Isaac grinste. »Bank, auf zehn Uhr, dreißig Meter. Ganz einfach, sehen Sie?«
Ich lächelte ebenfalls. »Stimmt.«
Wir erreichten die Bank. Ich sah zu, wie Isaac mit der Hand über die Lehne fuhr, dann über die Sitzfläche, bevor er Platz nahm. Kleinigkeiten wie die Tatsache, dass die Sitzfläche tatsächlich da war, waren etwas, was ich immer für selbstverständlich annahm. Ich bewunderte, wie geschickt er war.
»Frei von Vogelscheiße«, versicherte ich ihm witzelnd. »Versprochen.«
Isaac lachte leise in sich hinein. »Ja, danke.« Er setzte sich neben mich und Brady positionierte sich gehorsam zu seinen Füßen.
Missy saß neben mir und sah sich eifrig im Park um. Es gab weitere Besucher – Familien, Kinder, andere Hunde. Es war eine große Anlage mit einem Spielplatz für die Kinder und schattigen Sitzgelegenheiten. Unübersehbar ein beliebter Platz, der Teil dieses Vorortes war.
»Es ist viel los«, sagte ich.
»Ist es immer«, sagte Isaac. »Auch wenn es schon eine Weile her ist, dass ich zuletzt hier war.«
Ich fragte mich, ob bei dieser Gelegenheit seine alte Blindenhündin Rosie bei ihm gewesen war, aber das war kaum ein Thema, dass ich gleich am Anfang unseres Nachmittags anbringen wollte.
Daher drückte ich mich anders aus. »Ist Brady zum ersten Mal hier?«
Isaac nickte, erwiderte jedoch nichts.
»Nun«, sagte ich ausweichend. »Sobald er einmal den Weg kennt, wird er sich gut zurechtfinden. Sie können jederzeit herkommen.«
»Hmm«, war alles, was er erwiderte, auch wenn ich den vagen Eindruck bekam, dass er wohl nicht so schnell allein herkommen würde.
»Wie dem auch sei«, sagte ich nach kurzem Schweigen. »Erzählen Sie mir von Ihrer Arbeit.«
»Meine Arbeit?«
»Ja, erzählen Sie mir von einem typischen Tag auf der Arbeit.«
Meiner Bitte schien ihn ein wenig zu verblüffen. »Na ja, ich fange gegen acht Uhr dreißig an, die erste Stunde beginnt um neun. Ich unterrichte die englische Brailleschrift, sowohl wie man sie liest als auch wie man sie schreibt. Daher kann es um die Theorie gehen oder um Klassenarbeiten, die vorzubereiten sind.«
»Wie alt sind Ihre Schülerinnen und Schüler?«
»Von sechs bis sechszehn«, antwortete er. »Ich unterrichte Klassen unterschiedlichen Alters.«
»Was ziehen Sie vor?«
Isaac seufzte. »Kommt darauf an. Wir haben Hörbücher, aber ich liebe es, wenn die jüngeren Kinder lernen, Braille zu lesen. Es ermöglicht ihnen, eine ganz neue Welt zu erkunden, aber ich liebe es auch, wenn die älteren die Klassiker zu schätzen lernen, wissen Sie?«
Ich grinste. »Klingt großartig.«
»Was ist mit Ihnen?«, fragte er. »Warum Tierarzt?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Ich liebe Tiere. Manchmal sind sie mir lieber als Menschen. Sie sind weniger kompliziert.«
Isaac lachte. »Ich schätze, das sind sie.«
Ich seufzte lächelnd. »Ich wollte nie etwas anderes machen.«
Isaac schwieg eine Weile und lauschte, wie ich schließlich begriff, auf die Geräusche im Park. »Ich lasse Missy los, damit sie ein bisschen laufen kann«, sagte ich, als ich Missys Leine löste und ihr bedeutete, dass sie spielen gehen konnte. Sie tat es natürlich, die Nase am Boden, die Rute in der Luft. Ich sah zu Brady, der gehorsam an Isaacs Seite saß. »Darf Brady spielen?«, fragte ich. Isaac wandte mir ruckartig das Gesicht zu, auch wenn er nicht antwortete. Meine Frage hatte ihn offenbar überrascht. Daher fügte ich rasch hinzu: »Oder ist er an bestimmte Arbeitszeiten gebunden? Ich weiß nicht so genau, wie das abläuft.«
Isaac holte tief Luft und schluckte. »Hm, ich denke, er könnte…«, wich er unsicher aus. Dann löste er zögernd Bradys Geschirr. Nach einem einfachen Handzeichen sah Brady sich um und wanderte davon.
