♦ Informationen und Schlüssel: Katholisches Pfarramt Haßfurt, Pfarrgasse 8, Tel. 09521/1484.
Obertheres: Das einstige Kloster und heutige Schloss Theres, das an der Bundesstraße 26 liegt, die von Haßfurt nach Schweinfurt führt, ist heute in Privatbesitz. Die fast tausend Jahre alte Benediktinerabtei St. Stephan und Vitus prägte mit ihrem Reichtum die ganze Umgebung. In den Klosterdörfern wie Wagenhausen, Horhausen und Buch stehen noch heute Bau- und Flurdenkmäler von herausragender Bedeutung und selbst in der Nachbarstadt Haßfurt hatte das einst mächtige Kloster Besitzungen (ehemalige Renkersmühle). Mit der Säkularisation Anfang des 19. Jh. erlosch das Klosterleben jäh.
Obertheres ist die Heimat einer bedeutenden Bildhauerfamilie. Berühmtester Vertreter dieser Familie war Johann Peter Wagner (geboren 1730), der Sohn von Johann Thomas Wagner. Er schuf in ganz Franken Kunstwerke von überragendem Wert. Von seinem Geburtshaus steht heute nur noch die Toranlage. Wagner-Werke findet der Interessierte unter anderem in der Marienkapelle am Friedhof in Obertheres, in der Kirche im Nachbarort Untertheres sowie in der Kirche in Dampfach. Aus Obertheres stammt auch der spätere Mainzer Hofbildhauer Johann Sebastian Barnabas Pfaff, von dem sich ebenfalls Figuren in der Marienkapelle befinden.
Sehenswert ist auch das neugotische Schloss Ditfurth, das ebenfalls wie das ehemalige Kloster an der B 26 liegt. Es ist allerdings nicht zugänglich. Erbaut wurde die Schlossanlage 1857 von Georg Freiherr von Ditfurth, der übrigens der Bruder von Franz Wilhelm Freiherr von Ditfurth war. Dieser gilt als der bedeutendste Sammler fränkischer Lieder ( www.theres.de).
Übernachten/Essen Familie Pfeiffer vermietet zwei liebevoll eingerichtete Zimmer in einem geschmackvoll restaurierten ehemaligen Gasthof in der Ortsmitte von Obertheres. Kahlberg 1, Tel. 09521/618045.
Mein Tipp Vino e Camino, stilvolle Vinothek und Weinhandlung im Schloss Obertheres, betrieben von der Italienerin Francesca Gräfin von Beust-Luti. Hier erhält man ausgewählte italienische Weine und kulinarische Leckereien. Unbedingt sehenswert. Geöffnet Do 15-19.30 Uhr und Fr 15-22 Uhr sowie bei Sonderveranstaltungen. Klosterstr. 1, Tel. 09521/954396, www.vinoecamino.de.
Wanderung 2: Durch das Tal der Wässernach
Einfache Rundwanderung in urtümlicher Naturlandschaft.
Wonfurt: Hier ist die klassizistische Kirche sehenswert, die 1817-1820 nach dem Vorbild des Pantheon in Rom errichtet wurde.
Übernachten/Essen Hotel Gasthof Zur Linde, das in der Ortsmitte von Ottendorf (am Mainradweg, steil oberhalb am Berg) gelegene fränkische Gasthaus bietet regio-nale, gute Kü-che (hauseigene Schlachtung) und einfache, aber gute Zimmer. Täglich geöffnet ab 17 Uhr, So ab 11 Uhr. EZ 50 €, DZ 70 €. Linden-platz 1, Ottendorf, Tel. 09727/91010, www.linde-hotel.de.
Mein Tipp Brauereigaststätte Ulrich Martin, in Franken sterben viele kleine Traditionsbrauereien, aber es geht auch anders: Im Schonunger Gemeindeteil Hausen hat Ulrich Martin die Dorfbrauerei wiederbelebt. Handwerklich gebrautes Bier und eine kleine, aber stets abwechslungsreiche Speisekarte machen das Wirtshaus mit Biergarten zu einem Geheimtipp. 12-23 Uhr, Fr/Sa bis 24 Uhr, So ab 10.30 Uhr, Di Ruhetag. Hausener Hauptstr. 5, 97453 Schonungen, Tel. 09727/403011, www.brauerei-martin.de.
Café Rohr, am Mainradweg in der Ortsmitte von Schonungen liegt das v. a. sonntags rege frequentierte Café, das hervorragende hausgemachte Torten anbietet. 6-19 Uhr, So ab 8 Uhr. Hauptstr. 36, Tel. 09721/59239.
