Goldhorn, eine slowenische Alpensage
Die wohl bekannteste Sage der Julischen Alpen, die Legende vom Goldhorn (Zlatorog), dem weißen Gamsbock mit den goldenen Hörnern, ist über die Grenzen Sloweniens hinaus bekannt. Die Sage erzählt vom Streben nach Macht und Reichtum, von der Kraft der Liebe und der menschlichen Schuld an der Vernichtung eines Naturparadieses. Julius Kugy hat die Sage in seinem Buch „500 Jahre Triglav“ nacherzählt. Im 19. Jh. diente sie dem Thüringer Rudolf Baumbach als Vorlage für ein episches Gedicht, das 1877 in Leipzig veröffentlicht wurde. Das von Karl Huck geschaffene Bild des weißen Gamsbocks mit goldenen Hörnern, aus dessen Blut die Triglav-Rose (→ s. o.) erblüht, hängt heute im Alpinen Museum in Innsbruck. Ein weiteres Bild von Rudi Kogej zum selben Thema ist im Trenta-Museum im Ort Trenta im Oberen Soča-Tal zu sehen.
... In alten, längst vergangenen Zeiten dehnte sich unterhalb des Triglav auf dem Hochplateau Komna und der Alm Jezerca ein Paradies aus, reich an saftigen Weiden und leuchtenden Blumenwiesen. Dies war das Reich der Schicksalsfeen (Rojenice), die den Neugeborenen im Soča-Tal die Gaben des Lebens in die Wiege legten. Diese weisen Frauen besaßen eine Herde weißer Alpenziegen, deren Anführer ein schneeweißer Gamsbock mit goldenen Hörnern war: Goldhorn. Seine goldenen Hörner waren der Schlüssel zu einem unermesslichen Schatz im Berg Bogatin. Die Schicksalsfeen hatten Goldhorn unverwundbar gemacht, weswegen kein Jäger - nach einschlägigen leidvollen Erfahrungen - wagte, ihn zu erschießen. Denn traf ihn eine Kugel, erblühte aus jedem Blutstropfen, der auf die Erde fiel, sofort eine rote Triglav-Rose. Aß der Bock nur ein Blättchen oder eine Blüte der Rose, wirkte diese wie Wundermedizin: Er wurde sofort geheilt und besaß noch größere Kräfte als vorher. In denselben Zeiten lebte im Soča-Tal, im Gasthaus an der Brücke, wo die Koritnica in die Soča mündet, eine schöne Wirtstochter. Diese liebte einen jungen Jäger aus dem Trenta-Tal, von dem man munkelte, dass er Liebling und Schützling der Schicksalsfeen sei und ihm im Triglav-Paradies nichts passieren konnte. Nun kehrten in dem für sein vorzügliches Essen berühmten Gasthaus auch venezianische Händler und Wanderkrämer auf ihrem Handelsweg von Venedig nach Tarvis gerne ein. Einem dieser galanten Händler gelang es, die Wirtstochter mit etwas Schmuck und großartigen Versprechungen von traumhaftem Reichtum für sich zu gewinnen. Der tief gekränkte junge Jäger, blind vor Eifersucht, entschloss sich, Goldhorn zu erschießen. Er wollte in den Besitz des Schlüssels zum Bergschatz gelangen und so die Wirtstochter wieder für sich gewinnen. Als er sich dem angeschossenen Goldhorn näherte, der gerade von der Triglav-Rose gegessen hatte, blendeten ihn in der Morgensonne die goldenen Hörner des mächtigen Bocks und Goldhorn stieß ihn in die Tiefe der Bergschlucht.
Die Wirtstochter, von dem lügnerischen Händler sitzen gelassen, sehnte sich wieder nach ihrem jungen Jäger. Umsonst. Nach Frühlingsbeginn schwemmte die Soča die Jägersleiche an der Flussbrücke an. Als die Hirten im Herbst ins Tal zurückkehrten, erzählten sie erschrocken von dem verlorenen Alpenparadies am Triglav. Die Feen hatten ihre Weiden und Wiesen für immer verlassen. Doch vorher hatte der zornige Goldhorn noch das traumhaft schöne Feenreich vernichtet und in eine öde Steinlandschaft verwandelt. In dem nackten Fels des Komna kann man noch heute die Abdrücke der Hörner sehen ...
Kranjska Gora
Der Touristenort liegt im breiten Sava-Dolinka-Tal und ist ein bekanntes Wintersportzentrum, Erholungsort und Ausgangspunkt für Bergtouren in die Julischen Alpen und die Karawanken. Der Ort, unterhalb des 1631 m hohen Hausberges Vitranc gelegen, ist für Aktivurlauber wie für Erholungsuchende gleichermaßen attraktiv.
