Er stellte mir sogar ein paar Fragen über meine Arbeit, mein Leben in Hartford und zu meiner Freundschaft zu Mark und wie wir uns über gemeinsame Freunde kennengelernt hatten. Doch nicht lange danach wurde er unruhig. Er drehte den Kopf, als lausche er nach etwas Speziellem.
»Wo ist Brady?«
»Missy und er sind genau zu unserer Linken, etwa zwanzig Meter entfernt«, sagte ich ihm. »Sie stöbern und schnüffeln immer noch herum und haben Spaß.« Aber ich konnte Isaac ansehen, dass er ein wenig nervös war. Daher rief ich die Hunde zu uns, nahm eine Flasche Wasser und einen Kunststoffbehälter aus meinem Rucksack und gab ihnen etwas zu trinken.
»Schleppen Sie immer eine Wasserschüssel mit sich herum?«, fragte Isaac belustigt.
»Jepp«, antwortete ich grinsend. »Und auch eine Flasche für Sie und für mich«, sagte ich, als ich ihm eine Flasche reichte. »Es ist nur Wasser«, fügte ich hinzu. »Nicht besonders kalt, aber immerhin etwas zu trinken.«
Isaac lächelte mir dünn zu und bedankte sich leise. Nachdem er getrunken hatte, gab er mir die Flasche wieder. »Ich würde jetzt gern nach Hause gehen.«
»Ja, natürlich«, erwiderte ich. Ich sah zu, wie Isaac Brady rasch wieder das Geschirr anlegte. Seine Finger strichen über die vertrauten Lederschließen und -riemen und ich bewunderte, wie fähig und unabhängig er war. Ich stellte fest, dass ich ihn anlächelte.
»Ich hatte heute Nachmittag eine tolle Zeit«, sagte ich. »Wir sollten das wiederholen.«
Isaac erstarrte einen Moment. »Ähm…«
Ich überspielte es rasch, indem ich Missy ordentlich klopfte. »Aber ich glaube, Missy und Brady hatten am meisten Spaß. Nun, da Dr. Fields aufgehört hat, habe ich auf der Arbeit so viel zu tun, dass ich Missy nicht so viel Aufmerksamkeit widmen konnte, wie sie es gewohnt ist. Also war das heute gut für sie.«
Stumm stand Isaac auf und wandte sich in Richtung des Wegs, den wir hergekommen waren. Ich verstand das als Zeichen zum Aufbruch. Wir waren bereits auf halbem Weg zu seinem Haus, als er mich fragte, ob Dr. Fields nun offiziell im Ruhestand war.
»Seit gestern.«
Seine Stimme war leise. »Oh.«
»Ich bin mir sicher, dass er in der Klinik anrufen wird, um sich zu erkundigen, wie wir ohne ihn zurechtkommen«, sagte ich in dem Versuch, ihn aufzumuntern. »Ich kann ihn bitten, sich bei Ihnen zu melden, wenn Sie mögen?«
Isaac zog die Augenbrauen zusammen. »Das ist es nicht«, sagte er. »Ich möchte nicht, dass Sie glauben, dass ich Ihre Behandlung für Brady unterlaufe.«
Ich lächelte. »Isaac, Dr. Fields war Ihr Freund, ja?«
»Äh«, begann er unsicher. »Ich schätze schon?«
»Dann rufen Sie ihn an«, riet ich ihm. »Als Freund. Fragen Sie ihn, wie es mit dem Golfen läuft.«
Isaac schnaubte. »Was weiß ich schon von Golf?«
Ich lachte leise. »Sie müssen gar nichts wissen. Sie müssen ihm nur zuhören, wenn er darüber redet.«
Da lächelte er und erkundigte sich nach meiner Arbeit, was ich mochte, was nicht, wie ich mit den Leuten zurechtkam. Es fiel mir leicht, mit ihm zu reden - wenn er sich erst mal entschied, sich zu unterhalten, hieß das. Isaac war ein verwirrender Mann. Er wirkte so offen. Doch dann - aus Gründen, die nur er kannte – verschloss er sich. Er war ein Rätsel. Er war faszinierend.
