ein opportunistischer Sozialdemokrat und Förderer der Zweiten Internationale? Die Verhaftung dieses Mannes löste einen der brisantesten deutschen Finanzskandale aus, der nicht nur die Justizbehörden, die Medien und Radikale beschäftigte, sondern auch Literaten und Theaterregisseure.

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Die staatsanwaltschaftlichen Untersuchungen waren jedoch weder in der Sache Kutisker noch in der Barmats durch eine Anzeige der Preußischen Staatsbank ins Rollen gekommen. Im Gegenteil: Die Leitung der Bank spielte von Anfang an eine passive Rolle, womit sie Verdächtigungen und Mutmaßungen befeuerte, die konservativen Beamten des altehrwürdigen Instituts seien in die Sache verstrickt. Zentrale Akteure bei der Aufklärung waren die Berliner Presse sowie die Wirtschaftsabteilung der Berliner Staatsanwaltschaft, die sich mit Rückendeckung des preußischen Justizministeriums in Form eines »Sonderauftrags« der Sache annahm, wohl wissend, dass es sich um eine politisch brisante Angelegenheit handelte. 5Empörte und dementsprechend auskunftsfreudige Bankbeamte aus dem mittleren Dienst äußerten den alarmierenden Verdacht, dass es sich bei dem »Betrug« Kutiskers nur um die Spitze des Eisbergs handle: Millionenkredite seien unwiederbringlich verloren, die Bank sei unter Umständen sogar »pleite«, mit unübersehbaren Folgen für die Finanzen des Freistaats Preußen. Und nicht nur das: Der Staatsanwaltschaft wurde schnell klar, dass »auch noch andere Ostjuden die Preußische Staatsbank in unerhörter Weise betrügerisch geschädigt hatten«. 6Aus diesem Grund dehnte die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen auf Julius Barmat und seinen Konzern sowie auf weitere, ähnlich gelagerte Fälle aus, wie den des erfolgreichen Frankfurter Finanziers und Unternehmers Jakob Michael.

Skandal und Skandalisierung

Die Verhaftungen elektrisierten die politische Öffentlichkeit, die nun über Tage und Wochen mit Zeitungsartikeln und Balkenüberschriften auf der ersten Seite in Atem gehalten wurde. 7Bald spießten auch satirische Blätter wie der Simplicissimus und der Kladderadatsch das Thema auf. Über Nacht rückten die Namen Barmat, Kutisker und Michael ins Rampenlicht. Die Staatsanwaltschaft hatte, so der verbreitete Eindruck, die Büchse der Pandora geöffnet und gab Spekulationen und Verschwörungstheorien reichlich Nahrung. Ihre Verlautbarungen legten nahe, einem der größten Betrugsfälle der Zeit auf der Spur zu sein. Den Verhaftungen und ersten Pressemeldungen folgte eine Kaskade weiterer Ereignisse, wozu die Inhaftnahme des Reichspostministers Anton Höfle (Zentrum) zählte. Der aufbrausende mediale Sturm mit forschen Anschuldigungen und oft hilflos wirkenden, defensiven Dementi ließ an der Jahreswende 1924/25 aus den verschiedenen Fällen einen Skandal, genauer: einen politischen Finanzskandal werden – den größten dieser Art in der Weimarer Republik, wenn nicht gar in der deutschen Geschichte überhaupt.

Schnell war die Rede von einem Skandal Kutisker-Barmat oder Barmat-Kutisker-Skandal, gelegentlich auch von einem Barmat-Kutisker-Michael-Skandal. Im Gegensatz zu neutraleren Begriffen wie »Affäre« oder »Fall« implizierten diese Bezeichnungen schon eine Interpretation der Ereignisse. Ähnliches gilt auch für die Rede von einem Finanz- oder politischen Skandal oder für die Mutmaßung, es handle sich gar um einen Skandal der Preußischen Staatsbank, deren Direktoren allem Anschein nach leichtsinnig und regelwidrig Millionenkredite vergeben hatten. Wie das linksliberale Berliner Tageblatt kommentierte, attackierte neben der Roten Fahne insbesondere die deutschnationale Presse alle ihnen »verhaßten oder unbequemen Persönlichkeiten als Sklaven des Barmat-Mammons oder als Freunde der Barmats«; 8die Rede war von einer politisch gezielt geschürten, gegen die Republik gerichteten »Barmat-Psychose«, die von Anfang an mit einer latenten antisemitischen Pogromstimmung einherging. 9

