Lasha Bugadze - Der erste Russe

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Es ist die Zeit nach dem verheerenden Bürgerkrieg, mit Mangelwirtschaft, Korruption und Gemauschel. Die junge Generation hat genug von den alten Seilschaften. So auch der Protagonist, ein junger Schriftsteller, der soeben eine satirische Erzählung über die legendäre Königin Tamar aus dem 13. Jahrhundert veröffentlicht hat. Im Zentrum seines Textes steht Tamars unglückliche Heirat mit dem Russen Juri Bogoljubski. Nachdem dieser in der Hochzeitsnacht seine eheliche Pflicht nicht erfüllt, lässt sich Königin Tamar mit dem Segen der Kirche von ihm scheiden. Der «erste Russe» in Georgiens Geschichte wird aus dem Land geworfen. Die Botschaft der Erzählung wird gründlich missverstanden. Der Patriarch, das Oberhaupt der georgisch-orthodoxen Kirche, verlangt einen öffentlichen Widerruf von ihm und als sogar seine Familie und Freunde bedroht werden, steht der Autor vor einer schwierigen Entscheidung.
Offenherzig und humorvoll verarbeitet Lasha Bugadze in «Der erste Russe» ein eigenes traumatisches Erlebnis als Schriftsteller und wirft einen Blick hinter die Kulissen der Politik und deren tief greifende Verbandelung mit der Kirche. Die Zeitgeschichte, die er dabei präsentiert, reicht vom letzten Aufbäumen der Sowjetmacht über den Unabhängigkeitskampf, die Saakaschwili-Ära bis hin zum Augustkrieg 2008. «Der erste Russe» ist ein intelligentes und unterhaltsames Lehrstück zu religiösem Fundamentalismus, reaktionärem Nationalismus, Medienmacht und Meinungsfreiheit.

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Welches Elternteil hätte es gewagt, uns zum Schlafengehen zu ermahnen? Was wäre gewesen, wenn man uns nicht die Freiheit gegeben hätte, so viele neue Dinge zu sehen?

In der Schule verfolgt uns die Lehrkraft, auferstanden wie jene Leiche, und versucht vergeblich, uns zum Umbinden des Halstuchs zu zwingen, nur weiß er selbst nicht, welche Gesetze er durchsetzen will. Wer zu Hause ist, sitzt immer noch vorm Fernseher und lauscht den Befehlen eines auf dem Bildschirm leuchtenden, gewaltigen rundköpfigen Mannes und einzigartigen Wunderheilers: »Ich zähle bis zehn, und euch wird Müdigkeit überkommen.«

Auf dieses Gesicht warten freudig erregt die Kranken (in der Sowjetunion ist jeder krank); die Sendung dieses Mannes läuft zur sowjetischen Primetime – nach der Hauptnachrichtensendung »Wremja«. Die Sendezeit ist einzig seinem Wassermelonenkopf und seinen wie vor Ekel verzogenen Lippen gewidmet. In den tristen Wohnungen beginnt eine tolle Zeremonie: Fünfzig Frauen und Männer fortgeschrittenen Alters, die einen magischen Wunderheiler sehen möchten, nehmen freudig ihre Plätze ein. Diesen Minuten haben sie den ganzen Tag über entgegengefiebert, und nun setzen sie ihre schmerzenden Organe dem neuen Tele-Heiler aus: Magen-Darm, Herz-Kreislauf, Gelenke …

Im Gegensatz zu Longo besteht die Mission des Melonenkopfes nicht in der Auferweckung der Toten zum Leben, sondern in der Heilung lebender Toter. Sieh an, der taucht auch auf – mit an der Stirn zerzaustem kastanienbraunen Haar (»Färbt er das?«, fragt jemand) und mit von fettiger Salbe gelblich glänzenden Wangen. Der Wunderheiler gibt uns auf Russisch zu verstehen, dass er bis zehn zähle und alle in einen heilenden Schlaf fallen würden, und dieser Schlaf sei rein und habe heilende Eigenschaften.