»Ich werde ihn nicht zu weit weglaufen lassen«, versicherte ich Isaac. »Er läuft gerade mit Missy zu den Bäumen.«
Isaac neigte den Kopf. »Es ist voller hier, als ich es in Erinnerung hatte.«
Ich ließ den Blick über die Parkanlage schweifen, wenn auch ohne die Hunde allzu lange aus den Augen zu lassen. »Wann waren Sie zum letzten Mal hier?«
»Oh, das ist eine ganze Weile her, denke ich«, erwiderte er leise. »Mehr als zwei Jahre.«
Meine Vermutung war also richtig gewesen. Beim letzten Mal war er mit Rosie hier gewesen. »Nun«, begann ich. »Rechts von Ihnen sind ein paar Spielgeräte, die neu aussehen. Ungefähr auf zwei Uhr«, korrigierte ich mich. »Und an der hinteren Grenze auf zwölf Uhr gibt es eine Gartenanlage, die auch recht neu wirkt.«
»Auf elf Uhr haben sich ein paar Leute versammelt«, fügte Isaac hinzu. »Ich würde sagen, irgendetwas zwischen fünf und zehn Personen.«
Ich lächelte. »Stimmt genau. Sieht nach einem Kindergeburtstag aus. Sie sind im Grillbereich.«
»Es gibt einen Grillbereich?«
Ich lachte leise. »Also ist der auch neu.«
Isaac lächelte schief, doch dann seufzte er. »Wie gesagt, es ist eine Weile her.«
»Werden Sie wieder herkommen? Mit Brady?«, fragte ich. Ich beobachtete sein Gesicht, auch wenn sich sein Ausdruck selten veränderte.
Er zuckte mit den Schultern. »Vielleicht.«
Ich wollte ihn nicht bedrängen, daher ließ ich das Thema fallen. Doch dann sagte er: »Wompatuck State Park, draußen an der Route 228, ich bin früher mit dem Bus dorthin gefahren. Dort habe ich immer die Wege genommen, die an den Teichen entlangführen. Die Geräusche des Wassers und die Vogellaute sind fantastisch.«
Ich dachte darüber nach. Ich bin früher mit dem Bus dorthin gefahren. »Moment. Sie sind allein gefahren?«
Er wandte mir das Gesicht zu.
Ich schüttelte den Kopf, konnte es immer noch nicht ganz glauben. »Sie sind allein wandern gegangen, durch die Wälder und an den Seen entlang?«, fragte ich erneut und er nickte. Ich lachte ungläubig auf. »Ich weiß nicht, ob Sie tapfer oder wahnsinnig sind.«
Und dann geschah es. Isaac Brannigan lächelte. Kein Feixen, kein überhebliches Grinsen, sondern ein aufrichtiges Lächeln.
Und wenn er vorher schon wunderschön gewesen war, machte ihn dieses Lächeln zu etwas Besonderem. Draußen im gedämpften Sonnenschein, mit Licht in den Haaren und im Gesicht, war er überwältigend. Er hatte perfekte Zähne und rosige Lippen und sein ganzes Gesicht leuchtete.
Natürlich trug er seine Sonnenbrille und ich überlegte, wie er ohne sie aussehen mochte. Ich fragte mich, ob ich es je erfahren würde.
Er lächelte nach wie vor. »Na ja, ich weiß nichts von Tapferkeit, und wenn ich wahnsinnig wäre, würde ich es zugeben?«
Ich lachte. »Vermutlich nicht.« Dann erkundigte ich mich. »Haben Sie das wirklich getan? Allein wandern gegangen?«
»Anfangs mit Hannah oder einer Gruppe aus der Schule, aber normalerweise mit einer Person, die sehen kann.« Da erstarb sein Lächeln. »Ich hatte natürlich einen Hund. Und einen Stock.«
Ich war ziemlich sicher, zu wissen, über welchen Hund er sprach. Aber da er ihn zuerst erwähnt hatte, hielt ich es für eine gute Gelegenheit, um nachzuhaken. »Einen Hund?«
Isaac lächelte traurig. »Ihr Name war Rosie. Sie kannte jeden Weg, jeden Pfad.« Er seufzte leise und wandte das Gesicht ab.
Ich konnte erkennen, dass die schiere Erwähnung seiner vorherigen Blindenhündin ausreichte, um ihn aufzuwühlen. Seine gute Laune war verschwunden, also entschied ich, den Schwerpunkt der Unterhaltung zu verlagern.
»Ich bin früher auch wandern gegangen. Ich glaube, das habe ich schon erwähnt«, sagte ich gelassen. »Früher in Hartford bin ich an meinen freien Tagen und an den Wochenenden immer hoch in die Berge gestiegen und habe gezeltet. Das war meine Welt jenseits der Welt, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
Isaac nickte, erwiderte jedoch nichts.
Also redete ich weiter. Ich erzählte ihm von ein paar Campingabenteuern, die ich erlebt hatte, und von der einen katastrophalen Gelegenheit, bei der mein bester Freund Mark entschieden hatte, mich zu begleiten. Während ich weiterplapperte, unterbrach ich mich ein oder zwei Mal, um die Hunde zurückzurufen – sie liefen nie allzu weit weg – und es dauerte nicht lange, bis ich Isaac wieder zum Lächeln gebracht hatte.
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