Wir kamen bei ihm zu Hause an und die Unterhaltung lief glatt, bis er mich fragte, wie ich die Arbeit mit den übrigen Mitarbeitern fand. »Ich habe meistens mit Rani und Kate zu tun, wenn ich anrufe«, sagte er. »Wenn ich überhaupt mal anrufen oder eine Nachricht für Max hinterlassen musste.«
»Oh«, sagte ich und lehnte mich an die Küchenbank. »Rani ist meine Assistentin, sehr gut, sehr professionell. Kate am Empfang ist kompetent, aber…« Ich war mir nicht sicher, warum ich es erwähnte. »Aber ich glaube, sie ist ein bisschen in mich verknallt.«
Isaac legte Bradys Geschirr auf den Tresen und drehte sich zu mir um. »Oh. Woher wissen Sie das?«
Ich lachte verlegen auf. »Sie hängt in meiner Nähe herum, starrt mich an, kichert, wird rot. So in der Art.«
Isaac drehte hölzern das Gesicht von mir weg. Ich versuchte, seinen Ausdruck einzuschätzen, aber seine stoische Miene war zurückgekehrt. »Dann sollten Sie sie bitten, mit Ihnen auszugehen.«
Und da war es. Ich zögerte einen winzigen Augenblick, überlegte, ob ich ihm sagen sollte, dass ich schwul war oder nicht, und am Ende gewann die Ehrlichkeit. »Na ja, sie ist nicht unbedingt mein Typ…«
»Warum nicht?«, fragte Isaac scharf. Er schnaufte. »Ich hätte Sie nicht für voreingenommen gehalten, Carter.«
Sein schneidender Tonfall überraschte mich. »Wie bitte?«
»Was ist es, was Ihnen an ihr nicht gefällt?«, fragte er kalt. »Ist sie zu blond? Nicht blond genug? Zu groß, zu klein? Wissen Sie, jemanden nach seinem Aussehen zu beurteilen, ist…«
»Gott, sind Sie damit fertig, mich zu maßregeln?«, fuhr ich ihn an und unterbrach ihn damit mitten in seinem Monolog. »Nein, ich beurteile Menschen nicht nach ihrem Äußeren, vielen Dank auch. Und es geht Sie zwar wirklich nichts an, aber wenn Sie es unbedingt genau wissen wollen: Sie ist nicht mein Typ, weil sie eine Frau ist.«
Ich sah die Überraschung auf seinem Gesicht. Zuerst, weil ich mich gegen ihn aufgelehnt hatte, dann, weil er begriff, was ich gerade gesagt hatte. Frauen waren nicht mein Typ. Sein Mund klappte auf, dann schloss er ihn wieder und jede Farbe schien aus seinem Gesicht zu weichen, während er gleichzeitig rot anlief.
»Oh«, war alles, was er herausbrachte.
Seine plötzlichen Stimmungsschwankungen und seine Reizbarkeit überforderten mich vollkommen, aber sosehr ich ihm die Meinung sagen wollte, konnte ich es nicht. Er war ein Patientenbesitzer, ein Kunde. Und ich hatte mich gerade als schwul geoutet. Also behielt ich meinen Ärger für mich und blieb bei der Wahrheit.
»Sie werfen mir vor, andere Menschen zu verurteilen, Isaac. Und trotzdem glauben Sie, mich verurteilen zu können.«
»Nein, ich…«, setzte er an, aber ich wollte es nicht hören.
»Es tut mir leid, Isaac«, sagte ich, während ich die Küche verließ. »Ich sollte gehen.« Ich holte meinen Rucksack, rief Missy und schloss lautstark die Tür hinter mir, sodass er wusste, dass ich gegangen war.
Ja, Isaac war verwirrend, rätselhaft und sogar faszinierend.
Aber er war außerdem ein verdammt launischer Bastard.
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