Die in diesem Buch verfolgte Frage, wer Julius Barmat war, entfaltete sich in dieser Geschichte von Skandalen. Jede Annäherung beginnt mit den überbordenden zeitgenössischen Diagnosen, Erklärungen und Interpretationen der Vorgänge, die sich mit Schuldzuschreibungen, politischen und moralischen Urteilen vermischten. Dafür gab es verschiedene Bühnen. Zu nennen sind an erster Stelle die Zeitungen, Zeitschriften und Pamphlete sowie eine Flut von Bildern, später dann auch Theaterstücken, die die komplexen Ereignisse vermittelten, simplifizierten und zugleich ausdeuteten. Eine Explosion des Redens und Sprechens ist zu beobachten, und zwar in einem Gestus der Empörung. 10Die mediale Sensation wurde durch immer neue, sich weiter gegenseitig aufputschende Nachrichten und Informationen genährt, darunter viele irreführende Falschmeldungen und »enthüllende Berichte«, deren Widerlegungen selbst wieder Bestandteile des Skandals wurden. Im Laufe dieser Eskalation erweiterten sich die Grenzen des Sagbaren, indem vertrauliche interne Vorgänge und Privates öffentlich gemacht wurden, mit der Folge, dass der Ruf vieler Personen beschädigt wurde. Dabei eröffnete die Skandalisierung gerade denjenigen Chancen, die sonst auf ihre eher marginalen politischen und sozialen Teilöffentlichkeiten beschränkt waren. Das galt für die Kommunisten ebenso wie für die völkische und deutschnationale Rechte, die zumindest im liberal und sozialdemokratisch gesinnten Berlin nicht das öffentliche Meinungsbild prägten. 11

Von Anfang an war auch die Justiz eine wichtige Bühne des Skandals. Die Medienkommunikation der Berliner Staatsanwaltschaft war in jeder Hinsicht ungewöhnlich und schon bald ein Thema für sich. Ihre Vertreter, an vorderster Stelle zwei forsche junge Staatsanwälte, berichteten regelmäßig im großen Justizsaal in sensationsheischender Manier über die Fortschritte ihrer Ermittlungen. Dass sie sich wenige Monate später selbst wegen ihres Verhaltens rechtfertigen mussten und im Mittelpunkt von Disziplinarverfahren standen, war Teil des Skandals, der überraschende Wendungen aufwies.

Neben den Medien und Staatsanwälten traten noch weitere Akteure auf den Plan. Gleich in den ersten Januarwochen setzten der Reichstag sowie die Landtage Preußens und Sachsens die Fälle auf ihre Tagesordnung und richteten parlamentarische Untersuchungsausschüsse ein, die sich mit den Angelegenheiten zu befassen hatten. Das war in dieser geballten Form neu und rechtlich umstritten, zumal die Ausschüsse mit ihren richterlichen Befugnissen damit vielfach in derselben Sache wie die Staatsanwaltschaft tätig wurden. 12Viele Zeugen, darunter bekannte Unternehmer, Kaufleute, Politiker und Verwaltungsbeamte, aber auch Privatpersonen, wurden gleich in mehrere Untersuchungsausschüsse zitiert und von den Justizorganen verhört. Vor allem im Preußischen Landtag spielten sich ungewöhnliche Szenen ab. Die widersprüchlichen Auskünfte der Zeugen, die scharfen Wortwechsel und dramatischen Auftritte entsprachen ganz dem Geschmack der großstädtischen Massenpresse (und wohl auch ihres Publikums). Der klägliche Tod des Reichspostministers Höfle in der Untersuchungshaft machte die Geschichte Barmats vollends zu einem sensationellen politischen Kriminalfall, der in republikanischen Kreisen für Empörung sorgte.

Die sozialwissenschaftliche und historische Forschung hat sich intensiv mit Ablaufmustern von Skandalen beschäftigt. Es ist eine Binsenweisheit, dass viele Steine ins Wasser geworfen werden, ohne dass sie große Wellen erzeugen, und nicht jede Welle produziert gleich einen politischen Skandal. Erklärungen und Plausibilisierungen von Skandalverläufen erfolgen meist ex post. Dabei zeigt sich immer wieder, dass Skandale Dramen des Theaters oder Films gleichen, wobei ihnen ein eigener Rhythmus mit Vorspielen, Hauptteilen, einem dramatischen oder manchmal auch sentimentalen Ende innewohnt. 13Sie gedeihen in bestimmten Konstellationen, ihr Verlauf ist im Grunde vorhersehbar, und doch entwickeln sie sich zuweilen ganz anders als erwartet. Gleich guten Theaterstücken weisen sie auch immer ein Moment der Überraschung und Kontingenz auf. Denn einmal in Gang gesetzt, schaffen sie immer neue Bedingungen für ihre eigene Proliferation, mit Ausgängen, die unkalkulierbar sind und außerhalb der Kontrolle der Akteure liegen.

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