Kranjska Goras Wahrzeichen - der Steinbock am Jasna-See
Kranjska Gora (ca. 1450 Einwohner), mit seinen umliegenden Dörfern am Rande des Nationalparks Triglav gelegen, ist das touristische Zentrum im Nordwesten Sloweniens. Der Ort ist bekannt für Weltcup-Skiwettbewerbe und sein nun komplett neues Nordisches Zentrum im nahen Planica (→ dort). Das Angebot an Hotels und Pensionen rundum ist groß, ebenso das Angebot an sportlichen Aktivitäten, ob im Sommer oder Winter.
Der Hausberg Vitranc ist vom Ortszentrum bequem über eine Vierer-Sesselbahn bis zur Mittelstation Vitranc 1 (ca. 1300 m) zu erreichen (Vitranc 2 auf 1576 m derzeit nicht in Betrieb) und bietet der gesamten Familie Vergnügen. Mit Tempo geht es auf der unterhalb des Vitranc 1 verlaufenden Sommerrodelbahn Besna Pehta ins Tal, Downhillfans und Freestyler holen sich auf den zahlreichen Rampen und Schanzen im Bike-Park ihren Adrenalinkick. Wer es eher unspektakulär mag, wandert auf Schusters Rappen wieder den Berg hinab.
Zum Baden lockt der nahe, ca. 1,5 km entfernte malerische und neu gestaltete Jasna-See mit seinem Wahrzeichen, dem Steinbock auf einem Fels. Da er von Gebirgsbächen gespeist wird, erwärmt sich sein Wasser allerdings auch im Sommer nur auf frische 18 bis 20 °C.
Das Freizeitangebot in der Natur ist groß: im Sommer Bergwandern oder Fahrradtouren auf einem gut markierten, großen Streckennetz, längere oder kürzere Spaziergänge im Oberen Sava-Dolinka-Tal oder eine Wanderung am Pišnica-Fluss über weiße Kieselsteine nach Vršič.
Kekec, der kleine Bergheld
Für Kinder ist Kranjska Gora ein besonderer Platz, hier entstand Josip Vandots Märchen von Kekec, dem Hirtenjungen, Sloweniens beliebteste Kindererzählung: Kekec, der in der Bergwelt lebte, befreite sich mit Mut und Schläue aus vielen Schwierigkeiten. Weitere Märchenhelden neben Kekec sind der weise Vitranc, das liebe Mädchen Mojca, der verängstigte Rožle, die geheimnisvolle Tante Pehta und der böse Bedanc ... Kranjska Gora bietet Kindern ein vielfältiges Animationsprogramm (→ Basis-Infos/Kinder).
Im Winter verwandelt sich Kranjska Gora in ein lebhaftes Skizentrum für Jung und Alt. Im Tal locken Langlauf-Loipen und eine künstliche Eislauffläche vor dem Hotel Kompas (der Jasna-See ist leider zu gefährlich!). Auf den Hängen des Vitranc kann man snowboarden und natürlich Ski fahren, wo jährlich auch der Weltcup im Riesenslalom der Herren stattfindet. Der Traum, die Olympischen Winterspiele 2006 in diese Region zu holen, platzte wie so vielerorts. Als kleiner Trost blieb die nun jährlich Anfang September steigende Party auf dem Berg Peć im Dreiländereck, die von den ehemaligen Bewerbern veranstaltet wird.
Trotz des gewaltigen Bettenangebots (über 8000) ist Kranjska Gora keine reine Touristenhochburg. In der verkehrsberuhigten Zone im alten Ortskern wirkt das Dorf, das im 11. Jh. von Kärntnern gegründet wurde, richtig sympathisch. An Ständen werden Souvenirs, Obst und Gemüse verkauft, es gibt viele kleine Läden, gemütliche Restaurants und Kneipen. Alte Bauernhäuser mit Holzdächern und kleinen Gärten blieben erhalten, im Winter wird mit Holz geheizt - eine fast ländliche Idylle, kaum hundert Meter von den ersten Großhotels entfernt. Auffallend ist auch die Ortskirche. Der Kirchturm stammt aus romanischer Zeit, Jahrhunderte später (1510) errichteten die Bewohner ein paar Meter daneben die spätgotische Kirche. 1837 verband man Kirche und Turm mit einer Kapelle. Der Baustil des Liznjekova domačija (Liznjek-Haus, Borovška cesta 63) aus der zweiten Hälfte des 17. Jh., heute ein Ethnografisches Museum), ist typisch für das damalige Kranjska Gora: Bogentür und verzierter Holzbalkon, das Innere noch mit Originalmöbeln ausgestattet. Gezeigt werden im Haupthaus neben Möbeln alte Trachten sowie allerlei zu Kekec, der schöne Heustadel gegenüber wird für kulturelle Zwecke genutzt.
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