Wanderung 3: Auf urtümlichen Wegen am Main entlang nach Schweinfurt
Leichte Streckenwanderung durch die Mainauen mit schönen Aussichten.
Schweinfurt
In Schweinfurt wird zwar immer noch Wein angebaut, doch bekannter ist die circa 54.000 Einwohner große Stadt am Main als wichtiger Industriestandort. Als Friedrich Fischer im Jahre 1883 die Kugelschleifmaschine erfand, war dies die Geburtsstunde der Wälzlagerfabrikation. Darüber hinaus gilt Schweinfurt als die Wiege des Fahrrads.
Skulptur eines Schweinehirten im Stadtteil Zürch
Weltweit tätige Firmen aus der Wälzlager- und Autoteilezubehör-Produktion, wie z. B. Schaeffler, Bosch Rexroth oder ZF Friedrichshafen AG (urspr. Sachs) prägen das Bild der Stadt. Eine schwere Strukturkrise in den 1990er-Jahren konnte mittlerweile überwunden werden. Noch ist der Strukturwandel in vollem Gange, das kulturelle Leben aber blüht: Historie und zeitgenössisches Kunst- und Kulturleben gehen eine interessante Mischung ein. „Industrie und Kunst“ lautet das Schlagwort und Namen wie das Museum Georg Schäfer, das Museum Otto Schäfer und die 2009 eröffnete Kunsthalle Schweinfurt spielen hierbei eine bedeutende Rolle. 2022 soll zudem ein Kulturforum eröffnet werden. Dementsprechend hat sich der Tourismus in Schweinfurt erheblich weiterentwickelt.
Die Industriestadt - heute mehrheitlich protestantisch - zählt zu den ältesten Orten Mainfrankens. Bereits 791 wurde Schweinfurt zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Die einstige freie Reichsstadt umfasste ein Territorium von gerade mal 53 km 2. Erst 1802 verlor die Stadt durch die Annektierung durch Bayern ihre politische Selbstständigkeit. Leider haben sich nicht allzu viele historische Gebäude erhalten, denn als Zentrum der kriegswichtigen Wälzlagerindustrie in Nazideutschland wurde Schweinfurt zur Ruinenwüste bombardiert. Doch in den letzten Jahren wurden die verbliebenen Bereiche, beispielsweise der Zürch, Zug um Zug saniert und restauriert. So entstand auch eine große Fußgängerzone, die Schweinfurt mittlerweile als Einkaufsstadt interessant macht. Hier ist außerdem die weitläufige, 2009 eröffnete Stadtgalerie mit insgesamt 100 Geschäften zu nennen.
In den letzten 150 Jahren entwickelte sich die kleine Fischer-, Schiffer- und Handwerkersiedlung zu einer bedeutenden Industriestadt, die sich mit Kugellagern, Stoßdämpfern und Kleinmotoren europaweit einen Namen gemacht hat. Durch die wirtschaftliche Monostruktur haben hier konjunkturelle Krisen allerdings besonders hart zugeschlagen, vor allem in den 1990er-Jahren.
Denk’ mal
Der holländische Künstler herman de vries, der Eschenau im Steigerwald zu seiner Wahlheimat erkoren hat, setzt mit einem Denkmal in den Mainauen bei Schweinfurt/Oberndorf ein Zeichen gegen das Vergessen: Eine runde Steinbank, flankiert von drei Linden, erinnert an das Schicksal der Zwangsarbeiter, die im Zweiten Weltkrieg für die Schweinfurter Kugellagerindustrie schuften mussten. Die aus ganz Europa nach Deutschland verschleppten Männer und Frauen lebten unter menschenunwürdigen Bedingungen in einer Barackenstadt auf den Mainwiesen - fern der Heimat, unterernährt, misshandelt und den alliierten Luftangriffen auf die Industriestadt schutzlos ausgeliefert. Fünf Jahrzehnte war das Thema Zwangsarbeit in Schweinfurt tabu - jetzt stellen sich die Stadt und die Großbetriebe der Geschichte. Anders mainaufwärts in Haßfurt. Hier hat man lange verdrängt, dass Fritz Sauckel, einer der Hauptkriegsverbrecher der Nazizeit und bei den Nürnberger Prozessen zum Tod verurteilt, ein Sohn der Stadt ist. Sauckel hatte den Zwangsarbeitereinsatz im Dritten Reich organisiert. Er war für die Verschleppung und den Tod von Millionen Menschen zwischen 1939 und 1945 verantwortlich.
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