Er zählt langsam, in einem gebieterischen, ruhigen Bariton: »Die Augen werden kleiner … vier, fünf …« Einige sind schon eingenickt. Ruhiges Schnaufen. »Neun, zehn …« Totale Hypnose: in den Nacken gesunkene Köpfe, offene Münder, ein paar Tropfen Speichel, albtraumfreies Schnarchen. Den ganzen Tag über warten sie freudig schwatzend und denken darüber nach, wo sie den charismatischen Bis-Zehn-Zähler hören sollen (ein Ritual ist ebenfalls, zu überlegen, bei welchem Nachbarn während der Wunderheiler-Sendung geschlafen wird), er ist noch nicht mal bis zehn gekommen, und schon schlummern alle. Das millionenfache Zuschauerglück währt nur wenige Sekunden.

Wie prämortalen Auswurf spuckt die Sowjetunion Zauberer aus, Leute, die Außerirdische gesehen haben, und ebenso Leute, die mit den Seelen der Toten sprechen können. Jemand tritt im Fernsehen auf und erzählt entweder, er habe einen Außerirdischen beim Schildkrötensee gesehen oder eine herumspazierende Seele auf dem Plechanow-Prospekt. Auf einer Demonstration heißt es: »Freunde, der KGB hat seine Wunderheiler und vom Teufel Besessenen ausgesandt, um uns einzuschüchtern. Aber wir haben keine Angst, ihre Hypnose wirkt auf uns nicht mehr!«

Wie sollen die Wunderheiler denn wirken? Sollen sie die Bürger von den Demonstrationen nach Hause zerren? Sollen die Zaubermitarbeiter des Geheimdienstes den Zerfallsprozess der Sowjetunion aufhalten?

Das sind ernste Angelegenheiten, darüber witzelt keiner. Nicht umsonst waren mir bei Vater Dawit die Außerirdischen eingefallen: Vor Außerirdischen habe ich Angst. In der Schule bin ich zwar Vizepräsident der »Nationalen Freiheitspartei«, aber, so oder so, nächstes Jahr werde ich zwölf, und deshalb beunruhigt mich vieles, unter anderem auch dieser Mann, der pathologisch brüllende Herr Dimitri, der uns jetzt schlagen möchte und einer wandelnden Leiche gleicht. Jener Leiche, die vor einigen Tagen bei »Wremja« auferstanden war.

Die Lehrerschaft, Intelligenzlerschaft, Professoren- und Lehrerschaft, Wissenschaftler- und Künstlerschaft und alle anderen Körperschaften in der Georgischen Sozialistischen Sowjetrepublik ermahnen die Bürger, sie sollen zu Hause bleiben und nicht durch die Straßen streifen. Das Zentralkomitee warnt uns, die sowjetische Miliz warnt uns, die Sicherheitsorgane warnen uns: Es wird eine Tragödie passieren!

Wir gehen in eine deutsche Schule, unsere Schule ist nicht wie andere Schulen – hier wird »Deutsch – intensiv« gelehrt (obwohl der Lerneffekt eigenartig ausfällt: Wir können keinen einzigen zusammenhängenden deutschen Satz sprechen). Wir haben junge (unsowjetische) Lehrer, keine Lenin-Porträts an den Wänden, nur welche von Goethe, Schiller und Wolfgang Borchert (dem Lieblingsdichter unseres Direktors). Wir haben kein Parteikomitee, keine »Rote Ecke« der Komsomolzen (eine Art Sowjet-Kapelle, die es fast in jeder Schule außer in unserer gibt), an den Wänden der Klassenzimmer hängen quietschbunte Plakate und Kalender aus der DDR, keine sowjetischen Losungen wie »Ehre der Arbeit« und »Ehre der Kommunistischen Partei«. Stattdessen an allen Wänden die bunte Aufschrift: Deutsch – intensiv . Das Einzige, was unsere Schule mit den sowjetischen gemeinsam hat, ist ein grimmiger Wachmann und die mit einem Schlüssel abgeschlossenen Toiletten. Es war eine ziemlich große Summe dafür ausgegeben worden, dass stabile (DDR-)Klobecken angeschafft werden konnten, deshalb darf niemand ins Bad, damit die Klo- und Waschbecken ihr unbeflecktes Aussehen behalten. Das Betreten der Toilette durch Schüler kommt deren Verschmutzung gleich: Sie werden sich auf das Klobecken stellen, wer heranreicht, wird ins Waschbecken pinkeln, die Wände werden mit anzüglichen Schmierereien verziert werden (zum Beispiel mit der georgischen Drei-Buchstaben-Bezeichnung für Penis), deshalb liegen die Toilettenschlüssel vermutlich bei der Lehrkraft oder dem Verwaltungsleiter in der Schublade, und außer ihnen wird keiner je erfahren, wer wo pinkelt. Unangenehm wird es nur dann, wenn Nullt- und Erstklässler pinkeln müssen. Die Kinder zappeln, zerren an der Hand der Lehrerin und schreien: »Frau Lehrerin, Frau Lehrerin, ich muss mal klein« (keiner sagt, wenn er groß muss, groß zu müssen ist peinlich). Aber die Lehrerin stellt sich taub, tut so, als höre sie nichts, denn sie hat keine Ahnung, wo ein Erstklässler klein machen soll (den Nulltklässler lässt eine tüchtige Erzieherin letztendlich zum Fenster hinauspinkeln), deshalb versuchen die Schüler es sich entweder zu verkneifen oder sind gezwungen, sich in den Pausen ein sicheres, verschwiegenes Plätzchen zu suchen.

Die Umgebung der Toilette ist ein konfliktreicher Ort. Genau dort, zwischen Lehrerzimmer und Toilette, streitet jetzt die Lehrkraft mit unserer dreiundzwanzigjährigen Erzieherin, die wir damals für sehr alt hielten. Diesmal ist aber nicht der Gang zur Toilette das Streitthema, sondern der zur Demo. Es kursiert das Gerücht, die Lehrkraft habe unsere Lehrerin beleidigt, angebrüllt und zum Weinen gebracht. Wir, die Klassen 7a, b und c, gehen schon seit mehr als zwei Wochen mit unserer Erzieherin zu den Demos, unser Mitschüler, der junge Dichter und Präsident der »Nationalen Freiheitspartei«, versucht jedes Mal, sich zwischen Swiad Gamsachurdia und Merab Kostawa zu postieren, er reicht den Nationalhelden bis zur Hüfte. Danach wiederholt er auf der Schultreppe die Parolen, die er vor dem Regierungsgebäude aufgeschnappt hat: »Boykott den Sowjetwahlen!«, »Lasst uns öffentlich die Pionierhalstücher verbrennen!«

»Wenn ihr das tut, dann breche ich euch die Hände!«, ruft die Lehrkraft, von deren Sorte eine zur gleichen Zeit wahrscheinlich, sagen wir, litauischen, aserbaidschanischen, ukrainischen und russischen Sechst-, Siebtklässlern hinterherrennt, weil das riesige Land überall gleichartig und gleichzeitig zerfällt. Die Lehrkräfte schreien auf verschiedenen Sprachen die gleichen Worte: »Bindet die Halstücher um, sonst brechen wir euch die Hände!«, und millionenfach rennen Kinder verschiedener Nationalitäten, Sprachen, Länder und Vergangenheiten durch die nach Sägemehl riechenden sowjetischen Schulflure – sei es in Tbilissi, Vilnius, Baku, Moskau, denn der Aufruhr ist überall in der Sowjetunion gleich. Millionen Kinder schauen ein und denselben Trickfilm – die unermüdliche Jagd des Wolfes nach dem Hasen. Die Trickfilmmusik kennen Millionen Kinder und werden sie immer wiedererkennen – auch in der Zukunft, wenn die Sowjetunion nicht mehr existiert und die Millionen keine gemeinsame Gegenwart mehr haben.

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